THQ Nordic ist ja schon irgendwie schlau. Die kaufen billig fast vergessene Spielemarken ein und verdienen dann an überwiegend alten Fans ihr Geld, indem sie Minimal-Remasters wie Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning oder nette, aber nicht weltbewegende Erweiterungen für Spiele wie Titan Quest rausbringen.
Das meine ich gar nicht so abfällig, wie es jetzt vielleicht klingen mag. Wenn plötzlich ohne jede Vorwarnung, anderthalb Jahrzehnte nach dessen erster Veröffentlichung, eine neue Erweiterung zu Titan Quest rauskommt, dann freue ich mich darüber und motze nicht. Eternal Embers heißt die aus vier Akten bestehende Bonus-Kampagne, die sich etwas gestreckt anfühlt und zu wenig Gegnervielfalt pro Areal bietet. Wie gesagt, nicht perfekt eben, aber halt doch willkommener neuer Content in einem Action-RPG, das kein richtiges Endgame hat.
Aber auch ohne diese oder die beiden anderen Erweiterungen von THQ Nordic macht Titan Quest heute noch echt Spaß. Ja, der Zahn der Zeit hat zweifelsohne ein paar hässliche Spuren hinterlassen: Die Spielwelt ist einigermaßen ansehnlich gealtert, Charaktermodelle und Animationen sind es nicht. Titan Quest unterscheidet viel von seinen Genre-Kollegen, vom Charaktersystem über das Setting bis zu seinen umwerfend riesigen, weitläufigen Spielumgebungen in jedem Kapitel.
Das übt auch heute noch einen Reiz aus, sonst würden es 15 Jahre später deutlich weniger noch aktiv zocken. Den Höchststand von fast 20.000 Spielern verzeichnete die Anniversary Edition bei Steam erst vor drei Monaten. Auch das eine Ecke modernere Grim Dawn, das aus Titan Quest hervorging und viele Spielelemente daraus übernimmt, erfreut sich an einer aktiven Community und über 58.000 Steam-Wertungen, von denen stolze 93 Prozent positiv sind.
Der Autor: Seit dem ersten Diablo klickt Sascha Penzhorn regelmäßig Heerscharen von Monstern zu Tode. Action-RPGs gehören zu seinen Lieblingsgenres, weshalb er über die Jahre auch immer wieder mal exotische Titel wie Darkstone, Lamentation Sword oder Record of Lodoss War (Dreamcast) gespielt hat. Weil er Freiheit und Komplexität in der Charaktergestaltung bevorzugt, fühlt er sich stärker zu Titeln wie Path of Exile und weniger zu Diablo 3 hingezogen. Durch Titan Quest dreht er inzwischen bevorzugt auf der Nintendo Switch seine Runden. Das eignet sich auch im Hosentaschenformat hervorragend für gelegentliche Ausflüge in die Antike, so lange man die Finger vom seit Jahren auf dieser Plattform unspielbar kaputten Multiplayer lässt.
Sandalen statt Teufel
Recht häufig bekommt man es in Action-RPGs mit Untoten, Dämonen und den Legionen der Hölle zu tun. Klar, Diablo macht’s vor, Konkurrenten wie Path of Exile weichen davon nicht allzu stark ab. Genau deshalb fühlt sich das antike Setting von Titan Quest aber bis heute so frisch an: Hier galoppieren Zentauren durch riesige Getreidefelder, Satyrn setzen Farmen in Brand, ihr kloppt euch mit Zyklopen und antiken Gottheiten, während ihr euch durchs antike Griechenland, Ägypten und über die Chinesische Mauer prügelt. Das ist neben Action auch immer eine Portion Sightseeing.
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