Mythologie ist wie griechischer Wein: Sie wird mit den Jahren nur besser. Wer käme je auf die Idee, dass der ganze Schlamassel um Troja und die schöne Helena heutzutage keine Geschichte mehr wert ist, nur weil er ein paar Jährchen auf dem Buckel hat? Titan Quest ist nicht ganz so alt, aber trotzdem legendär - als einer der besten Diablo-Konkurrenten aller Zeiten. Mit einem Addon elf Jahre später hätten wir dann aber doch nicht gerechnet!
Nur ist Titan Quest Ragnarök auch wirklich ein Grund zur Freude? Schafft es der neue Entwickler Pieces Interactive (Magicka 2), an die Größe des Originals anzuknüpfen, nachdem die ursprünglichen Macher längst zu Grim Dawn weitergewandert sind? Und ist Titan Quest nach all der Zeit überhaupt noch so gut, wie es uns die Stimme der Nostalgie weismachen will?
Titan Quest hat's immer noch drauf
Erste Erkenntnis beim Start von Ragnarök: Titan Quest ist überraschend gut gealtert! Das liegt vor allem an der aufgebohrten Anniversary Edition. Die hat der neue Publisher THQ Nordic als Vorbereitung auf Ragnarök veröffentlicht, wir brauchen sie daher auch als Grundspiel - das alte Original reicht nicht. Aber die Neuauflage wollen wir sowieso nicht missen, schaltet sie doch unter anderem moderne Auflösungen frei. Damit sieht Titan Quests atmosphärische Mythenwelt sogar heute noch richtig hübsch aus!
Und spielmechanisch bleibt das Spiel ein erstklassiges Hack'n'Slay. Vor allem wegen seiner frei kombinierbaren Fähigkeitsbäume, mit denen wir unsere ganz eigene Klasse aus zwei Meisterschaften erschaffen. Ganz taufrisch ist es aber natürlich nicht mehr. Die Animationen könnten etwa besser sein, und trotz der hochwillkommenen neuen Spielgeschwindigkeits-Option schneidet sich unser Held nicht ganz so flüssig und rasant durch die Monstermassen wie in einem Diablo 3. Unter anderem, weil so manche moderne Komfortfunktion fehlt.
Zum Beispiel können wir Fähigkeiten nicht einfach mit einem Knopfdruck auf unser Ziel schleudern, sondern müssen immer nochmal per Mausklick bestätigen. Aber so wie ein Diablo 2 ohne moderne Bequemlichkeiten selbst heute noch voll spielenswert ist, gilt das nach wie vor auch für Titan Quest.
Hack'n'Slay in der schwäbischen Alb
Titan Quest Ragnarök schlägt ein neues mythologisches Kapitel auf: Raus aus Griechenland, ab in den Norden! Die Asen um Thor und Odin haben sich gegen ihre Anhänger gewandt. Weil keiner so gut mit göttlichen Bedrohungen kann wie wir, sollen wir in den germanischen Landen nach dem Rechten sehen. Eine erstklassige Wahl für ein weiteres Titan-Quest-Szenario!
Der neue fünfte Akt schafft so den Spagat, gleichermaßen dem mythischen Flair des Originals treu zu bleiben und ihm trotzdem jede Menge kalten, frischen Nordwind einzuhauchen. Und mit um die zehn Stunden ist er angenehm umfangreich - Reaper of Souls hatten wir schneller durch.
Grim Dawn und Konsorten:Die besten Diablo-Alternativen
Die neuen Gebiete wie der Teutoburger Wald und die schwäbische Alb sind gleichermaßen umfangreich wie stimmungsvoll. Ragnarök leistet sich aber auch ein paar Schnitzer und Längen. Gerade zu Beginn schlagen wir uns viel zu oft mit Banditen, Wölfen und Druiden herum, statt die interessanteren Aspekte der nordischen Mythologie zu erkunden. Checkpoints liegen manchmal frustrierend weit auseinander und nicht jede Quest kann zünden. So müssen wir uns doch durch die eine oder andere monotone Durststrecke prügeln, bevor's wieder spannend wird - schade!
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