Total War: Der neue Schlachttyp ist genau das, was Warhammer 3 unbedingt braucht

Meinung: Als große Neuerung wurden für Warhammer 3 Überlebens-Schlachten angekündigt. Klingt nicht nach viel - ist aber genau die richtige Idee.

Es gibt ein ungeschriebenes Total-War-Gesetz: Als erstes bekommen wir immer Schlachtfeld-Gameplay zu sehen. Erst danach erfahren wir, was sich die Entwickler für die Kampagnenkarte überlegt haben.

Das war bei Three Kingdoms so, bei Troy und gilt jetzt auch für Warhammer 3. Creative Assembly hat erstes Gameplay zum dritten Teil des Fantasy-Total-War enthüllt und ich durfte einige Tage vorher sogar bereits selbst reinspielen. Einen neuen Trailer gab es auch zu bestaunen - den man nicht weniger als packend bezeichnen kann:

Total War: Warhammer 3 - Neuer In-Engine-Trailer sorgt mit düsteren Massenschlachten für Gänsehaut Video starten 2:51 Total War: Warhammer 3 - Neuer In-Engine-Trailer sorgt mit düsteren Massenschlachten für Gänsehaut

Doch trotz des fesselnden Trailers kam mir der selbe Gedanke wie vielleicht euch gerade: Was soll sich denn an den Schlachten noch groß ändern? Warhammer 3 wird immerhin da weitermachen, wo Warhammer 2 aufgehört hat und soll ja auch kompatibel bleiben. Da werden keine weltbewegenden Innovationen möglich sein.

Und im Kern stimmt das auch. An der Art und Weise, wie sich die Gefechte in Warhammer 3 spielen, hat sich nichts geändert. Wer sich fragt, was euch spielerisch dort erwartet, muss nur einen Blick in beide Vorgänger werfen. Das klingt gerade negativer, als ich es meine. Die Schlachten waren immerhin nie das Problem von Total War: Warhammer.

Hier gibt es epochale Massengefechte mit herrlich unterschiedlichen Fraktionen, Scharen von Untoten, Drachen, Abscheulichkeiten und Magie. Und von all dem liefert Warhammer 3 eben noch mehr. Deshalb ging es bei der Gameplay-Präsentation auch gar nicht um spielerische Details. Es ging um einen vollkommen neuen Schlachtmodus - den Überlebensgefechte.

Der Autor

GameStar-Redakteur Fabiano Uslenghi spielt schon fast 20 Jahre lang Total War. Mit Rome hat es angefangen und seither gehört die Reihe zu seinen steten Begleitern. Er weiß die historischen Ableger genauso zu schätzen wie den fantasievollen Wahnsinn, der ihn bei Warhammer erwartet. Vor allem liebt er das Gefühl, sich mit seiner ehrbaren Streitmacht einer überlegenen, finsteren Brut entgegenzustellen. Egal ob Vampire oder Chaos, sie werden alle seine Klinge schmecken! Warhammer 3 verspricht ihm nun, den ultimativen Kampf gegen das Böse zu führen und das letzte Gefecht zu fechten. Wie könnte er da nicht vorfreudig sein?

Und auch hier muss man sagen - das ist jetzt nicht die ganze hohe Kunst des Spieldesigns. Trotzdem haben mich diese neuen Gefechte beim Anspielen sofort mitgerissen und große Erwartungen an Warhammer 3 geweckt. Denn selbst wenn dahinter keine unheimlich neuartige Idee steckt - sie sind ein Beweis dafür, dass Creative Assembly Warhammer 3 in die absolut richtige Richtung marschieren lässt.

Worum geht es in dem neuen Schlachtmodus eigentlich?

Ist ja schon gut. Ihr wollt jetzt wissen, was diesen neuen Modus genau auszeichnet. Hier kommt ohne Umschweife die Antwort:

Die Überlebensgefechte sind ein neuer Schlachttypus in Warhammer 3, der ausnahmslos im Reich des Chaos stattfindet. Ihr habt ja sicherlich schon mitbekommen, dass die vier Chaosgötter Khorne, Slaanesh, Nurgle und Tzeentch alle ihre eigene Fraktion bekommen und ihr eigenes Chaosreich. Falls nicht, guckt in unsere Info-Übersicht zu Warhammer 3. Dort stellen wir jede Fraktion genau vor:

Doch wie besiegt man einen Chaosgott? Diese Frage stellen sich vor allem die beiden sterblichen Fraktionen in Warhammer 3. Also Kislev und Cathay. Letztlich bleibt ihnen keine andere Wahl, als direkt ins Herz der Chaosdimension eines der Götter vorzustoßen und sich seinem Champion zu stellen.

Dieser finale Vorstoß ins Chaosreich ist der Zeitpunkt, an dem eine Überlebensschlacht stattfindet. Ihr werdet sie also höchstwahrscheinlich erst sehr spät in der Kampagne erleben. Und braucht dafür am besten auch eine gut gewappnete Armee.

Khorne selbst tritt nicht auf. In seinem Reich ist die Präsenz des Gottes aber überall spürbar. Khorne selbst tritt nicht auf. In seinem Reich ist die Präsenz des Gottes aber überall spürbar.

In einer Überlebensschlacht sind die beiden Gegenpartien nämlich nicht fair verteilt. Hier kämpft ihr gegen schier endlose Horden. Ihr müsst euch jeder Abscheulichkeit stellen, die der Herrscher über diese Domäne zu Verfügung hat.

In der Chaosdimension gelten schlicht andere Gesetze, als wir es bei Total War gewohnt sind:

  • Kontrollpunkte erobern: In einer Überlebensschlacht arbeitet ihr euch mit euren Truppen Stück für Stück auf das Zentrum des Chaos vor. Im Falle von Khorne also die Messingzitadelle. Davor warten drei Kontrollpunkte, die es erst zu erobern und dann gegen Wellen an Feinden zu verteidigen gilt. Jeder eroberte Kontrollpunkt hebt einen negativen Effekt auf.
  • Verteidigungsanlagen errichten: Sobald ein Kontrollpunkt euch gehört, könnt ihr an zahlreichen Orten Befestigungen errichten. Entweder Türme, die Pfeile oder Magie schleudern oder Wälle und Rampen. Anders wäre den Heerscharen des Chaos kaum Widerstand zu leisten.

Die Flagge markiert der Eroberungspunkt. Die grünen Hammer zeigen Bauplätze an. Der Balken oben zeigt, wie viel Prozent der feindliche Welle noch bestehen. Links daneben seht ihr die vorhandenen Ressourcen und welche Debuffs bereits bereinigt wurden. Die Flagge markiert der Eroberungspunkt. Die grünen Hammer zeigen Bauplätze an. Der Balken oben zeigt, wie viel Prozent der feindliche Welle noch bestehen. Links daneben seht ihr die vorhandenen Ressourcen und welche Debuffs bereits bereinigt wurden.

  • Ressourcen sammeln: Gebäude bauen kostet Ressourcen. Die bekommt ihr, wenn ein Kontrollpunkt erobert wird oder indem eure Truppen Gegner besiegen. Je besser die Verteidigungsanlage, um so mehr Ressourcen sind für den Bau nötig.
  • Truppen verbessern: Ressourcen lassen sich auch einsetzen, um Soldaten zu stärken. Ihr könnt sie also heilen, Munition aufstocken aber auch Ausrüstung wie Waffen oder Rüstungen verbessern.
  • Verstärkung rufen: Selbst einer komplett aufgestockte Armee werden irgendwann die Soldaten ausgehen. Ihr könnt aber auch Ressourcen ausgeben, um vorbestimmte Verstärkung an einen der Kontrollpunkte zu teleportieren. Je mehr Kontrollpunkte uns gehören, um so hochwertigere Truppen stehen uns zur Verfügung.

Sobald der letzte Kontrollpunkt euch gehört, erscheint der Champion des Chaosgottes. Besonders machtvolle Dämonen, die einen letzten Ansturm anführen. Gelingt es euch, den Champion zu besiegen, habt ihr das Gefecht ums Überleben gewonnen.

Eine Endschlacht wie bei Herr der Ringe

Diese Gefechte haben bereits in meiner Anspielrunde wunderbar funktioniert. Sie boten eine knackige Herausforderung, die jederzeit auch ganz böse hätte ausgehen können. Um so erfreuter war ich, als der hünenhafte Dämon von meiner Anführerin Katarin und ihrem gewaltigen Bären aus Eis schließlich gefällt wurde.

Knietief in den den blutigen Körpern der Dämonenbrut stand die Eiszauberin da, während ich in meinem Sitz zurücksank und eine Welle der Erleichterung über mich hinwegschwappte. Es war getan.

Der mächtige, elementare Bär kann erst am letzten Checkpoint gerufen werden. Verstärkung muss nicht in der Kampagne ausgebildet werden, sondern bekommen wir quasi »umsonst«. Welche Truppen genau, hängt vom legendären Lord ab. Der mächtige, elementare Bär kann erst am letzten Checkpoint gerufen werden. Verstärkung muss nicht in der Kampagne ausgebildet werden, sondern bekommen wir quasi »umsonst«. Welche Truppen genau, hängt vom legendären Lord ab.

Und in diesem Moment wurde mir klar, dass es gar nicht so wichtig war, ob diese Gefechte innovativ konzipiert oder gut designt waren. Diese Überlebensgefechte sind eine Repräsentation der Fantasie und des Storytellings, das uns in Warhammer 3 erwartet.

Denn Warhammer 3 wird die finale Schlacht. Es wird das vereinte Aufbäumen gegen das Chaos, das jetzt mit seiner vollen Macht zuschlägt. Keine unvollständigen Invasionen von Hordetruppen mehr. Hier geht es um einen schier endlosen Heerwurm aus Dämonen, der alle Aspekte der Chaosgötter ins Reich der Sterblichen trägt.

Über die Warhammer 3 Kampagne wissen wir noch wenig. Doch wir wissen zumindest, dass sie in einem so fulminanten Spektakel endet, wie ich es bei meinem Kampf ums Überleben in Khornes höllischer Domäne erlebt habe. Warhammer 3 wird mit Haut und Haaren der dritte Akt einer epischen Geschichte.

Heerscharen an Dämonen treffen auf die entschlossenen Soldaten aus Kislev. In Warhammer 3 herrscht Endzeitstimmung. Heerscharen an Dämonen treffen auf die entschlossenen Soldaten aus Kislev. In Warhammer 3 herrscht Endzeitstimmung.

Und wenn ihr mir den Herr-der-Ringe-Vergleich gestattet: Die Überlebensgefechte sind weder Helms Klamm noch Minas Tirith. Sie sind der verzweifelte Kampf vorm Schwarzen Tor.

Eine Idee, die es sonst nirgendwo geben kann

Darüber hinaus tut es auch einfach gut, mal etwas anderes zu erleben in einer Total-War-Schlacht. Wie gesagt: Spielerisch bleibt viel beim Alten. Doch wie oft sind Gefechte in einem Total War so zielgetrieben? Vielleicht in den Belagerungsgefechten. Doch selbst da werden öfter alle Feinde erlegt, als Punkte gehalten.

In den Überlebensgefechten müssen wir erobern und können den Feind anders nicht bezwingen. Und parallel gilt es Ressourcenmanagement zu betreiben. Wann war das in einer Total-War-Schlacht mal nötig? Doch höchstens, wenn es um die Munition unserer Fernkämpfer geht.

Turm auswählen Wir können einen von vier Türmen wählen. Die schießen entweder Pfeile, oder Magie

Turm bauen Rauch hüllt die Baustelle ein. Es dauert 13 Sekunden, dann ist der Turm da.

Turm greift an Der Turm steht und feuert magische Blitz auf anstürmende Dämonen

Der Preis dafür sind selbstredend eher unrealistische Spielelemente. Türme und Mauern tauchen ja nach wenigen Sekunden einfach auf. So eine Mechanik würde mich in einem historischen Total War oder auch bei Warhammer außerhalb des Chaosreiches ziemlich stören. Aber hier?

In einem Gebiet, in dem Naturgesetze keine Rolle spielen, in dem Blut aus einem Brunnen fließt und der Himmel zu brennen scheint. Hier hinterfrag ich nicht, ob ein aufploppender Pfeilturm nun realistisch ist oder nicht.

Diese Form der Schlacht kann es nur in Warhammer 3 geben. Sie sind ein Alleinstellungsmerkmal und werden das (hoffentlich) auch bleiben. In einem Medieval 3 haben solche Sperenzien nichts verloren. In Warhammer 3 können die Entwickler sich aber austoben. Müssen das sogar, um das Gefühl der finalen Schlacht mit tausenden Feinden im Reich des Bösen überhaupt abbilden zu können.

Tzarin Katarin führt Kislev an und kann in der Schlacht neue und extrem machtvolle Eiszauber anwenden. Tzarin Katarin führt Kislev an und kann in der Schlacht neue und extrem machtvolle Eiszauber anwenden.

Ein kleiner Wermutstropfen

Ihr merkt schon, Warhammer 3 hat mich richtig angefixt. Zumindest konnten die Entwickler eine Fantasie in meinen Kopf pflanzen, der ich nun die ganze Zeit nachhänge. Aber es kann auch immer noch passieren, dass andere Bereiche nicht so viel Spaß machen oder der Weg zu den Überlebensschlachten nervige Hürden aufweist. Ist alles möglich.

Mich persönlich stimmt auch bereits ein wenig traurig, dass diese Überlebensgefechte offenbar ausschließlich in der Warhammer-3-Kampagne vorkommen und nicht auf der Mortal-Realms-Karte. Sie werden ein Teil der Siegbedingung und deshalb auch nur mit den neuen Fraktionen möglich sein.

Wenn ihr euch schon darauf gefreut habt, irgendwann mit einer Zwergenarmee oder gar Skaven ins Chaosreich zu marschieren, werdet ihr enttäuscht. Mit diesen Fraktionen werdet ihr nur im Skirmish-Modus an Überlebensgefechten teilnehmen können.

Das wirft wiederum die Frage auf, wie die Chaos-Fraktionen in der Mortal-Realms-Kampagne präsentiert werden. Eine Frage, bei der mich die Entwickler weiter vertröstet haben. Aber gut. Ein Gesetz ist ein Gesetz - auch ungeschrieben.

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