Das beliebte Streaming-Portal Twitch hat kürzlich eine weitreichende Entscheidung getroffen, die die digitale Landschaft Südkoreas nachhaltig verändern könnte. In weniger als drei Monaten, am 27. Februar 2024, wird das Unternehmen seinen Betrieb in Korea einstellen. Als Hauptgrund für diesen Schritt nennt Twitch die unerschwinglich hohen Betriebskosten in der Region.
Twitch wird's zu teuer
In einem offiziellen Blogpost erklärte CEO Dan Clancy die Hintergründe der Entscheidung: Trotz intensiver Bemühungen, die Betriebskosten durch Maßnahmen wie die Reduzierung der maximalen Streaming-Qualität auf 720p und das Experimentieren mit einem Peer-to-Peer-Modell zu senken, bleiben die Netzwerkgebühren in Korea exorbitant hoch.
Clancy betont, dass die Betriebskosten in Korea zehnmal höher sind als in den meisten anderen Ländern, was zu erheblichen Verlusten geführt hat.
Der konkrete Grund scheint in der südkoreanischen Gesetzgebung zu liegen: Ein spezielles Gesetz verlangt von internationalen Anbietern hohe Gebühren für die Nutzung der koreanischen Netzinfrastruktur. Diese Regelung hat bereits in der Vergangenheit für Kontroversen gesorgt, insbesondere bei bandbreitenintensiven Diensten wie Google und Netflix.
Twitch hat in den vergangenen Monaten versucht, sich der neuen Situation anzupassen. So wurde unter anderem der VOD-Service für südkoreanische Streamer eingestellt – doch offenbar reichten alle Maßnahmen nicht, um den weiteren Betrieb in Korea für Twitch erschwinglich zu machen.
Viele beliebte Streamer werden verschwinden
Viele koreanische Streamer stehen nun praktisch vor der Erwerbslosigkeit: Sobald Twitch seinen Service in Korea beendet, werden sie kein Geld mehr durch Abos, Bits oder Werbung einnehmen können, lediglich direkte Spenden über externe Plattformen sind dann möglich.
Theoretisch könnten die Betroffenen auf andere Plattformen wie YouTube, das kontroverse Kick oder das koreanische AfreecaTV wechseln. Doch das ist leichter gesagt als getan: In der Vergangenheit sind viele erfolgreiche Streamer wie Ludwig Ahrens oder Sykkuno von Twitch zu YouTube gewechselt. Doch ihre Zuschauerzahlen sind dort deutlich geringer als noch bei Twitch.
Die meisten Zuschauer folgen vielen anderen Streamern auf Twitch. Wenn es also nicht ihr absoluter Favorit ist, schauen sie sich einfach jemand anderen an, anstatt sich nur für eine Person auf einer neuen Plattform anzumelden. Diese scheint auch Supermarkt-Streamerin Hachubby bewusst zu sein:
Besonders schwierig wird es für die koreanischen Streamer, die ihre größten Erfolge bei Zuschauern außerhalb Koreas feiern:
- Jinnytty ist mit fast einer Million Follower die größte internationale Streamerin aus Korea. Da sie bei der Streaming-Organisation TSM unter Vertrag steht, dürfte sie gute Chancen haben, ein Arbeitsvisum für die USA zu bekommen.
- Hachubby, die GameStar-Lesern durch ihre Supermarkteröffnung kennen, hat zwar nicht so viele Zuschauer wie Jinny, aber dafür eine extrem treue Community. Der Streamer Mizkif hat Hachubby bereits angeboten, ihr beim Beantragen eines Visums zu helfen - und nur einen Tag später plant sie ihren Umzug in die USA:
Ich bereite mich plötzlich darauf vor, in die USA zu reisen, und war heute so beschäftigt damit, Probleme zu lösen [...] Ich konnte überhaupt nicht schlafen, und morgen muss ich zu einer Behörde gehen und eine Menge Dokumente besorgen, die ich brauche, um in Zukunft auf Twitch zu streamen.
Hachubby via Discord- Auch der talentierte Musiker und Comedian Charming Jo hat in den Jahren 2022 und 2023 einen internationalen Durchbruch erzielt, unter anderem mit einem witzigen Auftritt bei den Streamer Awards 2023. Auf YouTube hat er aber bereits über eine Million Follower, ein Wechsel dürfte ihm daher leichtfallen.
Link zum YouTube-Inhalt
Jetzt sind eure Meinungen gefragt: Wie bewertet Ihr die Entscheidung von Twitch und die Auswirkungen auf die Streaming-Kultur in Südkorea? Gibt es Streamerinnen und Streamer, die ihr vermissen werdet? Oder würdet ihr eurem Favoriten auch auf YouTube, Kick oder gar AfreecaTV folgen? Teilt uns eure Gedanken in den Kommentaren mit!
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