Warum lässt die USK Pay2Win-Spiele zu? "Das ist lediglich simuliertes Glücksspiel"

Die USK hat ihre Definition von "Simuliertem Glücksspiel" und den Unterschied zu tatsächlichem Glücksspiel neu formuliert. Sie erklären auch, warum Pay2Win-Spiele wie FIFA 20 und NBA 2K20 ab 0 Jahren freigegeben werden.

In NBA 2K20 können wir im Sammelkartenmodus mit dem Einarmigen Banditen neue Kartenpakete verdienen. Laut USK handelt es sich dabei aber nur um "Simuliertes Glücksspiel." In NBA 2K20 können wir im Sammelkartenmodus mit dem Einarmigen Banditen neue Kartenpakete verdienen. Laut USK handelt es sich dabei aber nur um "Simuliertes Glücksspiel."

Update vom 27. September: Diese News entstand bei uns bereits Anfang September. Zum Release von FIFA 20 rücken die Themen Pay2Win und Lootboxen allerdings noch einmal ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Deswegen präsentieren wir euch die Aussagen der USK zum "simulierten Glücksspiel" noch einmal.

Original-Artikel: Sind Lootboxen Glücksspiel? Sollten Pay2Win-Spiele wie FIFA 20 und NBA 2K20 wegen ihren Sammelkartenmodi erst ab 18 freigegeben werden? Warum straft die USK solche Mechaniken nicht ab? Solche Fragen schwirren immer wieder durch die Welt der Videospiele, werden aber selten klar beantwortet.

Nun liefert die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) in einem Schreiben zum Thema "Simuliertes Glücksspiel und Jugendschutz" endlich eine eindeutige Antwort: Glücksspiel in Videospielen ist nicht dasselbe wie echtes Glücksspiel. Der große Unterschied bestünde darin, dass man in Videospielen anders als in Kasinos oder ähnlichem kein Echtgeld gewinnen kann.

Bei den Lootbox-, Mikrotransaktions- und Lootbox-Mechaniken, die wir von FIFA, Overwatch oder Star Wars: Battlefront 2 kennen, würde es sich lediglich um "simuliertes Glücksspiel" handeln. Und deshalb sind sie auch nicht verboten oder für Kinder und Jugendliche untersagt. Genau heißt es in dem USK-Schreiben:

"In Deutschland gibt es für die Definition von Glücksspiel juristisch festgelegte Kriterien. Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Echtes Glücksspiel nach den oben genannten Kriterien ist nicht jugendfrei (also immer ab 18). Die USK selbst legt nicht fest, was als Glücksspiel gilt und was nicht - das obliegt der Gesetzgebung und den Gerichten.

Davon abgegrenzt sind Mechaniken zu sehen, die Glücksspiel lediglich simulieren. Aktuelle Anfragen, die die USK erreichen, beziehen sich auf Fälle von "simuliertem Glücksspiel", die zwar mit ihren Mechaniken und in ihrer Präsentation an Glücksspiel erinnern, jedoch nicht die oben genannten, in Deutschland geltenden Kriterien von echtem Glücksspiel erfüllen und deshalb auch nicht für Kinder und Jugendliche untersagt sind. Simulierte Formen von Glücksspiel zeichnen sich - in Abgrenzung zu echtem Glücksspiel - dabei dadurch aus, dass die Nutzerinnen und Nutzer kein Echtgeld gewinnen können."

Pay2Win in Fifa 19 Ultimate Team - Wie kommen Sportspiele damit durch? Video starten 8:06 Pay2Win in Fifa 19 Ultimate Team - Wie kommen Sportspiele damit durch?

Auch die USK muss sich an Gesetze halten

In dem Schreiben stellt die USK außerdem klar, "dass sich in den letzten Jahren gerade im Games-Bereich neue Systeme und Spielmechaniken etabliert haben". Allerdings gebe es bei solchen neueren Mechaniken noch keine rechtliche Einordnung, deswegen könne die USK sie auch noch nicht entsprechend bei ihren Einstufungen beachten. Welche Systeme und Spielmechaniken damit genau gemeint sind, klären sie aber nicht auf.

Gerade Online-Spiele wären ein Problem. Wenn ein Spiel auf Datenträgern, also Discs veröffentlicht wird, dann fällt es unter den Bereich des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) und bekommt ein USK-Siegel. Online-Games fallen aber unter den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) und laut dem muss der Anbieter selbst entscheiden, wie er seine Spiele bewertet und kennzeichnet.

Das JuSchG stufe auch das "simulierte Glücksspiel" noch nicht als so gefährlich ein, dass es eine Entwicklungsbeeinträchtigung für Kinder und Jugendliche nach sich ziehen könnte, deswegen sei es auch "kein Teil der USK-Leitlinien". Und aus genau diesem Grund würden auch Spiele wie NBA 2K20 ohne Probleme ein USK-0-Siegel bekommen und selbst für Kleinkinder spielbar. Und das, obwohl 2K20 schon im Trailer mit eindeutigen Kasino-Mechaniken Werbung macht.

Mehr Infos zum Thema Glücksspiel in Games

Die Themen Glücksspiel, Lootboxen, Mikrotransaktionen und Pay2Win tauchen inzwischen beinahe regelmäßig in unserer Berichterstattung auf. Wenn ihr mehr dazu wissen wollt, empfehlen wir euch zum Beispiel unser Interview, in dem uns ein Medien-Rechtsanwalt erklärt, warum Lootboxen kein Glücksspiel sind. Genau dasselbe Urteil über Lootboxen haben auch schon 2017 die USK und der EU-Jugendschutz PEGI ausdrücklich gefällt.

Allerdings gibt es auch immer wieder Hoffnungsschimmer in der ewig währenden Debatte. Erst im August 2019 haben sich zum Beispiel zahlreiche Publisher wie EA, Ubisoft und Bethesda dazu entschlossen, bis 2020 die Lootbox-Chancen in all ihren Spielen offenzulegen.

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