Horrorspiele müssen sich echt ins Zeug legen, wenn sie mich Fürchten bringen wollen. Selbst härterer Stoff wie Outlast, The Forest oder Blair Witch lässt mich mittlerweile ziemlich kalt, weil diese Spiele meist demselben Prinzip folgen: Ich schleiche durch dunkle Gänge oder Wälder, verstecke mich oder laufe im richtigen Moment weg. Wenn mich das Monster dann doch erwischt, stellt sich eher Frust als echte Panik ein, weil ich jetzt nochmal viel länger durch die gleichen Gänge oder Wälder krabbeln muss.
Warum ein Test-Artikel?
Ursprünglich hatten wir »nur« eine Kolumne zu diesem kleinen, aber feinen Spiele-Snack geplant, der Elena ans Herz gewachsen ist. Aber irgendwie las sich das Ergebnis dann fast wie ein Testartikel, weshalb wir uns dachten, dies sei eine gute Gelegenheit, um mal einen Kurztest samt Fazit und kleinem Wertungskasten auszuprobieren.
Jetzt interessiert uns eure Meinung:
- Wollt ihr solche kurzen, eher persönlich geschriebenen Testartikel zu kleinen Geheimtipps gern häufiger lesen?
- Hilft euch der Wertungkasten bei der schnellen Einschätzung des Spiels?
- Oder findet ihr es besser, wenn wir solche Titel in Kolumenform und ohne Wertung vorstellen?
We Went Back hat mir gestern das Herz aber trotz allem wieder bis zum Hals schlagen lassen. Auch hier laufe ich durch dunkle Gänge; allerdings jagt mich kein Monster, sondern mein eigener Verstand. War das Fenster vorhin schon kaputt? Wo ist die Ratte aus dem Käfig hin? War ich in diesem Raum nicht schon einmal?
Das kostenlose Gruselabenteuer auf Steam spielt geschickt mit meiner Wahrnehmung, indem es die verlassene Raumstation durch die ich mich bewege immer wieder subtil anpasst und verändert, während ich verzweifelt versuche, das Passwort für die Tür zu knacken und zu fliehen. Denn ein Monster gibt es trotzdem.
Die Autorin:
Elena ist die Horror-Expertin bei GameStar und stellt ihr Nervenkostüm ebenso gern wie regelmäßig in Tests zu Spielen wie Layers of Fear 2, Outlast 2 oder The Dark Pictures: Man of Medan auf die Probe. Deshalb fällt ihr das Fürchten zunehmend schwerer, weshalb sie We Went Back so positiv überrascht hat. Als Sci-Fi- und Gruselfan fühlt sie sich auf der verlassenen Raumstation gleich zu Hause und vom Nervenkitzel her an Alien erinnert.
Ich kann Augen und Ohren nicht trauen
Allerdings ist das noch der am wenigsten unheimliche Teil des Adventures. We Went Back ist deshalb so gruselig, weil die Entwickler ihre grafisch ansprechende, aber sonst recht überschaubare Raumstation geschickt mit atmosphärischem Licht und Soundeffekten füllen, bei denen sich mir regelmäßig die Nackenhaare aufstellen. Obwohl die meiste Zeit eigentlich überhaupt nichts passiert, möchte ich deshalb permanent am liebsten von meinem Schreibtischstuhl aufspringen. Nur die Neugierde hält mich im Sitz.
We Went Back - Screenshots ansehen
Denn die Umgebung verändert sich ständig, was eine nervenaufreibende Spannung erzeugt. Alles wird dadurch unberechenbar für mich. Ein bereits besuchter Raum sieht plötzlich im Detail ganz anders aus, ein vorher leerer Raumanzug beherbergt eine Leiche und ein bis eben noch starr aufgespießter Schmetterling in einem Labor scheint sich auf einmal wieder zu bewegen. Dadurch wird die Spielwelt selbst zum Schrecken, obwohl sie mir nicht einmal Schaden zufügen kann. Meinem klopfenden Herzen ist das in dem Moment aber egal.
Wenn Träume scheitern
Die Spielwelt erzählt auch eine Geschichte. Und die ist für mich besser als in den vielen anderen Horrorspielen, die sich um eine richtige Erzählung bemühen. Wer aufmerksam ist, findet in den Zimmern nach und nach Hinweise auf das Schicksal der Crew, eine offenbar gescheiterte Mondlandung und Träume von einer Reise in den Weltraum, die sich irgendwie in einen Albtraum verwandelt hat.
Selbst das Passwort und damit die Lösung des einzigen großen Rätsels spielt hier mit rein. Alles bleibt aber sehr vage, weil We Went Back auf große Worte verzichtet und vor allem die Umgebung sprechen lässt - inklusive Retro-Sci-Fi-Charme. Horrorliebhaber sollten dem kurzweiligen Adventure meiner Meinung nach deshalb unbedingt eine Chance geben. Das Erlebnis fällt mit einer Spielzeit von etwa 30 bis 60 Minuten sehr kurz aus, allerdings kostet We Went Back ja auch nichts und unterhält so wunderbar für einen gruseligen Abend.
Da stimmen mir übrigens auch die Steam-Reviews zu: Die 571 Kritiken zum Horror-Tipp stehen aktuell bei »sehr positiv«. Sucht ihr darüber hinaus noch nach Grusel-Futter, empfehle ich außerdem unsere Liste mit den besten Horrorspielen 2020.
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