Acht DLCs von Anno 1800 haben wir getestet, Hunderte von Stunden in unser Inselreich investiert. Und was macht Dächer der Stadt, der neunte und letzte DLC für Ubisofts Aufbauspiel-Meisterwerk, mit all dieser Erfahrung? Er haut sie uns mit einem eiskalten Lächeln links und rechts um die Strategenohren.
Dächer der Stadt richtet sich an Anno-Enthusiasten, die über den Bau einer Weltausstellung nur noch müde lächeln können und sich nach wirklich harten Herausforderungen sehnen. An diejenigen, die es nicht frustrierend, sondern spannend finden, komplette Inseln umgestalten zu müssen. Und insbesondere an alle, denen eine Endlospartie gar nicht endlos genug sein kann.
Falls ihr euch nun angesprochen fühlt, dann dürft ihr euch auf genau den krönenden und vor allem kompromisslosen Abschluss freuen, den Anno 1800 nach drei Jahren und neun DLCs verdient hat. Falls ihr allerdings eher auf locker-leichte Aufbauspiel-Unterhaltung im Stil von Die Passage oder Land der Löwen gehofft habt, solltet ihr unbedingt wissen, auf was ihr euch mit diesem Komplexitätsmonster einlasst.
Der Autor
Chefredakteur Heiko Klinge ist seinerzeit durch GameStar auf Anno 1602 aufmerksam geworden, bei Anno 1503 war er bereits der Haupttester. Seitdem hat er Hunderte Stunden in die traditionsreiche Aufbauspiel-Serie versenkt. Für ihn ist es deshalb auch die bemerkenswerteste Leistung von Anno, dass er nach all den unzähligen News, Previews und Tests nie die Lust auf noch eine Endlospartie verloren hat. Bei Anno 1800 war er zunächst überhaupt kein Freund des Season-Pass-Konzeptes, muss nun aber eingestehen, dass seine Skepsis unberechtigt war.
Was sind die Stärken von Dächer der Stadt?
Mit Dächer der Stadt gibt euch Anno 1800 das Werkzeug in die Hand, eure Inselsiedlungen zu waschechten Wolkenkratzermetropolen mit Einwohnerzahlen jenseits der Hunderttausend auszubauen. Das entsprechende Quest-Angebot erhaltet ihr allerdings erst, wenn ihr mindestens 5.000 Investoren angehäuft habt - die fünfte und letzte Zivilisationsstufe in der Alten Welt. Wie das in Bewegung aussieht, könnt ihr euch im Trailer zur Season 3 zu Gemüte führen:
Wer für Dächer der Stadt ein neues Endlosspiel startet, wird die Inhalte des DLCs also erst nach 15 bis 20 Spielstunden zu Gesicht bekommen. Wie gehabt lässt sich die Erweiterung allerdings auch in bereits laufende Partien integrieren.
Ihr seid Neueinsteiger und fühlt euch von der Komplexität des Aufbauspiels und den vielen Erweiterungen erschlagen? Oder ihr kehrt nach langer Zeit wieder zurück und seid nicht mehr auf dem neuesten Stand? Dann helfen euch unsere zahlreichen Guides.
Ob kompletter Neuling, Fortgeschrittener oder Profi: Bei uns findet ihr hilfreiche Tipps zu Krieg, Handel, Schönbau, allen DLCs und vielem mehr:
- Einsteiger-Guide: Die wichtigsten Tipps für einen perfekten Start in Anno 1800
- Anno 1800: Dächer der Stadt: Der große Guide zum Wolkenkratzer-DLC (Plus)
- Update-Guide: Was (Wieder-)Einsteiger verpasst haben (Plus)
- Anno 1800: Speicherstadt: Guide mit 10 Tipps für den perfekten Hafen (Plus)
- Anno 1800: Reisezeit: So werden eure Städte zu attraktiven Touristenzielen (Plus)
Enorm viel Spielzeit fürs Geld
Ein traditionelles Problem der bisherigen Anno-Erweiterungen: Wer sie in eine weit fortgeschrittene Partie integriert, hat in der Regel genügend Ressourcen parat, um jede neue Herausforderung binnen Minuten zu lösen. Wer Ähnliches bei Dächer der Stadt erwartet, wird schon bald seinen Augen nicht trauen. Selbst mit einer voll ausgebauten Stadt könnt ihr euch auf Dutzende Stunden voller aufbaustrategischer Herausforderungen einrichten:
Modulare Hochhäuser: Ingenieurs-Gebäude dürft ihr um zwei Stufen in die Höhe schrauben, die der Investoren sogar viermal. Mit jedem weiteren Höhensegment erhöht ihr die Einwohnerzahl, müsst allerdings auch neue Bedürfnisse wie Kaugummis, Cognac oder Schreibmaschinen erfüllen, die allesamt an ebenso komplexen wie fordernden Produktionsketten hängen.
Mehrzweck-Produktionsgebäude: Mit den Fertigungsstraßen, den Einkaufspassagen und den Mehrzweckfabriken finden zwar nur drei komplett neue Gebäudetypen ihren Weg ins Spiel, diese kommen allerdings jeweils in mehrfacher Ausfertigung. So könnt in den Mehrzweckfabriken sowohl Fahrstühle als auch Kekse herstellen, für die Manufakturen schaltet ihr Cognac oder Spielwaren frei.
Für die mit dem DLC Reisezeit eingeführten Baumschulen und Chemiefabriken gibt's ebenfalls neue Waren. Je nach gewählter Produktion ändern sich sogar Look und Animationen der Gebäude. Außerdem ergänzt Dächer der Stadt zehn wirklich atmosphärische Monumente, darunter diverse funktionstüchtige Scheinwerfer-Varianten sowie einen toll animierten Heißluftballon.
Neuer Monumentalbau: Mit dem Empire State Building … pardon … Skyline Tower könnt ihr das höchste Gebäude der Anno-Geschichte errichten, wie gehabt in mehreren kostspieligen Bauphasen. Als Belohnung winkt ein gigantisches Wohnhaus, in dem gleich mehrere Tausend Investoren Platz finden, so ihr genügend Einkaufspassagen nachschiebt.
Bis der Skyline Tower steht, dürft ihr selbst bei fortgeschrittenen Endlospartien locker zehn bis 20 Stunden Aufbautüfteln einplanen. Dabei verbringt ihr naturgemäß zwar auch viel Zeit mit bereits bekannten Routineaufgaben wie Umsiedlung und Handelsrouten-Planung, was allerdings nichts an der Tatsache ändert, dass Dächer der Stadt in Sachen Anno-Beschäftigung pro Euro selbst das umfangreiche Land der Löwen schlägt.
Eine echte Herausforderung, selbst für laufende Partien
Im Vergleich zu Dächer der Stadt wirkt sogar das anspruchsvolle Reisezeit wie ein handzahmes Tutorial. Im Gegensatz zu normalen Wohngebäuden berechnen Hochhäuser nämlich Unterhaltskosten, und bereits für die erste Ausbaustufe müsst ihr sechs mal acht Felder große Einkaufspassagen mitten in eure sorgsam geplante Innenstadt planieren.
Jede Wolkenkratzer-Aufwertung verschlingt fünf Fahrstühle, die wiederum Stahl, Holzfurnier und Dampfmaschinen erfordern, was gleich diverse eurer fortgeschrittenen Produktionsketten auf links dreht. Ab Hochhaus-Stufe 2 werden auch eure Inseln in der Neuen Welt einbezogen, schließlich braucht es für die nun erforderlichen Kaugummis nicht nur Zucker, sondern zusätzlich Kautschuk und Zimt. Für Schreibmaschinen, die ab Wolkenkratzer-Stufe 4 auf der Wunschliste stehen, dürfen es dann schon dezente 13 Produktionsschritte sein.
Um die jeweils nächste Hochhausstufe freizuschalten, müsst ihr außerdem nicht nur sämtliche Bedürfnisse erfüllen, sondern gleich 15 Wolkenkratzer der vorherigen Stufe gebaut haben. Und einfach nur Hochhäuser nebeneinanderklatschen könnt ihr ebenfalls vergessen, wenn ihr das Maximum an Einnahmen und Einfluss generieren wollt. Denn bei jedem Wolkenkratzer wird ein sogenannter Panoramaeffekt berechnet, der höher liegt, je mehr kleinere Hochhäuser sich in unmittelbarer Umgebung befinden. Abzüge gibt's dagegen für gleich hohe oder gar größere Gebäude.
Trotz Tutorialmenü dauert es eine Weile, bis man das System durchschaut hat. Umso größer ist anschließend der Puzzlefaktor beim Arrangieren eurer Skyline, was zudem für ein glaubwürdiges Stadtbild sorgt. Und der Aufwand lohnt sich. Ein einziger Investoren-Wolkenkratzer mit »ausgezeichnetem Panorama« bietet bereits auf Stufe 3 Platz für 255 Bewohner, die wunschlos glücklich locker 5.000 Dollar Gewinn und 6 Einflusspunkte generieren.
Eine nahezu endlose Endgame-Motivation
Selbst beim umfangreichen Reisezeit hattet ihr nach spätestens zehn Stunden prinzipiell alles gesehen, was der DLC zu bieten hat - nach dem Bau des Eisernen Turms war schlicht nichts Entscheidendes mehr zu erledigen. Das sieht in Dächer der Stadt komplett anders aus, hier werden Anno-Enthusiasten selbst nach Dutzenden Stunden noch motiviert bei der Sache bleiben.
Der ebenso simple, wie effiziente Trick liegt in der Natur jedes Anno-Spiels: Der Stolz auf das Geleistete misst sich an Größe und Schönheit eurer Hauptstadt und genau hier könnt ihr euch mit Dächer der Stadt prinzipiell grenzenlos austoben. Schließlich gibt es immer ein Wohnhaus, das noch in die Höhe geschraubt werden will. Und dass ihr euch jeden weiteren Ausbau durch die anspruchsvollen bis hochkomplexen Produktionsketten und Verzahnungen hart erarbeiten müsst, macht den Stolz aufs Erreichte umso größer.
Und wie schon Reisezeit gibt sich Dächer der Stadt erfreulich viel Mühe, eure Leistungen angemessen zu zelebrieren. Angefangen beim voll vertonten Berater Donny Bader bis hin zu nett inszenierten Quest-Ketten, in denen ihr sogar die eine oder andere Entscheidung treffen dürft.
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