Kämpfen, Warten, Kämpfen, Warten
Wenn wir uns wie in The Division einfach nur durch eine offene Spielwelt kämpfen und einen Auftrag nach dem anderen abarbeiten könnten, wäre Anthem ein besseres Spiel. Stattdessen müssen wir nach ausnahmslos jedem Auftrag die Open World verlassen und in das Story-Hub Fort Tarsis zurückkehren, um uns dort neue Quests abzuholen und unsere Ausrüstung zu ändern (das geht nämlich nicht während einer Mission).
Eine Option, um nach dem Abschluss eines Auftrags direkt in den nächsten zu starten, würde Anthem unheimlich guttun. So müssen wir nämlich ständig beim Wechsel zwischen Spielwelt und Fort Tarsis furchtbar häufige und lange Ladezeiten aushalten. Und wir meinen wirklich FURCHTBAR lang: Bei einer öffentlichen Spielsuche dauern die Missionsladezeiten mit höchsten Grafik-Einstellungen sowohl auf einer SSD als auch einer HDD selten weniger als 40 Sekunden. Für ein Spiel aus dem Jahr 2019 ist das inakzeptabel. (Übrigens: Vor dem Day-One-Patch dauerten Ladezeiten sogar bis zu drei Minuten!)
Passend dazu: Das erste Anthem-Update reduziert die Ladezeiten deutlich
Missionsdesgin wie in WoW vor 14 Jahren
Wenn wir dann nach langem Lade-Warten endlich in eine Mission starten, läuft alles immer nach dem gleichen Schema ab: Wir spawnen am Startpunkt in der Open World, fliegen zu vorgegebenen Missionspunkten, ballern alles weg, was sich bewegt, drücken ab und zu lange auf die F-Taste um Dinge aufzusammeln oder Schalter zu aktivieren und dann geht es wieder zurück nach Fort Tarsis.
Selbst für Loot-Shooter-Standards ist das Missionsdesign damit extrem eintönig und repetitiv. Abwechslung gibt es so gut wie keine, wenn nicht gerade mal ein stärkerer Zwischenboss auftaucht. Und selbst diese Bosse schöpft Anthem aus einem winzigen Pool, selten bringen sie einzigartige oder interessante Fähigkeiten mit. In The Division, Destiny und Warframe machen wir zwar auch häufig nichts anderes als eine Gegnerwelle nach der anderen zu plätten, aber anders als in Anthem sorgen bei der Shooter-Konkurrenz wenigstens abwechslungsreiche Umgebungen und Gegnertypen regelmäßig für mehr Taktik und Abwechslung in den Kämpfen.
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Besonders nervig sind dabei Checklisten-Aufgaben. Sowohl an einer Stelle im Laufe der Hauptstory als auch im Endgame nach dem Abspann regieren "Sammel dies"- und "Töte jenes"-Quests. Also müssen wir unter anderem 15 Schatztruhen öffnen, 50 Nahkampf-Kills durchführen oder bis zu 100 zufällige Weltereignisse abschließen. Gerade wenn man solche Quests nicht umgehen kann, weil davon das Weiterkommen in der Story abhängt, ist das einfach furchtbar langweiliges und uninspiriertes Missions-Design.
Mehr dazu in unserem Test-Tagebuch: Anthem bietet grandiose Action - Aber sonst?
Mikrotransaktionen, aber kein Pay2Win
Ja, Anthem bietet für seinen Ingame-Shop eine Echtgeld-Währung an, die sogenannten Splitter. Allerdings lassen sich damit ausschließlich kosmetische und keine Gameplay-Relevanten Inhalte erwerben. Ein komplettes Rüstungspaket kostet etwa knapp 8,50 Euro und ein Tanz-Emote 4 Euro. Das sind zwar recht happige Preise für schickere Javelins, aber der Anthem-Shop ist immer noch deutlich günstiger als zum Beispiel der von Fortnite, wo ein einzelnes Emote auch mal 8 Euro kosten kann. Besonders wichtig ist aber: Trotz Mikrotransaktionen bietet Anthem keinerlei Pay2Win.
Anthem ist wunderschön, aber voller Bugs
Immerhin: Selbst die langweiligste Quest sieht in Anthem einfach fantastisch aus! Dank der Frostbite-Engine wirken die Dschungel-, Höhlen- und Ruinen-Landschaften von Bastion unheimlich realistisch und atmosphärisch, so als flögen und kämpften wir tatsächlich auf einem fremden, aber sehr lebendigen Alien-Planeten. Anthem ist ohne Zweifel eines der schönsten Spiele, die wir je gesehen haben.
Das Fliegen und Kämpfen steuert sich außerdem klasse und vor allem sehr viel besser als noch in den Demos. Sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit dem Controller schweben, fliegen, zielen und schießen wir jederzeit kontrolliert durch die Open World. Hier nervt nur, dass unser Javelin nicht unendlich lang in der Luft bleiben kann, sondern regelmäßig abkühlen muss. Das erscheint zwar logisch bei einem Jetpack im Rücken unseres Kampfanzugs, hält uns aber trotzdem immer wieder auf, wenn wir sehr weite Strecken zurücklegen möchten.
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