Seite 3: Biomutant im Test: Hat fantastische Ideen - und enttäuscht auf ganzer Linie

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Das bieten Loot und Crafting

Auch in Sachen Loot setzt Biomutant auf Masse. Wir finden haufenweise Ausrüstungsgegenstände und Crafting-Material. Im Menü können wir gefundene Gegenstände mit Mods aufwerten oder komplett neue bauen. Alleine für Schusswaffen gibt es über 200 Millionen möglicher Kombinationen. Die sind visuell liebevoll gestaltet und eine ist verrückter als die andere. Wir bauen Waffen aus Bananen, Toilettenpömpeln und Tresortüren und setzen uns Hasenmasken und Entenhelme auf. Leider haben gerade die witzigsten Bauteile in der Regel die schwächsten Werte, wodurch wir am Ende doch wieder nur ein generisches Langschwert schwingen.

Crafting Eine Banane als Schwertgriff? Wieso nicht.

Loot Hier gibt es nichts zu sehen. Außer einem mutierten Bären, der einen Entenhelm trägt.

Der zweite Dämpfer wartet im unübersichtlichen Crafting-Menü auf uns. Hier müssen wir uns durch verwirrende Untermenüs und endlos lange Listen an Material wühlen, ohne die Mods sinnvoll nach Werten sortieren zu können. Schwächere Ausrüstung können wir außerdem nicht schon beim Aufnehmen in ihre Einzelteile zerlegen, sondern müssen erst wieder ins Menü navigieren und sie dort in unserer langen Liste finden.

Und schnell wird klar, dass man sich diesen Aufwand sparen kann, denn das Aufwerten mit Mods macht kaum einen spürbaren Unterschied. Die Kämpfe sind selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade derart leicht, dass sich Biomutant auch problemlos mit einer einfachen Standardwaffe durchspielen lässt. Die besonderen Rüstungen brauchen wir eigentlich nur, um Resistenz gegen Hitze, Kälte, Bio-Gefahr und Radioaktivität zu erhalten und in eine der optionalen Gefahrenzonen eindringen zu können. In denen finden sich farblich andere Versionen von bekannten Mini-Bossen und noch mehr Loot.

Hier beißt sich der Waschbär also selbst in den Schwanz, denn ohne die Gefahrenzonen gibt es keinen richtigen Grund zu looten und ohne Loot gibt es keinen richtigen Grund für die Gefahrenzonen.

Diese Zone ist radioaktiv verseucht. Je höher unsere Resistenz, desto länger können hierbleiben. Diese Zone ist radioaktiv verseucht. Je höher unsere Resistenz, desto länger können hierbleiben.

Ein aufgesetztes Moralsystem

Auch die letzte spannende Idee von Biomutant verläuft sich in einer Sackgasse: das Moralsystem. Während unserer Reise treffen wir immer wieder Entscheidungen, die unsere dunkle oder unsere helle Seite leveln. Wer hier aber mit Nostalgie an das Spiel mit Gut und Böse aus Fable denkt, der traut dem System leider zu viel zu. Spielerisch wirkt sich die Entscheidung lediglich auf eine handvoll Kampffähigkeiten aus, die wir nur mit einem bestimmten Gut- oder Böse-Wert freischalten können.

Und in der Story fehlt es an jeglichem Tiefgang oder interessanten Grauzonen. Entweder wir spielen einen Helden oder wir spielen einen Drecksack. Entweder retten wir Leute oder wir retten sie nicht. Am Ende führt unsere Entscheidung zu einem von zwei vorhersehbaren Ausgängen ohne jede Nuance.

Das Spiel möchte uns außerdem ganz offensichtlich in eine Richtung drängen und scheint uns direkt zu Beginn ins Gesicht zu schreien: »Also es wär schon am besten, wenn du dich den Guten anschließt. Aber du kannst tun was du willst. Aber wär schon besser. Hier, ich markiere dir die Guten mal auf der Karte.«

New Game Plus
Nach dem ersten Durchspielen schalten wir das New Game Plus frei. Darin starten wir mit unserer aktuellen Stufe, unserer Ausrüstung und unseren Skills die Story erneut. Der Unterschied: Wir können uns dieses Mal allen sechs Clans anschließen. Im ersten Durchlauf stehen nur die Myriad (helle Seite) und die Jagni (dunkle Seite) zur Auswahl. Damit versteckt sich ein essenzieller Teil von Biomutant erst im zweiten Spieldurchlauf.

Von allem etwas und nichts so richtig

Biomutant will uns ein buntes »All you can eat«-Buffet an spielerischen Möglichkeiten bieten. Aber wie das bei solchen Sparangeboten nun mal ist: nichts davon schmeckt so richtig. Biomutant bietet viel Masse, aber wenig Fleisch. Denn die Action-Kämpfe und das Charaktersystem hätten Potenzial gehabt - wenn nicht beides sich am Ende als irrelevant herausstellen würde.

Biomutant besteht aus vielen losen Fäden, die nirgends so richtig zusammenlaufen wollen und man fragt sich, welche Zielgruppe die Entwickler im Kopf hatten. Die naive Story, das bunte Design und der Schwierigkeitsgrad scheinen sich eher an Kinder zu richten - für die wäre Biomutant aber viel zu unzugänglich durch die fummeligen Menüs, die miese PC-Steuerung und die schlechte Orientierung.

Biomutant - Screenshots ansehen

Es gibt einige Lichtblicke: Eine schöne Welt, ein erfrischendes Setting und spaßige Action-Kämpfe - sofern man sie mit dem Gamepad spielt. Dadurch ist es schon möglich, Spaß in der Welt zu haben. Den muss man sich allerdings fernab der Hauptquest selbst suchen, indem man Biomutant eher als hübschen Spielplatz sieht - und dabei beide Augen in Sachen Story und Balance zudrückt.

Wenn ihr Biomutant eine Chance geben wollt, dann haben wir euch in unserem Guide 12 Tipps zusammengestellt, wie ihr das meiste aus der Open World herausholen könnt.

Das Spiel stolpert über seine eigenen Ambitionen und eine zu große Erwartungshaltung. Damit ist Biomutant am Ende nicht der Open-World-Kracher, den wir uns erhofft haben - sondern bestenfalls ein ungeschliffener Geheimtipp für Fans von kuriosen Settings.

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