Seite 2: Biomutant im Test: Hat fantastische Ideen - und enttäuscht auf ganzer Linie

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Was bietet die Open World?

Die Welt von Biomutant hat ihre stimmungsvollen Momente - wenn wir über grüne Wiesen reiten und in der Ferne eine alte Autobahnbrücke entdecken oder die Treppen zu einer zerfallenen Stadt erklimmen. Aber dann stellen wir fest, dass es hier nichts besonderes zu erkunden gibt. Die Städte und Dörfer sind allesamt unheimlich trist. Nicht Postapokalypse-trist, sondern einfach nur leer.

Stadt außen Hier kommt Hoffnung auf eine spannende Erkundung auf...

Stadt innen ...die jedoch direkt wieder zerstört wird. Denn hier gibt es nichts zu sehen.

Es gibt kaum Details, die an eine vergangene Zivilisation erinnern. Und genau hier hätte die Chance gelegen, uns wirklich zu packen - uns das Gefühl zu geben, dass das hier unsere Welt ist, die wir viele Jahre nach unserem eigenen Aussterben besuchen. Aber wir finden nur fast leere Häuser. Mal steht darin eine Kommode, in der sich Loot versteckt - das wars. Das Spiel zeigt uns sogar an, wie viele Ausrüstungsteile in der Nähe sind und welchen Seltenheitswert sie haben. Und die Schränke und Kommoden leuchten uns in passender Farbe entgegen, damit wir sie ja nicht verpassen können.

Auch in Sachen Quests kaut Biomutant alles vor. Wir werden wie an einer Schnur von Questmarker zu Questmarker gezogen, die scheinbar willkürlich auf der Map verteilt sind. Wir reden mit Charakter A, müssen viele Kilometer weiter einen Gegenstand sammeln und dann wieder zu Charakter A zurückkehren - nur dass der jetzt am anderen Ende der Map sitzt. Der schickt uns zu Charakter B und so weiter. Das Prinzip erinnert an die dunkelsten Tage von Ubisofts Open Worlds. Denn sogar wenn es darum geht, Tafeln oder Kisten in der Welt zu finden, laufen wir einfach nur von Markierung zu Markierung. Da kommt nicht gerade Entdeckerstimmung auf.

Die Karte wirkt überladen und hilft zudem nur wenig bei der Orientierung. Die Karte wirkt überladen und hilft zudem nur wenig bei der Orientierung.

Bei allem Vorkauen fällt kurioserweise trotzdem oft die Orientierung schwer. Obwohl wir immer wissen, wo wir hinmüssen, ist oft der Weg dorthin nicht ersichtlich. Manchmal laufen wir minutenlang im Kreis um einen Questmarker, weil wir nicht wissen, von welcher Seite wir ihn erreichen sollen und ob er über oder unter uns ist. Die Karte zeigt nämlich keine gescheite Wegführung und es gibt auch keine Minimap.

Also stolpern wir orientierungslos von Punkt zu Punkt und machen wir immer das gleiche. Wir nehmen Festungen in unspektakulären Kämpfen (dazu gleich mehr) ein und wir sammeln eine spezielle Munition und ein Gefährt für jeden der vier Weltbosse. Deren Kämpfe laufen auch alle gleich ab: In Phase eins ballern wir auf ihre Schwachstelle, in Phase zwei packen wir die Spezialmunition aus und in Phase drei strecken wir die Feinde nieder. Eine Herausforderung ist das nie.

Eine spannende Idee bietet eigentlich das Reisen in unsere Kindheit an bestimmten Stellen der Hauptquest. Leider treffen wir hier einfach nur auf anstrengende Charaktere, die uns fast schon passiv aggressiv Lebensweisheiten mitgeben wollen und mit niemandem knüpfen wir eine bedeutende Beziehung. Wir beeinflussen nur rudimentär, wie in der Gegenwart über uns gesprochen wird, also »Du warst ein braves Kind.« oder »Du warst ein freches Kind.« Diese Passagen hätte man ohne Probleme streichen können.

In der Vergangenheit treffen wir zum Beispiel unsere Mutter, die uns Wung-Fu beibringen möchte. In der Vergangenheit treffen wir zum Beispiel unsere Mutter, die uns Wung-Fu beibringen möchte.

Kann Biomutant technisch überzeugen?

Mit Blick auf die Technik hat Biomutant sowohl Licht als auch Schatten zu bieten. Positiv hervorzuheben sind das sehr direkte Eingabegefühl und die abwechslungsreich sowie stimmig gestaltete Spielwelt. Außerdem haben sich die Systemanforderungen in unseren Messungen als realistisch erwiesen.

Bei genauerem Hinsehen wird aber schnell deutlich, dass Biomutant optisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit liegt. Das äußert sich unter anderem in einer recht geringen Polygonzahl vieler Objekte oder durch Grafikfehler bei der oft vorhandenen und sich stark bewegenden Vegetation.

Gepaart mit dem nicht allzu umfangreichen Grafikmenü und Störfaktoren wie der nicht deaktivierbaren Bewegungsunschärfe erreicht Biomutant damit auch technisch höchsten Mittelmaß. Mehr Details zur Technik samt Benchmarks und Vergleichsbildern findet ihr im separaten Technik-Check.

So funktionieren die Kämpfe

Am meisten Spaß kommt auf, wenn wir bei unserer Reise auf Gegner treffen, denn die Action-Kämpfe kommen mit einer riesigen Auswahl an Fähigkeiten und Kombos daher. Jeder Waffentyp bringt eine neue Spielweise und hinzu kommen unsere Spezialkräfte, mit denen wir den Boden in Flammen setzen, Gegner aufeinander hetzen oder Blitze einschlagen lassen.

Wir schießen mit unserer Schrotflinte Sägeblätter aus der Luft, wechseln zu unserem Nahkampf-Set und verkloppen den Gegner in einem Sprintangriff - dann halten wir inne. Denn schnell merken wir, dass nichts davon wirklich eine Rolle spielt. Wir können jeden Gegner - sogar den finalen Endboss - ganz einfach besiegen, indem wir ein bisschen Abstand halten und die Schießen-Taste gedrückt halten. Sobald uns das einmal klar ist, geht jegliche Motivation flöten, etwas anderes auszuprobieren.

Das ist besonders schade, weil die Masse an Möglichkeiten beeindruckend ist und Biomutant wunderbar die klaffende Lücke neuer guter Hack & Slays hätte schließen können. Es spielt sich wesentlich experimenteller als zum Beispiel ein Immortals Fenyx Rising, fühlt sich dadurch allerdings auch etwas weniger fluffig und intuitiv an. Vor allem, wenn wir uns für die Tastatursteuerung entscheiden.

Die Kämpfe bieten coole Ideen - aber keine davon müssen wir nutzen. Abstand und Schießen reicht eben auch. Die Kämpfe bieten coole Ideen - aber keine davon müssen wir nutzen. Abstand und Schießen reicht eben auch.

Die ist beinahe unspielbar. Ein Beispiel: Für eine Spezialattacke müssen wir die mittlere Maustaste gedrückt halten und dann Alt, E, Leertaste oder Rechte Maustaste für unsere jeweilige Schnellauswahl nutzen. Das ist eine ziemlich merkwürdige Entscheidung, da solche Angriffe üblicherweise über die Nummerntasten gelöst werden. Die Belegung lässt sich zwar frei konfigurieren, allerdings ist das Spiel dadurch massiv verwirrt und die Steuerung außerhalb der Kämpfe funktioniert plötzlich nicht mehr. Klar, die meisten von uns dürften für Action-Kämpfe ohnehin zum Gamepad greifen und diese Steuerung funktioniert auch problemlos - alle anderen stehen aber vor einem Problem.

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