Fazit: Biomutant im Test: Hat fantastische Ideen - und enttäuscht auf ganzer Linie

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Fazit der Redaktion

Géraldine Hohmann
@mighty_dinomite

Meine Enttäuschung über das Scheitern von Biomutant ist riesig, denn ich wollte es so gern lieben. Mir war klar, dass es sich hier um das Erstlingswerk eines kleinen Studios handelt - aber genau das hat es so spannend gemacht. Immerhin waren es nach mehreren AAA-Enttäuschungen in den letzten Jahren immer wieder die kleinen Studios, die mich plötzlich mit großartigen Ideen begeistern konnten: Hades, Valheim, Disco Elysium. Manchmal sind es die Außenseiter, die zu Helden werden.

Biomutant hätte eine solche Heldengeschichte sein können, denn die Zutaten waren alle da: ein erfrischend anderes Setting, ein extrem abwechslungsreiches Kampfsystem und eine bunte Open World voller Loot. Leider merkt man an allen Ecken, dass die Entwickler sich hier übernommen haben. Womöglich haben sie nicht mit dem enormen Interesse gerechnet, das Biomutant seit seiner Ankündigung auf sich gezogen hat und wollten es gern jedem recht machen.

Herausgekommen ist ein Mix aus zu vielen, zu wenig ausgereiften Elementen. Die guten Ideen findet man überall in der Welt von Biomutant - wo sie etwas verloren herumliegen und nicht so recht zueinander finden. Und am Ende bleibt nur bleibt der bittere Beigeschmack dessen, was Biomutant hätte sein können.

Maurice Weber
@MauriceWeber42

Biomutant hat die rasanteste Achterbahnfahrt hingelegt, die ich je bei einem Spiel erlebt hab. Innerhalb einer Stunde hat es mich gewonnen - und innerhalb einer weiteren wieder komplett verloren. Während sich alle Welt schon begeistert auf das Ding freute, habe ich es kaum eines Blickes gewürdigt. Open World hab ich eh über gerade und putzige Tiere können mir gestohlen bleiben, also was will ich damit?

Und dann ergab es sich, dass ich eine Präsentation dazu besuchte, weil Kollege Fritz - der sich voll drauf freute - noch ein Video dazu machen wollte und zu der Zeit in einem Stream saß. Also hab ich eben Bote gespielt - und verdammt, war ich plötzlich begeistert! Es wirkte wie ein Spiel, das einfach alles zusammenschmeißt, was irgendwie cool ist: Feuerschwerter, Magiefeuerwerk, Bullet Time, Mechs... ich hab mich sofort verliebt.

Das hielt aber nur eine Woche. Bis die Keys kamen und ich es spielen konnte. Und nach einer Stunde schon alle Lust verlor. Die Story war so lahm, die moralischen Entscheidungen so plump und die PC-Steuerung so krampfig und alles irgendwie so viel belangloser als gedacht, dass die immerhin ordentlichen Kämpfe es auch nicht mehr rausreißen konnten. Vor allem die Dialoge haben mich komplett verloren. Dass sie alle vom gleichen Erzähler gesprochen werden, und das auch noch immer mit kurzer Verzögerung und enorm unspektakulärer Inszenierung, nimmt der Story jeden Schwung. Was okay wäre, wenn sie mir dann einfach aus dem Weg gehen würde und mich kämpfen und looten ließe!

Aber Biomutant ist seine Story wichtig, es verbringt einige Zeit damit - was ich eigentlich begrüßen würde, aber nur wenn diese Zeit sich auch sinnvoll angelegt anfühlen würde. Stattdessen trotte ich von einem belanglosen Gespräch zur nächsten simplen Schwarzweiß-Entscheidung und frage mich, warum ich mich in irgendeiner Form darum scheren sollte, was hier passiert. So ist meine innige Liebe zu Biomutant genauso schnell wieder erloschen, wie sie aufgeflammt ist.

Florian Franck
@SirMetalizer

Was habe ich mich auf Biomutant gefreut. Auf der Gamescom 2018 gab es bereits erstes Gameplay und ich konnte es kaum erwarten, die postapokalyptische Welt zu erkunden. Ich sehnte mich nach dem Gefühl, dass ich bei Fallout 3 erlebt habe. Dort habe ich hunderte von Stunden die postapokalyptische Welt erkundet und war überwältigt von den vielen wirklich spannenden Sidequests.

Noch vor dem Sieg über die vier Weltbosse und der Befreiung der Stämme traf mich aber in Biomutant die Ernüchterung. Die Welt fühlte sich leer und belanglos an. Meine Entscheidungen machten sich kaum bemerkbar. Händler haben keine besonderen Angebote - die Hose, die ich zehn Level zuvor gefunden habe, hat bessere Rüstungswerte und gibt höhere Boni auf KI-Regneration. Die Hoffnung, in der nächsten Siedlung einen Händler zu finden, der hochwertigere Ausrüstung verkauft schwand nach wiederholter Enttäuschung ebenfalls.

Biomutant nimmt mir als Spieler zu viele Aufgaben ab. Während der Erkundung stieß ich zufällig auf eine Infotafel. Ich war begeistert und in mir keimte die Hoffnung auf, endlich selbst etwas in der Welt suchen zu dürfen. Und was passiert? Das Spiel zeigt mir nach einer kurzen Einleitung direkt den Weg zum nächsten Schwarzen Brett an. Die Motivation wird von der Quest-»Belohnung« zusätzlich torpediert: 200 Erfahrungspunkte dafür, dass ich über einmal quer über die Karte laufe - da halte ich lieber die linke Maustaste gedrückt und schaue zu, wie die Gegner der Reihe nach umfallen.

Bei den Klassen und Fähigkeiten verhält es sich ähnlich: Ab Level 15 habe ich begonnen meine Skillpunkte random zu verteilen. Einen Unterschied gab es sowieso nicht - wozu also investieren? Ein wenig Hoffnung habe ich noch, dass Experiment 101 nach dem Release weiter am Balancing und an den Mechaniken arbeitet. Während mein Fazit entstand, manifestierte sich eine Weisheit unserer Mamu in Biomutant vor meinem geistigen Auge: »Wer mit Leidenschaft lernt, entwickelt sich immer weiter«. Und genau das Wünsche ich Experiment 101 für zukünftige Projekte.

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Kommentare(587)
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