Horror-Puppen des Grauens
Wir öffnen eine Tür in einem verlassenen Haus und sehen eine Gruppe Puppen, die wie kleine Zuschauer vor einem laufenden Fernseher drapiert wurden. Auf der Mattscheibe flimmert ein Video von Tatyana, unserer Freundin!
Als wir uns gerade fragen, wieso es in einem verlassenen Haus in der Sperrzone überhaupt Strom gibt und den Fernseher kurzerhand ausschalten, wird es plötzlich zappenduster. Eine Sekunde später geht das Licht wieder an und uns bleibt kurz das Herz stehen. Die Puppen sind verschwunden! Haben wir uns das alles etwa eingebildet?
Überhaupt hätten wir schwören können, dass die Augen dieser einen Puppe auf dem Regal gerade grün geleuchtet haben. Und was sind das alles für furchtbare Geräusche!? Aaaah! Als ob die Sperrzone in Tschernobyl nicht schon gruselig genug wäre, müssen wir uns in Chernobylite auch noch mit dem zunehmenden Wahnsinn unserer Spielfigur auseinandersetzen. In der zweistündigen Demo haben wir nicht mehr viel Schlimmeres erlebt, aber sollte uns Chernobylite im fertigen Spiel öfter in solche Situationen bringen, dann kann das ja heiter werden!
Erschießen wir etwa die überall patrouillierenden Soldaten, nimmt unsere geistige Gesundheit stetig ab. Welche Konsequenzen unser Wahnsinn und unsere Morde an den Soldaten später haben könnten, lässt die Demo noch offen. Allerdings fanden wir die Pre-Alpha von Chernobylite trotz diverser Bugs und nicht abgeschlossener Optimierung schon ohne einen durchgeknallten Hauptcharakter äußerst atmosphärisch und nicht selten schier angsteinflößend.
Chernobylite fängt unheimliche Atmosphäre 30 Jahre nach der Katastrophe ein
Spielwelt schon jetzt gruselige Superklasse
Man sieht und hört deutlich, dass bei der Entwicklung von Chernobylite erhebliche Ressourcen in die wirklichkeitsgetreue Umgebungsgestaltung geflossen sein müssen. Fast könnte man die Wälder und alten Gebäude als schöne Gegend bezeichnen, würden nicht überall die verfallenen Maschinen und alarmierenden Warnschilder ins Gedächtnis rufen, wo man sich gerade virtuell aufhält.
Chernobylite sieht so gut aus, es könnte glatt eine virtuelle Alternative für alle Katastrophen-Touristen werden, die mal eine radioaktive Sperrzone von nahem sehen wollen. Der atomare Horror ist aber wie gesagt bei weitem nicht das einzige gruselige an Chernobylite. Allein der Name macht schon Angst!
Was bedeutet der Name »Chernobylite« eigentlich?
Lasst euch von dem Spieletitel nicht verwirren, es handelt sich nicht um eine Light-Version von irgendetwas. Tschernobylit (auch »Corium«) ist vielmehr ein Kunstwort, welches die Substanz beschreibt, die bei einer Kernschmelze entsteht. Das hochradioaktive, lavaartige Corium ist eine Mischung aus Kernbrennstoff, Steuerstäben und anderen Materialien, mit denen die Substanz in Kontakt kommt.
Hinzu kommen übernatürliche Phänomene wie der seltsame Gasmasken-Heini (im Titelbild dieses Artikels zu sehen). Der bewegt sich auf eklig ruckartige Weise, hat grün leuchtende Augen und taucht wie ein Geist aus dem Nichts auf, um dann wieder in selbiges zu verschwinden. Was genau seine Ziele sind, wissen wir gar nicht. Es wäre sogar denkbar, dass Igor ihn sich nur einbildet, denn in Chernobylite ist in Sachen Gruseleffekte sehr viel denkbar.
Auch musikalisch sorgt der Ego-Shooter dank stimmigem Soundtrack immer wieder für Gänsehaut, hört euch zum Beispiel mal das schöne Titellied von Chernobylite an:
Link zum YouTube-Inhalt
Zum Horror trägt auch die Tatsache bei, dass wir beim Spielen deutlich bemerken, dass Wissenschaftler Igor noch nie zuvor eine Waffe in der Hand hatte. Der antike Nagant-Revolver, den uns Kumpel Olivier erst ins Gesicht und dann in die Hand drückt, verreißt böse, wenn man damit schießt. Andere Waffen konnten wir in der Demo zwar noch nicht ausprobieren, zumindest der Story-Trailer zeigt aber bereits eine Shotgun, andere Schießeisen werden also ziemlich sicher spielbar sein.
Da setzen wir erstmal lieber auf Schleichen und lautloses Ausschalten der Gegner, besonders wenn die Zonen-Wächter in der Überzahl sind. Also nähern wir uns vorsichtig von hinten, verwenden die Nahkampf-Taste und drehen den Soldaten kurzerhand den Hals um. Bewegen wir uns im Schleichschritt und Soldaten nehmen uns wahr, verraten Indikatoren den Status ihrer Wahrnehmung.
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»Was verkaufst du?« - »Keine Ahnung!«
Neben all den Kämpfen und dem Horror gibt es im Spiel zum Glück auch noch Evgeniy Andrushev, den Jogginganzug-Typen. Der Kerl hat uns wirklich sehr beruhigt und auch zum Schmunzeln angeregt. Evgeniy ist das Klischee eines sogenannten »Gopnik« - das ist Straßenjargon für eher unterprivilegierte Jugendliche, hierzulande am ehesten als »Proleten« bekannt.
Er hockt in typischer Straßenhocke (Squatting) am Wegesrand und vertickt Boxen mit Loot. Zufallskisten, ungeöffnet, garantiert aus nicht-zwielichtigen Quellen. Das ist als Parodie auf die viel kritisierten Mikrotransaktionen in modernen Computerspielen zu verstehen, wie uns Entwickler The Farm 51 auf Nachfrage bestätigte. Angeblich sollen die Initialen des Gesellen auch irgendetwas bedeuten, worauf wir uns aber spontan keinen Reim machen konnten, zwinker zwinker. Mikrotransaktionen sind in Chernobylite explizit nicht vorgesehen.
Allerdings muss man den guten Herrn Andrushev erst einmal finden, denn er scheint bei jedem Start eines Levels an einer anderen Stelle zu squatten. Zum Glück hört er mit seinem Uralt-Ghettoblaster das Titellied des Spiels als ohrenbeleidigende Techno-Variante. Somit erfüllt Evgeniy auch das Hardbass-Klischee eines echten Gopnik.
Wann kommt Chernobylite raus? Im Herbst 2019 ist zunächst eine Closed Alpha für Kickstarter-Backer geplant, anschließend soll eine Early-Access-Fassung von Chernobylite noch vor Jahresende auf Steam verfügbar sein. Damit kommt es also zwei Jahre vor Stalker 2 (Release 2021) und nach allem, was wir in der Demo gesehen haben, kann Chernobylite diese Wartezeit auf jeden Fall mindestens versüßen - oder vielmehr vergruseln. Bestenfalls wird Chernobylite aber sogar mehr als das leisten und eine ernstzunehmende Genre-Konkurrenz zu Stalker darstellen.
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