Counter-Strike: Global Offensive lebt wie kaum ein anderes Spiel vom Drama abseits eines gewöhnlichen Matches. In insgesamt zehn Specials präsentieren wir die denkwürdigsten Skandale. Dabei konzentrieren wir uns auf die jüngere Vergangenheit, die besonders die heutige Szene von Counter-Strike geprägt hat.
Im Finale geht es um Glücksspielwebseiten und betrügerische YouTuber, die ihre Zuschauer am virtuellen Spieltisch ausnehmen. Wer nochmal alle zehn Specials lesen möchte, findet unsere Übersicht am Ende des Artikels.
Der Sommer 2016
2016 stand CS:GO im Zeichen des Glücksspiels mit Waffenkins, kaum ein Thema stand international so im Fokus. Egal ob Sportwette oder einfaches Casino-Roulette: Waffenskins sind dank ihrer hohen Verfügbarkeit, dem einfachen Handel und des Echtgeldwertes die Casino-Chips am Spieltisch. Und der Markt für E-Sport-Glücksspiel ist mehrere Milliarden Euro schwer.
Aber der Reihe nach: Im Juni 2016 gab der prominente CS:GO-Spieler Mohamad »m0E« Assad zu, dass er beim Glücksspiel auf der Webseite CSGO Diamonds betrügt - und die Betreiber mit ihm unter einer Decke stecken. m0E erhielt Geld für das Bewerben des Portals, dafür erfuhr er vorab Ergebnisse und konnte so strategisch wetten. Die Kontroverse war trotz offensichtlichen Wettbetrugs nur ein Sturm im Wasserglas, nach einer Woche war das Thema gegessen und Assad ist heute Manager des Teams Echo Fox.
CSGO Lotto als Stein des Anstoßes
Der wirkliche Skandal ging erst mit CSGO Lotto los: Das Glücksspielportal wurde von den YouTubern Trevor »Tmartn« Martin und Tom »ProSyndicate« Cassell frequentiert und beworben, gezockt wurde an den virtuellen Spieltischen mit und gegen die eigenen Zuschauer. Nach einer Enthüllungskampagne des YouTubers HonorTheCall stellte sich heraus, dass die beiden nicht nur Werbung für das Portal machen, sondern CSGO Lotto auch betreiben. Fans wurden also vor laufender Kamera abgezockt und wenn die Bank gewann, ging das Geld der YouTuber wieder in ihre eigenen Taschen.
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Tmartn blamierte sich im Anschluss mit einem Entschuldigungsvideo, das er in seiner Villa mit mehreren Wagen im Hintergrund aufzeichnete - finanziert mit dem Geld aus CSGO Lotto. Später versuchte er es nochmal mit einer zwielichtigen App, die zwischen Schneeballsystem und Netzwerk-Marketing Geld einsammeln sollte. Der Brite Cassell floh hingegen Richtung Heimat, um sich vor möglichen Klagen zu retten. Er lebt wieder bei seinen Eltern in Manchester. Tmartn und ProSyndicate sind weiterhin erfolgreiche YouTuber mit jeweils rund 3,3 und 10 Millionen Abos.
Streamer ist auch dabei
Im Juli 2016 legte der Streaming-Star James »Phantoml0rd« Varga mit nicht gekennzeichneter Werbung für die Webseite CSGO Shuffle nach. Varga stellte sich ebenfalls als Glücksspielbetreiber raus. Ihm konnte neben der Verheimlichung seiner Verbindungen und dem unlauteren Bewerben des Portals sogar die Wettmanipulation auf CSGO Shuffle nachgewiesen werden.
Ob er neben Zivilklagen je von Behörden verfolgt wurde, ist nicht bekannt. Allerdings wäre es auch unwahrscheinlich: Varga wurde vom berühmten E-Sport-Journalisten Richard Lewis entlarvt, der als Beweise aber nur durch einen Hacker gestohlene Skype-Chatlogs vorlegen konnte. Zu dünn für einen möglichen Prozess, die Karriere des Streamers ist allerdings vorbei.
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Seit dem Vorfall ist Varga auf Social Media komplett untergetaucht, Twitch hat den ehemaligen Star gebannt. Ab und zu ist er noch im Hintergrund der Streams seiner Freundin »Dinglederper« (die ebenfalls im Glücksspielskandal involviert war) und in Videos von Mohamad »m0E« Assad zu sehen.
Mehr:Alles zum Glücksspielskandal rund um Phantoml0rd
Valve und eine Verurteilung
Valve reagierte während des gesamten Vorfalls kühl, mit einem Anwaltsschreiben ging die Firma hinter CS:GO gegen den Glücksspielsumpf vor. Viel gebracht hat das leider nicht: Sportwettportale sind von Skins auf reales Geld umgestiegen, Online-Casinos sind bis heute noch problemlos auffindbar. Die Sammelklage gegen die YouTuber, Glücksspielanbieter und Valve wurde dank eines Einspruchs von Tmartn vor Gericht abgeschmettert. Ein kurzer Streit mit der Glücksspielkommission des Bundesstaats Washington verlief sich, der Fall perlte an Valve schließlich ab.
Strafrechtliche Konsequenzen gab es für keine beteiligte Fraktion. Der bisher einzig verurteilte Gambling-YouTuber hat nichts mit Counter-Strike zu tun: Craig »Nepenthez« Douglas hatte mit der Fußball-Simulation FIFA und der Webseite FUT-Galaxy ein ähnliches Glücksspielsystem aufgebaut und beworben, er wurde von der als fortschrittlich geltenden britischen Glücksspielbehörde zu 105.000 Euro Strafe verdonnert.
Glücksspiel heute am Beispiel ESforce Holding
Wie es um Glücksspiel in Counter-Strike derzeit steht, lässt sich am besten an der Firma ESforce Holding ablesen. Das E-Sport-Unternehmen des russischen Oligarchen Alisher Usmanov besitzt die beiden Profi-Teams SK Gaming und Virtus.Pro und hält die Marketingrechte am dritten Team Natus Vincere. Außerdem besitzt die ESforce Holding die größten CS:GO-Glücksspielportale mit CSGO Lounge und EGB und veranstaltet in Osteuropa die Epicenter-Turniere.
Wer sich also im Rahmen des Turniers Epicenter Moscow 2016 das Halbfinale zwischen SK Gaming und Virtus.Pro angeschaut und vielleicht noch einen kleinen Betrag auf das Match gewettet hat, von dem hat die ESforce Holding gleich doppelt abkassiert. Dass eine Firma Teams, Glücksspielmarkt und Event gleichzeitig in ihrer Hand hält, ist eine immense Bedrohung für die Integrität jedes Sports. Dagegen verblasst selbst der Glücksspielskandal des Sommers 2016.
Allerdings gibt es wenig verbalen Widerstand und Valve selbst scheint nichts gegen das Pulverfass unternehmen zu wollen. Und selbst wenn, hätten die CS:GO-Macher nur wenige Sanktionsmöglichkeiten wie einen Ausschluss von WM-Turnieren. Counter-Strike bietet also auch zukünftig immenses Skandalpotential.
Das war der zehnte und letzte Teil unserer Reihe »Skandale und Kontroversen aus Counter-Strike«. Wer nochmal unsere Artikelreihe in Gänze ansehen möchte, findet den Link zu allen Specials unterhalb.
Zur Übersicht:Zehn Skandale aus der Counter-Strike-Geschichte
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