Dying Light 2 endlich gespielt: Die Open World hat was, aber der Star wird die Story

Drei Jahre nach der Ankündigung mit zwischenzeitlichen Gerüchten um Probleme bei der Entwicklung konnten wir Dying Light 2 ausführlich spielen und erzählen euch jetzt alles.

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Der Weg zum Release von Dying Light 2: Stay Human gleicht einem Hindernisparcours. Ein ständiges Auf und Ab, bei dem wir eine Hürde nach der anderen nehmen müssen. Eigentlich wurde die Zombiehatz bereits im Juni 2018 angekündigt. Also vor nunmehr dreieinhalb Jahren. Doch danach verschwand das Spiel des polnischen Entwicklers Techland sehr flott wieder vom Radar.

Zwischendurch schien es sogar so, als gäbe es Ärger hinter den Kulissen. So soll es laut anonymer Mitarbeiter ständige Änderungen gegeben haben und auch von Streit mit Story-Autor Chris Avellone war die Rede. Die PR sprang kurz nach diesen Berichten aber schnell hervor und widersprach diesen Behauptungen. Wenig später verließ Avellone nach Belästigungsvorwürfen trotzdem das Team. Gleichzeitig wurde das Spiel immer wieder mit einem möglichen Release versehen und dann auf unbestimmte Zeit verschoben. Wie gesagt, ein ständiges Auf und Ab.

Da beginnt man sich als Fan zu fragen: Na, ob das wirklich gut geht? Zumal es zwar Screenshots und Gameplay zu sehen gab, selbst spielen konnten wir Dying Light 2 aber nicht. Zumindest bis jetzt. Endlich konnten wir mehrere Stunden mit der PC-Version des Open-World-Action-Spiels zubringen und geben direkt Entwarnung: Aktuell gibt es keinen Grund, an der Qualität von Dying Light 2 zu zweifeln.

Was haben wir gespielt?

Wir wurden von Techland eingeladen, eine erste spielbare Version von Dying Light 2 von unserem Heimrechner aus zu spielen. Dafür wurde das Spiel mithilfe der Streaming-Plattform Parsec auf unseren Rechner gesendet, lief derweil aber auf einem anderen PC. Die Verbindung war sehr gut und nur gelegentlich kam es zu winzigen Verzögerungen.

Screenshots durften wir währenddessen nicht machen. Alle Bilder in diesem Artikel stammen also von den Entwicklern. Die Bilder wirken jedoch sehr gestellt und spiegeln nicht wirklich das Spiel so wider, wie es tatsächlich aussieht. Daher raten wir euch dazu, noch einen Blick in unser Preview-Video zu werfen. Dort könnt ihr euch echtes Gameplay ansehen. Auch hier stammt das Material aber von den Entwicklern. Wieso wir davon keine Screenshots machen durften, weiß nur die PR-Abteilung.

Dying Light 2 - So gut kann das Open-World-Abenteuer werden Video starten 10:42 Dying Light 2 - So gut kann das Open-World-Abenteuer werden

Was diese Zombie-Welt ausmacht

Vor 20 Jahren ist die Welt untergegangen. Der Zombie-Virus hat den Großteil der Menschheit befallen. Das Ergebnis war pures Chaos, jegliche Strukturen brachen zusammen und die wenigen, noch lebendigen und nicht verwandelten Menschen fristen ihr Dasein nun in einer Umgebung, die an ein modernes Mittelalter erinnert. Nur eben mit Zombies auf den Straßen. Die gab es im echten Mittelalter nicht. Vermutlich.

Das ist die Welt, in die uns Dying Light 2 wirft. Dabei verkörpern wir einen Mann mit Namen Aiden Caldwell, der wie alle auch vom Virus infiziert wurde. Die Verwandlung in einen Zombie wird mit Medikamenten oder UV-Licht aber im Zaum gehalten. Viel mehr Sorgen bereitet Aiden das Verschwinden seiner Schwester Mia.

Die Suche nach einem Verwandten ist zugegebenermaßen nicht die ganz hohe Kunst des Storytellings und damit nicht sonderlich neu. Aber im Verlauf unserer vier Stunden in Dying Light 2 wusste die Geschichte trotzdem zu überzeugen.

Da der Zombie-Virus 20 Jahre Zeit hatte zu mutieren, gibt es in Dying Light 2 nun auch solche Monstrositäten. Da der Zombie-Virus 20 Jahre Zeit hatte zu mutieren, gibt es in Dying Light 2 nun auch solche Monstrositäten.

Der heimliche Star: Die Story

Die Suche nach Mia führt Aiden nämlich nach Villedor. Die letzte Stadt, in der noch so etwas wie eine Zivilisation existiert. Hier wird Aiden in die Intrigen der beiden größten Fraktionen verwickelt, den Peacekeepers und den Survivors. Als Außenstehender soll sich Aiden beispielsweise im Auftrag der Peacekeepers bei den Survivors umhören, um einen möglichen Mörder zu finden.

Ganz von selbst wird Aiden dann aber in den Aktionen der Survivors verwickelt und hilft beispielsweise einer jungen Frau namens Sophie dabei, ihren rebellischen Bruder Barney zu retten. Dankbarkeit zeigt dieser widerborstige Geselle aber kaum, sondern lässt Aiden einfach zwischen Zombies sitzen, während wir eigentlich einem seiner Freunde helfen wollen.

Trotzdem entsteht nach und nach so eine Art Freundschaft oder zumindest Respekt zwischen Aiden, Sophie und Barney - blöd nur, dass sich die Hinweise verdichten, dass Barney für besagten Mord verantwortlich sein könnte. Techland hat nicht übertrieben, als sie vor Release immer wieder betonten, dass die Charaktere in ihrer Geschichte dieses Mal deutlich mehr Tiefgang zeigen sollen und es keine klaren Good- oder Bad-Guys gibt.

Im späteren Verlauf lernen wir Lawan kennen, die von Schauspielerin Rosario Dawson verkörpert wird. Im späteren Verlauf lernen wir Lawan kennen, die von Schauspielerin Rosario Dawson verkörpert wird.

Alle Charaktere, denen wir in den vier Stunden begegnet sind, blieben uns im Gedächtnis. Und das nicht nur bei Figuren der Hauptstory, auch die optionalen Nebenaufgaben waren spannend inszeniert und konfrontierten uns mit denkwürdigen Persönlichkeiten. Die untalentierte Opernsängerin Lola bekommen wir so schnell nicht wieder aus dem Kopf. Leider.

Was die Open World außer Zombies sonst noch bietet

Bei dieser mitreißenden Erzählung mussten wir uns wirklich zwingen, auch mal vom eigentlichen Pfad abzuweichen. Denn Dying Light 2 gibt unserem Protagonisten gar nicht so viel Luft dazu, die Open World zu erkunden. Ständig passiert etwas, und dann auch noch unter Zeitdruck. Da wirkt es mehr als sonderbar, sich nebenbei um eher belanglose Aktivitäten zu bemühen.

Abgesehen von den schönen Nebenquests bietet Dying Light 2 nämlich eher viel Open-World-Standardkost. Zumindest in den vier Stunden unserer Spielzeit gab es keine sonderlich lohnenswerte Entdeckung. Hier mal ein Zeitrennen über die Dächer der Stadt, dort einen Turm erklettern, um eine Safezone zu errichten. Ansonsten viele Truhen mit Material, um Gegenstände zu craften. Selbst die zombieverseuchten Dark Hollows kitzelten unseren Entdeckerinstinkt nur sehr bedingt.

Tagsüber verstecken sich Zombies in Gebäuden. Hier gibt es wertvollen Loot, man sollte aber warten, bis das Gebäude sich Nachts etwas leert. Tagsüber verstecken sich Zombies in Gebäuden. Hier gibt es wertvollen Loot, man sollte aber warten, bis das Gebäude sich Nachts etwas leert.

Freilich war die Zeit sehr knapp, um alle Aktivitäten zu entdecken. Und es war auch nicht so, als hätten wir keinen Spaß gehabt, es mangelte nur an Innovation. Die größte Besonderheit der offenen Welt, dass sich Bereiche je nach unseren Entscheidungen auch permanent verändern können, haben wir ebenfalls noch nicht in Aktion gesehen.

Wie spielt sich das denn nun?

Was wir der Open World jedoch nicht absprechen können, ist der - nennen wir ihn mal - Spider-Man-Effekt. Denn ganz egal, ob das Design der Spielwelt nun innovativ ist oder nicht, sich darin zu bewegen macht immer Spaß. In Dying Light 2 durchqueren wir die ramponierte Stadt nicht mit Netzleinen, dafür aber mithilfe eines sehr ausgeklügelten Parcours-Systems und aus der Ego-Perspektive.

Dabei ist es wirklich erstaunlich, wie intuitiv sich die Bewegung anfühlt und wie selten es passiert, dass wir mal zu weit oder zu kurz springen. Die meiste Zeit turnen wir erstaunlich präzise über die Dächer, rennen Wände entlang, balancieren über Straßenlampen oder kraxeln Abflussrohre hoch. Und das alles, ohne immersionsstörende Markierungen in der Welt.

Villedor zu Fuß zu durchqueren macht dank des hervorragend designten Parcours-Systems eine Menge Spaß. Manchmal helfen aber auch Ziplines oder ein Gleiter. Villedor zu Fuß zu durchqueren macht dank des hervorragend designten Parcours-Systems eine Menge Spaß. Manchmal helfen aber auch Ziplines oder ein Gleiter.

Ähnlich akrobatisch geht es zudem in den Kämpfen zu. Die werden fast ausnahmslos im Nahkampf ausgetragen und bestehen aus extrem heftigen Hieben oder stilvollen Kampfmanövern. Aiden kann beispielsweise Zombies oder Menschen mit einer scharfen Waffe zum Taumeln bringen, denn über sie drüber springen und einem herannahenden zweiten Gegner einen Sprungtritt verpassen. Das fühlt sich super an! Und wieder ein wenig wie Spider Man - nur eben sehr viel brutaler. Schon der Vorgänger bekam in Deutschland keine USK-Freigabe.

Im Verlauf reichern wir Aidens Repertoir an akrobatischen Manövern immer weiter an. Sowohl für Parcours- als auch Kampf-Fähigkeiten gibt es einen eigenen Skilltree. Wände hoch laufen? Flächenangriffe? Alles kein Problem später. Irgendwann bekommt Aiden sogar einen Gleiter geschenkt, mit dem wir durch die Lüfte segeln.

Auf dem PC noch nicht optimal

Das einzige Manko beim Spielen war die Steuerung mit Maus und Tastatur. In der Preview-Version mussten wir nämlich für den spontanen Einsatz von wichtigen Items wie Heilungsverbänden umständlich ein Befehlskreuz durchschalten. Was auf einem Controller Sinn ergibt, fühlt sich auf der Tastatur wie eine ziemliche Verschwendung an. Wir haben doch mehr als vier Tasten, liebe Entwicklerinnen und Entwickler!

Davon abgesehen macht Dying Light 2 aber eine sehr gute Figur. Von der turbulenten Entwicklung ist kaum etwas spürbar. Ob dieser Eindruck auch nach mehr als vier Stunden besteht, wissen wir spätestens am 4. Februar 2022, wenn Dying Light 2 erscheint.

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