Seite 2: Greedfall im Test: Dragon Age mit schicken Hüten

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Der Gameplay-Loop - Die Fassade bröckelt

Während Greedfall in den ersten fünf Stunden dank seines vielfältigen Levelsystems, der unverbrauchten Spielwelt und der spannenden Ausgangslage noch motiviert, sorgt das Innenraum-Recycling auf Dauer für ein etwas fades Spielgefühl. Gleiches gilt für die immer gleichen Gegnerhorden.

Beim Durchstreifen der Wildnis lauern uns regelmäßig aggressive Monster auf, die an mutierte Bären oder Widder erinnern, sowie Banditen mit Musketen. Da sich die Kämpfe flott spielen, stört das vorerst nicht besonders. Zumindest solange, bis wir dasselbe Monsterrudel schon zum 20. Mal niedergeknüppelt haben. In Greedfall gibt es im Kern nur sechs Gegnertypen, von denen einer erst sehr spät auftritt und der andere menschliche Feinde sind. Die Monstertypen variieren zwar noch in Stärke und Skills, was bei den Kämpfen aber kaum ins Gewicht fällt.

Im Kampf können wir fließend zwischen Nah- und Fernkampf wechseln. Außerdem gibt es noch Bomben, Fallen und Magie. Im Kampf können wir fließend zwischen Nah- und Fernkampf wechseln. Außerdem gibt es noch Bomben, Fallen und Magie.

Die Rudel bestehen immer nur aus einem Gegnertyp und treten nie vermischt auf, was sich entsprechend negativ auf Abwechslung und strategischen Anspruch auswirkt. Irgendwann haben wir die Kreaturen einfach links liegen lassen und sind an ihnen vorbeigerannt, wogegen sie allesamt machtlos waren. Die so verpassten Erfahrungspunkte konnten wir verschmerzen.

Denn die Kämpfe profitieren nur in der Theorie vom ausgeklügelten Skillsystem. Wer in der Praxis einmal eine funktionierende Taktik gefunden hat, muss sich bei den Kämpfen kaum noch etwas anderes überlegen. Wir konnten mit Hilfe unserer Stasis-Magie und den starken Gewehren selbst gegen Ende nahezu jeden Gegner problemlos aus der Distanz abfertigen.

Balancing und Spielzeitstreckung - Die große Achillesferse

Greedfall ist mit einer Spielzeit von etwa 30 Stunden angesichts seines überschaubaren Budgets erfreulich umfangreich. Blöderweise trägt die Spielzeit das Konzept nicht über die gesamte Dauer. Grund dafür sind Balancing-Probleme und spielerische Längen in einigen Bereichen des Rollenspiels. Die Story findet zwar einen interessanten Anfang, plätschert die meiste Zeit danach aber vor sich hin, ohne wirklich emotionales Gewicht zu entwickeln. Zumal viele zunächst spannend klingende Aufträge häufig ihren Schwung verlieren, da sie uns viel zu oft ereignislos über die Landkarte scheuchen.

Ladebalken sinnvoll genutzt: Wir können statt zu warten im Lager unsere Ausrüstung aufstocken und Begleiter tauschen. Ladebalken sinnvoll genutzt: Wir können statt zu warten im Lager unsere Ausrüstung aufstocken und Begleiter tauschen.

Dadurch wirkt die Spielzeit unnatürlich gestreckt. Bei einer Quest wurden wir etwa gebeten, bei einer Beerdigung zu helfen. Als wir aber am Grabhügel angekommen waren und die Monster tot zu unseren Füßen lagen, fiel unserer Gefährtin plötzlich ein, dass wir Balsamsalbe und Räuchergefäße benötigen. Die mussten wir erst einmal anfertigen und sind deshalb den ganzen Weg wieder zurück zur Werkbank marschiert. Hätte sie uns das nicht vorher sagen können?

Auch das Beutesystem hat mit Problemen zu kämpfen. Normale Gegner lassen fasst immer nur Schrott fallen. Die wirklich guten Gegenstände finden sich bei Händlern - zu gesalzenen Preisen. Da hilft es auch wenig, den Schrott zu verscherbeln, denn diese Halsabschneider geben uns dafür nur ein paar lumpige Münzen. Das ist selbst für einen Rollenspielhändler dreist.

Die beste Beute findet sich bei den mysteriösen Wächterkreaturen. Die sind aber rar und wer einmal legendäre Ausrüstung gefunden hat, kann die Rüstung oder den Degen meist das ganze Spiel lang verwenden. Immerhin dürfen wir mithilfe von Crafting fast jedes Ausrüstungsstück aufwerten. Dadurch werden liebgewonnen Gegenstände mit uns mächtiger. Wer aber auf eine motivierende Loot-Spirale hofft, wird von Greedfall enttäuscht.

Rüstungen haben immer drei Slots, die wir aufwerten können. Einer davon gibt dem Rüstungsstück einen speziellen Talent-Bonus. Rüstungen haben immer drei Slots, die wir aufwerten können. Einer davon gibt dem Rüstungsstück einen speziellen Talent-Bonus.

Letztlich kommt Greedfall trotz seiner famosen Welt und dem tiefen Charaktersystem nicht über knapp gutes Niveau hinaus. Zwar hält sich die Faszination noch die ersten fünf bis zehn Spielstunden aufrecht, danach verpasst die Story aber den richtigen Moment, um wirklich Fahrt aufzunehmen, und auch die Kämpfe mutieren immer mehr zu einer spannungsarmen Beschäftigungstherapie .

Das macht die verbliebenen 20 Stunden zwar zu keinem schlechten, aber doch etwas mühseligen Abenteuer, bis Greedfall zum Finale hin zumindest storytechnisch doch noch überraschend anzieht, weil es unsere Entscheidungen im Verlauf der Geschichte sinnvoll aufgreift und trotz aller Längen zu einem würdigen Ende führt.

Meinung: Greedfall hat aktuell keine Konkurrenz im Rollenspiel-Genre

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