Greedfall im Test: Dragon Age mit schicken Hüten

Greedfall kombiniert klassische Bioware-Tugenden mit einem erfrischend ungewöhnlichen Rollenspielszenario. Im Test analysieren wir, warum die Rechnung nur zum Teil aufgeht.

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In einer Zeit, in der altbewährte Rollenspiel-Größen wie Bioware dem klassischen Singleplayer-Rollenspiel den Rücken kehren, bleibt RPG-Entdeckern nur noch eine Möglichkeit: Leinen los, in unbekannte Territorien segeln und auch mal Geheimtipps von kleineren Studios ausprobieren.

Die französischen Entwickler von Spiders versprechen ein großes Abenteuer in einem ungewöhnlichen Mantel-und-Degen-Szenario. Dort gibt es weit verzweigte Skillbäume, reichhaltige Lösungswege und tiefgreifende Entscheidungen. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein? Stechen wir gemeinsam in See und finden es heraus!

Hype um Greedfall: Normalerweise hätte dieses Rollenspiel niemand beachtet!

Die Charakterentwicklung - Bekannte Gefilde

Doch bevor wir den großen Teich überqueren und Ausschau nach neuen Ufern halten, beginnen wir unsere Reise in bekannten Gefilden. Greedfall erinnert gleich zu Beginn an frühere Bioware-Rollenspiele. So können wir unseren Charakter selbst gestalten und dabei zwischen Geschlecht, Frisur und Haarfarbe wechseln. Die Hintergrundgeschichte unseres Helden bleibt aber gleich: Wir sind De Sardet, Mitglied der Herrscherfamilie der Händlerkongregation und ein begabter Diplomat.

Fähigkeiten Fähigkeiten helfen uns im Kampf und können sowohl aktiv eingesetzt werden als auch passive Boni liefern.

Attribute Attribute bestimmen unsere Ausrüstung. Je nach Waffen- oder Rüstungstyp, müssen wir andere Attribute steigern.

Talente Unsere Talente helfen bei der Interaktion in der Spielwelt oder in Dialogen.

Da es sich aber um ein Rollenspiel handelt, ist De Sardet wie gewöhnlich eher ungewöhnlich. Am auffälligsten ist das seltsam anmutende grüne Mal in seinem, beziehungsweise ihrem Gesicht. Was es damit genau auf sich hat, werdet ihr natürlich selbst entdecken müssen. Zudem ist De Sardet in unterschiedlichen Kampfstilen geschult. Ob wir unseren Gegner mit flinken Degen auf die Pelle rücken oder stattdessen lieber aus der Distanz mit magischen Geschossen eindecken, entscheiden wir ebenfalls bei der Generierung. Später könnt ihr eure Talentbäume aber auch zurücksetzen und alle Punkte neu investieren.

Das Charaktersystem in Greedfall fällt sehr umfangreich aus und unterteilt sich in drei Skillbäume: Fähigkeiten nutzen wir im Gefecht, Attribute bestimmen, welche Ausrüstung wir tragen können, und Talente öffnen alternative Gesprächsoptionen oder Lösungswege für Quests. Hier zeigt Greedfall, dass wir es trotz der zunächst eher actionlastigen Anmutung mit einem waschechten Rollenspiel zu tun haben, bei dem es in Quests wie Story einen großen Unterschied macht, ob wir einen tumben Haudrauf, einen geschickten Schleicher oder einen silberzüngigen Diplomaten spielen. Jeder vergebene Skill-Punkt will entsprechend wohl überdacht sein, so gehört sich das!

Gleich zu Beginn lassen wir die Alte Welt hinter uns und setzen über nach Teer Fradee. Gleich zu Beginn lassen wir die Alte Welt hinter uns und setzen über nach Teer Fradee.

Die Story von Greedfall - Hallo Dragon Age!

Trotz des ungewöhnlichen Entdecker-Szenarios merkt man der Story von Greedfall deutlich an, dass die Entwickler große Fans vom ersten Dragon Age sind: eine schreckliche Seuche, konkurrierende Fraktionen, keine Schwarz-Weiß-Malerei, jede Menge Dark-Fantasy-Anleihen.

Wir bekommen den Auftrag, unseren Vetter Constantin nach Teer Fradee zu begleiten. Dieser soll auf dem abgelegenen Eiland den Gouverneurs-Posten annehmen. Teer Fradee wird zu diesem Zeitpunkt von jeder Menge Nationen aus der Alten Welt besiedelt, die hier auf der Suche nach einer Heilung für die furchtbare Malichor-Seuche sind, die auf der Alten Welt Gacane unter den Menschen wütet.

Dabei geraten die sehr unterschiedlichen Fraktionen immer wieder aneinander und sogar die naturverbundenen Ureinwohner kommen in die Schusslinie. Wir sollen in unserer Rolle als neutraler Gesandter zwischen den Fraktionen vermitteln und gleichzeitig selbst ein Heilmittel finden.

Greedfall - Eine Quest, zwei Lösungswege ansehen

Dabei müssen wir immer wieder mehr oder weniger schwierige Entscheidungen treffen, was in Kombination mit dem variantenreichen Charaktersystem dafür sorgt, dass wir nahezu jede Quest auf unterschiedliche Weise lösen können.

Fraktionen und Begleiter - Nicht einfach nur Schwarz und Weiß

Keine der Fraktionen wirkt plump böse oder gut. Jede hat eine nachvollziehbare Motivation und auch mit internen Querelen zu kämpfen. Die Wissenschaftler der Brückenallianz sind beispielsweise größtenteils gebildete und vernünftige Menschen, beheimaten aber auch gewissenlose Forscher, die Ureinwohner entführen, um Experimente an ihnen durchzuführen.

So entstehen immer wieder Spannungen zwischen den Nationen, was die Insel in ein Pulverfass verwandelt. Die Anspannung ist die ganze Zeit über spürbar und der grundlegende Reiz an Greedfalls Geschichte.

An solchen Anschlagtafeln finden wir kleinere Aufträge. Dabei handelt es sich allerdings meistens um dröge Sammel- oder Tötungs-Quests. An solchen Anschlagtafeln finden wir kleinere Aufträge. Dabei handelt es sich allerdings meistens um dröge Sammel- oder Tötungs-Quests.

Unsere Party setzt sich aus diesem Grund aus Vertretern aller sechs Fraktionen zusammen (fünf Gefährten und De Sardet selbst). Jeder bietet uns einen anderen Blickwinkel auf die Fraktionen. Auch die eigene. Am spürbarsten wird die Persönlichkeit unserer Begleiter aber bei romantischen Annäherungen. Wer einfach immer nur versucht, ihnen Honig ums Maul zu schmieren, kann dabei leicht auf die Nase fliegen.

Die richtige Gruppenkonstellation entscheidet zudem darüber, wie wir in gewissen Situationen vorgehen können. An einer Stelle wollte uns ein misstrauischer Clanführer der Ureinwohner etwa nicht glauben, dass wir ihn zu einer friedlichen Verhandlung einladen. Doch glücklicherweise hatten wir in dieser Quest die Heilerin Siora an unserer Seite, die selbst eine Ureinwohner ist und entsprechend für uns bürgen konnte.

Die Spielwelt - Eigenständig, aber nicht überall vielfältig

Die Geschichte von Greedfall hat von Anfang an einen Reiz und macht neugierig auf mehr, verliert mit der Zeit aber zunehmend an Tempo und wird erst im letzten Viertel wirklich persönlich. Allerdings kann Greedfall die erzählerischen Längen zum Teil mit seiner innovativen Welt ausgleichen. Die Mischung aus Mantel & Degen mit Dark Fantasy funktioniert hervorragend und bringt eine Menge frischen Wind ins doch recht klischeefreundliche Genre.

Greedfall präsentiert uns teils atemberaubende Panorama-Ansichten. Hier der Blick über die alte Hauptstadt Sérène. Greedfall präsentiert uns teils atemberaubende Panorama-Ansichten. Hier der Blick über die alte Hauptstadt Sérène.

Auch optisch kommt das erfrischende Szenario voll rüber, von der ersten Minute an überzeugt die Spielwelt mit ebenso ungewöhnlichen wie imposanten Panoramen. Erst sorgt der Blick über die Hauptstadt der Alten Welt Séréne für Staunen, dann die weiten unberührten Landstriche von Teer Fradee. Ähnlich wie Elex ist Greedfall technisch kein Ausnahmespiel, lädt mit seinen detailverliebt gebauten Welten und der atmosphärischen Lichtstimmung aber immer wieder zum Verweilen und Erkunden ein.

Brauchen gute Rollenspiele heute eine Open World?

Anders als in Elex hält diese Atmosphäre allerdings nur so lange an, wie wir kein Haus betreten. Während Greedfall in seinen Städten und Regionen noch mit Abwechslung glänzt, hatten die Innenarchitekten entweder keine Ideen oder keine Zeit, um ihren Job zu machen. Häuser haben fast immer denselben Grundriss und unterscheiden sich lediglich anhand der Einrichtung voneinander. Jeder herrschaftliche Palast mutet daher von innen gleich an, obwohl sie außen noch gänzlich anders wirken.

GreedFall wird dramatisch wie ein Bioware-RPG - Im Launch-Trailer nimmt die Story Fahrt auf Video starten 1:36 GreedFall wird dramatisch wie ein Bioware-RPG - Im Launch-Trailer nimmt die Story Fahrt auf

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