Das Fan-Remake Black Mesa ist keine Eins-zu-Eins-Kopie des ersten Half-Lifeaus dem Jahr 1998. Stattdessen wurde der Shooter-Klassiker auf Basis der Source-Engine nachgebaut und an einigen Stellen ergänzt und abgeändert - selbst Half-Life-Veteranen erleben Überraschungen. Und die auch noch kostenlos, denn die Neuauflage gibt es auf der offiziellen Webseite zu Black Mesa zum Download, der Installer packt das Spiel auf Steam. Allerdings muss das Source-Engine-SDK installiert sein. Dessen Setup findet man in der Bibliothek neben dem Suchfeld auf die Schaltfläche Tools.
Nach der Installation stürzen wir uns ins Spiel und erleben noch einmal eine der bekanntesten Eröffnungssequenzen der Spielegeschichte. Die Fahrt mit der einrichtungseigenen Bahn stimmt wunderbar auf das Gesamtbild von Black Mesa ein, das sich uns noch bieten soll. Forscher gehen ihrer Arbeit nach, Lastroboter staksen durch Becken voller giftigem Abfall, einer der Wachmänner hämmert wütend gegen eine verschlossene Tür – wir kennen die Szenen schon aus Half-Life und drücken uns trotzdem die virtuelle Nase an den Fensterscheiben platt.
Black Mesa ist aber nicht nur der aufgehübschte Cousin des großen Vorbilds, sondern nimmt sich an manchen Stellen auch die Freiheit ein bisschen abseits des bekannten Weges spazieren zu gehen. So begrüßt uns zum Beispiel nicht der Sicherheitsmann Barney, als wir die Bahn verlassen, wir finden den guten, alten Revolver noch vor der guten, alten Schrotflinte und heben abgestürzte Brücken mit luftgefüllten Fässern wieder in die Höhe, anstatt einen Umweg zu suchen.
Diese mehr oder weniger behutsame Modernisierung des Klassikers fällt vor allem bei den zahlreichen Rätseln auf. Black Mesa nutzt die Source Engine und deren Eigenheiten, um die Denksporteinlagen aufzufrischen und abwechslungsreicher zu gestalten. Wir drehen zwar noch immer an Ventilrädern und aktivieren unterbrochene Stromkreise, allerdings müssen wir die benötigten Teile erst suchen und an den richtigen Stellen einsetzen.
So schalten wir zuerst den Strom aus, der ein Wasserbecken unpassierbar macht, und tauchen dann im trüben Wasser nach dem herausgerissenen Stecker. Wesentlich schwerer werden die Rätsel natürlich trotzdem nicht, zumal viele Änderungen rein kosmetisch sind. Ob ein Generator erst hochfährt, nachdem der Spieler direkt zwei Schalter betätigt hat oder die einzelnen Generatorteile, ebenfalls per Schalter, absenkt und zusammensetzt, ist nicht gerade die Neuerfindung des Rades.
Alte Inhalte, neuer Glanz
Die Mischung aus alten Inhalten und neuer Präsentation setzt sich auch in den Kämpfen fort. Die Gegner sind zwar meistens schon nach wenigen Treffern Geschichte, setzen uns jedoch durch ihr plötzliches Auftauchen im Fall der Xen-Aliens und durch recht cleveres Flankieren auf Seiten der Soldaten ordentlich zu. Weil durch die halbierten Munitionsreserven zudem öfter als im Original nur der Abzug klickt und die Gegner wesentlich schneller anvisieren und feuern, zimmern wir mit unvorsichtigem Vorgehen nur den eigenen Sarg.
Das macht die Gefechte teilweise frustrierend, vor allem an einer Steller: das blinde, dreiköpfige Monster, das unsere Schritte hört, konnten wir in Half-Life noch durch langsames Gehen und gezielte Granatenwürfe täuschen und ablenken – weil das Gehen nicht funktioniert, fällt diese Stelle in Black Mesa viel schwieriger aus. Die regelmäßigen Regenerationsmöglichkeiten mit Medikits und Energiezellen für den H.E.V.-Anzug sorgen immerhin dafür, dass wir dem anspruchsvollen Schwierigkeitsgrad der Kämpfe nicht nackt gegenüberstehen.
So kämpfen, hüpfen und rätseln wir uns durch die rund 10 Stunden, die Black Mesa liefert. Wobei wir bislang auf die letzten Abschnitte des Originals verzichten müssen. Der umstrittene Ausflug auf den Alien-Planeten Xen soll später als einzelner Download veröffentlicht werden, dafür soll der Level ausgebaut werden und fast wie ein eigenständiges Spiel funktionieren.
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