Seite 2: Microsoft Flight Simulator im Test - Das faszinierendste »Spiel« des Jahres

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Starten und Landen? Nicht nötig!

Gehört zu den gefährlichsten Flugplätzen der Welt: Der »Garagenflugplatz« Lukla liegt direkt vor einem Steilhang. Von hier geht’s auf den Mount Everest Trail. Gehört zu den gefährlichsten Flugplätzen der Welt: Der »Garagenflugplatz« Lukla liegt direkt vor einem Steilhang. Von hier geht’s auf den Mount Everest Trail.

Auch die Wahl der Flugstrecke ist einsteigerfreundlich in wenigen Sekunden erledigt, lässt sich aber auch bis ins letzte Detail definieren. Auf einer rotier- und zoombaren Erdkugel seht ihr alle vorhandenen rund 37.000 Flughäfen, -plätze und Pisten (zu den Airports kommen wir später noch).

Die »Ich will einfach nur rumfliegen«-Variante: Anklicken, als Start- oder Zielflughafen markieren, Flugzeugtyp wählen, fertig. Alternativ gebt ihr den Namen oder den ICAO-Code eines Airports ein, beispielsweise EDDM für München. Wer will, kann auch irgendwo auf die Weltkugel klicken und dort direkt in der Luft starten.

Freie Wahl beim Startpunkt: Wir können Koordinaten in einem Suchfeld auf der Weltkarte auch direkt eingeben, etwa im bei Google Maps ausgegebenen Format »48.133948, 11.531652«. So können wir direkt am gewünschten Punkt wie unserem Wohnhaus starten.

Windows Store oder Steam?

Unsere Testversionen von Microsoft laufen alle über den Windows Store, mit der Steam-Version haben wir bislang also noch keine eigenen Erfahrungen sammeln können. Welche Unterschiede es zwischen den beiden Versionen gibt, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Zumindest in unserer Testversion war das noch umständlich, weil zwar Flugplätze, große Städte und andere Fixpunkte angezeigt werden, aber keine genaue Landkarte. Und das, obwohl die Flüge selbst über einer detaillierten Welt auf Bing-Kartenbasis stattfinden.

Wer seinen Flug genauer anpassen mag, der wählt noch die gewünschten Runways für Start und Landung, sowie Wind, Wetter, Tageszeit, Flugverkehr. Entweder stellt ihr das selbst ein, oder ihr nutzt die realen Online-Live-Daten.

Je nach Flugzeugtyp und seiner Avionik - also Autopilot, Flight Management System etc. - legt ihr noch fest, ob ihr nach Sichtflug-Regeln (auch per GPS oder über VOR-Drehfunkfeuer) oder nach Instrumenten (IFR) fliegen wollt.

Vom fliegenden Wasserauto bis zum Jumbo-Jet

Icon A5 - Futuristisches Cockpit Microsoft Flight Simulator - Icon A5 CockpitEin echter Spaßflieger: das ikonische Amphibienflugzeug Icon A5. Sein Cockpit erinnert an ein Auto – was daran liegt, dass es von BMW designt wurde.

Abflug im Wasser Start im Mittelmeer: Hier sieht man das Fahrwerk für eine Landung an Land.

Je nach Version des Flight Simulator (Standard, Deluxe, Premium Deluxe) sind 20, 25 respektive 30 Flugzeuge enthalten. Hubschrauber gibt's nicht (dürften aber später von Addon-Entwicklern angeboten werden), und Kampfflugzeuge bleiben komplett draußen - der FS 2020 ist ein rein ziviler Flugsimulator. Dafür gibt's mit der Icon A5 ein sehr cooles Amphibienflugzeug, das sich fast wie ein Fliegendes Auto steuert - was unter anderem daran liegt, dass sein Cockpit von BMW designt wurde.

Wer keine Lust auf lange Landeprozeduren hat, ist in der Icon gut aufgehoben, denn der Spaßflieger kann auf jedem halbwegs breiten Gewässer landen und wieder starten, da reichen schon rund 400 Meter Wasser»piste«. Für Kunstflieger sind die pfeilschnelle Extra 330 LT und der Doppeldecker-Klassiker Pitts Special in der Ausführung S2S dabei, sogar mit Glasfenster nach unten.

Unterschiedliche Standardflugzeuge: Es gibt »Buschflieger« mit besonders dicken Reifen, die auch kurze Buckelpisten meistern, ihr könnt Ultraleichtflugzeuge ausprobieren, luxuriöse Businessflugzeuge wie die Daher TBM 930, und die »Queen of the Skies« - die Boeing 747-8 Intercontinental. Alle genannten Beispiele sind bereits in der Standardversion des Flight Simulator dabei.

Dank der bereits genannten zahlreichen Assistenten und Flughilfen können auch Einsteiger die anspruchsvolleren oder komplexeren Maschinen gut steuern, ohne dass Profis auf Realismus verzichten müssen. Egal ob Flugverhalten, Instrumente oder Wettereinflüsse: Das Fliegen im Flight Simulator fühlt sich einfach richtig an, zumindest solange ihr den kleineren Maschinen sitzt.

Nichts für Flugangsthasen: der Doppeldecker Pitts Special S2S. Nichts für Flugangsthasen: der Doppeldecker Pitts Special S2S.

Denn die Kleinflugzeuge deutlich besser simuliert als vor allem die Airliner. Die »Dickschiffe« beeindrucken zwar durch ihre schiere Größe und originalgetreu nachgebauten Cockpits, leiden aber unter Autopilot-Problemen und einem inkonsistentem Flugverhalten.

Dieses Problem kennen Genre-Fans zwar auch von den Release-Versionen anderer ziviler Flugsimulationen wie X-Plane 11. Dennoch kann der Flight Simulator in diesem kleinen, aber dennoch relevanten Teilbereich die Erwartungen nicht erfüllen, was letzten Endes auch eine höhere Wertung verhindert.

Wer den Flight Simulator hauptsächlich für lange (Inter)kontinentalflüge einsetzen will oder generell viel Wert auf eine schraubengenaue Simulation legt, sollte deshalb - ebenfalls wie bei der Konkurrenz - lieber auf die Addons von PMDG, FS Labs, Aerosoft und Co. warten. Oder über seinen Schatten springen und in den kleineren Maschinen mal wieder per Sichtflug navigieren - denn da gibt der Flight Simulator so richtig Gas!

Guck mal, da wohne ich!

In Courchevel pladdern Regentropfen auf unsere Extra 330LT. In Courchevel pladdern Regentropfen auf unsere Extra 330LT.

Microsoft nutzt für den Flight Simulator den hauseigenen Kartendienst Bing sowie Datenmaterial von Blackshark AI. Darauf basierend wird die gesamte Welt dargestellt. Das funktioniert überwiegend sehr gut, vor allem bei flachen Objekten wie Straßen, Feldern, Wäldern und so weiter - also alles, was ihr auch bei Google Earth oder eben Bing Maps gut von oben erkennen könnt.

Sichtflug leicht gemacht: Das ist für den Sichtflug schon mal perfekt, denn Flüsse, Eisenbahngleise und Straßen dienten schon bei den ersten Flügen überhaupt als Orientierungshilfen. Auch Gebäude stehen da, wo sie hingehören, inklusive ihrer zumindest groben Grundrisse.

Ihr könnt also zum Beispiel euer Haus, eure Schule, Uni, Arbeitsstätte dort finden, wo sie in der Realität stehen, auch wenn Fassaden, Farben oder Dachformen oft abweichen.

Allerdings hat der Flight Simulator oft Probleme, die Höhe von Gebäuden (nicht von Bergen!) darzustellen. Krasses Beispiel: Das Ulmer Münster, das mit über 161 Metern mal eben den höchsten Kirchturm der Welt hat, ist hier so flach wie eine Flunder.

Lustige Aussetzer: Wie es aussieht wenn mit den Daten und der KI mal etwas schief läuft, zeigt die folgende Galerie mit Fehlern im Flight Simulator:

Microsoft Flight Simulator - Fehler Bing-Daten und KI ansehen

Auch beim über 50 Meter hohen Hermanns-Denkmal im Teutoburger Wald ist nur der Unterbau zu sehen, Hermann selbst hat sich in Luft aufgelöst. Doch dann fliegen wir über das westfälische Münster und staunen, wie gut hier der Dom und andere Kirchen dargestellt sind.

Wir haben mal auf Bing Maps nachgeschaut, wie die genannten Gebäude dort zu erkennen sind - und ja, auch da sieht das Ulmer Münster wie ein rechteckiger Kuhfladen aus, während die helleren Münsteraner Kirchen in der Draufsicht deutlich besser dargestellt sind. Offenbar hat der Flight Simulator Probleme, zu dunkle, konturarme Aufnahmen höhenmäßig korrekt zu berechnen.

Manchmal interpretiert die Software ihre Kartendaten auch ganz falsch - da werden Straßenabschnitte zu Flüssen, oder auf dem Flughafen München kreuzen Autos eine Runway, weil die (echte) Unterführung als Kreuzung gedeutet wird. Viele solcher Patzer sind aber eher lustig als ärgerlich.

Handgemachte und verschwundene Flughäfen

Frankfurt am Main (EDDF) bei Nacht. Frankfurt am Main (EDDF) bei Nacht.

Unter den 37.000 generierten Flugplätzen, mit denen Microsoft wirbt, sind sogar Segelflug-Graspisten, auf denen alle Jubelwochen mal jemand abhebt - dafür fehlen selbst große Flughäfen wie Stuttgart momentan komplett, stattdessen ist nur eine öde Fläche zu sehen.

Wer in der Suche trotzdem Stuttgart eingibt, bekommt den Stuttgart Municipal Airport angezeigt - der liegt allerdings im US-Bundesstaat Arkansas. Auch hier zeigt ein Vergleich mit Bing, dass das verwendete Kartenmaterial zu schlecht ist. Ein anderer Grund: Manche Flugplätze sind wegen einer militärischen (Teil-)Nutzung auf Karten verpixelt.

Wenige handgebaute Highllights: Die 30 (bzw. 35 oder 40, je nach Version) handgebauten Airports wurden überwiegend gut umgesetzt. Wie bei den Fliegern bekommt ihr eine große Bandbreite: Etwa den Bugalaga Airstrip in Indonesien, der nicht nur wie eine Indiana Jones-Piste heißt, sondern auch so aussieht.

Oder die Flugplatz-Klassiker Courchevel in den Französischen Alpen und Lukla im Himalaya, auf denen ihr bergauf landen müsst - und zwar beim ersten Versuch, denn Durchstarten ist nicht, weil die jeweils einzige Runway vor einer Bergwand endet. Toll!

Andere handgebaute Großflughäfen locken gleich mit nahen, ebenfalls detaillierteren Sehenswürdigkeiten: Kairo mit Cheopspyramide nebst Sphinx, Kapstadt mit seinem Tafelberg, Paris Charles de Gaulle mit diesem Eiffeldings.

Deutschland bislang nur einmal vertreten: Der einzige handgebaute deutsche Flughafen ist Frankfurt am Main - und der ist auch nur in der Premium Deluxe-Version dabei. Allerdings hat Nachschub-Lieferant Aerosoft bereits Addons angekündigt, darunter die Flughäfen Hamburg, Köln-Bonn und München. Dann bestimmt auch ohne Autos auf der Runway.

Welche Version soll ich nehmen?

Falls ihr nicht unbedingt einen bestimmten Flieger oder Airport aus der Deluxe- oder Premium Deluxe-Version braucht, reicht die Standard-Version des Flight Simulator völlig. Spart euch die zusätzlichen 20 beziehungsweise 50 Euro lieber für die bald erscheinenden Drittanbieter-Addons. Apropos sparen: Der Flight Simulator in der Standard-Version ist bei Microsofts Game Pass-Abo enthalten. Wer unsicher ist, ob der eigene PC den Simulator stemmen kann, findet hier eine günstige Testmöglichkeit.

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