Mittelerde: Schatten des Krieges im Test - Eine Fortsetzung, sie zu knechten

Shadow of War ist genau der Nachfolger, den Shadow of Mordor verdient hat und spinnt aus guten Ansätzen endlich das ersehnte Epos – selbst der eigenen unsinnigen Lootbox-Mechanik zum Trotz.

Mittelerde: Schatten des Krieges - Test-Video: Das können selbst Lootboxen nicht ruinieren Video starten 12:28 Mittelerde: Schatten des Krieges - Test-Video: Das können selbst Lootboxen nicht ruinieren

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Als Tolkien mit dem Schreiben von »Der Herr der Ringe« begann, hieß Frodo noch »Bingo Bolger-Beutlin«, Aragorn war ein Hobbit namens »Trotter« und der Autor hatte sich noch nicht einmal überlegt, was genau es denn nun eigentlich mit diesem mysteriösen Ring auf sich hatte. Kein Wunder, war doch überhaupt nie eine Fortsetzung zum kleinen Hobbit geplant gewesen!

Aber für den Verlag stand nach den Verkaufszahlen fest: Mehr Geschichten über Hobbits müssen her! Dass Tolkien am Märchen von Bingo Beutlin ganze 12 Jahre schreiben würde und am Ende die monumentale Saga vom Ringkrieg gegen den dunklen Herrscher herauskam, überraschte niemanden mehr als ihn selbst.

Was wir damit sagen wollen: Nicht jedes Epos erreicht sein volles Potenzial im ersten Anlauf. Aber »Der Herr der Ringe« übertraf den Hobbit nicht nur in jeder Hinsicht, er hauchte auch Ideen wie dem Ring der Macht erst ihren dringend benötigten tieferen Sinn ein. Nach Mordors Schatten hat Entwickler Monolith mit dem Nachfolger Schatten des Krieges ein ganz ähnliches Kunststück hingelegt. Auch wenn der Verlag - pardon, der Publisher - vielleicht etwas mehr dabei verdient, als gänzlich anständig ist.

Davon konnten wir in Teil 1 nur träumen: Auf dem Rücken eines Drachen bringen wir Saurons Festung zu Fall. Davon konnten wir in Teil 1 nur träumen: Auf dem Rücken eines Drachen bringen wir Saurons Festung zu Fall.

Abwertung für Pay2Win
In Mittelerde: Schatten des Krieges könnt ihr gegen Echtgeld Beutekisten kaufen, die zufällige Items und Orks enthalten, also spielrelevante Items. Gemäß unserer Wertungsrichtlinien zieht das eine Abwertung nach sich: Zahlende Spieler können im Singleplayer schneller ihre Macht ausbauen und haben im Schattenkrieg-Endgame spürbar bessere Karten.

Außerdem können sie ihre Orks und Items auch in Ranglisten-Belagerungen gegen andere Spieler einsetzen. Spätestens in solchen indirekten Multiplayer-Duellen kippt die Balance zugunsten zahlender Spieler.

Während der Kampagne hatten wir allerdings nie das Gefühl, zum Kauf gezwungen zu sein: Im Singleplayer werden großzügig kostenlose Belohnungen verteilt und die Kampagne wird auch ohne Echtgeld nie frustrierend. Selbst im Endgame haben wir nur selten zu Beutekisten für Ingame-Währung und nie zu Echtgeld-Käufen gegriffen und hatten trotzdem viel Spaß. Deswegen werten wir nur 5 Punkte ab.

Größer, besser, epischer

Schatten des Krieges steckt uns erneut in die Schuhe des untoten Waldläufers Talion, weiterhin besessen vom geisterhaften Elbenschmied Celebrimbor. Der war es, der für Sauron die magischen Ringe schuf und dafür von ihm betrogen und hingerichtet wurde. Zu Spielbeginn schmieden Talion und Celebrimbor gemeinsam einen neuen Ring, um sich am dunklen Herrscher zu rächen.

Unser Ziel: In Mordor unsere eigene Orkarmee aufbauen, Sauron seine Trutzburgen entreißen und schließlich selbst zum hellen Herrscher aufsteigen. Nur dass wir's diesmal deutlich schwerer haben als im ersten Teil! Wo es damals noch gegen ein paar namenlose und frei erfundene Unterlinge des dunklen Herrschers ging, dürfen wir uns diesmal mit den berühmtesten Schurken der Fantasy-Geschichte messen.

Schwerter nützen hier nichts: Wir geben Fersengeld, der Balrog setzt nach. Schwerter nützen hier nichts: Wir geben Fersengeld, der Balrog setzt nach.

Sauron wirft uns den Hexenkönig, seine Ringgeister und sogar einen Balrog entgegen. Und dann ist da noch die Riesenspinne Kankra, die ihre ganz eigenen Pläne hat. Und was für die Gegnerriege gilt, gilt für das gesamte Spiel: Schatten des Krieges ist durchweg eindrucksvoller, stimmungsvoller und vielschichtiger als sein Vorgänger.

Die wichtigste Idee funktioniert endlich

Arkham-Kampfsystem trifft Open-World-Parkour der Marke Assassin's Creed: Mordors Schatten schaute sich viele seiner besten Spielmechaniken fast eins zu eins von der Konkurrenz ab, fügte sie aber zu einem richtig gelungenen Gesamtpaket zusammen. Nur seine größte eigene Idee blieb weit hinter ihrem gewaltigen Potenzial zurück.

So cool es auf dem Papier klang, per Gedankenkontrolle unsere eigene Orkarmee aufzubauen, so wenig konnten wir mit den Jungs dann tatsächlich anstellen. Bis jetzt! Schatten des Krieges baut das Nemesis-System nicht nur massiv aus, es gibt ihm auch endlich einen Sinn: Erneut durchstreifen prozedural generierte Ork-Hauptmänner jedes Gebiet, alle mit eigenen Namen und Stärken und Schwächen. Besiegen wir sie, können wir sie unterwerfen. Aber diesmal sind die Vasallen viel nützlicher!

Wir können sowohl Hauptmänner als auch jeden gewöhnlichen Ork und die meisten Bestien auf unsere Seite bringen. Wir können sowohl Hauptmänner als auch jeden gewöhnlichen Ork und die meisten Bestien auf unsere Seite bringen.

Unseren Liebling dürfen wir zum persönlichen Leibwächter deklarieren und dann jederzeit herbeirufen. Und plötzlich können wir gar nicht mehr aufhören, Mordor nach den bestmöglichen Orks zu durchkämmen! Unsere erste Liebe war beim Testen von Schatten des Krieges Ar-Hissu der Wuchtige, ein Troll-Anführer, der immer gleich mit einer ganzen Horde Schergen erschien und im Lauf der Schlacht ständig Verstärkung rief.

Später raubte ein Sprengmeister unser Herz, der zwar alleine kämpfte, dafür aber einen riesigen Flammenwerfer im Gepäck hatte. Ihr merkt schon: Die Orks und ihre Fähigkeiten fallen diesmal deutlich interessanter aus. Sie bringen eigene Klassen und unterschiedliche Stammesboni mit, und die seltenen epischen und legendären Orks verfügen obendrein über eine beziehungsweise zwei besonders ausgefallene Eigenschaften.

Unser Leibwächter heiz dem gegnerischen Hauptmann ein, wir geben ihm den Rest. Unser Leibwächter heiz dem gegnerischen Hauptmann ein, wir geben ihm den Rest.

Nur gegen Ende stellt sich ein Hauch von Eintönigkeit ein. Bis dahin haben wir alle normalen Fähigkeiten dutzendfach gesehen und trotzdem ist nur jeder zehnte Hauptmann mal episch oder gar legendär. Da hinterlässt es doch einen unschönen Beigeschmack, dass selbst eine einzelne Echtgeld-Lootbox gleich vier legendäre Orks enthält. Dennoch: Unsere Armee von Hand aufzubauen ist kein nerviger Grind, sondern verflixt motivierend. Wir fühlten uns nie genötigt, Lootboxen zu kaufen.


Die Mikrotransaktionen
Schatten des Krieges bietet handfeste spielerische Vorteile gegen Echtgeld. Wir kaufen uns Kisten mit zufälligen Orks oder Waffen im Shop. Die gute Nachricht: Die Mikrotransaktionen lassen sich leicht ignorieren. Das Spiel geizt nicht mit starker Beute und es macht Spaß, sich seine Armee selbst aufzubauen. Wir hatten nie das Gefühl, Geld ausgeben zu müssen, um weiterzukommen oder frustrierenden Grind zu überspringen.

Allerdings hinterlässt das System doch einen unschönen Beigeschmack in einem Singleplayer-Vollpreisspiel. Denn Lootboxen sind dann eben doch ein besserer und schnellerer Weg, sich die ideale Armee aufzubauen, als selbst zu spielen. Und ihre Vorteile lassen sich selbst im Ranglisten-Multiplayer nutzen. Allerdings enthalten sie auch nichts, das man sich nicht freispielen kann. Auch für Ingame-Währung und erfolgreiche Belagerungen gibt es Kisten, wenn auch weniger lukrative. Die Echtgeld-Mikrotransaktionen fühlen sich alles in allem unnötig und aufgesetzt an, können aber leicht ignoriert werden.

Die Mikrotransaktionen im Detail: Was es zu kaufen gibt und wie sich das auswirkt

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