Necromunda: Hired Gun im Test - Der Warhammer-Shooter ist besser als sein Ruf

Der neue Warhammer-Shooter ist ein Spiel mit Schwächen, Ecken und Kanten, bietet aber tolles Leveldesign und kurzweilige Action.

Necromunda: Hired Gun - Test-Video zum rasanten Ego-Shooter Video starten 12:08 Necromunda: Hired Gun - Test-Video zum rasanten Ego-Shooter

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Spiele mit der Warhammer 40.000-Lizenz haben es nicht einfach. Einerseits bietet die traditionsreiche Tabletop-Marke ein riesiges Universum voll mit spannenden Charakteren und Schauplätzen. Auf der anderen Seite ist die Zielgruppe nicht unbedingt riesig - die extrem düstere Grundstimmung des Universums ist einfach nicht jedermanns Sache. Das mag der Grund sein, warum die meisten Lizenzumsetzungen von kleineren Studios mit deutlich weniger Ressourcen beziehungsweise Budget umgesetzt werden.

Für Necromunda: Hired Gun wurde erneut das französische Entwicklungsstudio Streum On beauftragt, das 2018 mit Space Hulk: Deathwing eher durchwachsene Kritiken erhalten und die Fans größtenteils enttäuscht hat. Kleine Entwarnung: Zwar hat auch ihr neues Spiel einige Design-Schwächen und kann mit seinen offensichtlichen Vorbildern wie Doom: Eternal oder Titanfall 2 nicht ganz mithalten, es ist aber deutlich besser geworden als der Vorgänger.

Als einer von fünfzehn wählbaren Charakteren - die sich allerdings nur optisch in Kleidung und Geschlecht unterscheiden - startet ihr das Spiel als Kopfgeldjäger auf dem Planeten Necromunda. In den sogenannten Makropolen haben rivalisierende Gangs das Sagen und es gilt das Recht des Stärkeren. Schnell geratet ihr zwischen die Fronten konkurrierender Mächte und kämpft nicht nur ums Überleben, sondern deckt dabei auch noch dunkle Machenschaften und Verschwörungen auf.

Eignet sich für euch, wenn ...
  • ... ihr Lust auf schnörkellose Balleraction habt.
  • ... ihr die düstere Necromunda-Vorlage reizvoll findet.
Eignet sich nicht für euch, wenn ...
  • ... ihr eine spannende Geschichte erwartet.
  • ... euch unbeholfene Animationen und kleinere Bugs nerven.

Die dystopische Welt des Planeten Necromunda bietet einen spannenden und unverbrauchten Schauplatz. Die Levelarchitektur fängt die Industriewelt packend ein. Die dystopische Welt des Planeten Necromunda bietet einen spannenden und unverbrauchten Schauplatz. Die Levelarchitektur fängt die Industriewelt packend ein.

Abwechslungsreiche Kampagne

Die Hauptkampagne führt euch in insgesamt 13 Kapiteln mit rund 15 Stunden Spielzeit in immer neue Bereiche des Planeten, die richtig gut aussehen und die uns mit ihrer menschenfeindlichen Architektur beeindrucken.

Necromunda fängt die düstere Stimmung dieser Industriedystopie gelungen ein, und auch spielerisch bieten die Settings massig Abwechslung. Mal kämpft ihr auf einem fahrenden Zug, kurz darauf seid ihr in ekligen Abwasserkanälen unterwegs und liefert euch dann in luftiger Höhe auf Kränen und Lastenaufzügen packende Duelle. Oder ihr wehrt dutzende Feinde bei der Bewachung einer eisernen Zitadelle ab.

Necromunda: Hired Gun - Screenshots ansehen

Die Geschichte wird mit einigen wenigen Zwischensequenzen erzählt, richtig fesselnd ist sie aber nie. Welche Mächte im Hintergrund nun aus welcher Motivation heraus einen Krieg anzetteln und was wir genau damit zu tun haben, wird uns selbst mit kompletter deutscher Sprachausgabe nicht wirklich klar - und interessiert uns ehrlich gesagt auch wenig.

Es mag zur Welt der Vorlage passen, dass wir als Söldner nur ein Spielball sind und unsere Handlungen nichts bedeuten. Für das Erlebnis in einem Videospiel ist diese verworrene Erzählform eher hinderlich. Kenner des Necromunda-Tabletops werden immerhin einige berühmte Figuren erkennen und können mit der Geschichte bestimmt etwas mehr anfangen.

Stillstand ist keine Option. Nur wenn wir ständig in Bewegung bleiben, können wir der Übermacht an Feinden etwas entgegensetzen. Stillstand ist keine Option. Nur wenn wir ständig in Bewegung bleiben, können wir der Übermacht an Feinden etwas entgegensetzen.

Im Mittelpunkt: Schnörkellose Action

Die Stärke des Shooters liegt ganz klar in der schnellen Action und den fantastischen Arealen, die mit ihrer Vertikalität punkten. Necromunda ist kein Deckungsshooter, ihr müsst daher dauerhaft per Enterhaken, Dash- und Doppelsprung-Fähigkeit in Bewegung bleiben, sonst werdet ihr von den Gegnermassen überrannt.

So richtig entfaltet sich das damit verbundene »Flow«-Spielgefühl allerdings erst, sobald ihr in den ersten Stunden genug Geld verdient habt, um euren Charakter entsprechend stark auszubauen. In der Hub-Welt zwischen den Missionen könnt ihr nicht nur bessere Waffen, sondern auch neue Spezialfähigkeiten erwerben.

Ein grobschlächtiger Unterweltchirurg baut euch diese in Form von kybernetischen Körperverbesserungen ein. Neben stärkeren Armen und Beinen, die unsere Lebensenergie und Geschwindigkeit erhöhen, lassen sich auch Energiemodule kaufen, die große Vorteile im Kampf bringen. So feuern wir wahlweise kleine Lenkraketen aus dem Unterarm, betäuben mit einer Energiewelle alle Feinde im Umkreis, oder können uns per Teleportsprung für einen Überraschungsmeuchelmord direkt in den Nahkampf beamen.

Auch der treue Begleit-Hund lässt sich mit besserer Hardware verbessern. Damit er auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann. Auch der treue Begleit-Hund lässt sich mit besserer Hardware verbessern. Damit er auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann.

Witziges Detail: Auch unser treuer Kampfhund, der auf Knopfdruck nach versteckten Feinden Ausschau hält und diese selbständig angreift, lässt sich mit einem geschärften Stahlgebiss und weiteren technischen Verbesserungen zäher und aggressiver machen. Vorausgesetzt, ihr macht das nötige Kleingeld für den Cyberwauwau locker.

Das Geld für die Shoppingtouren verdient ihr durch das Abschließen von Missionen und dem Verkauf von auf dem Weg gefundenem Loot. Seid ihr knapp bei Kasse, warten an einem Auftragsboard neben der Bar unendlich viele, zufallsgenerierte Missionen, bei denen ihr in den freigespielten Gebieten der Kampagne neue Auftragsarbeiten annehmen könnt. Zusätzlich dürft ihr jederzeit alle Kapitel wiederholen und aus insgesamt vier Schwierigkeitsgraden wählen.

Wuchtiges Waffenfeedback, lächerliches Ragdoll

Die Spezialattacken retten das ansonsten sehr konservativ gehaltene Waffenarsenal, das mit unterschiedlich schweren Maschinengewehren, Pistolen, Flinten und einer Laserwaffe wenig Überraschungen bietet. Dafür fühlen und hören sich alle Schusswaffen wuchtig an und geben gutes Trefferfeedback.

Lediglich bei den Ragdoll-Effekten meint es das Studio manchmal etwas zu gut, so dass einige Gegner regelrecht abheben. Mit bereits versprochenen Patches sollen einige der unfreiwillig komisch wirkenden Animationen aber schon sehr bald reduziert werden.

Dieser Mech ist im Gegner-Repertoire von Necormunda: Hired Gun eher die Ausnahme. Meistens haben wir es mit menschlichen, rivalisierenden Gangs zu tun. Dieser Mech ist im Gegner-Repertoire von Necormunda: Hired Gun eher die Ausnahme. Meistens haben wir es mit menschlichen, rivalisierenden Gangs zu tun.

Ob auch an der oft sichtbar dümmlich agierenden Gegner-KI gearbeitet wird, haben wir nicht in Erfahrung bringen können. In den meisten Situationen sorgt jedoch die schiere Menge an Widersachern und die damit verbundene Hektik dafür, dass die »künstliche Dummheit« kaum ins Gewicht fällt. Störend ist es allerdings, wenn direkt vor unseren Augen Gegner aus dem Nichts erscheinen, oder (noch) sehr häufig auftretende Glitches und Bugs den Spielspaß trüben. Auch vor Komplettabstürzen waren unsere Testversionen weder auf dem PC noch auf der PS5 gänzlich befreit.

Unterhaltsamer Indieshooter mit Abstrichen

In seinen guten Momenten ist Necromunda: Hired Gun ein launiger und angenehm schnörkelloser AA-Shooter, wie es ihn heutzutage eigentlich nur noch selten gibt. Er liefert fordernde Dauerfeuer-Action, tolle Level und hier und da ein paar wirklich schön gestaltete Skript-Momente, die euch die Besonderheit der düsteren Welt näherbringen.

Was dem Titel zu höheren Wertungsregionen fehlt, sind unter anderem spannendere Boss-Kämpfe, eine höhere Bandbreite an Gegnern und etwas mehr Feinschliff in der Benutzerführung. Während Bugs durch kommende Patches vermutlich verschwinden werden, müsst ihr euch bei Interesse wohl auch in Zukunft durch die komplett unintuitiven und fummeligen Ausrüstungs- und Waffenverbesserungsmenüs sowie die lahme Story quälen, um an die guten Momente dieses Indie-Shooters zu gelangen.

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