Persona 4: Was der riesige Steam-Erfolg für PC-Rollenspiele bedeutet

Persona 4 erschien ursprünglich für die PlayStation 2 (!) und verbucht nun trotzdem 2020 eine halbe Million verkaufte PC-Exemplare. Und das passiert nicht zum ersten Mal.

Rollenspiele sind auf dem PC heute vielfältiger denn je. Ihr findet bombastische Open-World-Feuerwerke wie The Witcher 3, klassische Baldur's-Gate-Erben wie Pillars of Eternity, Dungeon Crawler wie Operencia. Singleplayer, Multiplayer, Hardcore, Casual - die Palette könnte kaum größer sein. Das gilt auch für Rollenspiele aus Japan, die auf dem PC große Erfolge feiern.

Jüngstes Beispiel: Persona 4 Golden. Das Spiel erschien ursprünglich 2008 für die PlayStation 2 (!). Ganze 12 Jahre später erobert es dann völlig aus dem Nichts den PC - und knackt knapp einen Monat bereits die 500.000er-Marke. Eine halbe Million Menschen zocken dieses altbackene JRPG auf dem PC.

Zum Vergleich: Das enorm erfolgreiche Kingdom Come: Deliverance erreichte einige Monate nach Release auf allen Plattformen (PC, PS4, Xbox One) eine Million. Ein sensationeller Steam-Erfolg für Persona 4, der Wellen schlagen kann. Denn das passiert nicht zum ersten Mal.

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Das Auf und Ab auf dem PC

JRPGs waren auf dem PC für lange Zeit ziemlich tot. In den 2000ern herrschte weitgehend Ebbe, bis schließlich Dark Souls 2012 den großen Dammbruch brachte. Denn From Softwares Klassiker trotzte allen Regeln des Marktes: Der PC-Port von Dark Souls 1 war ein technisches Desaster, das Spiel zudem knallhart, gnadenlos und das genaue Gegenteil einer komfortablen Erfahrung. Doch alleine die PC-Version kauften insgesamt drei Millionen Menschen.

Aber Dark Souls alleine brachte nicht die Wende. Schon zwei Jahre vorher, 2010, errang ein winziges Spiel einen irrsinnigen Erfolg. Recettear kennt fast kein Mensch. In dem knuffigen JRPG verwaltet ihr als kleines Mädchen einen Item Shop, begleitet Heldinnen wie Helden in Dungeons und sackt Beute ein. Die Entwickler veröffentlichten das Spielchen quasi nebenbei auf Steam, rechneten mit bloß 10.000 Verkäufen. Und knackten über 500.000. Recettear brachte zwei Dinge zusammen, die den Markt veränderten.

  1. Wie leicht es ist, auf Steam über digitalen Weg Nischenspiele überall auf der Welt anzubieten.
  2. Dass sich dadurch selbst für Nischenideen ein sehr lukrativer Markt bilden kann.

Recettear war nicht das erste Japan-Spiel auf Steam, vorher gab es Lost Planet, Devil May Cry 3, doch bei dem kleinen JRPG handelte es sich eben um das erste erfolgreiche Indie-Projekt. Kostengünstig zu produzieren, kostengünstig zu vertreiben, unglaublich profitabel. Der Ball geriet ins Rollen.

Und 10 Jahre später wimmelt es auf Steam vor JRPGs! Klassiker wie die alten Final Fantasy, Exoten wie Trails of Cold Steel. Dass ein neues JRPG auch für PC erscheint, gilt 2020 quasi als gesetzt. Und trotzdem hat niemand mit Persona 4 Golden gerechnet.

Der Rollenspiel-Markt wird sich erweitern

Persona 4 gehört zu einem Franchise namens Shin Megami Tensei, das mittlerweile aus Dutzenden von Spielen besteht. Diese Spiele gelten seit den 90ern als absolute Ausnahme-Rollenspiele, die sich an sehr unverbrauchte Themen, Philosophien und Szenarien rantrauen. Wo andere RPGs euch Orks in Dungeons jagen lassen, bekämpft ihr hier Gottheiten in japanischen U-Bahn-Schächten.

Mit Persona 5 Royal erschien 2020 eine überarbeitete und erweiterte Version des JRPG-Hits - erstmals mit deutscher Lokalisierung. Mit Persona 5 Royal erschien 2020 eine überarbeitete und erweiterte Version des JRPG-Hits - erstmals mit deutscher Lokalisierung.

Shin-Megami-Tensei-Spiele sind außerdem furchtbar schwierig zu ergattern. Für Persona 3 und 4 müsst ihr Sonys Handhelds oder alte PlayStations besitzen, viele Ableger erschienen zudem hierzulande gar nicht erst. Oder nur auf Nintendos 3DS.

Und da reden wir nur von Shin Megami Tensei. Publisher Atlus hat deutlich mehr spannende Rollenspiele unter der eigenen Haube, die PC-Fans seit Jahren aussetzen müssen. Atlus ist einer der letzten großen JRPG-Giganten, die sich Steam noch erobern müssen.

Der exorbitante Erfolg von Persona 4 Golden könnte den Publisher endlich dazu bewegen, die eigenen Marken zugänglicher zu machen. Anzeichen für dieses Bestreben gibt es bereits seit Monaten. Persona 4 und das völlig abgedrehte Catherine Classic sind die ersten Testballons. Dass diese Tests so sehr gefeiert (und gekauft) werden, könnte auch den Atlus-Damm endlich zu Fall bringen. Und das würde Rollenspiel-Fans auf dem PC einige ziemlich großartige Spiele bescheren.

Falls ihr einen kleinen Einblick wollt, warum ein Release der Shin-Megami-Tensei-Spiele auf dem PC für Rollenspiel-Fans ein Geschenk wäre, gebt euch folgendes Video:

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