Erst mussten die Eltern ran, um irgendwie den fetten Röhrenmonitor und den Rechner zu den Freunden zu karren, später lagen Kofferraum und Rücksitz voll mit TFT, Rechner, Kabeln und Spielen - die LAN-Party ist schon lange nicht mehr der prägende Faktor fürs Gaming, ein Phänomen war (und ist) ist sie dennoch.
Gut, ein bisschen schräg angeschaut wurde man von den anderen, die »Party« nicht damit in Verbindung brachten, in der Gruppe, aber doch einzeln vor dem PC zu sitzen und sich virtuell fertigzumachen. Unsozial war eine LAN eigentlich nie, nur eben auch nicht massenkompatibel.
Dass das egal war, solange das Netzwerk und die Rechner liefen, lag daran, dass man sich die elementarste Sache teilte: Die Lust, mindestens eine Nacht, am besten ein komplettes Wochenende zu zocken und alles andere hintanzustellen. Aber wieso?
Der Text kommt euch bekannt vor?
Ertappt! Wir haben diesen Artikel über das Phänomen LAN-Partys ursprünglich 2018 veröffentlicht. Da wir auch 2019 wieder auf der DreamHack in Leipzig zu Gast sind, wollten wir euch diese Historie jedoch noch mal präsentieren. Wenn ihr danach mal wieder Lust auf eine LAN habt, könnt ihr als Plus-Mitglied gerade Tickets für die DreamHack gewinnen und so die Chance bekommen, Michael Graf und Holger Harth in einem LAN-Match zu besiegen.
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MIDI-Partys: Der Kreis schließt sich
Um das Phänomen LAN zu verstehen, ist es hilfreich, in ihrer Geschichte ganz vorne anzufangen. Denn selbst Standards wie die Netzwerkverbindung waren in der Zeit der ersten Zockertreffen noch längst nicht geregelt, der Zusammenschluss über Ethernet lag noch in der Ferne. Das war 1987.
MIDI Maze, in dem sich Spieler innerhalb eines Labyrinths jagen, ließ sich auf dem Atari ST im Multiplayer spielen. Über MIDI. Die Rechner mussten einen Kreis bilden, mit einem Ataris als »Meister«, damit gezockt werden konnte.
Das Spiel - und seine Spielweise als einer der ersten, wenn nicht der erste Ego-Shooter - erschuf die LAN-Party in ihrer Urform und legte gleichzeitig den ersten Stein für die oft kritisch betrachtete Nähe von LANs und Ego-Shootern
»Echtes« LAN: Der Aufstieg in den 90ern
Weiter ging die Entwicklung mit Rennspielturnieren, bei denen noch abwechselnd gezockt wurde, und hin zu den »echten« LAN-Partys, jetzt auch mit klassischem LAN-Kabel über Ethernet. Diese wirkliche Anfangszeit des Phänomens gehörte noch ganz den Spielern selbst, die sich in Kellern, Garagen, auf Dachböden oder sonst wo trafen und zockten.
Wer es größer wollte, fand aber auch seine Party, denn genau wie die Privatveranstaltungen boomten auch die ersten größeren und vor allem öffentlichen LANs - heute noch existierende Groß-Events wie die DreamHack oder The Gathering entstanden in dieser Phase - mit Catering, Schlafmöglichkeiten und manchmal sogar einer stabilen Internetverbindung.
Die größte LAN der Welt:Die Geschichte der DreamHack
Rechtlich sauber lief's auf den meisten LANs nicht, viele Spieler wanderten illegal gecrackt von einem Rechner zum anderen, weil nie jeder alle aktuellen oder als wichtig erachteten Spiele selbst besaß. Oft war man sogar als Besitzer der gekauften Vollversion in der überwältigenden Minderheit.
Dafür konnten sich viele spiele ihren Ruf erst auf LAN-Partys erarbeiten, illegal oder legal besorgt. Counter-Strike beispielsweise startete seinen weltweiten Siegeszug beim Zocken unter Gleichgesinnten und verhalf gleichzeitig mit seinem großartigen Spieldesign dem Phänomen LAN an sich zu weiterem Wachstum.
Immer mehr, immer größer: Zenit und Killerspiel-Debatte
In den 2000ern war die LAN noch kein massenkulturelles Ding, aber doch so verbreitet, dass zumindest der Begriff für fast jeden ein Begriff war. 2004 schafft es die DreamHack (erstmals) ins Guinessbuch der Rekorde, die Veranstaltungen werden immer größer und publikumswirksamer inszeniert.
Die enge Verknüpfung mit dem Ego-Shooter-Genre sorgt allerdings auch für Ärger, denn wenn es etwas an Katastrophen wie einem Amoklauf Schuld sein muss, dann doch wohl solche abgeschotteten Treffen, auf denen man sich nur trifft, um virtuell zu morden.
Vor allem in Deutschland ist die Killerspiel-Debatte, die fast alle Ausläufer des Videospiel-Hobbys erfasst, damals in vollem Gange. Der politische Kampfbegriff trägt dazu bei, dass die LAN wie so viele nicht vollends im Mainstream verankerte Phänomene in ein schlechtes Licht gerückt wird und heute noch teilweise dort steht.
Der Abstieg: Neuland und Kontenbindung
Zum Abstieg der vielen kleinen und mittleren LANs führt aber nicht die Kontroverse um die Killerspiele, sondern der technische Fortschritt: mit immer besserem Internet ist eine direkte Netzwerkverbindung einfach nicht mehr nötig, selbst Turniere lassen sich mittlerweile problemlos online austragen.
Außerdem ist es einfach bequemer, nicht immer alles ab- und aufbauen zu müssen, zum Veranstaltungsort zu fahren und dort vielleicht mit irgendwelchen Macken zu hadern. Denn eines steht fest: Wenn ein Teil des Rechners den Geist aufgeben will, wird es das auf der LAN tun!
Hinzu kommt der Siegeszug der Plattformbindung. Steam und Co. erlauben als relativ sicheres Werkzeug gegen Raubkopien nicht mehr, dass ein Kumpel das Spiel mitbringt und der Rest mit Crack zockt. Das soll nicht heißen, dass alle LAN-Spieler Raubkopierer sind oder waren, der Hebel über die Kontenbindung funktioniert dennoch.
Trotzdem gibt's auch die klassische LAN noch, wird noch in Turnhallen und Kellern gespielt, im ganz großen Maßstab füllen Events wie die DreamHack sogar riesige Messehallen. Und manchmal ist der Nostalgie-Trip in die eigene Spielervergangenheit einfach eine schöne Sache und eine Ehrung an das Phänomen LAN-Party.
Jetzt Lust auf eine LAN-Party?
Das trifft sich ja: Denn im Februar findet wieder die DreamHack auf dem Gelände der Messe Leipzig statt.
Die DreamHack Leipzig 2019 findet vom 15. bis 17. Februar statt. Sie öffnet an allen drei Tagen um 10:00 Uhr, am Freitag und Samstag schließt sie um 20:00 Uhr, am Sonntag um 18:00.
- Tagesticket: 23,50 Euro (ermäßigt: 9,50 Euro)
- Drei-Tages-Ticket: 54 Euro (ermäßigt: 23 Euro)
- 56-Stunden-LAN-Party: ab 109 Euro
Mehr Informationen hat euch Markus Schwerdtel im großen Special "Alles über die größte LAN Deutschlands" zusammengefasst. Wenn ihr wissen wollt, wie's letztes Jahr war, dann folgt Michael Obermeier und Natascha Becker durch ihre Doku über die Dreamhack 2018.
Was heißt eigentlich "Medienpartnerschaft"?
Bei einer Medienpartnerschaft vereinbaren zwei Unternehmen, sozusagen gegenseitig Werbung für sich zu machen. Dabei fließt in der Regel kein Geld, viel mehr geht es darum, von den Stärken des jeweils anderen zu profitieren. Aktuell freut sich die Leipziger Messe drüber, via GameStar viele potenzielle DreamHack-Besucher zu erreichen. Wir wiederum denken, dass sich viele unserer Nutzer für die Veranstaltung und die Events dort interessieren. Und hoffen natürlich, durch unsere Präsenz dort neue Leser zu gewinnen. Medienpartnerschaften funktionieren nur, wenn die Beteiligten ungefähr gleich "stark" sind und es ein gemeinsames, verbindendes Thema gibt - wie eben bei der DreamHack Leipzig 2019 und GameStar.
Video: Heiko Klinge erklärt unsere Medienpartnerschaft mit der DreamHack
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