Sniper Elite 5 weiß genau, warum ihr diese Art Shooter liebt

Schleichen, Schießen und noch mehr Schleichen: Sniper Elite erfindet sich mit seinem fünften Teil definitiv nicht neu. Aber muss es das denn unbedingt? Wir liefern euch ein erstes Anspiel-Fazit.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Ich liebe gute Stealth-Spiele. Und das, obwohl oder gerade weil sie mich quälen. Denn beim Schleichen bin ich Perfektionist: Werde ich entdeckt oder schramme aus welchem Grund auch immer an der Top-Wertung vorbei, ist das Level ohne Wimpernzucken neu gestartet. Das erklärt vielleicht, warum mich Spiele wie Splinter Cell, Hitman oder auch Deus Ex und Cyberpunk 2077 viele, viele Stunden beschäftigen.

Sniper Elite 5 hat jetzt ebenso das Potenzial, einen ordentlichen Batzen meiner Lebenszeit zu verschlingen - und mich gleichzeitig zu quälen. Aber im guten Sinne! Denn ich konnte mich bereits zwei Stunden am neuesten Teil der Rebellion-Reihe probieren und bin positiv angetan. Wären da nur nicht die vielen kleinen Stolpersteine - und diese Story …

Über den Autor: Natürlich kann Vali ganz klassischen Shootern viel abgewinnen. Aber gibt ihm das Spiel die Möglichkeit, bewegt er sich bevorzugt auf leise Sohlen, mit Schalldämpfern und im Nahkampf durch die Level. Lassen sich offene Konflikte nicht vermeiden, greift Vali ebenso bevorzugt zu Distanzwaffen und lässt Schrotflinten links liegen. Die Sniper Elite-Reihe wirkt also wie geschaffen wie jemanden wie Vali.

Sniper Elite in VR: 2021 erschien übrigens auch ein Spin-off mit Virtual Reality-Support. Was wir von Sniper Elite VR halten, erfahrt ihr in unserem Test auf GameStar-Plus:

Um was geht’s in Sniper Elite 5?

Story-technisch gibt’s zu Sniper Elite 5 eigentlich nicht viel zu erzählen. Der amerikanische Scharfschütze Karl Fairborne macht sich während des Zweiten Weltkriegs in ein neues Land auf, um einen Haufen Nazis den Garaus zu machen und so eine geheime Superwaffe zu zerstören. Ja, schon wieder.

Dieselbe Leier haben schon sämtliche vorangegangene Teile der Reihe runtergerattert, den größten Unterschied macht lediglich das neue Setting aus. Dieses Mal geht es eben nach Frankreich, wo europäischen Widerständlern aus der Patsche geholfen werden muss und sich Nazis bei jeder Erwähnung von Karls Spitznamen der Schatten in die Hosen machen.

Klar, viel von der Story habe ich bisher nicht gesehen, aber der erste Eindruck enttäuscht. Rebellion greift für die Handlung auf ein altes Muster zurück, das in der Vergangenheit nicht gerade für Freudensprünge sorgte und mittlerweile mehr als nur ausgelutscht ist. Doch ist die Story ein so großer Knackpunkt? Das kommt ganz darauf an, ob ihr eine maue Handlung im Angesicht von grundsätzlich spaßigen Gameplay verschmerzen könnt.

Blick in die (Serien-)Vergangenheit: Wie viel oder wenig sich im Vergleich zum vorangegangenen Teil getan hat, könnt ihr übrigens in unserem Testvideo zu Sniper Elite 4 angucken:

Sniper Elite 4 - Test-Fazit im Video mit Gameplay-Szenen Video starten 6:13 Sniper Elite 4 - Test-Fazit im Video mit Gameplay-Szenen

Wie spielt sich Sniper Elite 5?

Auch spielerisch erfindet sich Sniper Elite 5 nicht neu. Das muss es aber auch gar nicht. Stattdessen wurde an Details geschliffen und die altbekannte Schleich/Schießbuden-Mischung ein wenig ausgebaut. Das bedeutet konkret: Ich werde auf ein recht offenes Level losgelassen und bahne mir meinen Weg zu dem Ziel, das es gerade zu absolvieren geht. Wie groß die Freiheit die verfügbaren Spielgebiete im fertigen Sniper Elite 5 ausfallen, muss sich noch zeigen - in der Preview-Version bekam ich nur ein recht frühes und damit verhältnismäßig überschaubares Level zu Gesicht. 

Bei meiner Anspielsession ist mein Ziel das geheime Geheimbüro, in der die geheimen Unterlagen des bösen Ober-Nazis auf mich warten, die mir mehr über die geheime Geheimwaffe verraten. Alles streng geheim, versteht sich. Wie ich dabei vorgehe, überlässt mir Sniper Elite 5 voll und ganz. Und hier entfaltet sich auch, warum die Scharfschützen-Reihe ihre ganz eigene Faszination birgt.

Denn theoretisch kann ich mir bei der Waffenauswahl zu Beginn des Levels ein Maschinengewehr schnappen, mich geradlinig in das Herz der Nazifestung aufmachen und auf dem Weg alles über den Haufen ballern, was auf Drei nicht im Schützengraben ist. Das funktioniert allerdings nur auf den niedrigeren Schwierigkeitsgraden und wenn einem das teilweise hackelige Deckungssystem keinen Strich durch die Rechnung macht.

Schießen ... Wer Sniper Elite 5 wie einen Shooter spielen möchte, kann das schon machen.

... Schleichen Aber damit verpasst man eigentlich nur, was das Spiel sonst für taktische Vielfalt bietet.

Und freilich will Sniper Elite 5 nicht wie ein Call of Duty mit Third-Person-Perspektive gespielt werden - das verrät bereits der Name. Stattdessen schleiche ich mich hinter die feindlichen Linien, setze jetzt sogar mit nicht-tödlichen Takedowns meine Widersacher außer oder dünne sie gleich im Vornherein aus der Distanz aus.

Immerhin steht mir eine ganze Palette zeitgenössischer Scharfschützengewehre zur Verfügung, bei deren Benutzung ich alle möglichen Faktoren mit in Betracht ziehen muss - gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden und bei ausgeschalteten Zielhilfen. Ballistik, Schwerkraft, der Wind und meine eigene Herzfrequenz können hier allesamt von Belang sein - sofern ich das denn möchte -, was das Spielgeschehen angenehm fordernd und komplex gestaltet.

Ohne Schalldämpfer wird so beispielsweise das Zerpflücken feindlicher Patrouillen schnell zum spaßigen Katz- und Maus-Spiel, muss ich doch nach jedem abgegebenen Schuss die Position wechseln, um nicht aufzufliegen. Wer dann noch seine Umgebung richtig nutzt und von Scharfschützennestern oder laut spuckenden Motoren Gebrauch macht, die die eigenen Schüsse überdecken, gewinnt gegen die feindliche Übermacht schnell die Oberhand.

Aus der Distanz Gegner aufs Korn nehmen - ein Spielgefühl, auf das sich Entwickler Rebellion mit der Sniper Elite-Reihe spezialisiert hat. Aus der Distanz Gegner aufs Korn nehmen - ein Spielgefühl, auf das sich Entwickler Rebellion mit der Sniper Elite-Reihe spezialisiert hat.

Ohnehin lohnt es sich, in Sniper Elite 5 immer und überall die Augen offen zu halten. Sei es, um zusätzliche Ziele oder hilfreiche Informationen ausfindig zu machen oder an Werkbänken neue Aufsätze freizuschalten. Letztere liefern nicht nur zusätzlichen Tiefgang für mein Waffenarsenal, sondern erhöhen ebenso den Wiederspielwert. 

Denn natürlich möchte ich das neue Visier oder den neuen Griff ausprobieren, den ich auf meiner letzten Mission am Wegesrand gefunden habe. Rebellion verspricht hier 200 unterschiedliche Teile - wie komplex oder umfangreich die letztendlich ausfallen, muss sich im fertigen Spiel zeigen.

Mit alternativen Einstiegspunkten, einem stetig wachsenden Arsenal aus Waffen, Aufsätzen sowie Hilfsmitteln und auffindbaren Informationen, die neue Herangehensweisen aufschlüsseln, fühlt sich Sniper Elite 5 teilweise sogar wie ein Weltkriegs-Hitman an - nur nicht so komplex und fein geschliffen.

Unterschiedlichste Aufsätze für die zahlreichen Waffen von Sniper Elite 5 verpassen dem Spiel eine Menge Wiederspielwert und taktische Tiefe. Wie lange das auch langfristig motiviert, muss sich aber zeigen. Unterschiedlichste Aufsätze für die zahlreichen Waffen von Sniper Elite 5 verpassen dem Spiel eine Menge Wiederspielwert und taktische Tiefe. Wie lange das auch langfristig motiviert, muss sich aber zeigen.

Für wen ist Sniper Elite 5 interessant?

Veteranen und alteingesessene Fans der Reihe kommen um Sniper Elite 5 ohnehin nicht herum. Hier dürften bereits marginale Neuerungen - wie zum Beispiel die Waffenaufsätze oder das Zielen über Kimme und Korn - ausreichen, um zuzuschlagen. Schließlich ändert Rebellion wenig an der bewährten Formel und nimmt lediglich kleine, aber feine Justierungen daran vor.

Doch auch für generelle Stealth- und Shooter-Aficionados ohne bisherige Erfahrungen mit der Serie könnte Sniper Elite 5 ein super Einstieg sein. Storytechnisch haben die nämlich in den vorherigen Teilen eh nichts verpasst.

Außerdem ist Sniper Elite 5 mit seinen großzügigen Anpassungsmöglichkeiten bei Gegner-KI, Zielhilfen und Co. so einsteigerfreundlich werden, wie ihr es bevorzugt. Vertreter beider Lager könnten aber zwangsläufig auf Teufel im Detail stoßen: Die Previewversion von Sniper Elite 5 litt noch unter nervig vielen Bugs. Bei einem Pre-Release-Build prinzipiell völlig in Ordnung, aber das Spiel erscheint bereits in einem Monat. Wartet also unbedingt unseren GameStar-Test samt Performance-Eindruck ab.

Sniper Elite 5 ansehen

Stärken und Schwächen von Sniper Elite 5

Was uns bisher gefallen hat

  • Das Spielgefühl: Sniper Elite hat sich aufgrund seines Fokus auf Scharfschützen-Gameplay schon immer von der Konkurrenz abgehoben und eine kleine Nische bedient. Das funktioniert spielerisch auch in Teil 5 weiterhin hervorragend - mit kleinen Abzügen in der B-Note.
  • Die spielerische Freiheit: Sniper Elite 5 lässt mich auf kleine Spielplätze los, auf denen ich mich mit frei anpassbaren Waffen und Ausrüstungsgegenständen austoben kann. (Auf Distanz) schießen, schleichen oder im Nahkampf Level aufräumen fasst das nur oberflächlich zusammen, ein wenig Weltkriegs-Hitman steckt tatsächlich in Sniper Elite 5.
  • Der Wiederspielwert: Der Level ist bewältigt, aber warum den nicht noch fünfmal spielen, um so alle Geheimnisse zu entdecken und Hilfsmittel freizuschalten? Sniper Elite 5 spornt mit seinen spielerischen Freiheiten das erneute Durchspielen so nicht nur an, sondern belohnt es auch.

Was uns bisher nicht gefallen hat

  • Die Story: Dass sich Sniper Elite spielerisch nicht weiterentwickelt, macht ja durchaus Sinn. Doch nach mittlerweile vier Hauptteilen der Reihe immer noch dieselbe Geschichte aufzuwärmen, wirkt schon schon ein bisschen sehr bequem. Natürlich spielt Sniper Elite wahrscheinlich niemand wegen seiner Story, aber etwas mehr ließe sich aus einem Weltkriegs-Shooter allemal rausholen, als dem zigsten Ober-Nazi seine zigste Geheimwaffe kaputt zu machen.
  • Das Setting: Natürlich wechselt jedes Sniper Elite den Standort, aber so gut wie jedes Spiel ordnet sich in die Ära des Zweiten Weltkriegs ein. Die Hauptreihe dürfte sich also gerne mal in diesem Bezug weiterentwickeln und muss sich ja nicht gleich völlig neu erfinden. Mittlerweile würden sich sogar alteingesessene Fans etwas mehr Abwechslung wünschen - wie es unter anderem in den Kommentaren der Rebellion-Videos auf YouTube hervorgeht.
  • Der Teufel im Detail: Sniper Elite ist raffiniert, aber könnte raffinierter sein. Sniper Elite ist komplex, aber könnte komplexer sein. Warum nicht beispielsweise Fahrzeuge steuern oder sich als feindlicher Soldat verkleiden, um so gegnerische Basen zu patrouillieren? Das hat Death to Spies schon 2007 erlaubt. Vielleicht habe ich aber auch zu viel Hitman gespielt …

1 von 2

nächste Seite


zu den Kommentaren (46)

Kommentare(40)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.