Star Wars Jedi: Fallen Order im Test: Die Macht ist stark

Jedi: Fallen Order erweist sich im Test nicht nur als famoses Star-Wars-Action-Adventure, sondern auch als machtvolle Ode an die Blütezeit von schnörkellosen Singleplayer-Abenteuern.

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Star Wars Jedi: Fallen Order fühlt sich an wie ein Spiel aus einer anderen Zeit. Passt ja auch zum Krieg-der-Sterne-Motto. Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis, als große Publisher sich noch an reinrassige Singleplayer-Erfahrungen wagten - ganz ohne Season Pass, Skin-Shop, DLC-Roadmap oder vorbesteller-exklusiven Missionen. Fallen Order ist kein Service Game, keine Freischalt-Loot-Orgie, sondern durch und durch ein Story-Abenteuer. Das Hauptmenü schenkt sich jeden Schnickschnack, bietet einfach nur »Reise starten« und »Optionen« an.

In knapp 20 Stunden Spielzeit erkundet ihr als Jedi-Padawan Cal Kestis eine Handvoll Planeten, durchlebt die düstere Terrorherrschaft des Galaktischen Imperiums, erlernt den Umgang mit Macht und Lichtschwert, kämpft mit und für Gefährten, die man teilweise aus den Filmen und Serien kennt. Und puh, was fällt es uns schwer, die wichtigsten Säulen des Spiels - Story, Erkundung, Kampf - so nüchtern aufzuzählen.

Denn Fallen Order ist ein fantastisches Star-Wars-Spiel! Es hat die düstere Atmosphäre eines Das Imperium schlägt zurück, die martialische Tragik von Die Rache der Sith, den leidenschaftlichen Zauber aus Eine neue Hoffnung. Und darüber hinaus noch ganz eigene Stärken, etwa die herzerwärmende Freundschaft von Außenseiter Cal Kestis und dessen kleinem Droiden BD-1.

Nach einem Spiel wie Fallen Order hungern Fans seit dem gescheiterten Star Wars: 1313, seit The Force Unleashed oder gar Jedi Knight. Der Krieg der Sterne kann endlich wieder famosen Singleplayer - auch wenn es im Test nicht ganz zum Jediritterschlag einer 90er-Wertung reicht.

Wie rund läuft Fallen Order auf PC?
Auf unseren Testsystemen verzeichnen wir keine gravierenden technischen Probleme, Fallen Order läuft schon mit einer Geforce GTX 1070 samt Mittelklasse-Prozessor in FullHD und maximalen Details mit ziemlich konstanten 60 Bildern pro Sekunde. Allerdings sorgt das Nachladen von Umgebungen im Hintergrund häufiger mal für kurze Ruckler, sodass in Zwischensequenzen ab und an der Ton asynchron wird und ihr beim Landen auf einem Planeten Bildstottern in Kauf nehmen müsst. Dabei handelt es sich aber um sehr kurze Ausreißer, die sich so schnell stabilisieren, dass Fallen Order nicht unter seiner Performance leidet. Mehr dazu findet ihr in unserem ausführlichen Technik-Check.

Eine gute Star-Wars-Geschichte?

Auf den ersten Blick wird manch ein Star-Wars-Nerd angesichts der Geschichte von Fallen Order die Äuglein rollen. Ein überlebender Padawan, der das Massaker an den Jedi am Ende von Star Wars 3 überlebt, sich im Untergrund durchschlägt, dann aber in die Wirren der Rebellion verwickelt wird? Diese Story gab es doch schon so oft!

In der Animationsserie Star Wars: Rebels zum Beispiel. Oder in den Büchern. Und auch The Force Unleashed entspinnt eine ähnliche Idee. Wie kann Luke Skywalker in Episode 4 eigentlich der letzte Jedi-Sprössling sein, wenn Cal Kestis, Ezra Bridger oder Ahsoka Tano ebenfalls irgendwo rumhopsen?

In Fallen Order jagen uns die furchterregenden Purge Trooper quer durch die Galaxis. In Fallen Order jagen uns die furchterregenden Purge Trooper quer durch die Galaxis.

Aber das »Was« ist nicht die große Stärke von Fallen Order, sondern das »Wie«: Star Wars Jedi mag keine revolutionär neue Geschichte erzählen, schlägt jedoch alle oben genannten Beispiele in der Umsetzung. Cal Kestis' innerer Kampf wird einfühlsam inszeniert, seine Verzweiflung und Hoffnung über den Untergang der Jedi bleiben gleichermaßen greifbar. Jede Figur in Fallen Order hat etwas verloren, hadert mit einem äußeren, aber auch einem inneren Konflikt. Und dieses Ringen mit den eigenen Dämonen verwebt das Spiel immer wieder pfiffig mit dem Gameplay.

Ein spoilerfreies Beispiel: Jedes Mal, wenn wir im Spiel eine neue Fähigkeit erlernen, erlebt Cal das dazugehörige Tutorial als interaktive Erinnerung aus den Klonkriegen. Dadurch erfahren wir von seiner Beziehung zu seinem Meister, von dem Verrat der Klone und von Cals Schuldgefühlen. Doch an keinem Punkt verschmelzen Gameplay und Story so exzellent wie bei Cals kleinem Droiden BD-1.

Der kleine Star

Im Spiel braucht ihr euren Robo-Kollegen andauernd - in Kämpfen, zum Hacken, selbst beim Öffnen von Truhen. In der Ödnis von Planeten wie Dathomir oder Zeffo sind Cal und BD-1 aufeinander angewiesen - sowohl spielmechanisch, als auch in puncto Story.

Und dadurch knüpft sich zwischen den beiden ein einzigartiges und herzerwärmendes Band der Freundschaft, das wir als Spieler unheimlich gut nachempfinden, gerade weil uns das Kerlchen so häufig hilft. Diese Idee von Mensch-Robo-Freundschaft war schon in Respawns Titanfall 2 die heimliche Story-Stärke, und auch in Fallen Order wird diese ungleiche Beziehung zum Star der Show.

Beste Freunde: Cal ... Cal Kestis wird von seiner eigenen Vergangenheit geplagt.

... und BD-1 Selbst BD-1 hat eine tragische Vergangenheit, die ihr im Spiel entwirrt.

Das übrige Ensemble von Helden und Schurken kann sich ebenfalls sehen lassen, doch nicht jeder Aspekt der Geschichte glänzt. Einige Story-Wendungen entpuppen sich als vorhersehbar und gelegentlich streckt sich das Melodrama zu sehr in die Länge, weil sich die (toll vertonten) Gesprächsthemen häufig wiederholen.

Doch das sind kleine Kritikpunkte in einer ansonsten unheimlich lebendigen und greifbaren Erzählung, die sich in unzähligen großen und kleinen Dialogen präsentiert. Von der belanglosen Plauderei unserer Crew über das Essen an Bord bis zu herzzerreißenden Schicksalsmomenten - Respawn hat unheimlich viel Liebe zum Detail in diese Story gesteckt. Und das wirkt sich auch auf die Spielwelt aus.

Spielwelten, wie es sie eigentlich nicht mehr gibt

Das Gamedesign von Fallen Order lässt sich von vielen anderen Spielen inspirieren. Dark Souls, God of War, Uncharted, den neuen Tomb-Raider-Spielen - aber beim Erkunden der fünf großen und zwei kleinen Planeten wird keine Vorlage so deutlich wie Metroid Prime. Wie im Gamecube-Metroidvania-Klassiker durchstreift ihr offene, weitgehend verlassene Welten, scannt Flora wie Fauna und offenbart damit längst vergessene Geschichten.

Um Blasterschüsse zum Feind zurückzuschicken, müsst ihr unmittelbar vor dem Aufprall die Blocktaste hämmern. Um Blasterschüsse zum Feind zurückzuschicken, müsst ihr unmittelbar vor dem Aufprall die Blocktaste hämmern.

So spüren wir auf Zeffo einer ausgestorbenen, machtbegabten Spezies nach. Auf Kashyyyk stoßen wir in den gigantischen Wracks alter Klonkriegs-Schiffe auf Kriegsaufzeichnungen längst verstorbener Jedi. Und dann hat jeder Planet natürlich seine eigene, oft tödliche Tierwelt - es gibt schlicht unheimlich viel zu erforschen.

Allerdings erreicht dieses sogenannte »Environmental Storytelling« (also das Geschichtenerzählen über Umgebungen) nicht die Meisterklasse eines Dark Souls. Was wir über die fremden Welten erfahren können, motiviert zwar zum Erkunden, bereichert die Geschichte jedoch nur in seltenen Fällen um wirklich substanzielle und augenöffnende Hintergrundinformationen, die in den Menü-Datenbanken zudem nur als spröde Texte archiviert werden. Aber sei's drum, in Fallen Order haben wir schließlich weit mehr zu tun, als bloß Tiere und Blumen zu knipsen.

Ein toller Jedi-Mix

Eigentlich folgt Star Wars Jedi: Fallen Order einer streng linearen Geschichte. Es gibt keine Nebenquests, sondern eine vorgegebene Abfolge von Story-Ereignissen bis hin zum Finale - abgesehen von kleineren Minigeschichten, die wir beim Erkunden der Planten entdecken können. Allerdings gestaltet sich der Weg von A nach B deutlich komplexer als in den Schlauchlevels eines Call of Duty. Die Level-Areale fallen groß aus und verschachtelt aus, überall gibt es versteckte Outfits, Lichtschwertteile, Story-Geheimnisse und Abkürzungen zu entdecken.

Einige Boss-Kämpfe im Spiel können wirklich überzeugen, allerdings ein wenig zu selten. Einige Boss-Kämpfe im Spiel können wirklich überzeugen, allerdings ein wenig zu selten.

Wenn Cal neue Machtfertigkeiten wie den Stoß oder Doppelsprung erlernt, eröffnen sich in alten Gebieten weitere Pfade. Klassisches Metroidvania also. Im Prinzip geht der Jedi-Jüngling auf seinen Reisen vier Hauptbeschäftigungen nach: Er nutzt sein akrobatisches Talent für irrsinnige Wandlauf-Kletter-Sprung-Schwing-Manöver, knackt Rätsel mit der Macht, verbessert sein Arsenal und zersäbelt Feinde mit dem Lichtschwert.

All diese Tätigkeiten gehen locker von der Hand, mit dem Gamepad allerdings deutlich lockerer als mit Maus und Tastatur. Die Rätsel fordern, ohne zu überfordern. Mal müssen wir die Zeit anhalten, Kugeln mit der Macht bugsieren oder die richtigen Stromkästen lahmlegen. Die Akrobatikeinlagen lockern diese Köpfchen-Passagen auf, spielen sich ähnlich geschmeidig wie in Uncharted oder Tomb Raider, wenn auch nicht immer ganz so präzise. Doch als Königsklasse des Jedi-Handwerks brilliert natürlich der Lichtschwertkampf!

Entwickler Respawn gelingt hier ein Kunststück. Das Lichtschwert fühlt sich genauso unmittelbar tödlich wie in den Filmen an, die Kämpfe bleiben aber trotzdem fordernd. Wer sich gegen Sturmtruppen, Bestien, Kopfgeldjäger oder AT-STs doof anstellt, beißt schon auf dem zweiten von vier Härtegraden zuverlässig ins Gras. Und auf höchster Stufe ist Fallen Order wirklich, wirklich hart!

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