Star Wars: Das KotOR-Remake muss mehr ändern, als ich zuerst dachte

Meinung: Knights of the Old Republic ist zweifellos eines der besten RPGs aller Zeiten. Doch ein Remake kann sehr viel mehr aufpolieren als die Grafik.

Revan hat die Maske poliert. Bald kehrt der Sith Lord aus Knights of the Old Republic in moderner Grafik zurück. Revan hat die Maske poliert. Bald kehrt der Sith Lord aus Knights of the Old Republic in moderner Grafik zurück.

Ach du heiliger Kyberkristall, damit hab ich bei der PlayStation-Konferenz ja mal gar nicht gerechnet! Knights of the Old Republic wird ganz offiziell auf Next-Gen-Niveau wiederbelebt. Der Rollenspiel-Klassiker aus dem Hause Bioware bekommt ein vollumfängliches Remake für die PS5 spendiert und wie es scheint, werden auch wir PC-Spieler in den Genuss kommen.

Das klingt ja wie Ostern und Life Day auf einmal! Gerüchte ranken sich um eine Neuauflage schon seit Monaten, doch ausgerechnet beim Sony-Event hat wohl wirklich niemand diese Ankündigung erwartet. Hier nochmal der Teaser, der nicht viel zeigen muss, um Gänsehaut zu erzeugen:

Star Wars: Knights of the Old Republic - Trailer kündigt Remake des Kult-RPGs an Video starten 1:06 Star Wars: Knights of the Old Republic - Trailer kündigt Remake des Kult-RPGs an

Warum euch das interessieren sollte? Na weil KotOR nicht nur eines der besten Star-Wars-Spiele überhaupt ist, sondern zweifelsfrei sogar eines der besten Rollenspiele aller Zeiten. In unserer Rangliste landete das Ding sogar auf Platz 2! Vor Badur's Gate 2. Vor Skyrim. Nur The Witcher 3 wird höher bewertet. Und da Witcher 3 ohnehin auf GameStar.de irgendwie immer auf Platz eins landet, hätte es KotOR gar nicht besser treffen können.

Jetzt werden ein paar schlaue Köpfe von der imperialen Akademie sicherlich die Hand heben und anmerken: Aber Moment mal! Wenn KotOR wirklich so gut ist, was soll ein Remake denn dann noch besser machen? Eine gute Frage - die ich mir auch als Erstes gestellt habe.

Die Antwort könnte euch überraschen. Denn wenn man ein wenig darüber nachdenkt, muss das Remake erschreckend viele Bereiche ausbessern.

Der Autor
Fabiano spielt leidenschaftlich Rollenspiele und verdankt das vor allem den frühen Werken von Bioware. Mit Baldur's Gate und Knights of the Old Republic ist er groß geworden und hält Oldschool-RPGs seit dem die Treue. Als Star-Wars-Fan von Kindesbeinen an fühlt er sich in diesem Universum zuhause und das, obwohl er mit Sci-Fi eigentlich wenig anfangen kann. Doch Star Wars war einfach schon immer mehr Weltraum-Fantasy als klassische Science-Fiction.

Leveldesign: KotOR hat furchtbare Schläuche

Eigentlich blöd. Obwohl ich Knights of the Old Republic in guter Erinnerung habe, sehe ich vor meinem geistigen Auge als Erstes immer diese furchtbare Kanalisation. Ihr wisst schon, die dreckigen Tunnel in den Slums von Taris. Was hab ich diese Bereiche gehasst. Da wartet dort oben eine glanzvolle Sci-Fi-Stadt mit sauberen Straßen und stilvollen Bars samt blauer Milch und ich krieche hier durch den Unrat.

Und wenn man darüber nachdenkt, dann kommen wir in Knights of the Old Republic selten aus Tunneln raus. Egal ob Weltraumkreuzer, Unterstadt, Militärbasis oder Sith-Akademie. Enge Gänge gibt es überall. Nicht jeder davon ist gleich eine stinkende Kanalisation mit Gamorreaner-Wachen. Aber das Leveldesign zwängt uns bei jeder Gelegenheit in kleine Schläuche.

Tunnelblick! In KotOR wandeln wir ziemlich oft durch ziemlich beengende Umgebungen. Tunnelblick! In KotOR wandeln wir ziemlich oft durch ziemlich beengende Umgebungen.

Selbst die eigentlich offenen Bereiche verschiedener Planeten wie Dantooine oder Kashyyk sind im Vergleich zu Arealen in modernen Spielen nahezu klaustrophobisch. Dazu sah sich in einem Gebiet alles sehr, sehr ähnlich.

Hier könnte ein Remake wirklich mal was abliefern. Denn nochmal: Es wird eine Neuauflage von Grund auf und kein grafisches Remaster. Da kann man von Gameplay-Anpassungen bis hin zu überarbeiteten Levels schon mal ausgehen. Lief so ähnlich ja auch in der Mafia: Definitive Edition. Wobei Mafia schon im Original gute Level hatte. Die Kunst wird bei KotOR, das Gefühl von damals nicht komplett zu entfremden. Wobei ... auf die Kanalisation könnte ich trotzdem ganz gut verzichten.

KotOR ist übrigens nicht der einzige Star-Wars-Klassiker mit fragwürdigem Leveldesign:

Das beste Star-Wars-Spiel hatte furchtbares Leveldesign Video starten PLUS 11:04 Das beste Star-Wars-Spiel hatte furchtbares Leveldesign

Kämpfe: Das muss mehr knallen!

Ich schätze Knights of the Old Republic sehr dafür, dass es ein Vollblut-Rollenspiel ist. Kein Action-Adventure mit RPG-Mechaniken. Kein Action-RPG mit etwas besserer Story. Nein. Im Maschinenraum dieses Third-Person-Abenteuers summt ein richtig klassischer Rollenspiel-Generator. Sprich, das Spiel arbeitet viel mit zufälligen Zahlenwürfen und generiert Spannung durch den taktischen Einsatz von Fähigkeiten oder der richtigen Skillung.

Obwohl das Spiel ursprünglich zuerst auf der Xbox erschien, wich Bioware damals nicht von dem ab, was sie bei Baldur's Gate gelernt haben: strategische Kämpfe. Ok, dieses hochkomplexe Niveau hatte KotOR nie. Aber es war auch weit von reiner Action entfernt. Kämpfe waren eher strategisch. Sahen vor, dass wir oft die Pausetaste bemühen.

Für damalige Verhältnisse war das gut. Aber heute wird das Alter des Klassikers hier deutlich spürbarer. Von seinem taktischen Tiefgang hat es selbstredend nichts eingebüßt. Doch anders als bei anderen Oldschool-Rollenspielen sorgt die Third-Person-Ansicht dafür, dass die altbackene Inszenierung sofort ins Auge sticht. Gerade was die Animationen angeht, muss ein Remake ne Schippe drauf legen. Wer 2021 KotOR spielt, auf den wirken die Lichtschwertduelle in etwa so:

Und wenn die Entwickler schonmal hier sind, dann sollten sie im selben Atemzug auch an der Benutzeroberfläche bei den Kämpfen werkeln. Denn selbst bei der PC-Version von KotOR war die sehr reduziert. Statt einer Skillleiste in der übersichtlich alle Fähigkeiten zu sehen waren, musste man sich bei jedem Gegner durch drei Slots für Angriffe, Machtfähigkeiten und Granaten durchklicken. Das System war überraschend eingängig, aber ein Remake könnte einen noch besseren Weg einschlagen.

Charaktere: Darf das Remake die Story anrühren?

Mit diesem Punkt begebe ich mich wissentlich auf sehr dünnes Eis. Denn die Kämpfe oder die Schlauchlevel kann man kritisieren. Da schwillt keinem KotOR-Fan der Kamm. Doch jetzt geht es an die Story und wahrscheinlich spürt gerade jeder von euch eine Erschütterung der Macht. Aber egal. Ich sag es jetzt einfach: Das Remake sollte ein wenig mit den Charakteren experimentieren.

Nicht wütend werden! Es gibt keine Leidenschaft, nur Gelassenheit. Ja, wenn etwas heute noch die Qualität von KotOR unterstreicht, dann seine Geschichte. Wir reden hier von einer Story mit dem wohl berühmtesten Twist der Spielegeschichte. Und hier sollte durchaus nicht so viel umgestellt werden. Aber ein Bereich liegt mir dann doch am Herzen.

Bastila Jedi Meisterin Bastila Shan gehört zu den wichtigsten Begleitern. Das Remake könnte diesen Charakter aber noch verbessern.

Darth Malak In Star Wars brauchen Schurken nicht zwangsweise nachvollziehbare Motive. Hatte der Imperator ja auch nicht. Doch Darth Malak blieb etwas zu blass.

Meiner Meinung nach wär das Remake eine gute Gelegenheit, zwei Charaktere ein wenig zu vertiefen. Ich rede hier von der Jedimeisterin Bastila und Darth Malak. Der große Gegenspieler und unsere Lehrerin. Schöner, Star-Wars-typischer Zweiklang.

Ohne zu sehr auf die Geschichte einzugehen: Gerade Bastila war eine Figur, mit der ich nie ganz warm wurde. Die Jedi Meisterin soll mich anleiten und damit ein Orientierungspunkt sein. Doch aufgrund ihrer Distanz fällt es gar nicht so leicht, eine emotionale Bindung aufzubauen. Das alles hat seine Gründe, trotzdem verfehlt sie dadurch ein Stück weit ihre Wirkung. Im schlimmsten Fall nervt sie mit ihren Belehrungen. Hier würde ich mir wünschen, dass das Remake einen besseren Mittelweg findet.

Auf der anderen Seite könnte Darth Malak etwas mehr Persönlichkeit guttun. Der große, böse Sith bleibt im Original recht farblos und seine Beweggründe bleiben selbst mit Flashbacks eindimensional. Wieder Machtgier? Da geht sicher mehr.

Darth Revan konnte einen bleibenderen Eindruck bei Fans hinterlassen, als der eigentliche Schurke Malak. Auch aufgrund des deutlich cooleren Charakterdesigns. Darth Revan konnte einen bleibenderen Eindruck bei Fans hinterlassen, als der eigentliche Schurke Malak. Auch aufgrund des deutlich cooleren Charakterdesigns.

Kleinkram und was noch?

Ich sehe dem Remake auf jeden Fall mit großer Spannung entgegen. Gerade weil es eben ein Remake werden soll und nicht wie Diablo 2: Resurrected eine grafische Politur. Und selbst da hört man immer wieder, dass sich Spieler mehr Verbesserungen gewünscht hätten. Für ein moderneres Spielgefühl.

Bei KotOR gäbe es sicherlich noch zahlreiche andere in die Jahre gekommenen Kleinigkeiten, die mir jetzt gar nicht alle einfallen. Aber allein die ganzen Minispiele wie die Raumschlachten oder das Swoop-Rennen hat mein Hirn unter »so lala« abgespeichert. Und auch wenn in diesem Artikel über viele Schwächen gesprochen wurde: Das sind hauptsächlich Dinge, die erst durch heutige Augen überhaupt störend wirken. KotOR selbst war seinerzeit ein Meilenstein.

Und gerade solche Meilensteine haben es verdient, auch zwanzig Jahre später noch Eindruck zu schinden. Nur dann eben mit neuen Mitteln.

Was sind eure Hoffnungen für das KotOR Remake? Gibt es Dinge, die euch stören oder könnt ihr euch das Rollenspiel ohne Schlauchlevel gar nicht vorstellen? Diskutiert gerne in den Kommentaren!

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