Verwinkelt und geheimnisvoll
Feinde sehen wir schon vorab während der Erkundung der Umgebung. Schleichen wir uns an, so erlangen wir den ersten Zug. Zufallskämpfe gibt es folglich keine. Gut so, denn sie hätten in dem eher labyrinthartigen Aufbau der Oberwelten und Kerker deplatziert gewirkt.
Die Feinde sind leider auch das Einzige, was an diesen Arealen lebendig wirkt. Zwar sind die unheimlichen Gassen, mit magischen Strömungen durchflutete Hallen oder idyllische Naturlandschaften stimmungsvollbeleuchtet, aber es fehlt Leben. NPCs reden und singen zwar, aber stehen sparsam animiert an einer Ecke. Bei Mutter Natur hören wir Insekten und Tiere, aber von denen ist weit und breit nichts zu sehen.
Die Erforschung macht trotzdem Laune, weil es viele Geheimnisse und Rätsel zu entdecken gibt. Während des Abenteuers erlernte Bardenlieder können Türen öffnen, Mauern zum Einsturz bringen oder sogar Tote erwecken. Da ist eine eingestürzte Brücke? Kein Problem, mit einem Lied lässt sich die Zeit zurückdrehen, um sie zu reparieren. Mit einem Kletterhaken geht es sogar in die Vertikale, womit viele Abkürzungen auf ihre Entdeckung warten. Schalter- und Schieberätsel in Verliesen geben uns das Gefühl, tatsächlich in einem verlassenen Ort voller Geheimnisse gelandet zu sein.
Gefundene Gegenstände offenbaren ihre wahren Inhalte dementsprechend erst auf den zweiten Blick. Dazu können sie im Inventar gedreht und gewendet werden, bis man ein wichtiges Detail entdeckt. Natürlich lauern in Verliesen und Türmen auch zahlreiche Monster, aber hier findet man nicht die zufallsgenerierte Belanglosigkeit anderer Genrevertreter vor. Die Orte wirken handgemacht und durchdacht. Die Oberwelten müssen sich anderen RPGs gegenüber geschlagen geben, aber in Sachen Dungeons spielt The Bard's Tale 4 vorne mit!
Bei euren Ausflügen in die Katakomben findet ihr übrigens auch jede Menge Kram, die ihr via Crafting in nützliche Gegenstände verwandeln könnt, etwa Heiltränke.
Kickstarter-Kinderkrankheiten
Neue Abenteurer schließen sich uns entweder durch Story-Missionen oder in Abenteuergilden an. Das sind Gasthäuser für mutige Helden, die schon im allerersten Spiel gegeben hat. Nur in diesen beiden Situationen lässt sich die aktive Party verändern, wobei es nur eine schmale Auswahl an vier Archetypen gibt. Barde, Praktiker, Magier und Schurke definieren sich über verhältnismäßig überschaubare Charakterwerte, die alle parallel zum Hauptcharakter aufleveln.
Mehr Entscheidung erfordert der Talentbaum für neue Fähigkeiten. Dort lässt sich nicht alles wild auswählen, sondern es gibt ein Limit für jede Figur. Deshalb haben wir öfter Mitglieder in unserer Party gewechselt, um neue taktische Möglichkeiten auszuloten.
Die Mitstreiter sterben übrigens im normalen Spiel nicht. Das kommt erst im allgemein schwereren Legacy-Modus hinzu, der per Patch nachgereicht werden soll. So wie zahlreiche Fehlerkorrekturen: Die deutschen Texte sind so lückenhaft, dass wir auf Englisch gewechselt haben. Darüber hinaus gibt es lange Ladezeiten und Performance-Probleme. Die ersten Patches haben bereits die gröbsten technischen Fehler beseitigt, aber bis das Spiel sich rund anfühlt, ist noch etwas zu tun.
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