Vampyr im Test - Beschützer oder Bestie?

Dontnod hat sich bei Life Is Strange an düstere Themen gewagt. Das Action-Rollenspiel Vampyr soll noch finsterer werden - und läuft in einigen Aspekten tatsächlich zur Höchstform auf.

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Zwischen all den Assassin's Creeds, GTAs und Diablos sticht der entwicklungstechnische Ansatz des französischen Studios Dontnod deutlich heraus. Denn während jeder neue Teil der genannten Spielereihen eher darauf setzt, die Stellschrauben am grundlegenden, erprobten und erfolgreichen Spielprinzip mal mehr, mal weniger in die ein oder andere Richtung zu drehen, ist Dontnod immer offen für Neues - und bereit, alle damit verbundenen Risiken einzugehen.

Remember Me, der erste Titel des Studios, ist beispielsweise ein Cyberpunk-Third-Person-Brawler mit Puzzle-Elementen, der beim Publikum eher mäßig ankommt und kaum mehr als ein paar Münzen für die Kaffeekasse der Entwickler abwirft.

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Der nachfolgende Überraschungshit Life Is Strange allerdings saniert Dontnod problemlos, die Geschichte um die wiedervereinten Freundinnen Max und Chloe und die mysteriösen Vorkommnisse im fiktiven Arcadia Bay überzeugt Fans und Presse gleichermaßen. Mit College-Alltag und futuristischen Prügelorgien hat Vampyr, das dritte und neueste Werk von Dontnod, allerdings weder story- noch gameplaytechnisch besonders viel zu tun.

Die in der Spielwelt verstreuten Hinweise zu unterschiedlichen Charakteren eröffnen neue Gesprächsmöglichkeiten, die nicht nur die Blutqualität steigern, sondern auch die Hintergrundgeschichte erweitern. Die in der Spielwelt verstreuten Hinweise zu unterschiedlichen Charakteren eröffnen neue Gesprächsmöglichkeiten, die nicht nur die Blutqualität steigern, sondern auch die Hintergrundgeschichte erweitern.

Vom Regen in die Traufe

Der Horror legt seine eiskalten Händchen in Vampyr schon sehr früh um eure Kehle. Dabei ist an der Vorgeschichte des Spiels noch nicht einmal etwas Übernatürliches dran: Dr. Jonathan Reid ist zur richtigen Zeit am falschen Ort und findet sich statt im bequemen Chefarztsessel inmitten des ersten industriellen Vernichtungskriegs der Menschheitsgeschichte wieder. Als Feldarzt in Frankreich erlebt der Chirurg die Gräuel des Ersten Weltkriegs, inklusive verschütteter Schützengräben und Opfern von Senfgasattacken, aus erster Hand. Doch Dr. Reid hat Glück im Unglück.

Denn während seine Landsmänner wie die Fliegen wegsterben, kehrt er 1918 zumindest körperlich unversehrt in seine Heimatstadt London zurück - bis seine Glückssträhne abreißt, er von einem Vampir gebissen, zu ewigem untotem Leben verdammt und in einem Massengrab südlich der Themse verscharrt wird.

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Verfolgt von Vampirjägern und mutierten Biestern, hin und her gerissen zwischen Blutdurst und hippokratischem Eid, ist es an euch herauszufinden, was die spanische Grippe mit den vermehrten Monstersichtungen zu tun hat, wer euren Hals mit einem Erdbeermilchshake verwechselt hat und wie ihr das am Abgrund stehende Londoner East End lange genug vor dem Sturz in Chaos und Krankheit bewahren könnt.

Euer eigenes kleines Reich im Pembroke Hospital, in dem ihr eure Skills verbessern und Gegenstände herstellen könnt. Obacht: So heimelig sehen eure Verstecke selten aus. Euer eigenes kleines Reich im Pembroke Hospital, in dem ihr eure Skills verbessern und Gegenstände herstellen könnt. Obacht: So heimelig sehen eure Verstecke selten aus.

Hauen, stechen, schießen

Die Mittel, die euch dafür zur Verfügung stehen, sind vielfältig. Natürlich müsst ihr in Vampyr auch Sägen, Äxte, Sensen und Schusswaffen nutzen, um euch eurer zahlreichen Widersacher zu erwehren. Ebenso wichtig ist es aber, dass ihr durch die vermüllten, verlassenen Straßen des East Ends streift, dessen Bewohner kennenlernt und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte habt. Dennoch drückt euch das Spiel zu Beginn den Action-Teil des Genre-Stempels »Action-Rollenspiel« relativ deutlich ins blutbesprenkelte Gesicht.

Auf der Flucht vor den Häschern der fanatischen Wache von Priwen, die gleichzeitig als Tutorial dient, bekommt ihr nämlich zunächst beigebracht, wie ihr euch möglichst effektiv zur Wehr setzen könnt. Das Kampfsystem ist dabei relativ logisch aufgebaut: Angriffe mit Waffen in der Haupt- und Nebenhand löst ihr mit jeweils einem Knopfdruck aus, und je nachdem wie hoch eure Ausdauer ist, könnt ihr theoretisch unendlich viele Combos aneinanderreihen.

Gerade am Anfang werdet ihr aber schnell merken, dass es vernünftiger ist, gut hauszuhalten. Denn auch Ausweichen verbraucht Ausdauer, und wer sich blindlings Knöpfe drückend in Kämpfe stürzt, findet sich schnell auf dem kalten Londoner Pflasterstein wieder.

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Blut = gut

Um eure vampirischen Fähigkeiten zu nutzen, von denen ihr immer zwei gleichzeitig ausgerüstet haben könnt, müsst ihr kostbares Blut ausgeben. Den dazugehörigen Balken könnt ihr auf verschiedenste Art und Weise füllen - durch einen Biss im Kampf, das Aussaugen von Ratten oder bestimmte Waffen wie etwa ein Amputationsmesser, das euren Gegner mit jedem Treffer ein bisschen kostbaren Lebenssaft abzwackt.

Eure auf Knopfdruck aktivierbaren Vampirsinne zeigen euch die Welt in schwarz und grau – abgesehen vom blutroten Lebenssaft und seinen dazugehörigen Besitzern natürlich. Eure auf Knopfdruck aktivierbaren Vampirsinne zeigen euch die Welt in schwarz und grau – abgesehen vom blutroten Lebenssaft und seinen dazugehörigen Besitzern natürlich.

Habt ihr genug davon angesammelt, könnt ihr das Blut nutzen, um euch beispielsweise selbst zu heilen, euren Gegnern mit scharfen Klauen auf die Pelle zu rücken oder mit Blutspeeren um euch zu werfen. Erreicht ihr Stufe zehn, könnt ihr zudem eure gesammelten Erfahrungspunkte nutzen, um eine von drei ultimativen Kampffertigkeiten freizuschalten, die mit launigen Animationen und effektvollem Blutgespritze einhergehen.

Mit rund elf unterschiedlichen aktiv einsetzbaren Skills, die in Kategorien wie defensiv oder aggressiv eingeteilt sind, habt ihr relativ viel Spielraum, euren blassen Bartträger an euren persönlichen Spielstil anzupassen. Die Fertigkeiten sind dabei gut ausbalanciert, und auch wenn manche Kombinationen besser funktionieren als andere, muss man schon viel falsch machen, um stecken zu bleiben.

Allerdings lässt es euch Vampyr auch deutlich spüren, wenn ihr euch mit Gegnern anlegt, die weit über eurem eigenen Level sind. Wer aber die richtige Taktik einsetzt und seine Angriffe klug platziert, zwingt auch die wildesten Monster und fanatischsten Jäger in den Staub. Und selbst wenn ihr den Löffel abgeben solltet, ist das halb so wild. Irgendeinen Vorteil muss es ja haben, als Untoter durch die Welt zu wandeln.

Das Ausrüstungsmenü ist auf den ersten Blick überschaubar. Aus den Kombinationen aus Haupt- und Nebenwaffen, aktiven Fertigkeiten und Sera ergeben sich allerdings eine Vielzahl an Möglichkeiten. Das Ausrüstungsmenü ist auf den ersten Blick überschaubar. Aus den Kombinationen aus Haupt- und Nebenwaffen, aktiven Fertigkeiten und Sera ergeben sich allerdings eine Vielzahl an Möglichkeiten.

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