Seite 12: Von Evil Dead bis Psycho - Die 75 besten Horrorfilme aller Zeiten

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Inhaltsverzeichnis

Platz 20: Die Körperfresser kommen

(Philip Kaufman, USA 1978)

Heutzutage gehören Remakes von mal mehr, mal weniger gelungenen Kultklassikern des Horror-Kinos ja bereits zum Tagesgeschäft und oft geht es bei den zahlreichen Neuaufgüssen nur darum, mit glattgebügelten, doch in Sachen Härte aufgestockten Schnellschüssen vom Image des Originals zu profitieren. Das war einmal anders. Als sich Philip Kaufman 1978 daran machte, Don Siegels düsteren Sci-Fi-Horror-Klassiker "Die Dämonischen" neu zu verfilmen, bewies er, dass ein Remake auch eine sehr gewinnende Angelegenheit sein kann, wenn es klugen Köpfen gelingt, die Essenz und die Seele eines Films aufzugreifen und zu einer neuen Zeit aufleben zu lassen. War die Mär von den Aliens, die heimlich, still und leise die Menschheit mit Duplikaten ersetzen, unter Siegels Regie noch ein hysterischer Kommentar auf die amerikanische Angst vor dem Kommunismus, den man in den 50ern längst im eigenen Land vermutete, ist Kaufmans Remake ein echtes Kind der 70er Jahre, jener Zeit, in der die Nation, gebeutelt von Kriegen, Rezessionen und Misstrauen gegen die eigene Regierung (Stichwort: Watergate) den Feind nicht mehr in Moskau, sondern an den nationalen Schalthebeln der Macht vermutete.

So gleicht der Film dann rein formal weniger einem im Fantastischen verwurzelten Grusel-Entertainment, sondern dem populären Paranoia-Kino wie es Sydney Pollack (Die drei Tage des Condor) oder Alan J. Pakula (Zeuge einer Verschwörung) zu jener Zeit auf Film bannten. Hier geht ein schleichender und sehr wohl nachvollziehbarer Horror um, bei dem die Protagonisten bald weder dem Staate noch ihren direkten Angehörigen trauen können. Zugleich hat Kaufman mit Donald Sutherland, der leider nie zum Star aufgestiegenen Brooke Adams, Jeff Die Fliege Goldblum und - Trommelwirbel - Leonard Nimoy ein spielfreudiges Ensemble in bester Form zur Hand, mit denen man sich gern auf eine Flucht vor okkupierenden Alien-Massen einlässt. Die Kirsche auf der Sahne sind dabei gewiss die damals bahnbrechenden und in ihrer handgemachten, CGI-freien Machart noch heute faszinierenden Spezialeffekte, bei denen die Metamorphosen als wunderbar ekelhafte Highlights hervorstechen.

Platz 19: Der weiße Hai

(Steven Spielberg, USA 1975)

Wir werden ein größeres Boot brauchen, sagt Polizeichef Brody (Roy Scheider), als er den gefräßigen "großen Weißen" das erste Mal in seiner vollen, tödlich-gefräßigen Pracht zu sehen bekommt. Auch Hollywood war von den Ausmaßen des Erfolges, den Steven Spielbergs Klassiker des Tier-Horrors an den Kassen einfuhr, schlicht überwältigt. Eine damals noch als experimentell angesehene Veröffentlichungspolitik - der Film wurde, wie es heute üblich ist, mit einer Vielzahl an Kopien überall zur selben Zeit gestartet, anstatt ihn wie in der Vergangenheit in geringer Kopienzahl durchs Land tingeln zu lassen - machte Der weiße Hai zu einem Hit, der die Studios zum Umdenken veranlasste und zur Blaupause dessen wurde, was man heute einen Sommer-Event-Blockbuster nennt. Dabei ist der Film vor allem eines: ein klassischer, eigentlich eher nach den Regeln des Abenteuer- und Katastrophenfilms spielender Tier-Horror mit B-Movie-DNA, bei dem der junge Spielberg sein erzählerisches Naturtalent voll ausspielen konnte. Hier wurde vieles nur geringfügig anders, doch alles einfach eine Spur besser gemacht. Statt das Monster sofort in den Mittelpunkt zu rücken, bekommen Geschichte und Figuren viel Zeit für die Entwicklung. Bis zum großen Auftritt im nervenzerfetzenden Finale ist die Bestie nur bruchstückhaft zu sehen. Handwerklich sauber, stark erzählt, toll gespielt und voller Spannung ist Der weiße Hai schlicht Kino, wie es sein soll.

Platz 18: Das Cabinet des Dr. Caligari

(Robert Wiene, Deutschland 1920)

Robert Wienes Stummfilm gilt als DER Klassiker des deutschen expressionistischen Kinos und wurde immer wieder als treffendes Stimmungsbild der krisengeplagten Weimarer Republik interpretiert, in dem sich schon die Vorzeichen des Nationalsozialismus erkennen ließen. Tatsächlich geht es in der Handlung um den zwielichtigen Dr. Caligari (Werner Krauß), den Schlafwandler Cesare (Conrad Veidt) und eine mysteriöse Mordserie zentral um Autoritätssucht und Obrigkeitsglauben - und man vermeint im Nachhinein tatsächlich schon die langen Schatten des "Tausendjährigen Reichs" erahnen zu können. Aber nicht nur das macht "Caligari" zu einem der unheimlichsten Filme seiner Zeit. Die verzerrten Kulissen, gemalten Schatten und harten Licht-Dunkel-Kontraste etablierten einen neuartigen, hochartifiziellen Stil - auf der Leinwand entstanden düster-beunruhigende Seelenlandschaften.

Platz 17: Eraserhead

(David Lynch, USA 1977)

Der Albtraum ist nicht vorbei. Diese Warnung auf dem Poster zu David Lynchs verstörendem Horror-Kunstwerk Eraserhead sollte man absolut ernstnehmen, denn dieser erste lange Spielfilm des Regie-Exzentrikers mit der Vorliebe für alles Abseitige, Abgründige und Surreale ist ein Dauerangriff auf unsere Sehgewohnheiten und unsere Geduldsnerven. Maschinenlärm, der sich in die Gehörgänge einnistet wie ein hartnäckiger Tinnitus, die Tristesse der labyrinthischen, fabrikähnlichen Kulissen, die Freud- und Farblosigkeit der dampfenden Schwarz-Weiß-Bilder - und schließlich ein monströses Mutanten-Baby, dessen Anblick sich in unsere Augen einbrennt. Natürlich kann ein solches Szenario nur einen von tiefer Resignation erfüllten Protagonisten (mit hängenden Schultern gespielt von Jack Nance) haben - und damit bei ihm und bei uns erst gar keine Hoffnung aufkommt, mauert David Lynch sogar die Fenster zu.

Platz 16: Visitor Q

(Takashi Miike, Japan 2001)

Der japanische Regie-Tausendsassa Takashi Miike (Audition, Sukiyaki Western Django) hat schon immer alle Grenzen gesprengt und so ist seine 70.000-Dollar-Digitalproduktion Visitor Q auch kein lupenreiner Horrorfilm. Die Vorgabe für die eigenwillige Mixtur aus Komik, Tragik, Gewalt, Romantik und Nekrophilie lautete, einen Film über die reine Liebe zu drehen - und Miike wäre nicht Miike, wenn er in dieser Prämisse nicht die Einladung gesehen hätte, wieder einmal alle erzählerischen Fesseln abzustreifen. So versteckt er in seinem grell überzeichneten Familienporträt eine klare Gesellschafts- und Medienkritik, die er so weit ins Schockierende und Perverse steigert, dass die grobkörnigen Videobilder sich immer wieder in Dokumente des reinen Horrors verwandeln.

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