Seite 8: Von Evil Dead bis Psycho - Die 75 besten Horrorfilme aller Zeiten

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar
Inhaltsverzeichnis

Platz 40: Hellraiser - Das Tor zur Hölle

(Clive Barker, Großbritannien 1987)

Als Autor von schwarzhumorigen Theaterstücken und grausigen, verspielten und vor keiner Bosheit zurückschreckenden Kurzgeschichten wie den Büchern des Blutes hatte sich Clive Barker schon einen Namen gemacht und so schien es, als wären seine Regie-Ambitionen vor allem eine Stippvisite in ein anderes Medium. Weit gefehlt. Mit dem Selbstbewusstsein eines alten Hasen und großem Mut zum Exzess erzählte er die Geschichte des hedonistischen Unsympathen Frank, der mithilfe eines unheimlichen Würfels die Zenobiten aus der Dimension der Schmerzen auf den Plan ruft. Diese illustre Truppe schoss sich mit ihrem Anführer, dem legendären Pinhead (Doug Bradley), auf Anhieb in den Horrorkanon. Nachdem die Zenobiten Frank zur Begrüßung erst einmal das Fleisch von den Knochen rupfen, liegt es an seiner Schwägerin, ihren Ex-Lover durch das Blut ihrer Liebhaber wieder zum Leben zu erwecken. Bald schon fließt der rote Saft in rauen Mengen. Mit Fantasie, dezentem Humor und Erzählfreude verdichtete Barker hier Phantastik, Erotik, Noir-Elemente, Sadomasochismus und blutrote Extravaganz zu einem bitteren Splatterpunk-Reißer, der sich gewaschen hat. Nie vergreift er sich dabei bei den Zutaten oder der Dosierung, sondern bewahrt zu jedem Zeitpunkt das Gleichgewicht und steuert zielstrebig auf ein Finale zu, bei dem alle Hemmungen über Bord gehen. Ein düsterer Klassiker, dessen Fortsetzung Hellbound ebenfalls noch sehr zu empfehlen ist, bevor die Reihe ab Teil 3 im trashigen Fun-Splatter versandet. Den Kultstatus des Erstlings jedoch kann das nicht schmälern.

Platz 39: Martyrs

(Pascal Laugier, Frankreich 2008)

Die neue und äußerst hart ausgefallene Welle des französischen Horrorkinos, die zu Mitte der 2000er Jahre von der Grande Nation her die Welt unter einer Lawine aus Blut, Angst und Terror begrub, hatte schon so manchen modernen Klassiker wie High Tension, Inside oder den franko-belgischen Schocker Calvaire hervorgebracht, als sich Pascal Laugier daran machte, mit seinem unterkühlten Albtraum Martyrs aus dem Nichts ein wahres Horror-Meisterwerk aus dem Ärmel zu schütteln. Dabei greift dieses Genre-Korsett hier eigentlich sogar etwas zu kurz, zumal Laugiers Film ständig die Gangart wechselt und seinem Publikum eine Grenzerfahrung der besonderen Art zumutet. Erzählt wird die Geschichte der als Kind von unbekannten Mächten entführten und gefolterten Lucie (Mylène Jampanoï), die sich zusammen mit ihrer Freundin Anna (Morjana Alaoui) Jahre später an ihren vermeidlichen Peinigern rächt. Was als unheimlicher Psycho-Horror anfängt, kippt bald schon in Richtung Home-Invasion-Rache-Schocker, um von dort aus in eine Studie des Wahnsinns und schließlich in noch düsterere Gefilde abzutauchen. Dabei weht eine eisige und menschenfeindliche Atmosphäre durch den Film, die das Werk noch unnahbarer macht. Wenn Laugier im Schlussdrittel die Kellertür aufstößt und der Horrortrip eine weitere Dimension des Schreckens offenbart, kann man ohnehin nicht mehr anders, als Martyrs als das 2001 des Horrors zu bezeichnen.

Platz 38: Dead Zone - Der Attentäter

(David Cronenberg, USA 1983)

Eine Horror-Bestenliste ist ohne ein paar Stephen-King-Verfilmungen einfach nicht möglich. Sicher, nicht jedes Werk, das auf Kings Prosa basiert, ist wirklich das Gelbe vom Ei und es ist so manche Bauchlandung dabei. Doch haben seine Vorlagen auch zu einigen modernen Klassikern geführt - gleich drei Adaptionen des Horror-Balzacs King finden sich in unseren Top 75. Den Anfang macht dabei der kanadische Horror-Maestro David Cronenberg mit The Dead Zone, der Geschichte des Kleinstadtlehrers Johnny (Christopher Walken), der nach einem Unfall nicht nur für mehrere Jahre im Koma liegt, sondern mit einer seherischen Gabe erwacht, die ihm die Möglichkeit gibt, bei Berührung mit einem Menschen, dessen Begegnungen mit dem Tod in Vergangenheit oder Zukunft zu sehen. So hilft er der Polizei bei den Ermittlungen in einer Mordserie und verhindert ein paar Katastrophen. Doch blickt er in den Abgrund der Welt, als er dem Politiker Stillson (Martin Sheen) die Hand schüttelt und sieht, dass dieser den Dritten Weltkrieg auslösen wird. Was sich in kurzer Nacherzählung wie Sci-Fi-Horror-Trash liest, ist ein sacht und kompetent erzähltes Highlight des amerikanischen Horrorkinos und ein melancholischer Klassiker schlechthin, ein Glanzlicht sowohl in der Liga der Stephen-King-Verfilmungen als auch in den Filmografien von Christopher Walken und David Cronenberg.

Platz 37: Freaks

(Tod Browning, USA 1932)

1931 versuchte das Filmstudio MGM, an den Erfolg der Universal-Horrorfilme wie Das Phantom der Oper anzuknüpfen und beauftragte den Dracula-Regisseur Tod Browning damit, einen Film zu drehen, gegen den der Horrorstreifen mit Bela Lugosi regelrecht harmlos wirken sollte. Browning entschloss sich, mit Freaks einen Horrorfilm in die Kinos zu bringen, in dem der Alltag von Schaustellern mit schweren körperlichen Behinderungen im Vordergrund steht, die in Wanderzirkussen und Kuriositätenshows einem zahlenden Publikum vorgeführt wurden. Browning wollte mit Freaks eigentlich um Verständnis für die Andersartigkeit seiner Darsteller werben und zeigen, dass es sich auch bei diesen Launen der Natur um normale Menschen mit Gefühlen und alltäglichen Problemen handelt. Aber leider floppte Freaks an den Kinokassen, da viele Zuschauer den Film als anstößig empfanden. In einigen Bundesstaaten der USA wurde das Werk sogar verboten und darf dort bis heute nicht öffentlich gezeigt werden. In der Gegenwart gilt Freaks glücklicherweise zu Recht als humanistischer Meilenstein der Horrorfilm-Geschichte.

Platz 36: Die Teufel

(Ken Russell, Großbritannien 1971)

Ken Russells Historiendrama von 1971 gehört zur Kategorie der Skandalfilme, zu jenen Werken, die so sehr von Kontroversen, Verboten und Zensurmaßnahmen betroffen sind, dass das Drumherum die Sicht auf die Kunst zu verstellen droht - wenn man diese denn überhaupt zu sehen kriegt. Die Romanverfilmung über den historischen Fall eines katholischen Priesters, der im 17. Jahrhundert in Frankreich wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde, stieß mit ihrer Mischung aus Gewalt, Sex und Religion unverzüglich auf massiven Widerstand - und das nicht nur von Seiten der katholischen Kirche. Nirgends in der Welt bekam die ursprüngliche Fassung des Films eine offizielle Freigabe und in einigen Ländern ist The Devils bis heute verboten. Besonderen Anstoß erregte die erst 2002 wiederentdeckte Vergewaltigung Christi etwa, eine Orgienszene, in der sich Nonnen mit einem mannsgroßen Kruzifix selbst befriedigen. Das ist sicher starker Tobak, aber in seiner wüsten Expressivität auch durchaus typisch für den Regisseur von Tommy und Lisztomania: Bei Ken Russell kommen die menschlichen Leidenschaften ungeschönt und ungezügelt auf die Leinwand - auch der Horror religiöser Verblendung.

8 von 15

nächste Seite


zu den Kommentaren (38)

Kommentare(36)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.