Deathloop im Gameplay-Fazit: "Dieses Spiel verdient so viel mehr Aufmerksamkeit!"

Nach einer rund einstündigen Gameplay-Präsentation wissen wir nun endlich, was Deathloop für ein Spiel wird. Und sind ziemlich begeistert.

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Deathloop wird es nicht leicht haben, denn es ist verflucht kreativ. Klingt wie ein Widerspruch, aber wenn das neue Spiel der Dishonored-Macher ein einziges großes Problem hat, dann dieses: Man versteht es nicht. Die bisherigen Trailer liefern kaum konkrete Infos, was Deathloop eigentlich so genau sein soll.

Es sieht aus wie ein Action-Dishonored. Ich spiele offenbar einen Kerl namens Colt (der aus einem Tarantino-Streifen stammen könnte) und zerlege in wildem Spektakel eine retro-futuristische Insel, bringe haufenweise Leute um und dann … fängt alles von vorne an?

Die Zeitschleifen stecken bei Deathloop im Namen, klar, aber was bedeutet das denn konkret? Ist Deathloop ein Roguelike? Ein Schleichspiel? Ein Shooter?

Und jetzt kommt mein Geständnis: Ich hatte Deathloop privat schon halb zu den Akten gelegt. Ja, ich mag Arkane-Spiele, ich liebe Dark Messiah, aber 2021 kringele ich mir bereits ganz andere Kandidaten im Kalender an. Battlefield 6, Far Cry 6, Warhammer 3, Age of Empires 4 - die Zeit ist nun mal rar. Die GameStar-Aufrufzahlen spiegeln diese Haltung übrigens auch bei euch wider: Kaum jemand klickt auf Deathloop-Artikel.

Aber ich lag völlig falsch. Nachdem Entwickler Arkane mir rund eine Stunde Gameplay gezeigt und danach Rede und Antwort gestanden hat, verwandelte sich meine Zurückhaltung in das genaue Gegenteil. Ich bin begeistert, was für ein Spiel Deathloop werden könnte. Trotzdem bleibt es furchtbar schwierig, verständlich zu erklären, was dieses Spiel so besonders macht. Ich versuch's mal.

Was haben wir gesehen? Achtung: Wir konnten Deathloop noch nicht selbst spielen. Die Eindrücke hier basieren auf einer knapp einstündigen Gameplay-Präsentation inklusive Interview, sollten also nicht als Grundlage für Vorbestellungen genutzt werden. Es geht um das Konzept, um die Idee hinter Arkanes neuem Spiel - die tatsächlichen Angespielt-Eindrücke liefern wir, sobald wir selbst gespielt haben. Bis zum Release am 14. September 2021 kann sich zudem noch einiges ändern.

Wie funktioniert Deathloop?

Deathloop ist kein Roguelike. Ihr müsst nicht nach jedem Tod das gesamte Spiel nochmal spielen, eure Ausrüstung erneut freischalten - aber ihr könnt es. Wer Deathloop verstehen will, sollte es besser mit Hitman als mit einem Dead Cells oder Loop Hero vergleichen. Euer Ziel ist nämlich simpel: Als Revolverheld Colt seid ihr auf der Insel Blackreef gestrandet und müsst in 24 Stunden acht Zielpersonen umbringen, damit ihr von dort abhauen könnt.

Im Promomaterial von Deathloop wird hauptsächlich geballert, ihr könnt das Spiel aber auch leise spielen. Im Promomaterial von Deathloop wird hauptsächlich geballert, ihr könnt das Spiel aber auch leise spielen.

Colt befindet sich in einer Zeitschleife. Laufen die 24 Stunden ab, beginnt der Tag von vorne. Aber keine Sorge, Deathloop schenkt sich all die nervigen Aspekte solcher Zeitlimits. Ihr müsst beim Spielen weder auf die Uhr schauen, noch permanent die gleichen Errungenschaften wiederholen. Stellt euch dieses Zeitmanagement stattdessen lieber als Levelauswahl vor. Es gibt vier Distrikte auf Blackreef, die ihr jeweils in vier Tageszeiten bereisen könnte. Die Tageszeiten sollen sich drastisch darauf auswirken, wie ein Areal aussieht. Hier mal als Tabelle:

Morgen

Mittag

Nachmittag

Abend

The Complex

Level 1

Level 2

Level 3

Level 4

Updaam

Level 5

Level 6

Level 7

Level 8

Fristad Rock

Level 9

Level 10

Level 11

Level 12

Karl's Bay

Level 13

Level 14

Level 15

Level 16

Die acht Zielpersonen verstecken sich zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten. Und um den perfekten Hit zu planen, müsst ihr Hinweise sammeln, die Umgebung manipulieren, Hindernisse aus dem Weg räumen. Die Bibliothek eines alten Schlosses lässt sich beispielsweise nachts nicht betreten - und wer eine Zielperson auf einer Feier umbringen will, muss natürlich in den Abendstunden die Gelegenheit günstig abpassen. Ihr könnt frei bestimmen, zu welcher Zeit ihr an welchen Ort springen wollt, um etwas zu erledigen.

Ja, wenn ich den Löffel zu oft abgebe, muss ich theoretisch den Loop irgendwann von vorne starten. Aber Deathloop macht es euch extrem bequem, Waffen, Fähigkeiten und Hinweise in den nächsten Run zu übernehmen und an jeden gewünschten Punkt des Tages zu springen. Außerdem könnt ihr als Perk aktivieren, mehrmals in einem Loop sterben zu können.

Der ungewollte Neustart ist keine unkontrollierbare Gefahr. Nach Colts Tod muss ich auch nicht zwangsläufig morgens beginnen, sondern kann in den Mittag oder Abend springen, falls ich dort was herausfinden will.

Es geht eher darum, beispielsweise morgens die Experimente einer Zielperson zu manipulieren, damit sie abends auf die Party einer anderen Zielperson geht und dann beide in einem glorreichen Streich um die Ecke zu bringen, weil ich auf der Bühne eine Bodenklappe öffne, die direkt zu einem Fleischwolf führt. Wie bei Hitman habt ihr extrem viel kreativen Spielraum, euer Ziel zu erreichen. Es geht weniger darum, überhaupt ans Ende des Spiels zu kommen, sondern um das "Wie" - und das finde ich großartig.

Wie Kollege Hitman kann Colt die Welt so manipulieren, dass Leute zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort auftauchen - und dann sterben. Wie Kollege Hitman kann Colt die Welt so manipulieren, dass Leute zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort auftauchen - und dann sterben.

Der Autor: Dimi liebt Actionspiele mit flexiblem Gameplay. Die Umgebung und Feinde auf immer neue Art und Weise manipulieren zu können, statt einfach nur Levelschläuche langzulaufen - hier liegt der Reiz echter Action-Kunst. Arkanes Spiele treffen hier seit Jahren die richtigen Töne, allerdings schränkt sich gerade Dishonored viel zu sehr ein, indem es einem die nicht-tödliche Schleichroute als klaren Königsweg vorkaut. Deathloop wirkt viel offener, mehr wie Hitman - und mehr Hitman ist immer gut!

Wieso macht das Spaß?

Wer Deathloop meistert, bringt also alle acht Ziele in einer einzigen genialen Abfolge von Choreographien um, weil man die Level wie die eigene Westentasche kennt. Colt ist ein mörderischer Strippenzieher. Und das wirkt sich auch aufs Gameplay aus: Deathloop spielt sich wie ein entfesseltes Dishonored. Ihr greift theoretisch auf ein sehr ähnliches Arsenal aus Fähigkeiten zurück.

Ich kann mich teleportieren, in schwindelerregender Höhe herumkraxeln, Feinde per Gedankenkraft miteinander "verknüpfen", sodass ein einziger Kopfschuss drei Feinde auf einmal umbringt. Und mit einem handlichen Jedi-Machtschub fegt Colt seine Widersacher einfach durch die Landschaft. Anders als in Dishonored hindert mich kein Chaos-Moralsystem daran, die wildesten Manöver aneinanderzureihen, ich kann aber auch klammheimlich vorgehen. Großartig! Falls ihr mal sehen sollt, was für eine Action-Kunst man aus Arkanes Spielen rauskitzeln kann:

Link zum YouTube-Inhalt

Außerdem gibt's diesmal ein üppiges Arsenal an Knarren: Revolver, Pistolen, SMGs, Maschinengewehre, schallgedämpfte Nagelkanonen, Schrotflinten, Jagdgewehre, automatische Geschütztürme sowie allerlei Macheten und Messer. Jede Waffe lässt sich aufrüsten und durch Crafting anpassen. Magazingrößen, ADS-Zeit, Nachladegeschwindigkeit und zig andere Faktoren schustere ich mir zurecht. Allerdings besteht Deathloop beileibe nicht nur aus Gewalt.

Diese faszinierende Welt

Was die Spiele von Arkane allesamt miteinander verbindet, ist die faszinierende Welt. Blackreef ist allerdings keine malerisch-magische Winkelgasse, sondern ein verdammt derber Ort. Colt flucht während seines Abenteuers wie ein Rohrspatz, der Stil des Spiels geht in eine völlig andere Richtung als zum Beispiel Prey und Dishonored.

Die (feindseligen) Einwohner Blackreefs werfen jedoch nicht nur mit Phrasen um sich, sondern gehen allesamt ihren eigenen Tagesabläufen nach, plaudern miteinander - und das nutze ich für mich. In den vier Distrikten finden sich unzählige Hinweise, die mir das Ausschalten meiner Zielpersonen erleichtern. Mit dem Questlog setzt ihr euch eigene Ziele in den einzelnen Regionen und Tageszeiten, wälzt nach Wunsch auch mal ein Buch und saugt die Mysterien dieser merkwürdigen Zeitschleifen-Welt in euch auf.

Allerdings bin ich immer auf der Hut: Eine der Zielpersonen ist die sportliche Killerin Julianna die mich überall in Blackreef jagt - und sogar von einem echten Menschen gespielt werden kann (sofern ich das Feature aktiviere). Julianna teilt nicht nur mit ihren Waffen ordentlich aus, sondern verwandelt sich nach Wunsch auch in andere Einwohner - sie ist quasi Deathloops Wildcard, um das Geschehen mit jedem neuen Run spannend zu halten.

Julianna lauert Colt regelmäßig auf - und kann auch von echten Menschen gespielt werden. Julianna lauert Colt regelmäßig auf - und kann auch von echten Menschen gespielt werden.

Und das soll jetzt so toll sein?

Es gibt noch einige offene Fragen. Wie sehr sich die Szenarien je nach Tageszeit unterscheiden, wie viele Loops ich im Schnitt pro Durchlauf brauche und ob ich den Fluss der Zeit wirklich zu 100 Prozent kontrolliere. Man kann zum Beispiel nicht in der Zeit zurückreisen, nur nach vorne. Wer also morgens noch Sachen zu erledigen hat, sich aber schon im Abend befindet, muss den Loop von vorne starten.

Deathloop ist außerdem nicht nur eine simple Killer-Sandbox, sondern erzählt auch eine zusammenhängende Geschichte über einzelne Loops hinweg. Denn Colt ist nicht der einzige, der sich nach dem Verstreichen der 24 Stunden daran erinnert, das hier alles schon mal erlebt zu haben.

Aber Deathloops erste Gameplay-Präsentation drückt bereits jetzt all die richtigen Knöpfe, falls ihr mal wieder Bock auf eine richtig gute Action-Sandbox habt. Oder anders: Auf ein wilderes Hitman, das ihr als Shooter, Akrobatik-Meuchelei oder Stealth-Sandkasten spielen könnt. Arkane bringt (ironischerweise wie gewohnt) frische, kreative Ideen ins etwas festgefahrene Shooter-Genre.

Klar, wenn ihr überhaupt keinen Bock habt, euch so richtig in Szenarien reinzufuchsen, um aus zig Möglichkeiten eure eigene perfekte Kill-Strategie zu schmieden, dann wird Deathloop eventuell zu offen für euch. Aber für Hitman-Fans wie mich könnte das genau die richtige Murmeltier-Zeitschleife werden.

Der Retro-Science-Fiction-Look von Deathloop erschafft eine ganz andere Atmosphäre als beispielsweise Dishonored. Der Retro-Science-Fiction-Look von Deathloop erschafft eine ganz andere Atmosphäre als beispielsweise Dishonored.

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