Age of Empires 4: Die Aufregung um den ersten Patch ist albern

Meinung: Der erste Patch für Age of Empires 4 hat kaum Fleisch auf den Rippen und aus der Community hört man enttäuschte Stimmen. Doch der Wirbel ist verfrüht.

Die Enthüllung des aller ersten Patches zu Age of Empires 4 hat bei mir für viel Verwirrung gesorgt. Ich musste mir einfach instinktiv sehr viele Fragen gleichzeitig stellen. Wieso hat es so lange gedauert, bis der Patch erscheint? Warum steckt in dem Patch weniger Inhalt als in jedem Hotfix? Und warum zum Geier hat das Ding eigentlich die Kennzeichnung Update 7989? Bin ich in ein Zeitloch gestürzt, habe 20 Jahre übersprungen und alle 7988 Patches davor verpasst?

Gut. Die letzte Frage ist natürlich irrelevant und die Antwort darauf hat mit der Bezifferung der verschiedenen Spielversionen zu tun. Die beiden Fragen davor beschäftigen aber offensichtlich nicht nur mich. Kurz nach der Veröffentlichung besagten Updates am 15. November 2021 liefen auf den sozialen Medien, auf YouTube und auch in den Kommentaren unter unserer News erste Diskussionen an. Denn viele Leute zeigen sich von Patch 7989 enttäuscht.

Diese Aufregung halte ich für verfrüht. Natürlich gibt es hier einiges zu kritisieren. Doch in diesem Fall sollten wir ausnahmsweise mal tief durchatmen und das Kriegsbeil zurück in sein Erdloch stopfen. So lasset mich erklären ...

Der Autor
GameStar-Redakteur Fabiano Uslenghi begleitet Age of Empires 4 sowie seine Entwicklung schon seit fast zwei Jahren und plant sich dem Spiel auch in Zukunft noch regelmäßig zu widmen. Obwohl er durchaus nicht zu Hundert Prozent zufrieden ist, hält er Age of Empires 4 trotzdem für eines der besten Strategiespiele des ganzen Jahres. Für GameStar hat Fabiano den ausführlichen Test zu Age of Empires 4 geschrieben und kennt die Reihe, seit dem er als Kind das erste Mal Age of Empires 2 gespielt hat.

Warum die Leute gerade motzen

Ich kann die Irritation der Spielerschaft sehr gut nachvollziehen. Es war ohnehin schon eine ungewohnte Situation, dass sich das Entwicklerstudio Relic so viel Zeit ließ, um nach dem Release einen ersten Patch zu veröffentlichen. Exakt 18 Tage, um genau zu sein. Und in diesen zwei Wochen hatten wir mehr als genug Zeit, um Age of Empires 4 richtig ausführlich zu spielen.

Tatsächlich scheint Age of Empires 4 sogar erfreulich populär zu werden. Laut Steamdb zocken jeden Tag immer ungefähr 30.000 Menschen gleichzeitig.

Der Riesenerfolg von Age of Empires 4 hat sehr gute Gründe Video starten 22:42 Der Riesenerfolg von Age of Empires 4 hat sehr gute Gründe

Und wenn so viele Spielerinnen und Spieler aktiv sind, dann werden natürlich auch rasant Fehler gefunden. Außerdem finden viele gleichzeitige Spieler immer kreativere Wege, um sich in einer Multiplayer-Partie einen Vorteil zu verschaffen. Teilweise können die aber wiederum der Spielbalance das Genick brechen. Beispielsweise wurde kurz nach Release der Wohnmobil-Rush der Mongolen populär, mit dem Spiele sehr früh beendet werden konnten.

Obendrauf kommen Probleme, die schon länger bekannt sind und beispielsweise in unserem Test zu Age of Empires 4 bereits kritisiert wurden. Das sind Dinge wie eine fehlende globale Produktionsschlange, Hotkeys für Maustasten und noch mehr fehlende, hilfreiche Funktionen.

Da keimt natürlich die Hoffnung, dass der erste große Patch solche Sachen direkt angeht. Gerade wenn man so lange darauf gewartet hat. Aber letztlich hat sich der Patch nur den Wohnmobil-Rush zur Brust genommen, paar Lokalisierungsfehlerchen angepackt und die Performance beim Bewegen der Kamera optimiert. Das Ergebnis waren traurige Feldherren.

Eine unfaire Taktik ich Age 4 sah lange vor, dass die Mongolen ihr Dorfzentrum einpacken und einfach neben dem Zentrum der Feinde parken. Eine unfaire Taktik ich Age 4 sah lange vor, dass die Mongolen ihr Dorfzentrum einpacken und einfach neben dem Zentrum der Feinde parken.

Was wollen wir überhaupt?

Doch obwohl es durchaus berechtigte Kritik an diesem Patch gibt, halte ich so viele enttäuschte Ausrufe für verfehlte Empörung. Denn damit verstärkt man doch nur das ohnehin recht gegenwärtige Gefühl, wir als Fans von PC-Spielen wissen gar nicht, was wir eigentlich wollen.

Auf der einen Seite wird ständig Kritik laut und sich hämisch geäußert, wenn ein Spiel acht Tage nach Release bereits drei Patches und vier Hotfixes nötig hat, auf der anderen bekommen wir nervöse Zuckungen, sobald ein Spiel sich mit seinen Patches einmal Zeit lässt.

Ist es nicht eine wahre Wohltat, dass sich Age of Empires 4 so etwas überhaupt erlauben kann? Ich hatte schon ganz vergessen, wie das ist, ein Spiel zu bekommen, dass zwei Wochen nach Release ohne irgendwelche Patches auskommt. Das mal ein wenig Zeit hat, sich zu finden und nicht ständigen Veränderungen unterworfen ist. Das spricht letztlich auch für die Entwickler, denn Age 4 hatte nach seinem Release einfach keine katastrophalen Probleme.

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Wenn ich aktuell zu den Kollegen rüber gucke, die sich mit den Tests zu Battlefield 2042, der GTA Trilogie oder der Skyrim Anniversary Edition rumschlagen, fühl ich mich fast schon schlecht. Einfach weil der Test zu Age of Empires 4 im Vergleich unfassbar dankbar war. Immerhin konnte ich hier mal ein Spiel beurteilen, dass sich fertig angefühlt hat und wo wir nicht bibbern mussten, ob ein Day One Patch den Spieleindruck nochmal komplett auf den Kopf stellt.

Klar, ich hab es ja schon gesagt: Es ist nicht so, als gäbe es bei Age of Empires 4 nichts zu fixen. Doch im Vergleich handelt es sich dabei um wirklich keine dringenden Probleme. Natürlich sollte es nicht so sein, dass Prälaten nicht automatisch Dorfbewohner buffen. Natürlich muss ein Bug zur Vervielfältigung von Relikten gefixt werden. Und natürlich wird es auch Zeit über die Balance der Fraktionen nachzudenken (ihr seid gemeint, französische Ritter). Aber solang es im Spiel ohnehin keine waschechte Season oder eine richtige Rangliste gibt, sind das für mich keine immens akuten Probleme.

Frankreich gilt aktuell als eine der besten Fraktionen in Age of Empires 4, die sowohl zu Land als auch zur See dominieren. Da muss ein Update bald nachjustieren. Frankreich gilt aktuell als eine der besten Fraktionen in Age of Empires 4, die sowohl zu Land als auch zur See dominieren. Da muss ein Update bald nachjustieren.

Abwarten und Tee trinken

Die Worte der Community haben Macht, und wenn ein Entwickler etwas verbockt, dann kann ich kollektives Missfallen nachvollziehen. Und auch das Bedürfnis, diesen Unmut auszudrücken, solange das in einem vernünftigen Rahmen geschieht. Aber ich glaub eben auch, dass Entrüstung nicht die einzige Form der Reaktion sein darf. Manchmal haben sich Entwicklerstudios nämlich unser Vertrauen verdient. Beispielsweise wenn ein Release so ungewohnt problembefreit abläuft wie bei Age 4.

Ich denke, bislang hätte Relic kaum etwas anders machen sollen. Außer vielleicht ein wenig an der Kommunikation zu arbeiten. Ein Großteil der Empörung über Patch 7989 hätte sicherlich vermieden werden können, wenn die Community etwas weniger in der Luft gehangen hätte und wenn der Umfang des Updates vorher klarer gewesen wäre. Eine Roadmap gab es schließlich nur anhand wörtlicher Versprechungen.

Da könnte das Team also in der Tat sich noch verbessern. Mittlerweile existiert es zwar eine Roadmap für Inhalte nach Release, dieser Plan gibt jedoch ebenfalls noch sehr wenig konkrete Timings.

Es scheint also so, als müssten Age-of-Empires-Fans weiterhin ein wenig Geduld zeigen. Ich bin auf jeden Fall dazu bereit, Age 4 bis zum Frühling Zeit zu geben. Dann soll immerhin das erste wirklich große Update erscheinen. Sollte das dann enttäuschen, nun, dann sei euch ein wenig Aufregung auch mal vergönnt.

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