Arcane: Gebt der Netflix-Serie unbedingt eine Chance, egal, ob ihr League of Legends mögt

Die neue LoL-Serie beeindruckt mit toller Optik und einer fantastischen Story voller komplexer Charaktere.

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Seit Jahren gehe ich Leuten mit League of Legends auf die Nerven. Nein, ich will nicht, dass ihr alle anfangt, das MOBA zu spielen, es gibt sehr gute Gründe, das nicht zu tun – sage ich als Fan. Mein Ärger kommt ganz woanders her: Sowohl Spieler als auch Nicht-Spieler ignorieren, dass LoL eins der spannendsten Fantasy-Universen überhaupt bietet! Und daran ist Riot nicht unschuldig, immerhin verstecken sie ihre fantastische Lore in Champion-Beschreibungen, Trailern und kurzen Web-Comics. Bis jetzt.

Letztes Update: 22. November 2021
Neu: Infos und Kritik zu Akt 3 ergänzt

Denn die neue Netflix-Serie Arcane hat nicht nur meine persönlichen Erwartungen meilenweit übertroffen, sondern überzeugt gerade Millionen Zuschauer davon, dass Runeterra eine verdammt coole Welt ist, von der wir unbedingt mehr sehen müssen! Egal, ob ihr LoL mögt, nicht mögt oder es euch völlig egal ist: Diese Serie ist eure Zeit auf jeden Fall wert. Worum geht’s da eigentlich und warum ist das so gut gelungen?

Die Autorin: Steffi kennt und liebt die Welt von League of Legends schon seit zehn Jahren. Während sie aber immer weniger Lust hat, das MOBA selbst zu spielen, machen ihr Projekte wie das kommende Rollenspiel Ruined King umso mehr Hoffnung. Denn die Lore hinter der Liga der Legenden vereint alles, was sie persönlich liebt: Steampunk, Fantasy, Sci-Fi, komplexe Beziehungen zwischen Charakteren, die kaum vielfältiger sein könnten, Drama und riesige Monster.

Darum geht’s in Arcane

Eins vorneweg: Um die Serie zu verstehen, müsst ihr LoL nicht kennen. Das Setting wird ziemlich elegant erklärt, auch wenn Vorwissen euch natürlich den ein oder anderen coolen »Aha!«-Moment beschert. Als LoL-Kennerin freue ich mich riesig, wenn ein bekanntes Gesicht auftaucht, aber wenn ihr noch nichts mit dem Universum zu tun hattet, habt ihr sogar einen Vorteil: Ihr wisst nicht, was später aus den Figuren wird. Arcane ist nämlich eine Art Prequel und spielt vor den Ereignissen im MOBA.

So haben selbst LoL-Experten Vi und Jinx noch nie gesehen. So haben selbst LoL-Experten Vi und Jinx noch nie gesehen.

Die Serie erzählt die Geschichte von zwei ungleichen Schwestern, Vi und Powder, die in der verdreckten und gefährlichen Unterstadt Zhaun leben. Hier fließt giftiges Abwasser durch die Kanäle, skrupellose Verbrecher und verrückte Wissenschaftler treiben ihr Unwesen. Kein besonders schöner Ort, um aufzuwachsen. Während Vi sich als verwegene Anführerin einer jugendlichen Gang durchschlägt, ist die kleine Powder oft nur ihr verängstigtes Anhängsel, das alles falsch macht.

Trotzdem lieben sich die beiden innig – aber wie schon der offizielle Trailer verrät, werden sie tragisch auseinandergerissen und landen auf unterschiedlichen Seiten eines brutalen Konflikts.

Arcane - Schaut euch den finalen Trailer zur League of Legends Serie an Video starten 2:22 Arcane - Schaut euch den finalen Trailer zur League of Legends Serie an

Worum geht es in Akt 1?

In den ersten drei Folgen (zusammen bilden sie Akt 1 von 3) erleben wir Vi und Powder in ihrer Kindheit. Sie wagen gemeinsam mit ihren Freunden einen Raubzug nach Piltover, die saubere und steinreiche Oberstadt, die mit Zhaun traditionell verfeindet ist. Ohne es zu wissen, stehlen sie eine tödliche Erfindung und stoßen ungewollt einen blutigen Kampf zwischen Piltover und Zhaun an, in den auch ihr Adoptivvater Vander gezogen wird.

Derweil wagt ein ehrgeiziger Student, an verpönter Technologie zu forschen: Er will mit Wissenschaft Magie erzeugen und gefügig machen. Doch eigentlich will Piltover nichts mit dieser arkanen Kraft zu tun haben, die im Rest der Welt immer wieder zu fürchterlichen Machtkämpfen geführt hat.

Arcane lässt sich viel Zeit, um uns die einzelnen Figuren vorzustellen und uns ein Bild von ihren Wünschen, Zielen und Ängsten zu verschaffen. In der dritten Folge zieht das Tempo dann deutlich an, bis es im tragischen Finale geradezu explodiert.

Wie wurde Jinx eigentlich zu der Person, die in LoL auftaucht? Arcane will ihre Geschichte erzählen. Wie wurde Jinx eigentlich zu der Person, die in LoL auftaucht? Arcane will ihre Geschichte erzählen.

Worum geht es in Akt 2?

Zwischen dem ersten und dem zweiten Akt sind einige Jahre vergangen. Vi und Powder (jetzt Jinx genannt) haben sich in dieser Zeit vollkommen voneinander entfremdet - was nicht zuletzt daran liegt, dass Vi im Stillwater-Gefängnis saß. Die ehrgeizige Enforcerin Caitlyn befreit sie von dort, weil sie ihre Hilfe braucht. Die beiden wagen sich zurück in die Unterstadt Zhaun, wo Silco inzwischen die Macht an sich gerissen hat und mit eiserner Faust regiert.

Jinx leidet inzwischen ganz offensichtlich unter schweren psychischen Problemen - sie verletzt in einem Wahn sogar ihre eigenen Kameraden. Aus dem verängstigten Mädchen ist eine brutale Verbrecherin geworden, die sich in Gesellschaft ihrer Sprengsätze am wohlsten fühlt.

Und auch sonst hat sich viel verändert: Piltover setzt inzwischen voll auf die Hex-Technologie, die Jayce und Viktor erfunden haben. Doch Viktor rennt die Zeit davon, um die arkane Kraft zu meistern, denn seine Krankheit schreitet schnell voran. Er trifft auf seinen alten Lehrer, den LoL-Fans in »bester« Erinnerung haben dürften - Singed! Und natürlich führt der skrupellose Alchimist nichts Gutes im Sinn.

Worum geht es in Akt 3?

Die letzten drei Folgen der ersten Staffel schließen direkt an Akt 2 an. Wir erfahren, wer Vi und Caitlyn eigentlich entführt hat und wer sich hinter dem maskierten Skateboard-Kämpfer verbirgt. Im Untergrund von Zhaun findet Vi alte Freunde, wird aber auch mit den schweren Verlusten im Kampf gegen Piltover konfrontiert. Sie will Powder unbedingt finden und vor sich selbst retten - aber befürchtet allmählich, dass ihre Schwester komplett in der Rolle von Jinx aufgegangen ist.

Jayce steht inzwischen an der Spitze des Piltover-Rates, aber die Verantwortung für so viele Leben lastet schwer auf seinen Schultern. Er entfernt sich sogar von seinem Freund und Kollegen Viktor, der sein Schicksal verzweifelt selbst in die Hand nimmt. Und dafür einen schrecklichen Preis bezahlen muss.

Nicht alle Fragen werden im mitreißenden Finale beantwortet, aber zum Glück wurde eine zweite Season bei Netflix schon bestätigt:

Arcane schreckt nicht vor komplexen Fragen und Figuren zurück

Ich bin wirklich beeindruckt, an welche Themen sich Arcane herantraut und wie komplex die Serie innerhalb weniger Folgen geworden ist. Riot hätte hier so leicht auf ein sicheres Pferd setzen und ausgetretene Story-Pfade beschreiten können, allein der Name League of Legends hätte ja bestimmt Zuschauer angezogen. Aber die Serie fühlt sich überhaupt nicht wie plumpe Werbung für das Spiel an, sondern erzählt eine fantastische Geschichte und erforscht unheimlich komplexe Charaktere. Und schreckt auch vor verstörenden Szenen nicht zurück.

Singed bekommt in Arcane wohl auch ein wenig Hintergrund-Story spendiert. Wann die Gasflasche wohl auftaucht? Singed bekommt in Arcane wohl auch ein wenig Hintergrund-Story spendiert. Wann die Gasflasche wohl auftaucht?

Es geht hier deutlich brutaler und düsterer zu als im comichaften MOBA, Arcane richtet sich definitiv an ein älteres Publikum. Allerdings wird nicht ganz so viel Gewalt gezeigt wie zum Beispiel in Castlevania oder Nightmare of the Wolf. In besonders grausigen Szenen wird meist weggeblendet und das Geschehen nur angedeutet. Dafür sind die Themen, um die es geht, umso erwachsener: Gewalt, Armut, Verzweiflung, Trauma, Diskriminierung und Zusammenhalt. Und Arcane hakt zum Glück nicht einfach stumpf einen kontroversen Punkt nach dem anderen ab, sondern beleuchtet alles von mehreren Seiten, ohne zu urteilen. Das bleibt uns selbst überlassen.

Neben Vi und Jinx tauchen weitere bekannte Champions auf, manche nur kurz, andere spielen Hauptrollen. Zum Beispiel der geniale Akademieleiter Heimerdinger oder der ehrgeizige Forscher Jayce, der an der gefährlichen Hex-Technologie arbeitet. Sie bekommen ihre ganz eigenen, spannenden Handlungsstränge spendiert, die natürlich alle irgendwie zusammenhängen. Wer genau dabei ist, lest ihr hier:

Aber auch komplett neue Figuren wie der gnadenlose Silco übernehmen wichtige Rollen – wobei ich felsenfest überzeugt bin, dass manche bald zu spielbaren Champions in LoL werden. Ich nehme Wetten in den Kommentaren an.

Silco Der Forscher hat eine Rechnung mit Vis und Powders Ziehvater offen.

Mel Die Akademie von Piltover bringt viele ehrgeizige Gelehrte hervor. Mel ist eine von ihnen.

Vi Aus dem Trailer wissen wir schon, wie Vi als Jugendliche aussieht. Hier zeigt sie ihre mechanischen Fäuste, die Spieler bestens kennen dürften.

Zhaun Die chaotische Unterstadt ist die Heimat vieler gefährlicher Champions. Ob wir noch weiteren begegnen?

Piltover Eine Steampunk-Stadt, in der die Wissenschaft weit fortgeschritten ist und über alles bestimmt.

Hier zeigt sich eine der ganz großen Stärken von Arcane: Wirklich jede wichtige Figur ist glaubhaft und komplex, hat nachvollziehbare Motivationen und glaubt, das Richtige zu tun. Auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet Arcane komplett und nimmt sich gleichzeitig viel Zeit, um Setting und Charaktere richtig aufzubauen. So ist zum Beispiel das reiche Piltover nicht einfach nur der hochnäsige Unterdrücker des bitterarmen Zhaun – eins von vielen Klischees, die die Serie elegant umschifft.

Falls ihr nach der Serie tiefer in die Welt von Runeterra abtauchen wollt, dann ist LoL wahrscheinlich das falsche Spiel für euch. Zum Glück haben wir hier die passenden Alternativen gesammelt:

Arcane kommt hervorragend an

Die Zuschauer-Wertungen zeigen eindeutig: Arcane kommt zum Netflix-Start fantastisch an. Bei Metacritic steht die Serie aktuell bei einem User-Score von 9,4; bei IMDB haben über 37.000 Nutzer einen Durchschnitt von 9,4 vergeben. Und auch bei Reddit und Co. wird gejubelt, Kollegin Leya von Mein-MMO spricht gar von der besten Videospiel-Verfilmung aller Zeiten. Wie schafft es die Serie, die Leute so sehr zu begeistern? Abseits der packenden Story gibt es noch mehr Gründe dafür.

Nicht zuletzt liegt es an der wunderschönen Optik und den ausgezeichneten Animationen – Arcane hebt sich mit seinem Stil sehr deutlich von Anime oder westlichen Cartoons ab und erinnert oft an ein Gemälde in Bewegung. Sämtliche Szenen sind so flüssig animiert, dass ich manchmal direkt zurückgespult habe, einfach, um einen Kampf oder einen Gesichtsausdruck nochmal zu bewundern.

Mit schicken Animationen (und passendem Soundtrack!) hat Riot ja viel Erfahrung: Die Cinematic-Trailer und Musikvideos gehen regelmäßig viral. Die gleiche Qualität und Liebe fürs Detail beweist auch Arcane in jeder Szene. Und erfüllt damit auch den eindringlichen Wunsch, den viele Fans schon seit Jahren von den Dächern schreien: »Macht bitte eine Serie, die so cool aussieht wie das hier!«

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Falls ihr vorhabt, Arcane auf Deutsch zu schauen: Die deutsche Synchronisation ist wirklich gut gelungen, auch wenn ich persönlich immer den Originalton bevorzuge. Englisch mit deutschen Untertiteln geht bei Netflix natürlich auch.

Was hat mir an Arcane nicht gefallen? Keine Serie ohne Schwächen, aber es gibt hier tatsächlich nur ganz wenige Dinge, an denen ich etwas auszusetzen habe. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, war eine Schlüsselszene im ersten Akt, in der die Wandlung einer Figur von »traurig und verstört« zu »wütend und bereit, die Welt anzuzünden« für meinen Geschmack viel zu schnell ging.

Aber das ist Jammern auf ganz, ganz hohem Niveau. Ich lag nach dem Finale stundenlang wach und habe darüber nachgedacht, was ich da gerade gesehen habe. Und habe um Figuren getrauert, die ich vorher einfach nur verachtenswert fand. Selten hat mich eine Serie so vom Hocker gerissen wie Arcane. Und ich hoffe so sehr, dass die zweite Staffel das Niveau halten kann.

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