Assassin's Creed Valhalla: Gab es diese 5 kleinen Details im Mittelalter wirklich?

Würfelspiele, Römer-Ruinen und halluzinogene Pilze. Das alles gibt es in Assassin's Creed Valhalla, doch spielten diese Dinge auch in der Realität eine Rolle?

Auch wenn es in Assassin's Creed schon immer um obskure Kulte ging, außerweltliche Artefakte, Hightech-Zeitreisen und in neueren Teile auch übernatürliche Kreaturen existierten, legt die Reihe wert auf eine gewisse historische Genauigkeit. Zumindest wenn es darum geht, die Spielwelt glaubwürdig zu machen.

In Valhalla reisen wir von Norwegen nach England und erleben die Wikinger-Kriege im 9. Jahrhundert. Wie die Welt damals genau aussah und ob das neue Assasssin's Creed historisch korrekt ist, das erklären euch Historiker und Archäologen im Reality-Check::

Jetzt wollen wir aber einen Blick auf die Details werfen. Kleinigkeiten, die man eventuell beim Spielen auch übersehen könnte und sich keine größeren Gedanken dazu macht. Wir haben uns bei einigen davon aber die Frage gestellt, gab es das wirklich?

Der Autor

GameStar-Redakteur Fabiano Uslenghi gibt offen zu, dass historische Videospiele seinen Lebensweg geprägt haben. Begeisterung für Spiele wie Stronghold, Age of Empires aber auch Call of Duty weckten den Wunsch mehr über diese faszinierenden Geschichten zu erfahren und über ihre Epochen, was sich schließlich in einem Germanistik- und Geschichts-Studium äußerte, einschließlich eines Semesters Archäologie. Seitdem weiß er in erster Linie, dass er eigentlich nichts weiß und Geschichte sehr viel komplexer zu durchschauen ist, als es der Schulunterricht vermittelt. Umso spannender findet er die Herausforderung, aus oft widersprüchlichen Quellen eine Schnittmenge zu bilden, die der historischen Wahrheit am nächsten kommt.

1. Römer-Ruinen

So ist es in Valhalla:

Die Spielwelt von Valhalla ist Ubisoft gut gelungen. Zweifellos meucheln wir uns durch eine der schönsten Open-Worlds, die wir jemals gesehen haben. Anfangs noch im verschneiten Norwegen mit seinen schroffen Gebirgsmassiven geht es dann übers Meer ins heutige England.

Eine Besonderheit dabei: Jedes der sächsischen Königreiche ist übersät mit Ruinen und alten Denkmälern vergangener Tage. Hierbei handelt es sich gemeinhin um römische Hinterlassenschaften. Aber waren diese Ruinenfelder im 9. Jahrhundert hier wirklich so präsent?

Nicht alle römischen Hinterlassenschaften sind in Valhalla schon zerstört. Viele werden noch genutzt, aber offensichtlich nicht mehr gut gepflegt. Nicht alle römischen Hinterlassenschaften sind in Valhalla schon zerstört. Viele werden noch genutzt, aber offensichtlich nicht mehr gut gepflegt.

Gab es das wirklich?

Höchstwahrscheinlich schon. Britannien war ab 43 n. Chr. eine römische Provinz und der Einflussbereich erstreckte sich in den Jahren danach über die komplette Südhälfte der Insel bis zum heutigen Schottland. Neue Provinzen hatten die Angewohnheit, sich über die Jahre der römischen Kultur anzupassen. In Britannien soll die »Romanisierung« sogar ungewöhnlich aktiv vorangetrieben worden sein.

So entstanden im ganzen Land Burgen und Lager, aber auch Straßen, über die sich die Legionen bewegten. Außerdem errichteten die Römer wirkliche Städte mit einem zentralen Forum, Steinhäusern, Thermen, Kanälen, Kultstätten und einer Stadtverwaltung. Endet in England ein Städtename auf -chester oder -cester, kommt das vom lateinischen Castrum (Lager oder Kastell). Die römische Herrschaft über Britannien endete im 5. Jahrhundert. Also 400 Jahre vor Valhalla. Genug Zeit, um aus diesen Orten Ruinen zu machen.

Römische Bauten waren teuer und wartungsintensiv. Ohne das Geld aus dem Reich konnte man sich die Instandhaltung nicht leisten. Außerdem etablierten sich die Angelsachsen als neue dominierende Macht. Das Volk bestand eher aus bäuerlichen Menschen, weshalb viele römische Städte weniger Beachtung fanden. Zusätzlich wurde das Material geplündert und etwa für Kirchen verwendet. Noch heute gibt es in Britannien zahlreiche römische Ruinen oder Kathedralen, auf denen lateinische Gravierungen prangen.


In einer zweiteiligen Reportage-Reihe haben wir uns auf GameStar Plus ganz genau mit der Darstellung von Geschichten in Videospielen auseinandergesetzt. Der erste Teil legt seinen Fokus darauf, wie Spiele historische Epochen am PC abbilden. Teil zwei zeigt euch wiederum, was wir daraus über die Menschheitsgeschichte lernen können.

2. Örlog: Gab es würfelnde Wikinger?

So ist es in Valhalla

Örlog nennt sich eine der zahlreichen Nebenaktivitäten, die wir in der Spielwelt finden können. Meistens in Städten. Dabei handelt es sich um ein Würfelspiel, das eine Schlacht nachstellt. Außerdem gibt es besondere Götter-Symbole. Damit können spezielle Manöver durchgeführt werden, für die ein Spieler göttliche Gunst würfeln muss. Das spielt sich recht unterhaltsam und hängt nicht nur vom Glück ab.

Das Würfelspiel in Valhalla ist etwas komplexer als die meisten. Ihr müsst die Lebenspunkte eures Gegners komplett vom Tisch entfernen. Das Würfelspiel in Valhalla ist etwas komplexer als die meisten. Ihr müsst die Lebenspunkte eures Gegners komplett vom Tisch entfernen.

Gab es das wirklich?

Nein. Zumindest nicht so ganz. Örlog ist kein altes, nordisches Würfelspiel. Hier haben sich die Entwickler tatsächlich die Mühe gemacht, ein komplett neues Spiel zu erfinden. Die echten Wikinger besaßen trotzdem ihre eigenen Spiele. Wie fast alle menschlichen Kulturen kannten die Wikinger auch Würfelspiele. Das älteste bekannte Spiel aus Skandinavien ist aber ein Brettspiel mit dem klangvollen Namen Hnefatafl. Das stimmt so.

Hnefatafl war eine Art Schach, nur dass Spieler hier in asynchronen Partien antraten. Ein Spieler hat zwölf weiße Figuren mit einem König und der andere 24 schwarze Figuren. Außerdem war der weiße Spieler vom schwarzen Spieler umzingelt. Ziel war es, den König zu fangen oder mit dem König aus dem Ring zu entkommen.


Um am meisten Spaß mit Valhalla zu haben, solltet ihr über ein paar kleine Details bescheid wissen. Deshalb haben wir für euch einen Guide geschrieben, in dem die wichtigsten Einsteigertipps zusammengefasst wurden. Diese 10 Tipps helfen euch auf eurer Reise.

3. Spottstreit: Wurde freundschaftlich gezofft?

So ist es in Valhalla

Eine weitere Nebenaktivitäten, die tatsächlich großen Spaß macht. Als Eivor könnt ihr euch in einem Spottstreit messen. Denn der oder die Berserker/in kann nicht nur mit den Fäusten zuhauen, sondern auch scharfzüngige Worte benutzen und die können fast noch mehr wehtun.

Beim Spottstreit geht es darum, in Reimen das Gegenüber in Grund und Boden zu beleidigen. Die Herausforderung besteht darin, sowohl eine scharfsinnige Antwort zu finden als auch einen passenden Reim und das Versmaß zu beachten. Wer sich hier am geschicktesten anstellt, gewinnt den Spottstreit.

Wer ein wenig Taktgefühl und das Prinzip eines Reims verstanden hat, sollte mit den Streitereien in Valhalla nicht zu große Probleme haben. Wer ein wenig Taktgefühl und das Prinzip eines Reims verstanden hat, sollte mit den Streitereien in Valhalla nicht zu große Probleme haben.

Gab es das wirklich?

Ja. Diese Form des Beleidigungs-Wettkampfs ist historisch belegt und findet sich in keltischer, nordischer und alt-englischer Literatur. Das Fachwort für diese Kunst lautet Flyting, welches allerdings erst in Quellen aus dem 16. Jahrhundert Verwendung findet. Wie in Valhalla geht es darum, jemanden poetisch aufs Gröbste zu beleidigen.

Wie das in einem alltäglichen Duell aussah, kann heute niemand mehr sicher sagen. Überliefert sind lediglich Wortgefechte in lyrischen Texten wie dem Beowulf oder nordischen Sagen. In der Lokasenna legt sich der Gott Loki etwa mit allen anderen Arsen an und beleidigt einen nach den anderen. Dabei übertreibt er es aber ein wenig und wird schließlich mit Schlangengift gefoltert.

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4. Tattoos: Waren Hautbilder beliebt?

So ist es in Valhalla

In Valhalla gehören Tätowierungen zum normalen Bild praktisch jedes Wikingers. Wir laufen also andauernd rauen Seefahrern über den Weg, die ihre Brust, Arme oder gar den Kopf mit dunklen Bildern verzieren. Meistens sind das nordische Designs, Klanabzeichen, Tierbilder oder Göttersymbole.

Auch unsere Spielfigur Eivor wird davon nicht ausgeschlossen. Zu beginn besitzt Eivor nur eine einzelne Tätowierung an der Kopfseite, wir können aber freiwillig noch mehr Farbe auftragen. Dafür müssen wir in England in unserer Siedlung dem Tätowierer Svend erst Mal eine Werkstatt bauen. Hier gibt es dann eine große Auswahl möglicher Motive und Körperstellen. Noch mehr Tattoos finden wir in der Spielwelt als flatternde Zettel oder bei Händlern.

Anfangs ist die Auswahl an Tätowierungen noch sehr klein. Ihr könnt in der Open Welt aber eine Menge neuer Motive finden und alte auch einfach wieder entfernen. Ganz ohne Laser! Anfangs ist die Auswahl an Tätowierungen noch sehr klein. Ihr könnt in der Open Welt aber eine Menge neuer Motive finden und alte auch einfach wieder entfernen. Ganz ohne Laser!

Gab es das wirklich?

Wenn man bedenkt, wie beliebt tätowierte Wikinger in modernen Darstellungen sind, erscheint es selbstverständlich. Aber die Wahrheit ist: Wir wissen nicht hundertprozentig, ob Wikinger tätowiert waren. Und schon gar nicht in welchem Ausmaß. Um hier einen konkreten Beweis vorzulegen, bräuchte man einen Wikinger-Leichnam samt Haut. Ein Ding der Unmöglichkeit, sollte man nicht einen mumifizierten Körper finden, wie etwa beim Ötzi.

Der einzige Hinweis darauf, das Wikinger tätowiert gewesen sein könnten, stammt von einem Bericht das arabischen Reisenden Ahmad ibn Fadlan. Dieser beschrieb ein Volk, das Wissenschaftler für Wikinger halten. Fadlan schreibt, dass diese Leute Bilder mit Bäumen und Symbolen von den Fingerspitzen bis zum Hals trugen. Doch auch hier wird darüber gestritten, wie Fadlans oft blumige Ausführungen verstanden werden sollen. Mehr Quellen zu Wikingern mit Hautbildern gibt es nicht. Die Nordleute schrieben selbst kaum etwas nieder und in den Schriftstücken der nordischen Sagas wird nie von Hautbildern gesprochen.

Wie Spiele die Geschichte verzerren - Video-Report: Historische Settings in Spielen Video starten PLUS 10:48 Wie Spiele die Geschichte verzerren - Video-Report: Historische Settings in Spielen

5. Fliegenpilze: Haben sich die Wikinger berauscht?

So ist es in Valhalla

In Valhalla könnt ihr als Rätsel-Aktivität auch Bereiche mit Fliegenpilzen entdecken. Diesen giftigen Pilz sieht Eivor als Einladung, mal ordentlich reinzubeißen. Das Gift ist in der Dosis nicht tödlich, lässt Eivor dafür aber wild halluzinieren. Während des Rausches müssen wir dann verschiedene Rätsel lösen, die Eivor oft als Zeichen der Götter interpretiert. Beispielsweise träumt er dann von Seerobben, die ihm den Weg durch ein Tor zeigen.

Rauschzustände in Valhalla sind nicht immer ungefährlich. Einige Gegner können ebenfalls Eivors Sinne trügen. Rauschzustände in Valhalla sind nicht immer ungefährlich. Einige Gegner können ebenfalls Eivors Sinne trügen.

Gab es das wirklich?

Der Konsum pflanzlicher Rauschmittel ist schon seit tausenden Jahren Bestandteil menschlichen Verhaltens und kommt in nahezu allen Kulturkreisen vor. Wikinger werden von Forschern schon seit dem 18. Jahrhundert mit dem Konsum von Fliegenpilzen in Verbindung gebracht. Allerdings gehen die Untersuchungen hauptsächlich auf eine mögliche Erklärung für die Kampfeswut der Berserker zurück, die in einigen literarischen Texten beschrieben wird.

Diese These kann heutzutage jedoch nicht mehr wirklich gestützt werden, da die Nebenwirkungen von Fliegenpilzen keine Raserei hervorrufen. Dafür aber Halluzinationen wie in Valhalla, auch wenn die Pilze in der Realität wahrscheinlich eher getrocknet und nicht roh konsumiert wurden. Beweise, die Wikinger mit Fliegenpilzen in Verbindung bringen, gibt es nicht. Man weiß aber, dass das ebenfalls giftige Nachtschattengewächs Hyoscamus niger den Wikingern bekannt war. Samen wurden im Grab einer offenbar hochrangigen Frau gefunden. Vermutlich eine Seherin.

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