Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, auf einer erfolgreichen Formel aufzubauen. Und wenn Assassin's Creed Valhalla eines war, dann ohne Zweifel erfolgreich.
Der zweite große DLC Die Belagerung von Paris (englisch: The Siege of Paris) zeigt sich im Test dann auch strikt konservativ: Zwar gibt's eine neue Open World mit Stoff für sechs bis zehn Spielstunden (15, wenn ihr wirklich alles einsammelt), aber spielmechanisch bleibt der Paris-DLC den Stärken und Schwächen von AC Valhalla verhaftet.
Damit ist von Anfang an klar, was Die Belagerung von Paris nicht ist: ein Addon, das auch jene Spieler begeistert, die vom kontrovers aufgenommenen Hauptspiel eher enttäuscht waren. Stattdessen liefert Ubisoft Montreal neues Wikinger-Futter für Fans. Aber ist das den Preis in Höhe von 25 Euro wert? Unser Test hilft euch bei der Kaufentscheidung.
Toxische Arbeitsbedingungen bei Ubisoft
In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über sexuelle Belästigung, Diskriminierung und toxische Arbeitsbedingungen in Ubisoft-Niederlassungen rund um den Globus. Zuletzt wurden Ermittlungen gegen Mitarbeiter von Ubisoft Singapur aufgenommen. Das Studio war an der Entwicklung des Valhalla-DLC Die Belagerung von Paris beteiligt.
Was steckt in Die Belagerung von Paris?
Der DLC beginnt in eurem Heimatdorf, wo euch zwei neue Charaktere zu einem Überfall auf Paris überreden. Anschließend reist ihr auf eine separate Karte, deren Dimensionen eher kompakt ausfallen. Rund um die französische Hauptstadt erwarten euch wunderschöne Felder, einige bunte Siedlungen und viele Schätze. Dazu gibt's einen weiteren Bosskampf gegen ein legendäres Tierwesen.
Die neue Spielwelt sieht grandios aus, bietet aber wie schon der Irland-DLC Zorn der Druiden keinerlei Nebenaufträge. Dialoge finden ausschließlich im Rahmen der Hauptgeschichte statt, abseits davon arbeitet ihr lediglich Sammelaufgaben ab oder versucht euch an den neuen Rebellenaufträgen. Letztere entpuppen sich aber als ideenlose Ansammlung von »Gehe dorthin und verhaue X Gegner«-Missionen, die ihr manchmal alleine und manchmal mit ein paar KI-Kumpanen erledigt.
Das Herz der Erweiterung ist klar die Geschichte um König Karl III., der auch in der deutschen Version konsequent Charles genannt wird. Seine Auftritte erinnern vage an die Performance des Blutigen Barons aus The Witcher 3. Heldin oder Held Eivor versucht, mit dem verrückten König zu verhandeln, damit der nicht seine Armeen gen England schickt. Doch letztlich ist alle Diplomatie vergeblich und es kommt zur ... na, erratet ihr es? Richtig: zur Belagerung von Paris.
Für mehr Impressionen klickt euch doch mal durch unsere Bildergalerie mit Screenshots aus der Testversion:
Wie gut ist die Story?
Die Geschichte wird mit vielen Zwischensequenzen souverän erzählt, leidet aber unter ähnlichen Schwächen wie das Hauptspiel. Euer männlicher oder weiblicher Eivor wirkt regelrecht unbeteiligt an den Ereignissen und lässt sich von seinen Kameraden fernsteuern. Als Protagonisten stehen dagegen die neuen Charaktere im Vordergrund. Ihre Beweggründe sind nachvollziehbar und ihr Wandel in der Erzählung ist logisch.
Allerdings leidet Die Belagerung von Paris letztlich darunter, was die Geschichte so ideal für einen DLC macht: Sie ist komplett losgelöst von der Haupthandlung. Nur ganz am Anfang tritt eine bekannte Figur auf, die Rahmenhandlung um die Assassinen oder gar die Gegenwart wird komplett ausgeblendet.
Immerhin können wir ein Versteck der Verborgenen in den Pariser Katakomben finden, aber abgesehen von einer neuen Waffe liefert dieser Trip nichts Wichtiges. Daraus folgt: Wer den DLC auslässt, der auch Teil des Season Pass für AC Valhalla ist, verpasst nichts.
Warum es sich bei der Story-Schwäche von Assassin's Creed durchaus auch um eine Stärke handeln kann, wenn man sie aus einer gewissen Perspektive betrachtet, lege ich in meiner Kolumne dar:
Was ändert sich am Gameplay?
Auch in Die Belagerung von Paris gibt es einen neuen Geheimorden, dessen Mitglieder ihr jagt. Die fanatischen Christenkrieger der Bellatores Dei ziehen im Hintergrund die Fäden; im Gegensatz zu Hauptspiel und Der Zorn der Druiden erledigt ihr ihre Mitglieder aber im Rahmen eines halben Dutzends vorgegebener Attentate, nicht per Hinweis-Suche in der Open World. Entsprechend gibt's dafür auch keinen separaten Bildschirm mit Ordens-Organigramm wie sonst.
Apropos Attentate: Die Assassinenmissionen bieten trotz einiger vielversprechender Hitman-artiger Ansätze vorrangig Standardkost. Bevor wir die Gelegenheit bekommen, eine Zielperson zu meucheln, müssen wir uns erstmal in der Taverne nach Hinweisen umhören, wie wir an den Wachen vorbeikommen. In der Rolle von Eivor suchen wir einen Geheimgang oder werden auf eine Verkleidung aufmerksam, mit der wir uns der Zielperson unbemerkt nähern.
Letztlich laufen die Attentate aber immer auf das gleiche, lineare Ergebnis heraus. Echte Entscheidungsfreiheit gibt's nicht (außer der Wahl zwischen Kämpfen und Schleichen) und zuweilen sind die vor einem Anschlag zu erledigenden Aufgaben geradezu lächerlich simpel, etwa wenn wir einem betrunkenen Diplomaten fünf Meter neben der versperrten Tür einen Passierschein abnehmen.
Als richtiggehend ärgerlich empfanden wir die ständige Schlüsselsuche im DLC. Das Missionsdesign fällt sehr oft auf einfältige Steinzeitmethoden zurück, wenn wir teils mehrere Türen nacheinander aufschließen müssen - die Schlüssel finden wir bei Wachen in der Nähe. Mit der Rabensicht sind die zwar schnell aufgespürt, spaßig wird dieses Spielelement dadurch aber noch lange nicht.
Darüber hinaus ist es auffällig, wie wenig Freiheiten euch die Missionen gewähren. Oftmals müsst ihr NPCs folgen, während sie euch etwas erzählen. Wer dabei zu ungeduldig ist und nur ein paar Meter vorausrennt, überfordert damit die künstliche Intelligenz: Die Begleiter bleiben einfach stehen und warten so lange, bis ihr euch wieder brav hinter ihnen einreiht. Ein bisschen mehr Flexibilität beim Design der Aufträge wäre schön gewesen!
Besser gefällt uns da schon der Umstand, dass in der Kanalisation von Paris immer mal wieder gefräßige Rattenschwärme den Weg versperren. Die Nagetierplage erinnert an vergleichbare Kopfnüsse in A Plague Tale: Innocence, nur dass ihr hier die Ratten angreifen müsst, um sie zu verscheuchen - das Licht einer Fackel reicht nicht. Die kleinen Denkaufgaben mit den Nagern lockern das Spielgeschehen etwas auf, das ansonsten in sehr vertrauten Bahnen verläuft.
Ganz klar: Die Belagerung von Paris eignet sich für alle Menschen, die von der Wikinger-Action in Assassin's Creed Valhalla einfach nicht genug bekommen. Aber auch wirklich nur für die.
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