Battlefield 2042 ist gerade so beliebt wie nie - und ich bin trotzdem besorgt

Dank kostenlosem Wochenende und dem Start von Season 6 feiert Battlefield 2042 historische Erfolge. Aber es setzt auch die falschen Zeichen.

Battlefield 2042 feiert die höchsten Spielerzahlen, aber die Zukunft bereitet Dimi Sorgen. Battlefield 2042 feiert die höchsten Spielerzahlen, aber die Zukunft bereitet Dimi Sorgen.

Battlefield 2042 hat gerade einen Rekord gebrochen. Mehr als 100.000 Spielerinnen und Spieler trieben sich gleichzeitig auf den Schlachtfeldern herum, fünfmal so viele wie normalerweise - und da reden wir nur von Steam. Battlefield 2042 wurde mehr gespielt als je zuvor, selbst der Release Ende 2021 erreichte nicht so viele Menschen.

Nach den Gründen muss niemand lange suchen. Das Spiel war übers Wochenende kostenlos spielbar, hat sich mittlerweile einen ordentlichen Ruf erkämpft und mit dem Start von Season 6 gibt's außerdem einige brandneue Inhalte: frische Map, neue Waffen, Skins und so weiter.

Klar, diese hohen Zahlen werden nach Ablauf des Free Weekends wieder einkrachen, aber der Erfolg von Battlefield 2042 ist trotzdem alles andere als zufällig: Hier haben Entwicklerinnen und Entwickler über zwei Jahre und alle Widerstände hinweg hart dafür geschuftet, eine Gameplay-Bruchbude zu sanieren, an die da draußen kaum noch wer geglaubt hat. Ich auch nicht.

Aber genau hier liegt der Robo-Hund begraben. Die Zeiten für Reparaturen sind vorbei, Battlefield 2042 müsste sich nun eigentlich um die Zukunft kümmern - und nachdem ich die neuen Inhalte mit meinem Kumpel und Ex-Kollegen Johannes Rohe fleißig gezockt habe, mache ich mir genau um diese Zukunft Sorgen.

Dimitry Halley
Dimitry Halley

GameStar-Redaktionsleiter Dimi hält Battlefield 2042 seit der allerersten Season die Treue, hat jeden Battle Pass auf Stufe 100 gebracht und trotz aller Hürden über 300 Stunden in DICEs Multiplayer-Shooter versenkt. Und er wünscht dem Spiel nach all den Sanierungsarbeiten einen besseren Ausklang, befürchtet aber ein langsames Sterben auf Raten.

Ist das die Zukunft?

Über fünf Seasons und fast 24 Monate hat sich Battlefield 2042 neu erfunden. Sämtliche mauen Release-Maps wurden überarbeitet, die umstrittenen Specialists begraben, stattdessen haben wir (fast) wie früher wieder Klassen, außerdem jede Menge Waffen aus älteren Battlefields und, und, und. Dieser Restaurationsprozess ist seit der letzten Season durch, abgeschlossen, ihr erfahrt alles dazu in meinem Video und im Nachtest zu Battlefield 2042:

Battlefield 2042 - Mit Season 5 ist der Shooter endlich auf Kurs! Video starten 9:18 Battlefield 2042 - Mit Season 5 ist der Shooter endlich auf Kurs!

Die aktuelle Season 6 ist die erste, die wirklich nach vorne blicken muss, weil es schlicht nichts mehr zu restaurieren gibt. Und sie tut das mit relativ mauem Umfang und - noch schlimmer - mit relativ mauer Qualität.

Season 6 bietet eine einzige neue Karte namens Redacted, eine optisch eigentlich sehr coole geheime Forschungseinrichtung in Schottland. Glaube ich zumindest. Die Story von Battlefield 2042 ist immer noch so wirr und ungreifbar, dass mein Hirn immer abrutscht, wenn ich mich auf sie konzentrieren will. Ihr könnt die Map hier sehen:

Battlefield 2042 zeigt erstes Gameplay von der neuen Infanterie-Karte »Geheim« Video starten 2:18 Battlefield 2042 zeigt erstes Gameplay von der neuen Infanterie-Karte »Geheim«

Doch so schaurig-schön Redacted auch aussehen mag: Die Map ist in puncto Gamedesign in meinen Augen das Schlechteste, was DICE seit dem Launch von Battlefield 2042 fabriziert hat, weil sie komplett ignoriert, was Battlefield eigentlich einzigartig macht.

Die Karte ist eine reine Infanteriekarte ohne Helikopter, Fahrzeuge und Co., sie findet in engsten Räumen statt und reiht eigentlich bloß einen Fleischwolf an den anderen. 2042 bietet nach wie vor nur zwei große Spielmodi. In Durchbruch ist die Map in meinen Augen unspielbar, weil einfach nur eine Front gegen die andere klatscht, ohne dass ich irgendeine Chance auf taktische Flankierungsmanöver habe.

Und in Eroberung stehen mir zwar zwei oder drei zusätzliche Flankierungsoptionen offen, aber die machen aus Redacted keine spannende Multiplayer-Sandbox. Entweder werfe ich mich mit den anderen in den Fleischwolf oder bemühe die immer gleichen Drumherum-Optionen. Hier mal das Layout zur Veranschaulichung:

Das Layout der neuen Map Redacted im Conquest-Modus. Das Layout der neuen Map Redacted im Conquest-Modus.

Ihr seht's: Mein Team auf der rechten Seite hat im großen Conquest-Modus eigentlich nur die Möglichkeit, alle Sektoren der Reihe nach zu erobern oder halt nördlich und südlich zu flankieren. Das ist alles. Und so tapst Battlefield in die gleiche Falle, die auch Call of Duty mit dessen skillbasiertem Matchmaking die Schlinge um den Hals legt: Alle Matches auf Redacted fühlen sich gleich an. Und das in Battlefield. In der Multiplayer-Sandbox.

Jetzt könnt ihr natürlich einwerfen: Dann gefällt dir die eine Map halt nicht, bleib locker, Junge, und spiel eine der anderen. Und das stimmt natürlich, denn Battlefield 2042 bietet einige sehr coole andere Karten. Aber Redacted verweist nur auf ein größeres Problem.

Was ist eigentlich Battlefield?

Service-Spiele finden ihre eigene Identität oft erst lange nach Release, manchmal sehr zum Leid ihrer Spielerschaft. Selbst Millardenerfolg Fortnite startete ursprünglich als PvE-Koop-Geballer, bevor Epic nur mal kurz dieses Battle-Royale-Konzept ausprobieren wollte, von dem damals die coolen Kids redeten. Und Modern Warfare (2019) hätte sich wahrscheinlich unscheinbar in die graue Masse aus CoDs eingereiht, wäre in dessen zweiter Season nicht dieses kleine, aber feine Warzone erschienen.

Eine kleine Neuerung: Battlefield hat jetzt auch einen teureren Battle Pass mit exklusiven Goodies - genau wie die Black-Cell-Variante von CoD. Eine kleine Neuerung: Battlefield hat jetzt auch einen teureren Battle Pass mit exklusiven Goodies - genau wie die Black-Cell-Variante von CoD.

Gerade Activision und DICE kaschieren kaum noch, dass sie einfach Ideen an die Wand werfen und dann schauen, ob eine davon kleben bleibt. Modern Warfare 2 hatte zum Release seinen regulären Multiplayer, außerdem Battlefield-Killer Ground War, später kamen Warzone, ein eigener Tarkov-Killer namens DMZ und dann noch gefühlt 400 weitere Modi, die ich aus Platzgründen nicht aufzähle.

Battlefield 2042 hatte Portal, den normalen Multiplayer, seinen eigenen Tarkov-Killer Hazard Zone und allen Gerüchten nach sollte das Spiel ursprünglich sogar ein Battle Royale werden. Fast nichts davon hat funktioniert. Das Problem an der Sache: Anders als die Konkurrenz hat Battlefield 2042 auch zwei Jahre nach Release immer noch keine klare Identität gefunden.

Das Battlefield von morgen

Die neue Map Redacted ist ein Köder für alle Fans von vergangenen Battlefield-Fleischwölfen wie Operation Metro, aber eben nicht mehr als das: ein Fingerzeig in die Vergangenheit, um die paar lauten Spielerinnen und Spieler kurzfristig zu befriedigen, die sich gerne in Schlauchlevel werfen, um die eigenen Knarren zu leveln.

Ohne Fahrzeuge, taktische Tiefe oder ein spannendes Layout ist Redacted das Gegenteil von dem, was ich eigentlich von Battlefield sehen will: die Multiplayer-Sandbox von morgen! Ja, der Sensationserfolg Battlebit mag mittlerweile 90 Prozent seiner Spielerschaft verloren haben, aber er hat DICE erst vor ein paar Monaten gefährliche Konkurrenz beschert - und Battlebit haben drei Leute entwickelt. Drei.

Statt nach den jahrelangen Reparaturarbeiten echte Pferdestärken ins Rennen zu schicken, wärmt Battlefield 2042 in Season 6 vor allem alte Ideen auf, mit denen wir uns jetzt 16 Wochen begnügen müssen. Und das, nachdem der Shooter gerade erst in seiner sogenannten Redux-Zwischenseason alte Event-Modi der letzten 24 Monate wiederbelebt hat.

Battlefield 2042 ist mittlerweile ein wirklich toller Shooter, aber noch immer kein zukunftsweisendes Battlefield. Nach Season 6 rechne ich vielleicht noch mit einer weiteren Saison im Frühjahr 2024, bevor DICE die Segel zu neuen Ufern setzt. Irgendwann wird es ein neues Battlefield geben mit neuen Versprechungen einer besseren Zukunft - und es wäre schön, wenn Battlefield 2042 uns allmählich Beweise liefern würde, an diese bessere Zukunft zu glauben.

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