Enthüllungs-Bericht zu Treyarch & CoD: Black Ops 4: Die wichtigsten Infos auf einen Blick

Ein neuer Kotaku-Report wirft einen Blick auf die Entwicklung des aktuellen Call of Duty, die von ungleichen Arbeitsbedingungen und Crunch-Zeiten geprägt wurde.

Während der Entwicklung von CoD: Black Ops 4 sollen einzelne Mitarbeiter schlechter behandelt worden sein als der Rest. Während der Entwicklung von CoD: Black Ops 4 sollen einzelne Mitarbeiter schlechter behandelt worden sein als der Rest.

Der Kotaku-Reporter Jason Schreier veröffentlichte vor Kurzem erneut einen sehr langen Hintergrund-Bericht, in dem er auf Basis von Mitarbeitergesprächen Details zu desaströsen Arbeitsbedingungen offenbart. Dieses Mal geht es um die Arbeit an Call of Duty: Black Ops 4, das von Treyarch entwickelt und im Oktober 2018 veröffentlicht wurde.

Im Kern stehen die ungleiche Behandlung von fest angestellten Entwicklern, Game-Testern und Angestellten mit befristeten Verträgen bei Treyarch. Wir haben die wichtigsten Informationen aus dem Bericht für euch zusammengefasst.

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»QA-Tester sind Angestellte zweiter Klasse«

Schreier hat in seinem Bericht elf aktuelle und ehemalige Treyarch-Mitarbeiter interviewt. Diese haben immer wieder erwähnt, dass sich QA-Tester von dem Studio nicht respektiert fühlen und wie Angestellte zweiter Klasse behandelt würden.

Was machen QA-Tester?

Die QA-Abteilung (Quality Assurance) eines Entwicklerstudios ist in erster Linie mit der Aufgabe betraut, Spiele in ihren frühen Stadien zu überprüfen. Hier sollen frühzeitig Bugs oder Spielmechaniken identifiziert werden, die den Spielspaß und die allgemeine Qualität eines Videospiels trüben. Diese Testläufe fallen nicht nur während der Entwicklung des Grundspiels, sondern in der Regel auch vor größeren Updates an.

So befindet sich das Büro der QA-Tester laut Schreier in einem anderen Stockwerk als der Rest des Entwicklerteams und die Tester wurden laut seiner Quellen teilweise sogar angehalten, nicht mit den Entwicklern anderer Abteilungen zu reden.

Alle Aussagen, die Schreier in seinem Report aufzählt, stammen von Entwicklern, mit denen er gesprochen hat. Wir konnten den Wahrheitsgehalt dieser Informationen selber noch nicht verifizieren. Da Treyarch jedoch bereits intern auf die Vorwürfe reagiert hat, scheinen sie nicht ganz unbegründet zu sein.

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Das sagen die QA-Tester über ihre Arbeitsbedingungen:

  • QA-Tester sollen etwa 13 US-Dollar (ca 11,50 Euro) pro Stunde erhalten und arbeiten um die 70 Stunden pro Woche.
  • Während einer Firmenfeier soll Testern dort höchstens ein 20-minütiger Aufenthalt erlaubt gewesen sein.
  • Die Büros der QA-Tester sollen getrennt vom Rest des Teams sein und es ist ihnen untersagt, mit Entwicklern anderer Abteilungen zu reden. Die meisten halten sich wohl daran, aus Angst entlassen zu werden.
  • QA-Tester müssen nach eigener Angabe in einem anderen Parkhaus parken, das vom Büro weiter entfernt liegt und bekommen während der Mittagspause kein Essen bezahlt.
  • Überstunden sollen für viele Mitarbeiter die einzige Möglichkeit gewesen sein, um in Los Angeles (wo sich das Studio befindet) leben zu können.
  • Die vielen Patches und Updates für Black Ops 4 sorgten für immensen Druck, so schnell wie möglich jeden Bug zu identifizieren. Wenn Bugs trotzdem auf Reddit landen, wurden laut Kotaku die Tester verantwortlich gemacht.
  • Die QA-Abteilung bei Treyarch soll aus Tag- und Nachtschicht bestehen, die zu Crunch-Zeiten 24 Stunden abdeckt. Nachts sollen immer die Klimaanlagen ausgeschaltet worden sein, obwohl das Büro aufgrund des Standorts und der Rechner brühend heiß war.
  • Die QA-Abteilung beklagt, dass Treyarch ihr kein Vertrauen entgegen bringt. Es soll die Auffassung geben, dass Tester unqualifiziert und leicht zu ersetzen sind.

Eigentlich hätten Call of Duty: Black Ops 3 und 4 erst eine Open World und dann einen innovativen 2v2-Storymodus erhalten sollen. Diese Pläne wurden jedoch kurzfristig gestrichen, was laut Schreier einer der Gründe für die vielen Crunch-Phasen bei der Entwicklung war.

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Manche Entwickler arbeiten nicht wirklich für Treyarch

Schreier berichtet in seinem Report, dass die QA-Tester in der Regel nur befristete Verträge haben und für eigentlich für eine Zeitarbeitsfirma namens Volt tätig sind. Die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen der QA-Tester sollen häufig auch für andere Entwickler gelten, die bei Volt und nicht direkt bei Treyarch angestellt sind.

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Das sagen die Volt-Arbeiter über ihre Arbeitsbedingungen:

  • Zeitarbeiter bekommen andere Marken als Festangestellte. Die fester Mitarbeiter sind blau, die der Zeitarbeiter orange.
  • Obwohl sie nicht fest angestellt sind, arbeiten einige der Volt-Leute bereits mehrere Jahre für Treyarch, bekommen aber nur marginal besseres Gehalt als neue Volt-Leute. Schuld darin sind die Volt-Verträge, die bessere Gehaltserhöhungen unmöglich machen.
  • Volt-Entwickler bekommen wohl nur eine begrenzte Anzahl an Krankheitstagen zugesprochen und nur sechs bezahlte Urlaubstage, inklusive Feiertage. Später sollen nur die Mitarbeiter bezahlten Urlaub bekommen haben, die in den 13 Wochen vor den Feiertagen 510 Stunden gearbeitet haben.
  • Zwar soll es Volt-Mitarbeitern möglich sein, sich für eine Gesundheitsversicherung einzutragen, mussten Teile davon dann aber überraschend selbst zahlen.
  • Eine Festanstellung ist in der Theorie möglich, kommt aber äußerst selten vor.

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So reagiert Treyarch

Als Reaktion auf den Enthüllungs-Report von Kotaku hat die Studioleitung von Treyarch wenig später eine Email an seine Mitarbeiter geschickt, die ebenfalls von Kotaku veröffentlicht wurde. Darin versichern Dan Bunting und Mark Gordon, dass sie das Wohlergehen jedes einzelnen Angestellten sehr ernst nehmen.

Sie wollen die Arbeitsbedingungen erheblich verbessern, indem sie Projekte besser planen, den Produktions-Prozess modernisieren und Entscheidungen zeitlich zuverlässig fällen. Zudem wollen sie die Transparenz erhöhen. Zudem heißt es in der Email:

"Falls ihr jemals das Gefühl habt, dass eure Bedürfnisse nicht erfüllt werden, zögert nicht mit eurem Manager zu reden. Niemand sollte je das Gefühl haben, er habe keine Möglichkeiten, könne nicht offen reden oder dass die einzige Möglichkeit ist, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Diese Gespräche sollten immer zuerst mit einem ehrlichen Dialog mit eurem Manager starten, und sollte das nicht funktionieren, redet ruhig mit einem von uns. "

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