Seite 6: Chat: Sind Spiele anders?

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Alles, eine Frage des Alters

Moderator: Kommen wir einmal zum Generationenkonflikt, der in der Debatte um ein Verbot von "Killerspielen" oft durchschimmert: Wenn es stimmt, dass "wir Alten" eigentlich keine Angst vor einer neuen Form der Gewaltdarstellung haben, sondern Angst vorm Medienwandel, den wir nicht mehr beherrschen, warum beschweren sich so wenige Eltern beziehungsweise ?ltere ?ber ?Ponyhof?, ?Tetris?, die ?Wii?, ?Sim City??

Matthias Kleimann: Weil es coole Spiele sind, denke ich. Es geht nat?rlich auch immer um die Inhalte der Spiele.

Moderator: Nachfrage: Ist die Debatte um ein Verbot auch ein Generationenkonflikt?

Matthias Kleimann: Ja. Aber es ist auch ein Konflikt zwischen erwachsenen Menschen, die selbst Kinder haben und zwischen Jugendlichen, die sich und ihr Hobby diskreditiert sehen.

Mathias Mertens: Es beschwert sich niemand ?ber ?Tetris?, weil niemandem etwas zu fallenden Kl?tzchen einfallen will. Aus Mangel an Kreativit?t. Spiele mit gewaltdarstellender Oberfl?che werden von den Beschwerdef?hrern verstanden, deshalb k?nnen sie dazu auch einen Text abrufen. Ich pl?diere ja daf?r, sich wirklich intensiv um ?sthetische Kategorien zu bem?hen mit denen man Spielen begegnen kann. Wahrscheinlich gehe ich nur deshalb so vehement gegen die Wirkungsdebatte vor, weil sie verhindert, dass solche kulturelle Meinungsbildung vonstatten geht.

Matthias Kleimann: Ich gebe Herrn Mertens Recht, was die fehlende ?sthetische Kompetenz auf Seiten der Nutzer, besonders der Eltern angeht, aber da wird es leider noch eine ganze Zeit dauern, bis die Gesellschaft auf dem Level angekommen ist, auf dem heute ?ber Filme diskutiert werden kann.

Mathias Mertens: Wir k?nnten es aber jetzt schon tun. Lassen Sie uns ?ber Spiele reden und warum ?Tetris? besser ist als ?World of Warcraft?. Oder warum wir seit 25 Jahren ?Pac-Man? spielen.

Matthias Kleimann: Okay. Obwohl ich da auch nur kompetenter Laie bin.

Mathias Mertens: Das hei?t jetzt zwar ?Doom3?, aber immer noch renne ich durch ein Labyrinth werde von Untoten gejagt und sammle Sachen vom Boden auf.

Matthias Kleimann: Mag ja stimmen, trotzdem ist mir das eine zu relativistische Sicht auf ?Doom?.

Mathias Mertens: Dann frage ich, ob das ?Star-Wars-Monopoly? oder das ?Hildesheim-Monopoly? ein anderes Spiel darstellt als das klassische Monopoly? Nein, aber es bietet andere Oberfl?chen an, die f?r bestimmte Gruppen ein bestimmtes Distinktionsmerkmal sind, mit dem sie sich sichtbar von anderen abgrenzen k?nnen, nur um dann genau das-selbe wie die zu machen.

Matthias Kleimann: Tut mir leid, ich sehe die Analogie zu ?Pac-Man? und ?Doom? nicht so. Auf einer sehr abstrakten Ebene sind die Spiele sehr ?hnlich oder gleich und auf einer sehr abstrakten Ebene ist "Mario" ein so genanntes Killerspiel. Aber es kommt auf die konkreten Inhalte, die konkrete Darstellungsweise an.

Mathias Mertens: Es kommt eben nicht nur darauf an. Die Oberfl?che ? das, was Sie mit konkreten Inhalten und konkreten Darstellungsweisen bezeichnen - dient vor allem dazu, sich mit einer bestimmten kulturellen Gruppe zu identifizieren Und die Verdammung der anderen Oberfl?chen dient dazu, die eigene Gruppe zu integrieren und st?rker zu machen. Ganz konkret: Wenn ich Studien zur Gef?hrlichkeit von Killerspielen anfertige, positioniere ich mich damit innerhalb einer gesellschaftlichen Gruppe, die vielleicht mit Geld und Infrastruktur ausgestattet ist, an der ich teilhaben will. Sollte ein Punkt sein.

Matthias Kleimann: Das Problem ist: Wenn jede Spielerin und jeder Spieler ein Spiel analytisch so zerpfl?cken k?nnte wie Herr Mertens und es mit diesem Hintergrund auch spielen w?rde, m?ssten wir hier heute nicht diskutieren. Leider ist das aber nicht die Realit?t. Und zu unseren Studien, denn darum geht es ja wohl: Mir sind das Geld und die Infrastruktur irgendwelcher gesellschaftlichen Gruppen schnurzegal. Meine Frau ist Beamtin auf Lebenszeit, ich bin bis auf Weiteres versorgt, vielen Dank.

Mathias Mertens: :-)

Matthias Kleimann: :)

Moderator: So, wir sind kurz vor Schluss: Zeit f?r ein Schlusswort unserer G?ste. Herr Mertens wollen sie den Anfang machen?

Mathias Mertens: Spielen Sie. Spielen Sie viel. Kriegen Sie raus, was gut ist. Spielen Sie dann das, was gut ist.

Matthias Kleimann: Ehrlich gesagt, habe ich neben mir ein kleines Schnuller-Problem ;) Also nur ganz kurz: Vergesst den Begriff "Killerspiele". Aber: Macht nicht einfach den Job der PR-Leute von ?Rockstar-Games? und ?EA?. Seid kritisch, fordert bessere Spiele. Und lasst Eure Kinder nicht an jeden Schei? heran.

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