Crusader Kings 3: Den riesigen DLC zu verschieben, ist gerade das einzig richtige Signal

Meinung: Der große DLC The Royal Court für Crusader Kings 3 kommt später. Für Fabiano ist das in der aktuellen Lage des Publishers die richtige Entscheidung.

Verflixt! Die Verschiebungswelle rollt unaufhörlich weiter. Jetzt hat es Crusader Kings 3 erwischt, denn der angekündigte DLC The Royal Court wird 2021 nicht mehr veröffentlicht. Dabei habe ich mich auf diese Erweiterung euphorischer gefreut als der Papst über Ablassbriefe für den Kaiser!

Denn hier soll mit dem königlichen Hof eine neue Mechanik eingeführt werden, die mich noch mehr in die Welt zieht und erfreulich viel Potenzial für Rollenspiel bietet. Darüber hab ich in meiner Preview schon ausführlich geredet:

Und so langsam ist es auch mal an der Zeit für einen großen DLC. Denn seit dem Release von Crusader Kings 3 ist in dieser Angelegenheit sehr wenig passiert. Einzige nennenswerte Erweiterung war The Northern Lords, ein eher kleinerer DLC, der am 16. März 2021 erschien. Seitdem gab es keinen neuen Content-Nachschub mehr - und das für eines der aktuell besten Strategiespiele. Sagt auch unser Test:

Crusader Kings 3 im Test - Wenn ihr noch nie Paradox gespielt habt - tut es jetzt! Video starten 15:29 Crusader Kings 3 im Test - Wenn ihr noch nie Paradox gespielt habt - tut es jetzt!

Doch die Tage in den Gemäuern der Burg Paradox sind neuerdings recht ungemütlich geworden. Denn der Publisher muss mit einer ganzen Reihe an Rückschlägen kämpfen - und das nur wenige Monate nach dem großen Rundumschlag mit zig neuen Strategie-Ankündigungen!

Doch dann kam die Krise: Abgebrochene Projekte, Probleme bei der Entwicklung, weniger Content als erhofft, Wechsel in der Führungsriege und dann auch noch schwere Diskriminierungsvorwürfe (GameStar berichtete). Dass The Royal Court jetzt verschoben wird, ist da das einzig sinnvolle Signal.

Der Autor: Fabiano hat Geschichte zwar studiert und ist ein großer Fan des Mittelalters, trotzdem war ihm Crusader Kings 2 lange zu viel. Auch aufgrund der unüberschaubar großen Menge an DLCs. Mit Crusader Kings 3 fand er dann endlich zur Serie und spielt seitdem im Grunde jeden Monat kurz rein. Dabei gefällt ihm, dass Paradox von der DLC-Flut des Vorgängers abweicht und offenbar weniger, aber dafür substanziellere Erweiterungen entwickelt. Dummerweise tut aber die Verschiebung eines DLCs dadurch mehr weh. Doch in der momentanen Situation hat der Publisher kaum eine andere Wahl.

Eine Verschiebung, die weh tut

Für Paradox selbst kommt diese Verschiebung allerdings wohl zu keinem guten Zeitpunkt. Denn eigentlich hätte das Unternehmen einen großen (und teuren) DLC für ihr beliebtestes Spiel im Jahr 2021 noch gut gebrauchen können. Gemessen an den letzten Quartalsberichten steht das Unternehmen trotz eines herausragenden Jahres 2020 mit Crusader Kings 3 als stärkstes Zugpferd und Millionen monatlicher Spieler auf eher wackligen Beinen.

Den offiziellen Geschäftsberichten zufolge verzeichnete das schwedische Unternehmen zwar in den letzten zwölf Monaten erhöhte Umsätze, doch weniger Profit als noch im Vorjahr. Im zweiten Quartal sank der Profit im Vergleich zum Jahr davor um 44 Prozent. Einer der Gründe dafür sei laut der inzwischen zurückgetretenen Geschäftsführerin Ebba Ljungerud wie sich Covid 19 auf die Produktion neuer Inhalte auswirkte.

Verrückte Lehnsherren, nackte Fanatiker und Gedichte als Folterinstrument. Die absurden Geschichten eines CK3 macht es bei vielen Youtubern beliebt und sind ein Grund für dessen Erfolg. Verrückte Lehnsherren, nackte Fanatiker und Gedichte als Folterinstrument. Die absurden Geschichten eines CK3 macht es bei vielen Youtubern beliebt und sind ein Grund für dessen Erfolg.

Demnach habe es zwar einen Wachstum an Spielerinnen und Spielern gegeben, doch schon in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2021 konnte Paradox einfach nicht so viel Inhalte auf all diese potenziellen Käufer loslassen, wie sie gerne gewollt hätten. Und damals rechnete man wohl noch mit The Royal Court für 2021 - was nun ebenfalls passé ist.

Doch mit aller Macht einen unfertigen DLC zu veröffentlichen, hätte das Problem letztlich nur aufgeschoben. Zumal sich Paradox gerade jetzt in einer Phase befindet, in der ein verpfuschter DLC-Release viel größeren Schaden anrichten kann.

Woher die Probleme bei Paradox genau kommen, was sie für die Firma bedeuten und warum sie sogar ein gutes Zeichen sein könnten, besprechen Michael Graf und der Unternehmensberater Human Nagafi hier:

Einen Ruf zu verlieren

Ja, mit Crusader Kings 3 ist Paradox ein wahrer Kunstwurf gelungen, wie auch unser Test zeigt. Sie haben es geschafft, selbst absolute Paradox-Neulinge wie mich und noch viele andere da draußen für ihr im Grunde doch sehr nischiges (weil sehr sperriges und komplexes) Mittelalterspiel zu faszinieren. Das schlägt sich nieder in tausenden Spielern auf Steam (und wer weiß wie vielen Menschen zusätzlich über Xbox Game Pass), die täglich in ihre Rolle als Feudalherrscher zurückkehren.

Doch seitdem waren rundum positive Nachrichten eher seltener Gast am Hof von Paradox. Sowohl in seiner Rolle als Publisher als auch Entwickler gab es Unmut. Vampire The Masquerade: Bloodlines 2 liegt praktisch auf Eis, nachdem im Februar das komplette Entwicklerstudio entlassen wurde. Empire of Sin gilt als ein bemühtes aber letztlich schales Rundenstrategiespiel. Und dann wäre da noch das Debakel rund um die DLCs.

Der Leviathan-DLC für Europa Universalis 4 gehört zu den Erweiterungen mit den schlechtesten Bewertungen auf Steam. Der Leviathan-DLC für Europa Universalis 4 gehört zu den Erweiterungen mit den schlechtesten Bewertungen auf Steam.

Im April 2021 erhielt Europa Universalis 4 seinen Leviathan-DLC, der gnadenlos verrissen wurde. 4.500 Steam-Reviews sprechen von einer unfertigen, verbuggten, schlecht ausbalancierten Erweiterung, die sich irgendwie durch die Qualitätssicherung gemogelt hat. Auch Below und Beyond für Surviving Mars wurde von der Community scharf kritisiert.

Paradox droht gerade an zwei Fronten zu scheitern: Neue Spielergruppen und Plattformen, für die Publishing-Projekte wie Bloodlines 2 gedacht waren, bleiben erst einmal verschlossen. Und dann verärgern sie auch noch ihre Kerncommunity. Crusader Kings 3 ist ihre letzte Bastion, bei der das Fundament nicht bröckelt. Und CK3 vereint ein wenig beides. Bedient Fans der ersten Stunde und bringt neue Leute an die Tafel.

Wenn hier der größte und teuerste DLC erscheint, dann darf darunter der Ruf nicht leiden. Der DLC muss einfach funktionieren.

Crusader Kings 3 - Royal Court wird der neue DLC und der Trailer verspricht noch mehr Intrigen Video starten 1:34 Crusader Kings 3 - Royal Court wird der neue DLC und der Trailer verspricht noch mehr Intrigen

Der Weg aus der Krise

So sehr es mich schmerzt und so sehr ich auf einen Release in 2021 noch gehofft habe: The Royal Court zu verschieben, ist also das Richtige. Sicherlich wird bei Paradox niemand mit einem lächelnden Auge auf 2021 zurückblicken. Doch momentan hilft nur noch die Flucht nach vorne. Auch die Diskriminierungsvorwürfe, bei denen es vor allem um Mobbing geht, dürfen nicht ohne weiteres verhallen.

Das Unternehmen hat gerade also heißere Feuer zu löschen, als an dem exorbitanten DLC-Output früherer Jahre festzuhalten. Auch wenn an dieser Stelle noch angeführt sein muss, dass die Verschiebung offiziell nur aufgrund qualitativer Mängel erfolgte.

Die Verschiebung kann sich so letztlich vielleicht sogar als der erste Schritt aus der Krise heraus entpuppen. Denn dass Paradox seine Kriesen überwinden kann, hat das Studio bereits bewiesen.

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