Fazit: Cyberpunk 2077 im Test: Ein Rollenspiel, das ihr nicht vergessen werdet

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Fazit der Redaktion

Dimitry Halley
@dimi_halley

Ich reagiere auf Hype wie ein unsympathischer Hipster. Wenn alle anderen Bock auf ein Spiel haben, schiebe ich es auf die lange Bank. Deshalb liegen God of War, Last of Us 2 und Red Dead Redemption 2 immer noch auf meinem Pile of Shame. Weil ich weiß: Wenn ein Spiel so sehr gefeiert wird, gehe ich automatisch mit illusorisch hohen Erwartungen ran. Und dann kann ich nur enttäuscht werden. Bei Cyberpunk 2077 hatte ich keine Wahl. Ich musste es testen - unter harschen Bedingungen. Tagelang nichts anderes spielen, wenig Schlaf, Lieferando-Essenspäuschen, ab und an mal duschen (optional). Uff.

Cyberpunk 2077 hätte es also nicht schwerer haben können, mein Herz zu erobern. Und jetzt plaudere ich mal aus dem Nähkästchen: Sobald dieser Test hier durch ist, werde ich erstmal einen Tag lang durchschlafen - und danach einen zweiten Spieldurchgang starten. Weil ich Cyberpunk 2077 liebe. So. Ich hab's gesagt. CD Projekts Cyberpunk-Epos bekommt von mir die höchste Wertung, die ich persönlich in meiner GameStar-Karriere je vergeben habe. Denn den Platin-Award zücke ich eigentlich nur, wenn ich ein Spiel wirklich uneingeschränkt empfehlen kann.

Und das kann ich. Ja, Cyberpunk 2077 spielt sich manchmal holprig, das Loot-System nervt, Stealth war schon mal geschmeidiger - aber ich bin felsenfest überzeugt: Wenn ihr euch auf dieses Abenteuer einlasst, werdet ihr nach dem Abspann da sitzen und ein »Wow« in euch reinflüstern. Also nicht World of Warcraft, das andere »Wow«. Cyberpunk 2077 brennt sich in den Kopf wie ein Biochip, es hallt im Gedächtnis wider, in eurer Fantasie, ihr wollt ständig drüber reden.

Videospiele sind für mich immer dann am magischsten, wenn sie die Leute aus ihrer Routine rausreißen, sie bewegen, überraschen, sie entführen auf einen virtuellen Trip, den sie in der echten Welt so nirgendwo bekommen. Cyberpunk pfeift auf Open-World-Allerlei, auf Storytelling-Stangenware, seelenloses Popcorn-Spektakel - es sprengt meine Erwartungen in jeder zweiten Quest, überrascht mich, provoziert, pfeift auf Bequemlichkeit. Es zeigt, wie Spiele auch sein können.

In der gerade vergangenen Konsolengeneration hatte ich bloß zweimal Tränen in den Augen. Während der Yuriko-Quest von Ghost of Tsushima. Und beim Abspann von Cyberpunk. Denkt an dieses wehmütige Ziehen im Magen, wenn ihr euer Lieblingsbuch zum ersten Mal beendet. All die tollen Figuren, die herzerwärmenden Erlebnisse, die Schicksalsschläge, die witzigen Zufälle rattern noch einmal vor eurem inneren Auge vorbei. Es wird nie wieder so sein wie beim ersten Mal. Ihr würdet am liebsten euer Gedächtnis von einem Ripperdoc löschen lassen, um das alles nochmal zu erleben. Das macht Cyberpunk 2077 mit mir. Und wahrscheinlich auch mit euch.

Maurice Weber
@froody42

Cyberpunk 2077 wirft viele tiefgründige Fragen auf, aber für mich vor allem eine: »Wirst du denn im Leben nie einfach mal zufrieden sein, du mürrischer Sack?« In vielerlei Hinsicht ist es eins der besten Spiele, die ich je gespielt habe - die Story, die Welt, die Charaktere! Unglaublich! Es ist genau die Art Spiel, in der man einfach versinken will. Aber ich konnte mich dann doch nicht zu hundert Prozent in Cyberpunk verlieren, weil es eben auch seine Macken hat - und die mir pathologischem Nörgler mehr auf den Keks gingen, als sie wahrscheinlich sollten.

Loot und Balancing sind ja nicht mal katastrophal, aber nicht ansatzweise auf dem absoluten Ausnahme-Niveau, den der Rest des Spiels vorgibt. Vielleicht stechen sie ja deswegen besonders für mich heraus? Auch bei den Entscheidungen hätte ich mir an manchen Punkten noch mehr erwartet. Gerade weil das Spiel teils so enorm eindrucksvoll auf meine Taten reagiert, haben mich die Momente enttäuscht, wo ich dann kaum interessante Konsequenzen für meinen gewählten Pfad erntete.

Euch kann ich aber nur raten: Seid nicht wie ich. Lest den Meinungskasten von Dimi da oben, das ist ein Mensch, der das Leben noch zu genießen weiß! Und jeder Gamer, der das Leben mal wieder richtig genießen will, sollte Cyberpunk spielen: Es hat die beste Open World, die ich je erlebt habe, und erzählt darin eine der besten Gaming-Geschichten aller Zeiten. CD Projekt Red beweisen hiermit schon zum zweiten Mal, dass sie die einzigen Entwickler sind, die diesen Spagat wirklich gemeistert haben. Ihr Spiel macht allein strukturell so viel richtig.

Wie es Story-Fortschritt und Open-World-Aktivitäten genau im richtigen Gleichgewicht hält, sodass ich von beidem immer mehr will, statt wie bei Assassin's Creed nach spätestens der Hälfte von beidem genug zu haben. Wie es mich zur Erkundung einlädt statt mich zu erschlagen. Wie selbst die winzigste Quest noch eine fantastische Story-Überraschung aus der Box ploppen lassen kann. Und wie seine seine Figuren und seine Welt ihre Haken in mein Hirn graben und mich nicht so schnell wieder lassen. Das lohnt es sich, erlebt zu haben. Selbst für pathologische Nörgler.

5 von 5


zu den Kommentaren (1750)

Kommentare(1479)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.