Wenn man so wie ich mit Computerspielen aufgewachsen ist, fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Spiele kommen und gehen und nur die wenigsten bleiben einem nachhaltig im Gedächtnis. Doch ab und zu verfängt sich was in meinem verstaubten Oberstübchen: ein besonders cooles Szenario, eine Erinnerung an spaßige Stunden - oder der pure Horror.
Alien: Isolation ist eines dieser seltenen Spiele, an die ich mich auch nach Jahren noch genau erinnere. Es hat mir eines der intensivsten Erlebnisse beschert, die ich jemals an einem PC hatte, vielleicht mit Ausnahme stressiger Hardware-Upgrades, bei denen ich regelmäßig Blut und Tränen weine.
Doch Alien: Isolation ist für mich nicht einfach nur deswegen denkwürdig, weil es das beste Spiel der Alien-Serie und allgemein ein fantastischer Horror-Trip ist. Es gibt noch einen anderen Grund und der ist dafür verantwortlich, dass ich Alien: Isolation niemals wieder spielen möchte.
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Alien: Isolation - Grafik-Special: So detailreich ist das Horror-Spiel
Stimmiger Schleicher mit haarsträubendem Horror
Wenn Alien: Isolation ein Hausbesitzer wäre, der einen Kredit aufgenommen hat, würde die Alien-Filmreihe bei ihm anklopfen und Zinsen verlangen. Dieses Spiel hat seiner Vorlage so viel zu verdanken. Mindestens 70 Prozent seiner Atmosphäre zum Beispiel.
Dieser Oldschool-Sci-Fi-Look aus den Filmen steht der Raumstation Sevastopol ganz exzellent und alle paar Meter stolpert der Hollywood-Connaisseur über virtuelle Requisiten, deren reales Abbild Ridley Scott und James Cameron wahrscheinlich irgendwann mal in der Hand gehalten haben.
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Wahrscheinlich ist es diese Vertrautheit, die das Rumschleichen zwischen antiken Computerterminals und zugemüllten Weltraumkabinen so spannend macht. Der Nervenkitzel ist jedenfalls erschreckend hoch - zu hoch für mich. Ich habe es nicht geschafft, Alien: Isolation wie ein richtiger Horror-Fan zu spielen: allein, im Dunkeln, mit Kopfhörern.
Stattdessen habe ich es während der Arbeitszeit durchgespielt, im Hellen, mit der beruhigenden Präsenz meiner Kollegen neben mir und dann auch immer nur in kleinen Häppchen, damit sich mein Herzschlag zwischendurch wieder beruhigen konnte.
Das ist der eine Grund, warum ich das Ende von Alien: Isolation nicht abwarten konnte. Der andere ist dann schon kein Kompliment mehr.
Ein Ende ohne Schrecken ist besser als, ihr wisst schon
Fast 20 Stunden habe ich Alien: Isolation gespielt. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Das waren mindestens sechs Stunden zu viel. Nach dem großen Twist in der zweiten Hälfte des Spiels, dem eine äußerst spannende Mission in ekliger Umgebung folgt, geht der Kampagne irgendwie die Puste aus.
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Die Rede ist natürlich von der Tatsache, dass sich in Sevastopol längst mehr als ein Alien eingenistet hat und die ganze Station von Xenomorphs verseucht ist. In der Haut von Protagonistin Amanda Ripley schleicht der Spieler durch ein Nest der Biester, was nochmal extrem nervenaufreibend ist.
Sobald ich einen Flammenwerfer bekam, hatte Alien: Isolation für mich jeden Schrecken verloren. Plöätzlich kann ich einer zuvor bei Kontakt sofort tödlicher Nemesis kräftig eine vor den Latz knallen, woraufhin sie im nächsten Lüftungsschacht verschwindet. Aus ist es mit dem unverletztlichen, übermächtigen Suiperbiest, statt wie ein hilfloses Opfer komme ich mehr wie ein Insektenvernichter vor.
Der Rest des Spiels bis zum Finale fühlt sich wie ein unnötiges Hinauszögern an - inklusive Fakeout-Post-Credit-Szene. Es gibt jetzt eben noch mehr Gegner (diese dämlichen Androiden!) und ich schleiche NOCHMAL durch irgendwelche Gänge. Aber der Biss der ersten Stunden, der Nervenkitzel, ist weg.
Ich war daher wirklich froh, als Alien: Isolation nach diesen rund 20 Stunden wirklich, endgültig zu Ende war. Nochmal spielen will ich es im Wissen um diesen schwachen Schlussakt nicht mehr. Denn auf den letzten Metern fühlte sich das Horrorspiel wie ein Hausgast an, der über Weihnachten bei mir schläft.
Wir essen zusammen die Weihnachtsgans, wir spielen Brettspiele, wir haben Spaß am Silvesterfeuerwerk ... und dann bleibt die Person noch drei Wochen im Januar bei mir und blockiert morgens mein Badezimmer. Irgendwann ist auch mal gut und man muss einen Schlussstrich ziehen. So wie ich mit dieser Kolum-
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