Ich habe ein 10 Jahre altes Horrorspiel gespielt - und mein Gott, ey

Alien: Isolation ist eines der beliebtesten Horrorspiele überhaupt, lehrt Dimi aber vor allem eines: Dass Spiele nicht immer Spaß machen müssen.

Mama hat immer gesagt: Dimi, du Enttäuschung, lass auch mal andere zu Wort kommen. Und natürlich mache ich das auch, vor allem, wenn jemand auf Reddit so treffend meine Gefühle zu Alien: Isolation zusammenfasst:

Ich habe das gesamte Spiel mit Kopfhörern gespielt und nicht eine Sekunde davon genossen. 20 Stunden lang bin ich völlig ausgelaugt herumgelaufen mit Argusaugen auf jedem Lüftungsschacht, ob da irgendwo Sabber runter- oder raustropft. Und ich erlag permanent der Versuchung, mich in den nächsten Spind zu flüchten, nur um zwei Sekunden später rausgerissen und umgebracht zu werden. Einmal landete ein Geräuschmacher versehentlich auf der Rübe des Aliens und natürlich wurde mir dafür das Gesicht abgerissen. Und diese ver*** Androiden!

Davon abgesehen kann ich Alien nur empfehlen. Lol. Ist einfach eine Erfahrung. Wenn der Abspann dann irgendwann losgeht, fühle ich mich wie nach einem Marathon, weil ich einfach nur erschöpft bin. Und das hat etwas Befriedigendes.

Reddit-User cheezedadada vor rund 4 Jahren

Auf diesen Reddit-Thread stoße ich, weil ich auf Google Alien: Isolation so annoying eintippe (also auf Deutsch Alien: Isolation so nervig), denn ich will mit meinem Schmerz einfach nicht alleine sein. Dieses Spiel treibt mich zur Weißglut.

Dimitry Halley
Dimitry Halley

Dimi quält sich gerne. Er scheut keine Spiele auf höchsten Härtegraden, liebt die Soulsreihe, zwingt sich, auch schlechten Spielen eine Chance zu geben, denn manchmal lassen sich gerade abseits konventioneller Wege die spannendsten Geschichten finden. Zum Beispiel jüngst bei Terminator: Resistance, einem durch und durch durchschnittlichen Shooter, der aber seine ganz eigene Stärke auffährt. Von Alien: Isolation wollten ihn mehrere Kollegen und Freunde abhalten, aber mei, das hat er jetzt davon.

Alien: Isolation ist ein tolles Spiel, das keinen Spaß macht

20 Stunden lang renne ich durch eine tödliche Raumstation, drücke einen Schalter nach dem anderen, aktiviere dort die Stromversorgung, deaktiviere woanders irgendeinen Generator, hacke 50 Rechner, um irgendwelche Mails halb zu lesen, bevor das unbesiegbare Alien aus dem Schacht springt und mich massakriert.

Dankeschön, wieder 30 Minuten Spielfortschritt futsch, auf sowas stehe ich als Berufstätiger mit wenig Freizeit ja voll! Und währenddessen brabbeln zig austauschbare Gefährten per Funk auf mich ein, die garantiert niemals auf keinen Fall unter keinen Umständen einen grausamen Tod sterben werden.

Alien: Isolation - Test-Video zum Survival-Horrorspiel Video starten 11:28 Alien: Isolation - Test-Video zum Survival-Horrorspiel

Mir hat lange kein Spiel mehr so wenig Spaß gemacht - dabei habe ich Gotham Knights gespielt! Und bevor es mir jemand aufs Brot schmiert: Ich mag Survival-Horror eigentlich, liebe das erste Amnesia, Resident Evil, Dead Space und Co. Und ich will auch nicht die alten, leidigen Diskussionen aufflammen lassen, dass die KI des Aliens ganz bewusst ätzend sein soll (haha, Wortwitz): Habe ich verstanden.

Ich soll mich in Alien: Isolation nie gut oder sicher oder kompetent fühlen, denn das Spiel will mir ja Angst machen. Das klappt zwar in meinen Augen nur so halb gut, weil sich selbige KI ziemlich leicht knacken und manipulieren lässt, aber trotzdem: Ich bin voll auf der Seite der Fans. Spielt Alien: Isolation, es ist ein gutes Spiel - darum geht's mir auch gar nicht.

Alien: Isolation macht mich nur wieder nachdenklich, dass viele gute Spiele überhaupt keinen Spaß machen müssen.

Spaß ist optional

Vor bald zwei Jahren (herrje), habe ich mich schon mal in einem Artikel ausgekotzt: über Nier Replicant. Und der Ansatz war auch hier: Ich hasse es ... aber spielt es unbedingt. Und seitdem beschäftigt mich die Frage, wie sinnvoll eigentlich Spiele sein können, die in erster Linie negative Gefühle auslösen.

Wir reden da oft im Dark-Souls-Kontext drüber, ich will euch nicht nochmal mit dem altbekannten Sermon von Frust, Scheitern und Hochgefühlen quälen. Und dass Spiele wie Through the Darkest of Times oder This War of Mine ganz ohne Spaß einen wichtigen Beitrag leisten, schwierige Themen kulturell aufzuarbeiten, indem sie aufwühlen, beklemmen, bewegen, erinnern ... auch darüber sprechen wir zum Glück mittlerweile oft.

Aber welche Gefühle gibt es noch? Nach Alien: Isolation brannte in meiner Brust nicht derselbe Stolz wie damals in Sekiro, nachdem ich diesen verfluchten kopflosen Affen endlich umgebracht hatte. Es war wirklich mehr diese tiefe Entspannung nach einem Langlauf, das seichte, aber lange Ausatmen nach einer mühsamen, zehrenden Tätigkeit. Alien: Isolation ist ein auslaugender Marathon, wie ich ihn noch in keinem Spiel erlebt habe. Die meisten Spiele zehren, weil sie schlecht sind, statt das ganz bewusst als Stilmittel einzusetzen, um mich zu fordern.

Ihr könntet mir eine Pistole an den Kopf halten und ich würde dieses Spiel um keinen Preis der Welt nochmal anwerfen. Und trotzdem bin ich irgendwie froh, es erlebt zu haben ... kennt ihr das auch? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.

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