Diablo 4 im Beta-Fazit: 5 Probleme, die Blizzard fixen muss

Eine Beta soll den Devs helfen, Problemzonen aufzuspüren. Und Diablo 4 hat noch so einige - unsere 5 größten Sorgenkinder.

Diablo 4 hat in der Beta noch so seine Schattenseiten. Diablo 4 hat in der Beta noch so seine Schattenseiten.

Es hätte alles so viel schlimmer kommen können. Ein neues Diablo als wilde Mobile-Bimmelbude, vollgestopft mit Mikrotransaktionen, buntem Klimbim, ohne jede Seele - herrje, stellt euch das mal vor. Und klar, Mikrotransaktionen sind ein Thema, über das wir auch bei Diablo 4 noch reden werden, aber zumindest die erste Beta zeigt viele, viele Stärken, die Diablo-Fans zu schätzen wissen.

Doch im Höllenpfuhl läuft noch lange nicht alles rund. Gerade die MMO-Features sind einer der größten Streitpunkte in der Community, es gibt technische Herausforderungen und generelle Design-Entscheidungen, über die sich trefflich diskutieren lässt.

Und genau dafür sind wir heute hier, denn auch die Redaktion hat mindestens fünf Hühnchen mit dem Fürsten der Hölle zu rupfen. Wichtig dabei: Natürlich reden wir hier von einer Beta. Dass es dort noch Probleme gibt, gehört zum Deal - die Devs sammeln Feedback, setzen es hoffentlich um, alles im Rahmen.

Allerdings erscheint Diablo 4 auch schon in wenigen Monaten. Die Beta zeigt also bereits Stoßrichtungen, an denen sich bis zum Erscheinen sehr wahrscheinlich nichts Grundlegendes mehr ändert.

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1. Streitfrage MMO

Diablo 4 - Beta-Fazit zum ersten Open-World-Spiel der Serie Video starten 22:25 Diablo 4 - Beta-Fazit zum ersten Open-World-Spiel der Serie

Dimitry Halley: Ich mag Service Games, sonst würde ich sonst in meiner Freizeit nicht so viele Battle Passes durchkloppen. Aber nicht für jedes Spiel sind Zeitdruck, MMO-Zwang, Dailys, Weeklys, Monthlys und Co. das richtige Format. Und bei Diablo 4 wundert mich überhaupt nicht, dass genau darüber die größten Streitfragen entbrennen. Viele Diablo-Fans sehen das Action-Rollenspiel als entspannte Feierabendbeschäftigung: Ich komme heim, kloppe zwei, drei Stündchen Monster weg, sammle Loot und höre dann auf.

Natürlich hatte Diablo immer schon Seasons, aber im Vergleich zu CoD und Co. blieben die doch recht seicht. Ich muss nicht um Punkt 21 Uhr samstags online sein, um mit acht anderen Leuten einen World Boss zu legen, sondern entscheide selbst, wann ich wo Bock habe, ohne signifikante Inhalte zu verpassen. Diablo 4 handhabt das merklich anders, das zeigt die Beta.

Und selbst wenn ich auf Battle Passes und Co. stehe: Die Atmosphäre fühlt sich merklich anders an, wenn ich abgekämpft aus einem befreiten Dungeon emporsteige und TigerShark69 und seine drei Kumpels an mir vorbeizischen, weil sie die gleiche Quest angehen. Mit seiner Story markiert Diablo 4 eigentlich klar, dass ich einen verzweifelten, ernsten, gewalttätigen Konflikt austrage - und dann spammen in der Stadt 15 Leute ihre Emote-Wheels, weil sie damit eine Quest erledigen.

Ich bin gespannt, ob Blizzard hier noch Änderungen vornimmt, rechne aber nicht damit. Das Konzept von Diablo 4 ist das eines modernen Service Games. Und die Pille werden langjährige Singleplayer-Naturen schlucken müssen. Oder eben nicht.

2. Wenn ich jede Season den Open-World-Kram erledigen muss, ist Diablo 4 für mich tot

Diablo 4 bietet eine Open World, vollgestopft mit Aktivitäten und Sammelkrams. Diablo 4 bietet eine Open World, vollgestopft mit Aktivitäten und Sammelkrams.

Dennis Zirkler: Nach über 1.500 Stunden in Path of Exile habe ich das Action-RPG kürzlich an den Nagel gehängt und erstmals nach vielen Jahren deinstalliert. Aber nicht nur, weil ich mich gerade wirklich auf den Release von Diablo 4 freue. Mich stört nämlich schon seit Jahren, dass ich alle drei Monate wieder zig Stunden investieren muss, um die zehn Akte der Kampagne durchzuspielen und das Endgame zu erreichen. Das hat Diablo 3 mit seinem Abenteuer-Modus für mich deutlich besser gelöst.

Aber jetzt befürchte ich, dass Diablo 4 in dieser Hinsicht ein Rückschritt werden könnte. Überall in der Open World verstecken sich nämlich Dungeons, Schreine und Nebenquests, für die man wertvollen Regionsruf und somit Gold, Skillpunkte und Paragon-Punkte bekommt.

Das erste Mal die komplette Karte Abgrasen macht mir noch Spaß, das war schon bei Lost Ark so. Beim zweiten Mal ist es für mich aber nur noch lästig – und deshalb bin ich gespannt, wie Diablo 4 das zum Release handhaben wird. Aktuell ist nur bekannt, dass Belohnungen aus den Open-World-Aktivitäten für alle Charaktere eines Accounts freigeschaltet werden.

Wir wissen allerdings noch nicht, ob das auch saisonübergreifend gilt. Wenn ich mir vorstelle, den Kram alle drei Monate erneut freispielen zu müssen, bin ich nach der ersten Season definitiv raus und warte stattdessen auf Path of Exile 2.

3. Die Balance muss sitzen

Der Barbar tut sich aktuell noch schwerer als die anderen Klassen. Der Barbar tut sich aktuell noch schwerer als die anderen Klassen.

Fabiano Uslenghi: Ich gebe es ja zu: Ich bin ein gebranntes Kind. Nachdem ich bereits im Dezember als Jäger die Zersplitterten Gipfel heimsuchte, sollte es diesmal eine andere Klasse sein. Und ich war so närrisch, mich für den Barbaren zu entscheiden. Denn diese Klasse stinkt im Vergleich zu beiden anderen brutaler ab als wenn ich mich im am Reck mit Fabian Hambüchen messe.

Das Absurde daran: Ich hatte als Barbar wahrscheinlich mehr Spaß, als viele andere mit Jäger oder Zauberin. Immerhin war ein Bosskampf für mich eine knallharte Herausforderung. Die sind nämlich nicht nur verdammt zäh, sondern teilen auch ordentlich aus. Als Barbar hat man aber oft keine andere Wahl, als sich direkt in den Nahkampf zu begeben und kann da dann auch nicht mehr großartig ausweichen.

Und wenn man doch mal auf Distanz ist, fehlt dem Barbar jede Möglichkeit, den Druck aufrechtzuerhalten. Das wäre nicht so schlimm, wenn er wenigstens im Nahkampf dann auch ordentlich reinhauen würde und nicht nach zwei Kratzern schon einen Heiltrank kippen müsste.

Ob man nun den Barbar auf frühen Level verstärkt oder die anderen beide nerft – das ist mir im ersten Schritt egal. Aber ich fühle mich einfach massiv veräppelt, wenn ich als Krieger an jedem zweiten Boss scheitere, während die Zauberin einen Blutbischoff in drei Sekunden zum Platzen bringt. 

4. Langweilige Copy-Paste-Dungeons

Diablo 4: Unsere ersten 16 Minuten im Action-Rollenspiel Video starten 15:55 Diablo 4: Unsere ersten 16 Minuten im Action-Rollenspiel

Natalie Schermann: Was habe ich mich auf die Dungeons in Diablo 4 gefreut! Anders als in der Shared World hatte ich hier endlich wieder das Gefühl, als übermächtige Zauberin durch die atmosphärischen Gänge zu stampfen und das gesamte Areal zu säubern, ohne dass meine Gegner vor meinen Augen wieder auferstehen. 

Doch nach einer Handvoll Dungeons und Mini-Instanzen hatte ich die Nase voll. Jeder Dungeon erinnert an den Dungeon davor und danach. Statt wie in Diablo 2 mit Verzweigungen und Vertikalität zu arbeiten, spielt sich in D4 alles auf einer Ebene ab und hält die immergleichen Raum-Schablonen bereit. Beim Betreten habe ich schnell das Gefühl, das Layout in der Form schon erlebt zu haben und dasselbe Areal zum x-ten Mal abzulaufen. Von den lahmen Kellerräumen ganz zu Schweigen.

Aber nicht nur das macht die Dungeons für mich so langweilig. Mir fehlt auch jeglicher Kontext zu den Gebieten. Eine Nebenquest schickt mich in das Black Asylum, wo ich den Sohn des Auftraggebers suchen soll. Im Asylum selbst bekomme ich aber keinerlei Hintergrundinformationen dazu, was hier passiert ist und warum hier so viele Geister herumspuken. 

Der nächste Dungeon begeistert mich mit kleinen, in der Welt platzierten Details. Links von mir liegen staubige Wälzer mit interessanten Skizzen herum, rechts von mir sind gehornte Wesen aufgerichtet, an denen offensichtlich Experimente durchgeführt wurden. Und das Spiel verrät mir absolut nichts darüber. Am Ende bekämpfe ich eine Variation desselben Dungeon-Bosses und teleportiere mich wieder zurück an den Anfang. Na, danke!

Als Solo- und Koop-Spielerin, die in erster Linie die Atmosphäre und Story von Diablo schätzt, bin ich von den Dungeons in der Beta enttäuscht. Das unkreative und immergleiche Layout, die MMO-Artigkeit der Ziele, die stumpfen Nebenquests und der fehlende Story-Kontext zu Gebieten und Monstern vermiesen mir den Spaß. 

Wenn dann noch die Verbindung zum Server abbricht und ich einen Dungeon von vorne ablaufen muss, öffne ich die Höllentore ganz persönlich! Ich hoffe, dass hier Blizzard noch nachlegt und jedem Dungeon wieder mehr Individualität verleiht - sowohl durch das Layout, als auch durch spannende Geschichten. 

5. Was zum Geier hat Blizzard bei manchen Nebenquests geritten?

Viele Nebenquests zwingen uns zum Abfarmen von Items oder sinnlosen Spammen von Emotes. Viele Nebenquests zwingen uns zum Abfarmen von Items oder sinnlosen Spammen von Emotes.

Heiko Klinge:  Wie sehr mich die Hauptmissionen begeistern, habe ich bereits in unserem Beta-Fazit zu den Stärken von Diablo 4 ausführlich dargelegt. Und ja, auch viele Nebenaufträge finde ich richtig gut gelungen, zumindest im Kontext eines Action-Rollenspiels. 

Etwa die Quest-Kette, in der ich mir erst das Vertrauen eines Barbarenstamms erarbeite, um anschließend mit dessen Anführer eine heilige Höhle zu säubern. Oder die, bei der ich einer Schamanin beim Exorzieren assistiere. Stellenweise erzählt Blizzard hier sogar richtig nette Geschichten.

Umso krasser reißt mich das wirklich indiskutable Niveau der Nebenquests am unteren Ende der Qualitätsskala aus der Atmosphäre. Paradebeispiel im negativen Sinn ist hier die Quest »Geheimnis der Quelle«, die sich nur lösen lässt, wenn ich mir aus einer kryptischen Notiz erschließe, dass ich das Warten-Emoji verwenden muss.

Wie absurd und im Diablo-Kontext abwegig das Ganze ist, sieht man allein daran, dass am Wochenende wirklich Tausende verzweifelt nach einer Lösung für die Quest bei uns gesucht haben.

Ich verstehe schon, dass mich Blizzard im ersten Akt auch spielerisch an die MMO-Funktionen ihres Action-Rollenspiels heranführen möchte. Aber doch nicht mit einer derart lieblosen Quest! Wer die Shared World kritisch sieht, bekommt doch so einen noch dickeren Hals, als sie oder er ohnehin schon hat.

Fast genauso schlimm finde ich die vielen Mini-Instanzen, die Blizzard in der Spielwelt verteilt und die selten mehr an den Start bringen als drei Räume und ebenso wenige Dialogzeilen, trotzdem aber mit einer Ladepause den Open-World-Spielfluss unterbrechen.

Ich bin sicher: Niemand würde die Emoji-Quests und Mini-Instanzen wirklich vermissen. Im Gegenteil, es wäre sowohl für den Spielfluss als auch die Atmosphäre ein Gewinn, wenn Blizzard sie einfach streicht.

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