Diablo 4 hat mir ein Stück Kindheit zurückgebracht

Meinung: Dem Spiel gelingt, woran der dritte Teil immer scheiterte, nämlich in mir die gleichen Gefühle wie beim Serienerstling hervorzurufen.

Ist Diablo 4 so gut wie Teil eins? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich macht das Spiel aber verdammt viel richtig. Ist Diablo 4 so gut wie Teil eins? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich macht das Spiel aber verdammt viel richtig.

Ich habe bereits jede Menge Diablo 4 gespielt. Nein, nicht so viel wie meine Kollegen Peter oder Dennis, aber mein Stundenzähler hat immerhin einen mittleren zweistelligen Bereich erreicht. So ein Technik-Check zur PC-Version oder der umfangreiche Tuning-Guide schreiben sich schließlich nicht von allein.

Während ich Blizzards neuesten Streich aus beruflichen Gründen gespielt habe, fiel mir etwas auf. Ein Gefühl in meiner Magengegend, das ich nicht zuordnen konnte. Irgendetwas am vierten Teil fesselt mich enorm, lässt mich nicht mehr vom PC wegkommen, obwohl ich sonst überhaupt nichts mit Hack&Slays anfangen kann. Woran liegt das?

Gestern Abend fiel mir beim Betrachten meiner kleinen Tochter plötzlich wie Schuppen von den Augen, was das für ein Gefühl ist: pure Kindheits-Nostalgie! Denn Diablo 4 fühlt sich für mich endlich wieder so düster, dreckig und stellenweise gruselig an wie der legendäre erste Serieneintrag.

Wir haben endlich die Vollversion von Diablo 4 gespielt: Das ist unser erstes Fazit Video starten 30:01 Wir haben endlich die Vollversion von Diablo 4 gespielt: Das ist unser erstes Fazit

Was Diablo 1 für mich bedeutet

Ich hatte nie viel von meinem Vater. Er war keiner dieser Super-Dads, die immer für einen da sind und sich zu Recht einen großen Schluck aus ihrer Bester Papa der Welt-Kaffeetasse genehmigen. Bei ihm war es ein Bierglas, das Abends sofort gefüllt wurde, wenn er von der Arbeit heimkam und meine Schwester und ich in unser Zimmer mussten, weil er seine Ruhe haben wollte.

Was das mit Diablo zu tun hat? Eine ganze Menge. Denn als Diablo 1 erschien, war ich sechs Jahre alt. Jugendschützer sollten an dieser Stelle nicht mehr weiterlesen! Das Kultspiel von Blizzard North landete auch auf dem PC meines Vaters und entpuppte sich für mein sechsjähriges Ich als wunderbares Mittel, um mit ihm für eine kurze Zeit verbunden zu sein.

Wenn er Diablo spielte, war er wie ausgewechselt. Er sprach mit mir mehr als nur ein paar Worte, zeigte mir Tristram bis ins kleinste Detail, beteiligte mich an seinen strategischen Überlegungen, wie viele Heiltränke er kaufen soll, und beruhigte mich, als ich eine Mordsangst vor dem Butcher hatte. Alles in dem Spiel war so dreckig, brutal und für mein kindliches Gemüt männlich. Ich hatte die Hosen voll. Es war eine wunderbare Zeit!

Wenn vor dieser Kirche ein sterbender Mann lag, wusste ich: Oh Mist, der Butcher kommt! Wenn vor dieser Kirche ein sterbender Mann lag, wusste ich: Oh Mist, der Butcher kommt!

Wo Diablo 4 für mich brilliert

27 Jahre später kommen diese Erinnerungen beim Spielen von Diablo 4 wieder hoch. Dem Spiel gelingt in meinen Augen das Kunststück, die Serie in puncto Gameplay zu modernisieren, während es die unbarmherzige Welt von Sanktuario mit einer düsteren, tristen Farbgebung überzieht, die mich angenehm an Diablo 1 erinnert.

Heutzutage empfinde ich beim Spielen kaum noch Angst, nur vereinzelt bei Titeln wie Amnesia oder Dead Space. Aber Diablo 4 schafft es, dass ich ab und zu sogar zögere, noch tiefer in die fies-finsteren Katakomben zu steigen, weil ich mich dafür fürchte, ob mich dort ein Butcher 2.0 erwartet.

Hinzu kommt noch, dass mich die riesige und deutlich offener gestaltete Spielwelt mehr abholt, als in vielen anderen Genre-Vertretern der letzten Jahre. Mein Erkundungsdrang wird gekitzelt, ich fühle mich nicht so sehr wie in einem Loot-Erlebnispark, in dem ich doch bitte nie vom vorgegebenen Pfad abweichen soll.

Diablo 4 ist für mich persönlich das beste Diablo seit Teil eins. Objektive Gründe? Kann ich - bis auf obige - keine nennen. Nostalgisch verklärt? Mag sein, aber damit würde man meiner Meinung nach Diablo 4 nicht gerecht. Ich spüre zu jeder Sekunde, wie viele Gedanken hier drin stecken, wie viel Feinschliff diesem Titel verpasst wurde. Und ich habe endlich wieder Angst, so wie einst beim ersten Teil, den ich mit meinem Vater erleben durfte.

Klage gegen Activision Blizzard

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Diablo 4 ist endlich wieder düster, brutal und stellenweise sogar echt gruselig. Diablo 4 ist endlich wieder düster, brutal und stellenweise sogar echt gruselig.

Und was ist mit Diablo 2 und Diablo 3?

Treue Serienfans mögen jetzt völlig zu Recht einwerfen: Aber was ist denn mit den beiden Vorgängern? Erwartet an dieser Stelle bitte keine kompetente Ausführung von mir, weshalb Diablo 2 denn das beste Skillsystem habe und warum Teil 3 beim Endgame brilliere - ich habe von den Feinheiten dieser Reihe keine Ahnung! Ich bin ein Spieler, der vor allem auf seine Gefühle hört.

Und die kommen zum Fazit: Ja, Diablo 2 kam noch verdammt nahe an das Original ran. Als ich 2001 meinen ersten eigenen PC zu Weihnachten geschenkt bekam, habe ich die ganzen Weihnachtsferien mit dem Spiel verbracht. Aber ich war 11, mein Vater seit einigen Monaten ausgezogen, und ich konzentrierte mich vor allem auf die Story, damit ich das Spiel zur Seite legen konnte.

Diablo 3 bekam von mir im Laufe der Jahre vier Chancen, nie kam ich über den zweiten Akt hinaus. Das Spiel ist mir einfach zu bunt, die Handlung kommt nicht so richtig in die Gänge und das Gameplay wirkt auf mich irgendwie behäbig.

Diablo 2: Resurrected habe ich übersprungen. Wahrscheinlich, weil ich die Story schon kannte und eben nicht der typische ARPG-Spieler bin, der sich für Loot-Spirale, Endgame und dergleichen erwärmen kann.

Diablo 3 ist und bleibt für mich einfach zu bunt. Diablo 3 ist und bleibt für mich einfach zu bunt.

Ein Neubeginn als Fan?

Jetzt tippe ich diese Zeilen und bin in Gedanken schon wieder in Diablo 4. Wann ist Feierabend? Ich möchte wissen, was mich hinter der nächsten Abzweigung erwartet. Und welche Skills mein Zauberer noch so alles lernt. Und vor allem: Welche grässlichen Monster werden mich noch über den Bildschirm jagen?

Wie lange ich Diablo 4 spielen werde, vermag ich jetzt noch nicht zu sagen. Es ist mit Sicherheit nicht das perfekte Spiel für mich. Aber es lässt mich momentan jeden Abend für ein paar Stunden wieder ein sechsjähriges Kind sein, das einfach nur glücklich ist.

Wie viel Spaß habt ihr mit Diablo 4? Kann euch das Spiel ebenso fesseln wie mich? Oder habt ihr nach euren ersten Spielstunden im Early Access bereits festgestellt, dass der Titel doch nicht das Richtige für euch ist? Wenn ja, könnt ihr benennen, woran das liegt? Ich freue mich darauf, eure Meinung und Gedanken zu dem Thema zu erfahren, also schreibt sie gerne in die Kommentare!

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