Erinnert ihr euch noch an das Video oben?
Ganz klar: Blizzards Rendervideo-Team hat bei Diablo 3 damals ganze Arbeit geleistet. Als *PIEP* zu *PIEP* wurde und mit *PIEP* vor den Toren des *PIEP* kämpfte, also ja, das war fantastisch.
Was das Gepiepse soll? Ich will nichts spoilern, denn es gibt erwiesenermaßen Menschen, die Diablo für die Story spielen. Auch wenn Diablo 3 schon wieder zwölf Jahre auf dem Buckel hat.
Aber warum überhaupt so ein altes Video wieder ausbuddeln? Weil es meiner Meinung nach hervorragend illustriert, woran Diablo 4 spätestens seit Vessel of Hatred krankt.
Ein neues Übel für Diablo
Ich liebe Lilith. Also nicht liebe-liebe. Aber als große neue Gegenspielerin war sie für mich in Diablo 4 nahezu perfekt. Sie war grausam, aber hatte gute Gründe für ihre Aktionen, die ich als Spieler fast nachvollziehen konnte - das ist in meinen Augen ein Merkmal richtig gut geschriebener Bösewichte wie Irenicus aus Baldur's Gate 2.
Das Design der Halb-Dämonin war sowohl im fantastischen Intro als auch bei den Ingame-Sequenzen überragend und die exzellente englische Vertonung durch Caroline Faber hat der Figur eine enorme Tiefe und Ambivalenz verliehen. Sinnlich, zielstrebig, mystisch und wie von einer anderen Welt schritt Lilith durch den Plot von Diablo 4 und zog mich spielend leicht durch die Story-Kampagne.
Keine Frage: Der Wechsel zu einem neuen Bösewicht hat Diablo 4 gutgetan. Ihrem Vorgänger Diablo ging's am Ende von Diablo 3 bekanntermaßen eher so semi-gut und durch die Zerstörung des schwarzen Seelensteins nach dem Sieg über Engel Malthael hat sich dessen Essenz zusammen mit seinen Brüdern zurück in die Hölle verkrümelt.
Ich fand es daher nachvollziehbar, dass im Hauptspiel Lilith und ihr Feldzug gegen Vater Mephisto im Zentrum der Geschichte standen. Denn: Wenn ein Bösewicht zu oft aus der Mottenkiste geholt wird, verliert er seine gefährliche Aura irgendwann und die Spieler stehen ihm immer gleichgültiger gegenüber.
Allerdings war ich zumindest angesichts der langen Wartezeiten zwischen neuen Diablo-Spielen immer gespannt darauf, die neue Inkarnation von Diablo zum ersten Mal zu sehen. So wünsche ich mir spätestens seit dem Cliffhanger-Ende von Vessel of Hatred und der Gewissheit, dass es auch im zweiten Addon um den Kampf gegen Mephisto gehen wird, eine Rückkehr des Widersachers, der die Serie groß gemacht hat.
Diablo ohne Diablo?
Mit Vessel of Hatred und vor allem der Season 6 und dem Patch 2.0 spielt sich Diablo 4 gerade so spaßig wie schon lange nicht mehr. Aber als Solo-Spieler habe ich das ein oder andere Problem mit der Geschichte im Addon.
Denn Blizzard hat inzwischen so ziemlich alle spannenden Charaktere umgebracht. Geblieben ist ausgerechnet die Figur, mit der große Teile der Community am wenigsten anfangen können:
Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler
Rekapitulieren wir doch mal kurz, wer nach Diablo 4 und Vessel of Hatred noch übrig geblieben ist:
- Lorath: verschwunden
- Donan: tot
- Elias: tot
- Inarius: tot
- Lilith: tot
- Urivar: tot
- Eru: tot?
- Akarat: tot und mit Mephistos Seelenstein wiedererweckt
- Deckard Cain: schon laaaaange tot
Neyrelle ist derweil die Hälfte der Addon-Spielzeit über damit beschäftigt, Zauberformeln zu murmeln, um Mephisto im Seelenstein zu halten. Am Ende ist klar: Die junge Frau mit einem Talent für die Magie der Horadrim wird uns noch länger im Kampf gegen Mephisto begleiten. Juhu.
Es mangelt inzwischen also an Sympathieträgern. Und so langsam auch am Gegenteil: Diablo, der Herr des Schreckens, muss sich in Vessel of Hatred einmal mehr mit einer beiläufigen Erwähnung abfinden. Der Namenspate von Blizzards zweitgrößtem Spieleuniversum ist somit immer noch nicht in Diablo 4 aufgetreten - schräg.
Als Fan der Reihe muss ich ehrlich sagen: Da hatte ich mir mehr erhofft. Ich spiele nicht Mephisto 4, sondern Diablo 4. Klar: Dass Erweiterungen neue Bösewichter einführen, war schon in Lord of Destruction (Baal) und Reaper of Souls (Malthael) so.
Aber die Aussicht, jetzt auch noch 2025 gegen Mephisto anzutreten, während Diablo Däumchen dreht, lässt mich aktuell eher genervt aufstöhnen als mit freudiger Erwartung auf die Zukunft von Diablo 4 zu blicken. Wie seht ihr das?
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