Diablo-Entwickler wären fast bankrott gegangen - »Wir waren furchtbare Geschäftsleute«

Bei der Entwicklung des legendären Diablo ging so einiges schief. Die Entwickler erzählen im GameStar-Interview von Finanzkrisen und der Übernahme durch Blizzard.

Die Diablo-Erfinder hatten in ihrer Zeit als Condor mit schweren finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen - bis Blizzard die Firma aufkaufte und so die Entwicklung von Teil 1 der Action-Rollenspiel-Serie sicherte. Die Diablo-Erfinder hatten in ihrer Zeit als Condor mit schweren finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen - bis Blizzard die Firma aufkaufte und so die Entwicklung von Teil 1 der Action-Rollenspiel-Serie sicherte.

Heute sind ihre Namen in der Spieleindustrie feste Größen und ihr Werk ist weltbekannt, doch während der Entwicklung haderten die Diablo-Macher von Blizzard North (vorher Condor) mit sich - das Action-Rollenspiel Diablo 1 (gerade auf Gog.com neu veröffentlicht) unterlief nicht nur mehrere gravierende Gameplay-Veränderungen, zwischendurch stand die Firma auch vor dem finanziellen Ruin - trotz starker Diablo-Verkaufszahlen.

David Brevik ist einer der Gründer von Condor, den ursprünglichen Diablo-Entwicklern. Im Interview mit GameStar gibt er schwere Fehler bei der Führung des Unternehmens zu: »Ich war einfach kein Geschäftsmann. Eine Zeitlang zahlten wir nicht mal Steuern, und nein, das war keine gute Idee.« Sein Partner Erich Schaefer ergänzt: »Auf uns kamen damals Steuernachforderungen zu und wir hatten echte Probleme.«

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300.000 Dollar zahlt Blizzard (South) der Condor-Spieleschmiede, um ihre Idee eines düsteren Rollenspiels rund um den Fürst der Hölle zu verwirklichen - in gut einem Jahr. Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht, weil die Knete nur beim Erreichen bestimmter Zwischenziele in der Entwicklung fließt, sogenannter Milestones. Und weil Condor deutlich länger braucht als ursprünglich geplant, am Ende sind es fast zwei Jahre.

"Wir hatten 15 Leute im Studio - also könnten wir ihnen jeweils 20.000 Dollar pro Jahr zahlen, um das Spiel zu machen. Aber wo kommt dann das Geld für die Büromiete her?"

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Es hilft alles nichts, Condor muss seine Unabhängigkeit aufgeben. Blizzard hat Interesse und kauft das Studio 1996 für einen bis heute unbekannten Betrag. Aus Condor wird Blizzard North. Torchlight-Erfinder Max Schaefer, der zum Gründertrio von Condor gehört und mitverantwortlich für die Entwicklung von Diablo 1 ist, sieht diesen Schritt im Rückblick positiv:

"Ich bereue es nicht, denn vor dem Verkauf waren wir quasi hungernde College-Kids. Das Geld auf dem Konto reichte maximal für ein oder zwei Angestellten-Monatsgehälter, mehr war nie drauf. Es war so eine Erleichterung, sich nicht mehr ums Geld und die Geschäftsseite sorgen zu müssen, sondern nur an das Spiel denken zu können."

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Im großen Hintergrund-Report zur Diablo-Entwicklung entlockt Autor Heinrich Lenhardt den Blizzard-Veteranen weitere Geheimnisse - so war Diablo 1 etwa ursprünglich als rundenbasiertes Rollenspiel geplant. Die Umstellung auf Echtzeit erfolgte innerhalb von nur einer Nacht - und das, obwohl sich Condor-Gründer David Brevik lange gegen den Schritt gewehrt hatte. Als er sich überstimmt sah, nahm er die Veränderung aber zum Anlass, die angespannte Finanzsituation vor der Firmenübernahme zumindest kurzzeitig zu verbessern:

"Ich sagte ihm [Bill Roper, Anm. d. Red.], dass es Monate dauern würde, den Code zu überarbeiten. Die Änderung von Runden auf Echtzeit wäre eine Menge Arbeit, weshalb wir eine zusätzliche Finanzspritze brauchten. Wir waren nämlich furchtbare Geschäftsleute, die den Diablo-Vertrag für viel zu wenig Geld unterschrieben hatten. Hier war also eine Gelegenheit, etwas mehr raus zu quetschen, mindestens eine weitere Runde Monatsgehälter für die Mitarbeiter - das ließen wir uns nicht entgehen. Bill meldete sich dann wieder und bestätigte, dass Blizzard die Zahlung überweisen könnte. Also sagten wir 'Okay, lassen wir's auf einen Versuch ankommen'."

Das Verhältnis zu Blizzard bleibt trotz dieser kleinen Tricks ein inniges - auch weil der Publisher als einziger von Anfang an von der Diablo-Idee überzeugt war. Auf der Consumer Electronics Show 1994 (CES) bot Condor sein Konzept zahllosen Firmen an - aber niemand wollte Diablo haben, denn Rollenspiele galten zu diesem Zeitpunkt als tot. Als Diablo zum Jahreswechsel 1996-1997 erscheint, belehren die beiden Blizzard-Studios alle Kritiker eines Besseren. Der Rest ist Geschichte und hier nachzulesen:

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