40. Path of Exile
Entwickler: Grinding Gear Games
Publisher: Grinding Gear Games
Erschienen: Oktober 2013
Philipp Elsner: Es wurde und wird ja immer mal wieder in der Spielepresse vom »Diablo-Killer« geredet. Damit ist ein Action-Rollenspiel gemeint, das den schier unbezwingbaren Blizzard-Schwergewichtsmeister des Hack & Slay-Genres aus dem Ring stoßen kann. Path of Exile gilt als eines der wenigen Spiele, die dazu in der Lage sind. Und dazu ist es noch Free2Play!
Aber der Thron von Diablo wackelte nicht von Anfang an: Seit dem Start der Alpha von Path of Exile im September 2010 haben die Entwickler von Grinding Gear ihr Action-Rollenspiel Update für Update immer weiter ausgebaut. Fehlten zum Release noch ein paar wichtige Story-Inhalte, etwas Feinschliff und ein vernünftiges Tutorial, wurde im Laufe der Zeit aus einem Rohdiamanten ein echtes Ausnahmespiel.
Hunderte von Verbesserungen, abwechslungsreiches Endgame und das überwältigende Charaktersystem machen Path of Exile heute zu einem der besten Action-Rollenspiele überhaupt und streng genommen auch zu einem der ersten erfolgreichen Service-Spiele. Denn die Unermüdlichkeit der Entwickler führte Path of Exile zu immer neuen Höhenflügen und im Oktober 2023 zum bisherigen Spielerhöchststand - zehn Jahre nach Launch!
Statt mit einem Paukenschlag mauserte sich das Free2Play-Spiel langsam zum Diablo-Killer, der mit endlos vielen Skill-Optionen, runderneuertem Nahkampf, Ligasystem, tollen Bosskämpfen und inzwischen zehn riesigen Story-Kapiteln glänzen kann und sich den Platz in den besten Rollenspielen aller Zeiten wirklich redlich verdient hat.
Trivia:
- Vor der Ankündigung von Path of Exile im August 2010 hatte das damals noch winzige Entwicklerteam bereits drei Jahre lang im Geheimen daran gearbeitet.
- V2018 kaufte Tencent, der Konzern hinter LoL-Entwickler Riot Games, einen Mehrheitsanteil von 80 Prozent an Grinding Gear für über 100 Millionen US-Dollar.
NEU
39. Hades
Entwickler: Supergiant Games
Publisher: Supergiant Games
Erschienen: September 2020
Tristan Gudenrath: Rogue-lites mit Rollenspielelementen gibt es wie Sand am Meer und nur die wenigsten schaffen es, nachhaltig aus der Masse herauszustechen. Ein Spiel, das es geschafft hat, ist Hades.
In dem actionreichen Top-Down-Schnetzler übernehmt ihr die Rolle von Zagreus, dem Prinzen der Unterwelt. Eure Aufgabe ist es, aus der muffigen Hölle zu entkommen, um eure Mutter zu treffen.
Dem einen oder anderen wird es vielleicht schon aufgefallen sein: Das Spiel Hades bewegt sich in der griechischen Mythologie. Dementsprechend trefft ihr dort auch auf allerhand griechische Sagengestalten, Götter und antike Persönlichkeiten. Die Hauptgeschichte des Spiels entspricht zwar nicht den Vorlagen von Homer und Dante, jedoch wurden ihnen viele Elemente entnommen.
Mit der Unterwelt verhält es sich allerdings nicht wie mit eurem zu Hause: Zagreus darf sie nicht einfach verlassen, auch wenn er dessen Prinz ist. Sein Vater Hades ist nämlich gar nicht damit einverstanden und holt sich tatkräftige Unterstützung, um seinen Sohn von seinem Vorhaben abzubringen.
Doch auch Zagreus kämpft nicht allein. Der bekommt nämlich Hilfe von den Göttern des Olymps. Von diesen erhält er immer wieder neue Fertigkeiten, die ihn mit der Zeit mächtiger machen.
Typisch für Rogue-lites werdet ihr sehr häufig sterben, bevor ihr das erste Mal das Ende erreicht. Doch das macht nichts, denn ihr bekommt jeden Durchlauf unterschiedliche Fähigkeiten, wodurch die Spielmotivation erhalten bleibt.
Falls ihr nicht gerne kämpft, ist Hades definitiv das falsche Spiel für euch. Trotzdem bietet es viele weitere Spielelemente. Zum Beispiel könnt ihr die Unterwelt durch kosmetische Inhalte verschönern oder euch mit anderen Hades-Bewohnern anfreunden und mehr über ihre Geschichte erfahren. Die Dialoge sind vortrefflich geschrieben und nicht ohne Grund für viele Fans das Highlight des Spiels.
Trivia:
- Die mythologischen Inhalte sind akkurat genug, um mich mit dem Wissen darüber aktiv in einem Uni-Seminar über das antike Griechenland beteiligen zu können.
- Die Unterwelt heißt auch Hades, genau wie das Spiel und der Vater von Zagreus.
NEU
38. Persona 5 Royal
Entwickler: Atlus
Publisher: Atlus
Erschienen: März 2020
Natalie Schermann: Trotz meines Masters in Japanologie konnte ich mit JRPGs eigentlich nur wenig anfangen … und dann kam Persona 5. Die Mischung aus entspannter Alltagssimulation und abgedrehtem Dungeon-Crawling macht das Rollenspiel zu etwas ganz Besonderem.
Denn hinter der quietsch-bunten Optik und den überdrehten Charakteren steckt zum einen eine tiefgründige Story, die nicht davor zurückschreckt, sehr erwachsene, heikle und schwierige Themen anzusprechen.
Zum anderen erschafft Persona 5 einen derart mitreißenden Spielfluss, wie ich ihn schon lange in keinem anderen Spiel erlebt habe. Hier passt einfach alles zusammen, alles greift perfekt ineinander.
Tagsüber schlüpfe ich in die Rolle eines normalen Teenagers, gehe zur Schule, spiele Darts mit meinen Freunden oder verdiene mir etwas Taschengeld bei meinem Kiosk-Job dazu. Dadurch steigere ich nützliche Werte und kann mir hilfreiche Items leisten, die meinem Phantomdieb in der alternativen, verzerrten Realität weiterhelfen können, wo sich alle meine Entscheidungen und Handlungen auf die Welt auswirken.
Mit den Pokémon-artigen Personas bestreite ich zudem kurzweilige, aber nicht minder herausfordernde Rundenkämpfe. Und ehe ich mich versehe, sind aus »Ich spiele nur noch einen Ingame-Tag!« wieder fünf Stunden geworden.
Die Royal-Version poliert die Ecken und Kanten noch etwas glatter und ergänzt das RPG um neue Inhalte. Persona 5 Royal hat sich diesen hohen Platz in unserer Liste nicht umsonst verdient - denn hier erwartet euch eins der besten und außergewöhnlichsten Rollenspiele, das ihr aktuell erleben könnt.
Trivia:
- 2020 war Persona 5 das auf Metacritic am besten bewertete PS4-Spiel.
- Die Themen der Paläste im Metaverse von Persona 5 sind an die sieben Todsünden angelehnt.
NEU
37. Xenoblade Chronicles 3
Entwickler: Monolith Soft
Publisher: Nintendo
Erschienen: Juli 2022 (Switch)
Sören Diedrich: Xenoblade Chronicles 3 hat für einen der denkwürdigsten Momente meines Gaming-Lebens gesorgt. Ich kann natürlich nicht spoilern, aber nach einer über 20 Minuten langen Zwischensequenz habe ich vor dem Fernseher gesessen und Rotz und Wasser geweint.
Das erzähle ich euch nur, um die große Stärke von Xenoblade Chronicles 3, besser gesagt der gesamten Trilogie, hervorzuheben. Kein Rollenspiel konnte mich bislang so sehr mit seiner Handlung begeistern! Da ist es natürlich umso schöner, dass auch in Sachen Gameplay so einiges geboten wird.
Damit dieser Text nicht den Rahmen sprengt, konzentriere ich mich nur auf die Rollenspiel-Aspekte, die Xenoblade 3 zu einem verdammt guten Spiel machen. Da fällt mir natürlich sofort das tiefgehende und trotzdem so extrem schnelle Kampfsystem ein. Ein solches Spektakel bekomme ich im Genre sonst nirgends geboten und dennoch habe ich nie das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Ebenfalls eine tolle Idee: Ich kann im Laufe des locker über 100 Stunden dauernden Abenteuers (wenn man wirklich alles entdecken und freischalten möchte) für jeden meiner Charaktere mehrere Alternativklassen freischalten, wodurch ich meinen Spielstil sehr frei wählen kann und noch dazu auch nach dutzenden Spielstunden dazu animiert werde, mit Charakter X mal was anderes zu wagen.
Der Rest ist Rollenspiel-Einmaleins, das aber in Xenoblade 3 fantastisch umgesetzt wird: eine ganze Reihe an unvergesslichen Quests, unzählige NPCs, atemberaubende Landschaften und ein enorm großer Sog, der mich ganze Nächte vor die Nintendo Switch gefesselt hat. Danke für all die unvergesslichen Stunden, Xenoblade!
Link zum Podcast-Inhalt
Trivia:
- Riku ist nur ein ganz gewöhnlicher Nopon, denkt immer daran!
- Das Spiel führt die beiden Handlungen der Vorgängerspiele zusammen und fungiert als Abschluss der sogenannten »Klaus-Saga«. Wer Klaus ist? Seht ihr, schon habt ihr einen prima Grund, mal mit Teil 1 loszulegen!
36. Diablo
Entwickler: Condor/Blizzard North
Publisher: Blizzard Entertainment
Release: Dezember 1996
Michael Graf: Diablo hat das westliche Rollenspiel gerettet. Es wird Zeit, dass jemand diese Wahrheit ausspricht. Der Mantel des Genre-Retters (an dieser Stelle bitte kurz als Diablo-Item vorstellen) wird sonst Baldur's Gate umgehängt, das sicherlich kommerziell erfolgreich war. Ich aber sage: Ohne Diablo hätte es diesen Erfolg nicht gegeben.
Meine Begründung dafür ist rein anekdotisch, aber das darf sie ja auch sein, weil wir hier persönliche Texte schreiben: Mein Bruder hat Baldur's Gate damals gekauft, weil er ein neues Spiel haben wollte, das wie Diablo ist. Und das hat er auch bekommen, zumindest in der Essenz.
Denn auch Baldur's Gate fokussiert sich stark auf Kämpfe, Story und Quests sind im ersten Teil noch lange nicht so herausragend wie im zweiten. Und diese Kämpfe laufen in Echtzeit ab, was damals angesagt ist, weil es endlich den Rundentaktik-Mief der vorigen Rollenspiel-Jahrzehnte weg weht.
Man könnte also sagen, Baldur's Gate war ein (freilich pausierbares) Action-Rollenspiel. Und welcher Titel hat das moderne Action-Rollenspiel erfunden? Richtig: Diablo. Der teuflische Trendsetter, der ursprünglich ebenfalls rundenbasiert ablaufen sollte, was Blizzard North dann allerdings korrigierte. Eine der besten Designentscheidungen der Spielegeschichte.
Zugleich kondensiert Diablo das, was ein Rollenspiel ausmacht, auf zwei Kernaspekte: das Besserwerden - und die Atmosphäre. Der Drang zur steten Verbesserung ist uns Menschen eingepflanzt, Diablo mechanisiert ihn mit seiner Item-Sammelwut geradezu meisterhaft.
Und das düstere Setting des ersten Diablo erzeugt im Zusammenspiel mit der exzellenten Musik eine bedrohliche Grundstimmung, die mich noch mehr dazu treibt, besser werden zu wollen, nein, zu müssen, um die verdammte Teufelsbrut zurück in den Orkus zu hacken. Das macht Diablo zum Meilenstein der Spiele- und ja, auch der Rollenspielgeschichte - auch wenn es heutzutage vor allem von historischem Interesse ist und wir daher Diablo 2 in unserer Liste nachträglich höher einordnen.
Podcast
Diablo im Detailrückblick - Exklusive Podcast-Serie von Down to the Detail
In einer fünfteiligen Podcast-Serie nehmen die Detail-Experten von Down to the Detail das erste Diablo auseinander. Die erste Folge hört ihr hier kostenlos!
Trivia:
- Diablo sollte ursprünglich nur eine Klasse, dafür aber einen Helden mit Hintergrundgeschichte bieten: Einen jungen Krieger, der in sein Heimatdorf zurückkehrt, um den Tod seiner Familie zu rächen. Das ließ Condor zugunsten einer vielfältigeren Charakterentwicklung fallen.
- Diablo hatte ursprünglich ein Zeitlimit: Die »Karte der Sterne«, ein gestrichenes Quest-Item, sollte eine Sternenkonstellation vorhersagen, die den Endgegner nach einiger Zeit viel stärker gemacht hätte. Condor entfernte die Begrenzung, weil sie dazu führte, dass Spieler die Welt weniger erkundeten.
35. Final Fantasy 7
Entwickler: Square Enix
Publisher: Square Enix
Erschienen: August 1997
Robin Rüther: »Sephiroth«, schallt es durch meinen Kopf. »Sephiroth!«. Kaum ein Bosskampf-Thema hat sich so in meine Hirnrinde gebrannt wie das aus Final Fantasy 7. Die Geschichte um Cloud, Sephiroth, Aeris, Barret, Tifa und Co. und die mutigen und polarisierenden Plot-Twists wecken wohlig warme Erinnerungen in mir.
Ja, Final Fantasy 7 ist zurecht einer der Fan-Lieblinge der JRPG-Reihe. Als es 1997 erschien, überraschte und begeisterte es mit einer Grafikrevolution: Aus der 2D-Optik wurde ein 3D-Grafikprotzer, selten sah ein JRPG so gut aus. Okay, heute ist das kaum noch nachvollziehbar, so kantig wie die Figuren aussehen. Wie die Zeit vergeht!
Dafür funktionieren Geschichte und Gameplay auch heute noch, allen voran die Kämpfe. Die setzen auf ein Active-Time-Battle-System. Dahinter verbergen sich im Grunde dynamischere Rundenkämpfe: Erst wenn sich die Anzeige eines Kämpfers aufgefüllt hat, dürft ihr eine Aktion auswählen. Noch nie hat mich ein Ladebalken so ins Schwitzen gebracht.
Ein ärgerliches Manko: Wie auch bei Nier: Automata und Chrono Trigger ist Square Enix die PC-Portierung nur bedingt gelungen. Dafür besticht sie aber mit einer höheren Auflösung als im PS1-Original.
»Sephiroth!« Da ist es wieder. Wie in fast jedem Final Fantasy hat auch im siebten Teil der legendäre Komponist Nobuo Uematsu seine Finger im Spiel. Erfahrung für Final-Fantasy-Kampfsongs hatte er also schon in den ersten sechs Teilen zur Genüge gesammelt. Doch mit One-Winged Angel, so der Name des Liedes, hat er sich selbst übertroffen.
Trivia:
- Ursprünglich sollte Final Fantasy 7 für Super Nintendo erscheinen. Da die CDs der Playstation allerdings viel mehr Speicherplatz als die Module des SNES bieten, entschieden sich die Entwickler um.
34. The Witcher 2: Assassins of Kings
Entwickler: CD Projekt Red
Publisher: Bandai Namco
Erschienen: Mai 2011
Valentin Aschenbrenner: Zugegeben: Ich bin kein großer Fan von Fantasy-Welten, durch die sich spitzohrige Elfen, grantige Zwerge und arrogante Menschen tummeln. Müsste ich mich zwischen Game of Thrones und Der Herr der Ringe entscheiden - und dafür würden mich viele GameStar-Leser zweifelsohne den Schicksalsberg hinunter schmeißen - würde meine Wahl auf Game of Thrones fallen.
Denn Game of Thrones war für mich immer das, was Der Herr der Ringe nicht war: Dreckig, brutal und - soweit man das von einem so fantastischen Universum behaupten kann - fast schon realistisch. Meiner Meinung nach trifft das auch auf die Rollenspiel-Welt zu, in die mich CD Projekt Red erstmals mit dem zweiten The-Witcher-Titel entführte.
Hier gibt es kein Auenland, durch das sich (garstige, kleine) Hobbits tummeln. In der Welt von Hexer Geralt geht es so gut wie allen hundsmiserabel und wem es gut geht, der lässt es anderen noch schlechter gehen. Außerdem treiben sich an praktisch jeder Ecke Menschen oder andere Ungeheuer rum, die den Stahl oder das Silber von Geralt schmecken wollen. Dass der Hexer allerdings genau wie jemand aussieht, mit dem man sich eben nicht anlegt, interessiert dabei so gut wie niemanden.
Entsprechend schnell habe ich mich in The Witcher 2 verloren: Statt wie in so vielen anderen Rollenspielen die immer gleiche Schlacht zwischen Gut und Böse zu bestreiten, gilt es hier Geralts Geschichte zu erleben und seiner persönlichen Tragödie auf den Grund zu gehen.
Ja, selbst Assassins of Kings war vor dem altbekannten Rollenspiel-Kniff des verlorenen Gedächtnisses nicht gefeit und das Kampfsystem war maximal mittelmäßig. Doch dafür legte The Witcher 2 den Grundstein dafür, wofür Wild Hunt heute Kultstatus genießt: Komplexe Charaktere in komplizierte Beziehungen mit dem Hauptcharakter zu setzen, von denen nahezu nichts in schwarz/weiß gezeichnet ist, sondern viel eher im moralischen Grau.
Dass Assassins of Kings dabei auf eine Open World verzichtet und Geralt durch eher schlauchige Gebiete führt, stört kaum. Denn manchmal tut es der Geschichte eines Videospiels ganz gut, den Spieler nicht zu sehr von der Leine zu lassen. Erst The Witcher 3 meisterte beides: Ein offene Spielwelt parallel zu einer großartigen Story in Szene setzen.
Trivia:
- Im Prolog des Spiels kann Geralt eine weiß gekleidete Leiche entdecken, die auf einem zusammengekrachten Karren voller Stroh liegt. Der Hexer kommentiert den Anblick mit einem "Sie werden es wohl nie lernen ..." und spielt damit an die Todessprünge von Altair oder Ezio aus der Assassin's Creed-Reihe an.
- Sofern Geralt in Vergen Phillipa Eilhart gemeinsam mit Iorweth aussucht, liefert der Anführer der Scoia'tael eine direkte Anspielung an Der Herr der Ringe: Um die vergiftete Saskia zu retten, könnte Geralt 20 mächtige Ringe aufspüren. Das kommentiert Iorwerth mit »Einen Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden«. Geralt ist von dieser Idee jedoch nicht allzu angetan und lässt Phillipa wissen, dass er keine Lust darauf habe, barfuß einen Vulkan zu erklimmen.
33. Kingdom Come: Deliverance
Entwickler: Warhorse Studios
Publisher: Deep Silver
Erschienen: Februar 2018
Dimitry Halley: Warum soll ich bitte gegen Drachen kämpfen wollen, wenn ich mir stattdessen an Ritter Ulrich die Zähne ausbeißen kann? Kingdom Come: Deliverance gibt mir wahrhaftig das Gefühl, wie blöd die Idee ist, mit einem Messer einen gepanzerten Ritter zu verhauen.
Links, rechts, oben, unten antäuschen bringt alles nichts, da kann ich genauso gut mit einem Zahnstocher einen Tresor perforieren wollen. Aber gut, dumme Fehler gehören halt bestraft - und darin liegt der Charme des Spiels: Die mittelalterliche Spielwelt von Kingdom Come ist dreckig, erbarmungslos, doch wer den Kopf über Wasser hält, entdeckt umso mehr schöne Seiten (und Wälder).
Als Rollenspiel macht Kingdom Come: Deliverance herrlich viel ungelenk. Wo Mass Effect: Andromeda sich dem Mainstream anbiedert, muss ich in Kingdom Come als Schmiedejüngling Heinrich essen, trinken, schlafen und kann bloß mit dem richtigen Gegenstand frei speichern.
Kämpfe bilden über weite Strecken die Ausnahmen, denn der Nachbau des mittelalterlichen Böhmen soll sich glaubhaft anfühlen. Gegen drei Feinde gleichzeitig sehe ich selbst im Lategame alt aus, aber umso mehr kann ich erreichen, wenn ich den Chef der Halunken auf meine Seite ziehe. Wenn es dann mal zum Kampf kommt, habe ich trotzdem meinen Spaß: Jede Waffe liegt griffig in der Hand, ich entscheide über alle Angriffs- und Stoßrichtungen selbst.
Obwohl ich Kingdom Come für unseren Test unter fiesen Bedingungen, mit engem Zeitfenster, Tag und Nacht durchspielen musste, bleibt mir der Ritt in wohlig warmer Erinnerung. Deliverance erinnert mich an Gothic, die Open World lockt mich nicht mit Icons und Abklapper-Aufgaben, sondern belohnt Spürsinn und Erkundungsdrang.
In keinem anderen Rollenspiel gehe ich so sehr auf, während ich Pferdekot hinterherlaufe, um ein edles Ross zu finden. Denn am Ende dieser stinkenden Fährte wartet mit Sicherheit eine spannende Geschichte, die sich neben zig andere interessante Quests reiht. Ja, die Hauptgeschichte über den Jüngling, der zum Helden wird, hat einen ziemlichen Bart, doch in Kingdom Come ist definitiv der Weg das Ziel.
Trivia:
- Im Spiel kann man ein Pferd namens Epona kaufen. The Legend of Zelda lässt grüßen.
- Westlich von Rattay lässt sich außerdem ein moderner Baustellen-Pylon finden. Die haben offenbar schon damals den Verkehr ausgebremst.
32. Deus Ex: Human Revolution
Entwickler: Eidos Montreal
Publisher: Square Enix
Erschienen: August 2011
Valentin Aschenbrenner: Human Revolution ist schon ziemlich cool. Dafür muss man sich nur mal Protagonist Adam Jensen angucken: Trenchcoat, ins Gesicht geschraubte Sonnenbrille und eine Stimme über die man mindestens mehrere Jahrzehnte lang Whiskey gegossen und Zigarrenrauch gequalmt hat. Doch so plakativ cool Deus Ex zu sein versucht, so viel steckt dann tatsächlich auch in Human Revolution.
Über die spielerische Freiheiten des Nachfolgers Mankind Divided hat euch Dimi bereits bei Platz 120 aufgeklärt. An denen mangelt es auch in Human Revolution nicht, wenn ich durch jeden einzelnen Lüftungsschacht der Spielwelt krieche, unbemerkt hinter einem Gegner auftauche und die vielleicht saftigsten Backpfeifen verteile, die ein Videospiel je gesehen hat. Adam Jensens Muskeln aus Stahl sei es gedankt … also nicht im metaphorischen Sinne, die sind wirklich aus Metall.
Bei Human Revolution überzeugt nicht nur die spielerische Freiheit, sondern auch die tragische und vor allem persönliche Geschichte von Adam Jensen. Denn wie mittlerweile jeder wissen sollte, der einen Internetanschluss besitzt, wollte Adam nie der Held seines persönlichen Abenteuers sein. Jensen hatte gar keinen Bock auf seine metallischen Upgrades, die sich umso praktischer dabei herausstellten, die Welt zu retten.
Den eigenen Charakter aufzuleveln hat selten so viel Sinn ergeben wie in Human Revolution. Immerhin besteht der gute Mann nahezu nur aus Kabeln und Software-Updates, die sich sinnvoll, aber vor allem befriedigend auf den persönlichen Spielstil abstimmen lassen.
Deus Ex: Human Revolution war vielleicht nie das hübscheste Spiel, doch selbst jetzt rentiert es sich, noch ein oder zwei Blicke zu riskieren. Denn mittlerweile haben die Entwickler sogar die stupiden Bosskämpfe gefixt, die man zuvor nur mit roher Gewalt und viel, viel Munition bewältigen konnte.
Trivia:
- Im Polizeipräsidium von Detroit kann Adam Bekanntschaft mit einem gewissen Alex Murphy machen, der von seinen Kollegen gefragt wird, ob er irgendwelche Sci-Fi-Filme aus den 80ern kennt. Für Murphys Wohlbefinden hoffe ich, dass ihm nie dasselbe Schicksal zuteil wird wie seinem Namensvetter aus Paul Verhoevens RoboCop. Immerhin wäre es in der Welt von Deus Ex sogar möglich, den Alex Murphy aus Human Revolution zum coolsten Cop der Stadt zu machen.
- Alle Sicherheitskameras im Spiel sind mit dem Label »Big Bro« versehen. Der Große Bruder aus George Orwells 1984 lässt grüßen.
31. Star Wars: Knights of the Old Republic 2
Entwickler: Obsidian
Publisher: Lucasarts
Erschienen: Dezember 2004
Dimitry Halley: Knights of the Old Republic 2: The Sith Lords hat leider ein etwas tragisches Schicksal erlitten. Das Spiel musste nach dem gigantischen Erfolg des ersten Kotor viel zu schnell fertig werden. Deshalb schafften es diverse geplante Inhalte des Spiels nicht ins fertige Produkt.
Schade, denn in Obsidians Star-Wars-Rollenspiel stecken ebenso viele spannende Ideen wie im Erstling. Euer selbst erstellter Charakter gerät zwischen Jedi und Sith in einen Konflikt, der mehr als die meisten Star-Wars-Geschichten die Grenze zwischen Gut und Böse hinterfragt.
Mit Kreia steht euch eine Lehrmeisterin zur Seite, die zu den komplexesten Persönlichkeiten des gesamten Star-Wars-Kanons gehört. Sie leistet genau das, was mit Luke Skywalker in Star Wars 8 (in meinen Augen schlechter) versucht wurde: Die Jedi-Philosophie einer genauen Prüfung zu unterziehen, sie zu sezieren, gewisse Ideen zu hinterfragen.
Generell lebt auch Kotor 2 von den Figuren, doch natürlich bieten auch die Kämpfe, Upgrademöglichkeiten und Spielstile genügend Fleisch für Rollenspiel-Fans. Knights of the Old Republic 2 serviert euch keine leichten Antworten für irgendwas - und genau deshalb ist es so gut.
Hätte man Obsidian ein Jahr mehr Zeit gegeben, wäre es sicher noch weiter oben in unserem Rollenspiel-Ranking. Falls ihr dem Spiel eine Chance geben wollt, dann installiert unbedingt die Mod »Restored Content«, die verworfene, aber noch im Code hinterlegte Inhalte von Obsidian restauriert.
Trivia:
- Nach dem zweiten Durchspielen erhält Begleiter Atton Rand neue Dialogzeilen und erzählt euch, dass er ursprünglich Hauptfigur von Jedi Knight: Jedi Academy werden sollte.
- Der Profi-Wrestler Tama Tonga hat seine Kampfbemalung nach dem Design von Darth Nihilus entworfen.
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