Die Siedler trifft im neuen Update gute Entscheidungen, aber auch eine furchtbare

Im neuen Entwicklungs-Update zu Die Siedler geht es um Einheiten. Dabei wird eine klare Richtung deutlich. Doch nicht jede Entscheidung klingt auch gut.

Eine Sache ist klar: Die Siedler wird seinen Image-Schaden nicht mehr los. Um die Fans wirklich komplett umzustimmen, müsste Ubisoft eigentlich das komplette Spiel ein weiteres Mal auf Links drehen. Das ist derzeit nicht der Plan. Das hat sich schon in dem Moment gezeigt, als das Team sich im August nach Monaten des Schweigens wieder zu Wort meldete.

Seit einiger Zeit veröffentlicht Entwickler Ubisoft Düsseldorf immer wieder Updates für den aktuellen Test-Server. Was diese Updates genau am Spiel verändern, erklärt das Team außerdem in Blog-Einträgen. Dabei wird aber eben deutlich, dass das Ziel ist, Die Siedler zu einem passablen Echtzeitstrategie-Spiel zu machen. Ein lupenreines Aufbauspiel wird aus diesem Projekt sicherlich nicht mehr. Bleibt die Frage, ob ihnen zumindest diese Aufgabe gelingt. Denn im Januar 2022 war Die Siedler auch als RTS eine Katastrophe.

Fabiano Uslenghi
Fabiano Uslenghi

Der Autor: GameStar-Redakteur Fabiano war an vorderster Front dabei, als das neue und überarbeitet Siedler spielbar gemacht wurde. Und wie viele andere war er schockiert. Denn das war kein Aufbauspiel, wie er es sich gewünscht hatte und wie er sie seit Jahren spielt. Das war ein Echtzeitstrategie-Spiel - und zwar ein sehr unterwältigendes. Aktuell hegt er keine großen Hoffnungen mehr für Die Siedler. Doch es fasziniert ihn zu sehen, was Ubisoft als nächstes plant. Wie der Publisher versucht, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Und vor allem ist er sehr gespannt zu sehen, was am Ende veröffentlicht wird.

Im aktuellen Blog geht es vor allem um eins: Einheiten. Dabei zeigt sich, dass das Team aus einigen Fehlern gelernt hat und nun etwas sinnvollere Ideen umsetzt. Allerdings wird auch klar, dass man auf der Suche nach einfachen Lösungen für sehr komplexe Probleme ist.

Ubisoft zieht die Notbremse: Ist Die Siedler noch zu retten? Video starten 26:38 Ubisoft zieht die Notbremse: Ist Die Siedler noch zu retten?

Was steckt in dem neuen Update?

Das neue Update 5 wurde von Ubisoft Ajala getauft und soll in erster Linie militärische Einheiten überarbeiten. Dafür werden drei große direkte Änderungen vorgenommen:

  1. Ein Kundschafter: Hier handelt es sich um eine komplett neue Einheit. Kundschafter sollen im Gildehaus rekrutiert werden und eben das Umland auskundschaften. Wenig überraschend. Spielerisch sind sie eine heimliche Einheit, die sich gut tarnen soll und im Kampf eher schwach ist. Allerdings verfügen Kundschafter wohl über ein Kampfgift.
  2. Der neue Teleport: Jede Fraktion kann mit einem Tastendruck nun alle ausgewählten Einheiten sofort zu einem eigenen Gebäude teleportieren. Diese Fähigkeit hat einen Cooldown.
  3. Besondere Fähigkeiten für Fraktionseinheiten: Die drei besonderen Einheiten der drei Fraktionen haben jeweils einzigartige Fähigkeiten spendiert bekommen. Berserker führen einen Kampfsprung aus, Speerwerfer setzen eine Falle ein und Arbalestschützen verschießen magische Pfeile.

Die letzte große Anpassung des Updates Ajala betrifft Einheiten eher indirekt. Das Team hat sich die Vogelscheuche nochmal vorgenommen, die neben vielen anderen Dingen in der ursprünglichen Beta kritisiert und belächelt wurde. Oder wie Ubisoft selbst sagt: Für Verwirrung und Spott sorgte.

Jetzt heißt die Vogelscheuche Lockvogel und ist auch keine einzelne Strohpuppe mehr, sondern besteht aus einer Reihe gefälschter Soldaten. Weiterhin dient das Gebäude dem Zweck, feindliche Einheiten anzulocken.

Die neuen Lockvögel wirken zumindest, als könnte man damit tatsächlich jemanden reinlegen. Die neuen Lockvögel wirken zumindest, als könnte man damit tatsächlich jemanden reinlegen.

Ist Die Siedler auf dem richtigen Weg?

Ich habe es eingangs schon erwähnt: Die Siedler wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr das Spiel, was sich die meisten Fans erhofft haben. Die spannende Frage ist also eher, ob daraus zumindest eine passable RTS-Option werden kann. Denn auch das ist noch lange nicht garantiert. Doch zumindest machen die aktuellen Blog-Beiträge ein wenig Hoffnung. Denn das Team hat schon gut identifiziert, welche Bereiche dringend überarbeitet werden müssen. In dem neuen Update stecken daher einige Anpassungen, die sehr sinnvoll klingen.

Bereits vor Monaten sprachen wir mit Jan Theysen von Entwickler King Art (Iron Harvest) darüber, welche Schritte Ubisoft noch unternehmen kann, um Die Siedler zu retten. Einige der nun umgesetzten Änderungen wurden damals im Interview angesprochen:

Beispielsweise löst das Team mit den Kundschafter das Scouting-Problem. Kundschaften war in der Beta nämlich fast unmöglich. Eine zu kleine Armee konnte leicht aufgerieben werden und schickte man alle Soldaten, machte das natürlich die eigenen Ländereien verwundbar. Der Späher könnte das Abtasten zu Spielbeginn deutlich dynamischer und strategischer gestalten.

Die neuen Spezialangriffe der einzigartigen Einheiten lesen sich ebenfalls sinnvoll. Ob sie das Spiel strategisch bereichern, lässt sich schwer sagen. Aber zumindest klingt es danach, als würde man den in der Beta lahmen Fraktionen mehr Facetten verleihen.

Dass die Vogelscheuche rausgeflogen ist, ergibt vor allem aus stilistischer Perspektive Sinn. Allerdings halte ich das Konzept eines Lockvogel-Gebäudes in einem RTS nach wie vor für sehr krude.

Zur Erinnerung: In der ursprünglichen Beta war der Lockvogel noch eine Holzpuppe. Zur Erinnerung: In der ursprünglichen Beta war der Lockvogel noch eine Holzpuppe.

Einfache Lösungen

Doch nicht alle Änderungen in diesem Update klingen nach einer guten Idee. Beziehungsweise haben viele Lösungsansätze von Die Siedler das selbe Problem: Sie sind erschreckend simpel gedacht. Das Team ist sich bewusst, dass ihr RTS auf vielen Ebenen nicht funktioniert. Nur sind diese Probleme zum Teil so tiefgreifend, dass man mit der Entwicklung fast von vorne beginnen müsste. Das ist nach über vier Jahren in der Entwicklungs-Hölle sicher keine Option mehr.

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Also müssen einfache Lösungen her und dabei entstehen teilweise abenteuerliche Features. Letztens sorgte bereits die Idee, Zugänge zu Gegnern mit neutralen Armeen zu verstopfen, für fragende Gesichter. Jetzt führt Ubisoft Düsseldorf einen waschechten Teleport ein.

Der Grund dafür ist nachvollziehbar - Siedler muss dynamischer werden und wir brauchen mehr Optionen, um schnell auf Brandherde zu reagieren. Aber ein Teleport wirkt dann doch sehr unbeholfen und unstimmig. Klar, er könnte das Problem lösen. Aber erscheint auch komplett fehl am Platz. Als wolle man sich Handschuhe über die Füße ziehen, weil gerade keine Socken da sind.

Was haltet ihr von den neuen Infos rund um Die Siedler? Seid ihr optimistisch, dass daraus noch ein gutes Spiel wird, oder ist es nicht mehr zu retten? Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare!

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