Ist Distant Worlds 2 besser als Stellaris? Diese Frage höre ich in letzter Zeit häufiger, und ich möchte sie mit einer Gegenfrage beantworten: Hättet ihr lieber eine Boeing 747 oder einen Sportwagen? Bedenkt: Das Cockpit einer 747 hat knapp 1.000 Schalter, Knöpfe und Anzeigen; ein Sportwagen hat Gaspedal, Bremse und eventuell Kupplung. Dafür kann die Boeing fliegen - aber bis ihr es geschafft habt, sie in die Luft zu kriegen (und wieder zu landen), seid ihr mit dem Sportwagen schon hundertmal zum Pizzaessen nach Catania gebrettert.
Will sagen: Distant Worlds 2 kann ein enorm packendes Weltraum-Strategiespiel sein - worüber wir gleich ausführlicher sprechen -, aber Stellaris ist so viel geradliniger, so viel verständlicher und klarer. Und ja, es klingt paradox, das ausgerechnet über ein Paradox-Strategiespiel zu sagen, das zu 80 Prozent aus Zahlen und Statistiken besteht.
Distant Worlds 2 ist einfach ein anderes Spiel. Eines, das ich euch nicht mal empfehlen würde, wenn ihr Stellaris bereits in- und auswendig kennt.
Nicht umsonst habe ich bei Distant Worlds 2 zum ersten Mal seit gefühlten Jahrzehnten mal wieder ein Handbuch gelesen. Nicht umsonst hat der Publisher Slitherine dieses 102 Seiten starke PDF-Werk direkt im Launcher verlinkt. Die Lektüre hilft, Zusammenhänge zu erschließen: Wie berechnen sich Steuern, wie senke ich die Korruption, was zur Hölle passiert gerade mit meinem interstellaren Imperium?
Distant Worlds 2 zu spielen ist, wie ins sinnbildliche Boeing-Cockpit zu steigen: Erst mal lernen, erst mal verstehen. Welcher Schalter macht was? Welche Anzeige steht wofür?
Dabei hilft - Palpatine sei gespriesen! - der Autopilot. Auf Wunsch lässt sich Distant Worlds 2 so einstellen, dass es sich komplett von selbst spielt. Und dieser Wunsch wird anfangs sehr stark in euch sein. Wobei wir »anfangs« mal großzügig definieren als »in den ersten 20 Stunden und womöglich darüber hinaus«.
Also alles paletti? Ein paar Stunden Einarbeitung und los geht's? Nicht ganz. Denn noch knirscht es im Getriebe der Boeing - und das sollte nun wirklich nicht sein.
Der Autor
In seinen über 18 Jahren in der GameStar-Redaktion hat sich Michael Graf in kein anderes Spiel so sehr verguckt wie in Stellaris. Okay, außer in Cities Skylines vielleicht. Stellaris aber war für ihn die Wiederkehr einer Jugendliebe, nämlich der Jugendliebe zu Master of Orion 2, in das er sich 1996 verguckt hatte. Interstellare Imperien errichten, Raumschlachten schlagen, Todessterne erforschen - sowas mag Micha einfach. Umso dankbarer ist er, dass er von euch, von der GameStar-Community auf Distant Worlds Universe hingewiesen wurde, das er letztes Jahr endlich ausprobiert hat. Wenn das nicht passiert wäre, hätte er jetzt wohl auch Distant Worlds 2 nie angefasst - und etwas verpasst!
Erst mal eine Lehrstunde
Wer vor ein paar Wochen meinen Angespielt-Text über Distant Worlds 2 gelesen oder den Vorgänger Distant Worlds Universe gespielt hat, kennt bereits das Grundprinzip: Distant Worlds läuft wie Stellaris in pausierbarer Echtzeit, fühlt sich im Gegensatz zum Paradox-Vetter jedoch wie ein riesiger Ameisenhaufen an, in dem ich meinem galaktischen Imperium beim Wachsen und Gedeihen zuschauen kann, ohne selbst einen Finger zu rühren.
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