Enderal: Forgotten Stories im Test - Die beste Skyrim-Mod wird noch besser

Die kostenlose Total Conversion für Skyrim ist auf Steam erschienen - und dank eines integrierten DLCs noch größer, packender und motivierender als zuvor.

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Zwei Jahre nach dem ursprünglichen Release ist Enderal auf Steam erschienen - inklusive eines DLCs, der die Mammut-Mod nochmals vergrößert. Zwei Jahre nach dem ursprünglichen Release ist Enderal auf Steam erschienen - inklusive eines DLCs, der die Mammut-Mod nochmals vergrößert.

Neue Welt, neues Skillsystem, eigene Klassen und eine Unmenge abwechslungsreicher Quests - die Total Conversion Enderal: Forgotten Stories hat neben dem Kampf- und Dialogsystem nur den technischen Unterbau mit Bethesdas Open-World Erfolg Skyrim gemeinsam. Das ambitionierte Fanprojekt hat allerdings schon einige Jahre auf dem Buckel. Bereits 2016 testeten wir die damalige Spielversion Enderal ausführlich - und waren schon damals der Meinung, dass Enderal mit der »richtigen« Rollenspielkonkurrenz der letzten Jahre mithalten kann.

Nun hat das Team von SureAI via Steam eine erweitere Version seiner Ausnahme-Mod veröffentlicht, die eben jene »Forgotten Stories« enthält. Das heißt vor allem:

  • mehrere zusätzliche Nebenquests
  • zwei neue Fraktionen, denen wir beitreten können, inklusive eigener, spannender Auftragsketten: Goldene Sichel und Rhâlata
  • zwei neue Charakterklassen: den alchemistisch und gestaltwandlerisch veranlagten Lycantroph (Werwolf!) sowie den Phasmalisten, der geisterhafte Begleiter beschwört und mit erbeuteten Items ausrüstet.
  • rund zehn Stunden mehr Spielzeit

Das Ergebnis ist eine Art »Director's Cut« von Enderal, der die ohnehin fantastische Hauptstory weiter abrundet. Separat anwählen könnt ihr die neuen Inhalte dabei nicht, sie integrieren sich ins Hauptspiel. Auch alte Spielstände funktionieren nicht mehr, Enderal-Veteranen, die es nach Werwolf & Co. gelüstet, müssen von vorne anfangen.

Weil wir festgestellt haben, dass viele GameStar-Besucher Enderal überhaupt nicht kennen, wollen wir hier aber nicht nur die Neuerungen von Forgotten Stories vorstellen, sondern das gesamte Spiel einem Nachtest unterziehen. Denn selten fiel die Antwort auf die Frage »Taugt das?« so eindeutig positiv aus wie bei diesem kostenlos erhältlichen Mammut-Fanprojekt.

Selbst wenn ihr Skyrim nie gespielt habt und euch die Elder Scrolls-Welt nicht interessiert, lohnt es sich, ein paar Euros für das Skyrim-Grundspiel springen zu lassen (mit der Special Edition funktioniert Enderal leider nicht). Denn nur damit könnt ihr in die Welt von Enderal eintauchen, die euch schon mit dem reichlich verstörenden Auftakt in den Sog der mitreißenden Hintergrundgeschichte hineinzieht.

Unser erster Test
Wir haben Enderal bereits zum Release 2016 getestet und damals mit 89 Punkten bewertet. Zwei Punkte Abzug für Bugs und Abstürze ergaben schließlich eine Gesamtwertung von 87 Punkten. Normalerweise würden wir ein Mod-Projekt nicht bewerten, weil es unfair wäre, die Arbeit von Hobby-Entwicklern mit kommerziellen Hochglanz-Produktionen zu vergleichen. Im Fall von Enderal haben wir uns damals jedoch bewusst anders entschieden - gerade weil die Mod auch mit vielen kommerziellen Rollenspielen mithalten kann.

Anlässlich der Steam-Veröffentlichung und des DLCs Forgotten Stories unterziehen wir Enderal nun einem Nachtest, der aber auch Enderal-Neulingen alles erklärt, was sie wissen müssen.

Was ist eine gute Story? - Der Enderal-Autor über Storytelling in Spielen Video starten PLUS 0 Was ist eine gute Story? - Der Enderal-Autor über Storytelling in Spielen

Kannibalismus und viele Fragezeichen

Unser Abenteuer beginnt an einem wunderschönen Sommertag in idyllisch-verträumter ländlicher Umgebung. Neben üppigen Wiesen, Blumen und strahlendem Sonnenschein entdecken wir allerdings auch drei an Kreuzen verbrannte Körper, über die wir bei unserem in der Nähe Holz hackenden Vater nichts erfahren.

Der schickt uns stattdessen in unser Familien-Zuhause, wo wir beim Kochen helfen sollen. Im Inneren des Hauses wird uns jedoch schnell klar, dass hier irgendwas nicht stimmt: Überall liegen Bücher mit kannibalistischem Thema, wir betrachten gruselige Wandbilder und große Mengen an frischem Fleisch.

Als Papa ins Haus zurückkehrt, redet er nur von seinem Hunger und wirft uns vor, wir hätten unsere Mutter und die Schwester getötet. Egal, welche Optionen wir im Gespräch wählen, Vatis Vorwürfe werden immer drastischer, bis plötzlich das Haus in Flammen steht und er mit seinen Händen rohes Fleisch aus einem Tierkadaver reißt.

In einer beängstigenden Vision geht unsere Umgebung in Flammen auf. In einer beängstigenden Vision geht unsere Umgebung in Flammen auf.

Als wir kurz darauf auf einem Schiff erwachen, wird klar, dass das Ganze glücklicherweise nur ein fieser Alptraum war. Es bleibt nicht der letzte Moment bei Enderal, in dem wir uns fragen, wie viel von dem, was wir sehen und erleben, Wirklichkeit ist.

Enderal: Forgotten Stories - Screenshots zum Addon ansehen

Immer wieder sind wir mit Ereignissen konfrontiert, die weniger durch Splattermomente als durch eine geschickt zusammen gestellte Mischung aus Szenerie, Musik und Story lebendig und beängstigend werden. Dieser hintergründig servierte Horror ist ein wesentliches Element der Geschichte und kommt sowohl in der Hauptstory wie auch in zahlreichen Nebenquests zum Tragen.

Wobei man aber auch sagen muss, dass die Haupthandlung nach dem Kannibalen-Auftakt enorm an Fahrt verliert und sich erst mal eine Weile dahinschleppt. Bis zu dieser einen Szene im Haus des Alten Mannes, wenn … ach, das findet ihr besser selbst heraus. Sagen wir einfach: Enderal hält ein gerüttelt Maß Überraschungen bereit. Und das ist ja durchaus ein gutes Zeichen für eine Handlung.

Enderal: Forgotten Stories - Ingame-Trailer: 2 Minuten neue Inhalte des Addons Video starten 2:19 Enderal: Forgotten Stories - Ingame-Trailer: 2 Minuten neue Inhalte des Addons

... und sein Werk ... und sein Werk
Der Dichter ... Der Dichter ...

Im Adelsviertel »beglückt« der verhinderte Dichter (links) die Umgebung mit seinen Werken. Auch mit der selbstgeschriebenen Interpretation (rechts) werden die Gedichte nicht besser.

Reichlich Details für Liebhaber
Viel Liebe für besondere Momente beweisen die Entwickler mit Dialogen wie dem Disput über die Dichtkunst mit einem blasierten, von seinen überragenden Fähigkeiten vollkommen überzeugten Freizeit-Reimeschmied. Statt Erfahrungspunkten gibt es einen Steam-Erfolg. In der nahen Bibliothek finden wir wenig später noch ein Buch, in dem sich der Dichter selbst über den grünen Klee lobt und seine erotisch angehauchten, lautmalerischen Werke für den geneigten Leser nochmals interpretiert. Das bringt uns insgesamt in der Story kein Stück weiter, ist als Abwechslung zur ernsten Haupthandlung aber Gold wert und bringt einige Lacher.

Tiefgründige Welt, spannende Quests

Wir erkunden zunächst in bester Heldenmanier die Insel Enderal und finden uns in einer durch starre Regeln und religiöse Konventionen bestimmten Welt wieder. Aggressive Wildtiere, plötzlich wahnsinnig werdende Menschen und allgegenwärtiges Gemunkel vom Tod der Götter verbreiten Unsicherheit und Angst.

Abseits der Hauptgeschichte, die uns schnell in den Dienst des herrschenden klerikalen Ordens führt, wartet eine Vielzahl an Aufgaben, die alle Aspekte des Alltags auf Enderal beleuchten. Trotz eher klassischem Design, bei dem wir oft von Ort zu Ort reisen und zumeist Gegner bekämpfen, fühlt sich nichts davon langweilig oder unnötig an. Gerade die gelungene Mischung aus lustigen, skurrilen, aber auch ernsten, tragischen und philosophischen Momenten macht das Questen zu einem echten Genuss.

In dieser Gruft finden wir den entscheidenden Beweis auf der Suche nach einem Grund für den Amoklauf eines Gelehrten. In dieser Gruft finden wir den entscheidenden Beweis auf der Suche nach einem Grund für den Amoklauf eines Gelehrten.

Wir knacken für einen Bauernjungen eine Schatulle, versuchen einen Händler mit seiner drogensüchtigen Schwester zu versöhnen oder helfen den Apothekarii in der slumartigen Unterstadt von Enderals größter Metropole Ark beim Erwerb dringend nötiger Kräuter, selbst die zunächst ziemlich seltsam klingende Geschichte einer Händlerin, die einen Auradieb für einen geklauten Trank verantwortlich macht, hat einen überraschend vernünftigen Hintergrund, bei dem wir dem Missetäter ordentlich Prügel zukommen lassen.

Alternativ erfüllen wir einige Kopfgeldaufträge für die Obrigkeit und sacken für erledigte Banditen, Monster oder Mörder den Ertrag ein. Mit einem hohen Rhetorikwert gelingt es uns aber auch immer wieder, Kämpfe ganz zu vermeiden und eine alternative Lösung zu finden.

Enderal-Roman
Der Story-Autor Nicolas Lietzau schreibt aktuell am Enderal-Roman »Träume eines sterbenden Gottes«, der die Vorgeschichte des Begleiters Jespar Dal'Varek erzählt. Der Roman erscheint kostenlos im Internet - Kapitel für Kapitel. Wer mal reinschauen will, findet die ersten Kapitel bereits jetzt auf Nicolas' Patreon-Seite.

Auf der Übersichtskarte sehen wir alle bisher besuchten Orte und die Schnellreisepunkte. Auf der Übersichtskarte sehen wir alle bisher besuchten Orte und die Schnellreisepunkte.

Lebendig geschriebene und von über 80 Sprechern hervorragend vertonte NPCs inszenieren die abwechslungsreichen Geschichten passend. Bemerkenswert: Alle Beteiligten waren unentgeltlich für das Projekt tätig und sind zu einem großen Teil sogar professionelle Sprecher!

Die vielfältige Spielwelt lebt übrigens auch ganz gut ohne uns. Alle NPCs haben einen geregelten Tagesablauf und feste Aufgaben, denen sie nachgehen. Pech, wenn wir vor acht Uhr morgens oder acht Uhr abends etwas kaufen wollen, denn auch die Händler machen Feierabend. Manche NPCs treffen wir morgens im Tempel, mittags im Gasthaus und abends im eigenen Haus. Richtig gut: Kein Inselbewohner steht einfach mit einem gelben Ausrufezeichen über dem Kopf herum und wartet darauf, dass wir ihn um Arbeit fragen.

Kolumne: The Elder Scrolls 6 eine Story mit Enderal-Qualität!

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