Gibt es so etwas wie eine idyllische Postapokalypse? Diese Frage haben wir uns im Laufe der rund vierstündigen Reise in Far: Lone Sails mehrere Male gestellt. Dabei ist die Prämisse des Indie-Spiels vom Entwicklerteam Okomotive alles andere als einladend.
Far: Lone Sails entführt uns in eine karge Welt, die von einer schweren Naturkatastrophe gezeichnet ist. Die zerfallenen Überreste einer Industrienation sind am Horizont zu erkennen, die Welt um uns herum erinnert an trostlose Salzwüsten, kein Mensch ist weit und breit zu sehen.
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Und trotzdem strahlt diese wunderschön modellierte, in Aquarelloptik gehaltene Spielwelt auf ihre Art eine beruhigende Aura aus. Als stumme Figur, nur in einem roten Regencape gekleidet, laufen wir ohne rechtes Ziel verloren umher, bis wir auf ein mysteriöses Fahrzeug treffen, groß und mächtig wie ein Einfamilienhaus. Auf den ersten Blick stellt die Maschine eine undefinierbare Mixtur aus Lokomotive, Mississippi-Raddampfer und U-Boot dar. Wir nähern uns fragend dem Gefährt und eine aufklappende Ladeluke lädt dazu ein, das Ungetüm zu betreten.
Währenddessen zoomt die Perspektive näher an die Spielfigur heran und blendet beim Betreten des Innenraums die Außenfassade weg. Wie in einem Kinderbilderbuch »Meine erste Steampunk-Lok« zeigt uns das Spiel das Innenleben der unbewohnten Maschine im 2D-Aufschnitt. Dieses erstreckt sich über drei Stockwerke und beherbergt mehrere Räume voller Schalter und Gerätschaften, die unsere Figur interessiert erkundet.
Große rote Knöpfe laden dazu ein, gedrückt zu werden, was wir natürlich auch sofort ausprobieren. Ächzend und stöhnend springt der Motor der rostigen Maschine an und setzt das wohl seit Jahrzehnten brachliegende Ungetüm schwerfällig in Bewegung. Ein transparenter Tank mit einer leuchtenden Flüssigkeit lässt den aktuellen Benzinvorrat erkennen und gibt uns zu verstehen, dass wir dringend tanken müssen. Aber wo tankt man in der Postapokalypse?
Mal ordentlich Dampf ablassen
Zum Glück hat der unbekannte Erbauer mitgedacht und liefert die Antwort wortwörtlich »frei Haus«. Im zweiten Stock unseres neuen Wohnmobils befindet sich ein Lastenaufzug, der auf Knopfdruck alles brennbare Material in einen Ofen befördert. Dort wird der Schrott in Energie für unseren Tank umgewandelt.
Alte Kisten, Holzplanken und Fässer in der Umgebung zu finden fällt nicht schwer. So sammeln wir fleißig Strandgut ein, tragen dies in das fahrbare Zuhause und werfen es in den Brennofen. Alle paar Sekunden müssen wir außerdem aktiv den Schubregler betätigen, um das Gefährt in Bewegung zu halten. Dies verhindert, dass unser Haus allzu weit wegfährt, wenn wir auf Exkursionen gehen, um weiteren Brennstoff zu holen.
Zusätzlich sollten wir hin und wieder einen Blick auf den Druck im Kessel werfen und rechtzeitig »Dampf ablassen«. Dies erfolgt ebenfalls über einen großen roten Knopf, gegen den wir mit unserer Figur hüpfen. Da sich das komplette Spiel nur auf der 2D-Ebene bewegt, können wir uns nicht verlaufen und brauchen auch bei größeren Touren nie lange zurück nach Hause.
Dieser neue Job macht Spaß und in uns keimt so etwas wie Hoffnung auf, durch den Fund dieser Maschine vielleicht doch noch auf andere Überlebende zu treffen. Doch just, als wir uns so richtig schön in den Rhythmus aus Sammeln, Tank füllen, Knöpfchen drücken und Dampfablassen eingegroovt haben, kommt die Fahrt ruckartig zum Stehen. Eine alte Schiffsturbine versperrt uns den Weg. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unseren sicheren Arbeitsplatz zu verlassen um außerhalb nach einer Lösung des Problems zu suchen.
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